Aldibroker
10.10.2002, 13:54 |
Positive Konjunktursignale, Lasst uns die ausschlieslich miese Stimmung beenden! Thread gesperrt |
-->Positive Konjunktursignale, Lasst uns die miese Stimmung beenden!
Wieder mehr Auftragseingänge für deutsche Industrie
Die deutsche Industrie kann wieder hoffen: im August hat sich die Auftragslage erstmals seit Monaten wieder gebessert.
Deutsche Exporte im August gestiegen
Die deutschen Wirtschaft hat im August ein Prozent mehr exportiert als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Juli stiegen die Exporte mit einem Wert von 52,2 Milliarden Euro saisonbereinigt um 10,6 Prozent
[/b]Höhere Industrieproduktion im August[/b]
Die deutsche Industrie kommt wieder Touren: Im August wurde die Produktion gegenüber dem Vormonat um 1,8 Prozent gesteigert.
Deutsche Inflationsrate im September 1,0 Prozent
Die Lebenshaltung in Deutschland hat sich im September zum Vorjahr nur um 1,0 Prozent verteuert. Die deutsche Inflationsrate ist im europäischen Vergleich sehr niedrig.
Im Vergleich zum August sanken die Verbraucherpreise sogar um 0,1 Prozent
BMW-Absatz weiter auf Rekordkurs
Und vorher diese Schlagzielen:
BDI senkt Konjunkturerwartungen
IW: Aufschwung der deutschen Wirtschaft nicht in Sicht
Deutsche Bank senkt Wachstumsprognose auf nur 0,1 Prozent
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht schwarz
Trostlose Stimmung im Mittelstand
Fast jedes dritte mittelständische Unternehmen befürchtet Umsatzrückgänge
Fakt ist, das der Facheinzelhandel und der Baubereich schlecht laufen. Hintergrund dieser Entwicklung ist aber weniger ein konjunktureller Zusammenbruch, sondern ein Strukturwandel, dem sich gerade viele Betreibe im Mittelstand nicht mehr gewachsen sehen. In der Baubranche werden gerade die deutlichen Überkapazitäten die durch den massiven Wiederaufbau Ost entstanden sind abgebaut und im Handel gibt es einen deutlichen Trend zur Direktvermarktung von Biokost und landwirtschaftlichen Produkten, Erlebnismärkten, Aktionspreisen und Sonderverkäufen von Kleidung, HIFI, Computer und anderen täglichen Gebrauchsgegenständen bei Discountern mit großen Parkflächen und Schnäppchenpreisen.
Wenn Creditreform also unter 4500 kleinen und mittelständischen Betreiben eine Umfrage startet und zum Schluss kommt, das es eine trostlose Stimmung gibt, ist dies noch lange kein Indikator für die konjunkturelle, sehr wohl aber für die strukturelle Entwicklung in unserem Lande, denn viele Fachgeschäfte haben versucht, den Euro zum Teuro zu machen und nun machen die Discounter und Verbraucher das Geschäft mit günstigen Aktionspreisen. Es ist innerhalb der Warenkörbe des statistischen Bundesamtes allerdings feststellbar, dass diese Waren dadurch noch billiger als zu D-Mark-Zeiten geworden sind. Hier herrscht Deflation, während Ã-lprodukte durch höhere Weltmarktpreise, aber auch zum geringeren Teil durch die ökologische Steuerreform teuer geworden sind. Dies gilt auch für alle Frischprodukte, denn dort hat der Handel gelernt, dass immer mehr Verbraucher im Trend der Direktvermarktung immer mehr auf Frische und Qualität und weniger nach dem Preis einkauft. Discounter wie Aldi sind mit der Kombination aus Qualitäts- und Preisvorteilen zur Zeit besonders erfolgreich, schaffen es aber bis zum heutigen Tage nicht, auch ein Vollsortiment mit Frischprodukten anzubieten.
Natürlich drückt die Börsenentwicklung auf die Stimmung, aber bei aller Vorsicht vor zu optimistischen Konjunkturerwartungen müssen wir doch anerkennen, das selbst unter den von Creditreform befragten Mittelstand rund 75% angaben, keine Stellenstreichungen zu planen. Fast 8 Prozent gaben sogar an, noch weitere Stellen aufbauen zu wollen.
Es gehört auch zur Druck- und Drohkulisse der Wirtschaftsverbände vor und auch nach Wahlen, durch miese Stimmung wieder hohe Subventionen und wirtschaftsfreundliche Politik medienwirksam einzufordern. Wenn dies allerdings nur zu Lasten einer Partei geht und auch überzogen wird, wird dieses Vorhaben unseriös und kann regierende Politiker beim konkreten Handeln negativ beeinflussen. So geht der Schuss nach hinten los!
Probleme gibt es in der Tat im Mittelstand bei der Eigenkapitalquote und Basel II, die rigide Kreditvergabepolitik der Banken und Sparkassen treiben immer mehr Unternehmen in die Insolvenz. Creditreform hat auch herausgefunden, dass 99% aller Insolvenzen kleine Betreibe mit weniger als 100 Mitarbeitern betreffen, so das die negativen Beschäftigungseffekte im gesamten Strukturwandel nicht überbewertet werden dürfen. Abgesehen von kurzen konjunkturellen Dellen steigt die Erwerbstätigkeit langfristig und strukturell weiter an, allerdings nicht so schnell wie das Angebot an Arbeitskräften. Deutschland ist ein reiches Zuwanderungsland, das gerade auch aus anderen EU-Staaten und durch einer steigende Zahl von Doppelverdienerhaushalten zusätzliches Arbeitskräftepotential generiert, um unter anderem den Niedriglohnsektor abzudecken.
Bei den Großpleiten wie bei Holzmann, Kirch oder Babcock finden sich in der Regel für große Teile der Beschäftigten auch Auffanglösungen oder regional andere Vermittlungsmöglichkeiten bei Wettbewerbern, die das teilweise Geschäft aufsaugen. Jede Insolvenz hat aber auch negative Folgen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, so dass wir mutige Reformen zur wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Erneuerung benötigen. Wünschen wir den Verantwortlichen eine ruhige, aber glückliche Hand bei der klugen Auswahl der zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen. Der Wunsch vieler nach immer niedrigeren Steuern ist verständlich, aber sicher in dieser Zeit nicht finanzierbar. Der richtige Weg kann nur im Abbau von Bürokratie, Vereinfachung von Steuersystemen, Gesetzen und Ausnahmetatbeständen und im Abbau von Subventionen.
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schombi
10.10.2002, 14:02
@ Aldibroker
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Klar es geht Aufwärts, bei der Super Regierung und die Zuwächse |
-->der Arbeitsplätze - WOW! Es brauch sich keiner Sorgen machen - NEIN!
Fakt ist: Es ist kein Geld mehr da, dass wieder richtig konsumiert werden kann. Und mit den Steuererhöhungen ist dann noch weniger Geld da!
Immer mehr Menschen sind Arbeitslos oder müssen Billigslöhne annehmen - ergo: weniger Geld vorhanden!
Aber harren wir der Dinge die da kommen.
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Euklid
10.10.2002, 14:40
@ Aldibroker
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Re: Positive Konjunktursignale, Lasst uns die ausschlieslich miese Stimmung beenden! |
-->Aldi wie er leibt und lebt;-)
Großartig Aldi.
Leider hast Du bei deiner Schilderung viele fest programmierte Neu-Arbeitslose vergessen.
Telekom 50 000
Banken 40 000
Bau (Winter) geschätzt 150 000
usw usw
Ein einziger Arbeitsloser kostet den Staat folgende Ausgaben:
Arbeitslosengeld 5234 Euro
Beiträge Rente 1647 Euro
Kranken Pflege 1610 Euro
Ergänz.Sozialhilfe 970 Euro
Wohngeld 238 Euro
Das sind bis jetzt 9699 Euro
Und jetzt die Mindereinnahmen die genüber dem Schnitt dazugerechnet werden müssen.
Mindereinnahmen Steuer 3770 Euro
Mindereinnahmen Rente 2159 Euro
Minderein. Krankenvers.1391 Euro
Minderein. Arbeislosvers. 1281 Euro
Das sind nochmal 8601 Euro
Insgesamt also 18300 Euro je Arbeitslosen.
Also verpulvern wir momentan ca 4 000 000 mal 18300 Euro das sind rund 73 MRD Euro.
Im Jahre 1998 gab es eine Regierung die den Aufschwung für sich moniert hat:
Schröders Aufschwung soll ja schon nach 2 Tagen im Regierungsamt gewirkt haben.
Leider hat man damals den wirklich beginnenden Aufschwung nicht genutzt.
Bei konsequenter Politik hätten wir 500 000 Arbeislose abbauen können.
Aber wir werden im Winter Januar 2003 nachrechnen.
Das sind dann Schröders Arbeitslose.
Und die demographischen Vorteile sollten wier auch nicht außer Acht lassen.
Wir starten mit einem Sockel von Arbeitslosen von mindestens 1,2 Millionen die hausgemacht waren.Das sind genau die 20 Mrd Euro die Herr Eichel heute in der Kasse sucht.
Und jetzt die Neuerungen der gewählten SPD - Regierung
Mehrwertsteuererhöhung nach einer Schamfrist mind 2%
Gewerbesteuer für alle Freiberufler (das ist die Förderung der SPD für kleine Unternehmen)
Eigener Hebesatz für die Kommunen bei der Einkommensteuer.
Vermögen und Erbschaftssteuer durch die Länder
Einführung einer gewinnunabhängigen Körperschaftsmindeststeuer (das ist die Poll-Tax für Unternehmer)
Auch bei der Gewerbesteuer ist an eine Mindeststeuer (weiteres Förderprogramm für die mittelständische Wirtschaft durch die SPD.)
Sollte die Regierung diese Flausen weiter im Kopf haben und auch noch durchziehen wollen ist sie im Winter 2003 /2004 nicht mehr im Amt.
So wird das kein Aufschwung aber ich warte mal ab was die Koalitionsvereinbarungen so bringen.
Eher fürchte ich daß von mir noch eine ganz Menge negatives nicht berücksichtigt ist.
Gruß EUKLID
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RetterderMatrix
10.10.2002, 14:59
@ Euklid
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Re: Positive Konjunktursignale, Lasst uns die ausschlieslich miese Stimmung beenden! |
-->Moin Euklid,
kannst mir sagen, wo Du diese Zahlen her hast? Ich möchte sie woanders nennen, und da kennt dich keiner.
>Leider hast Du bei deiner Schilderung viele fest programmierte Neu-Arbeitslose vergessen.
>Telekom 50 000
>Banken 40 000
>Bau (Winter) geschätzt 150 000
>usw usw
>Ein einziger Arbeitsloser kostet den Staat folgende Ausgaben:
>Arbeitslosengeld 5234 Euro
>Beiträge Rente 1647 Euro
>Kranken Pflege 1610 Euro
>Ergänz.Sozialhilfe 970 Euro
>Wohngeld 238 Euro
>Das sind bis jetzt 9699 Euro
>Und jetzt die Mindereinnahmen die genüber dem Schnitt dazugerechnet werden müssen.
>Mindereinnahmen Steuer 3770 Euro
>Mindereinnahmen Rente 2159 Euro
>Minderein. Krankenvers.1391 Euro
>Minderein. Arbeislosvers. 1281 Euro
>Das sind nochmal 8601 Euro > Insgesamt also 18300 Euro je Arbeitslosen.
>Also verpulvern wir momentan ca 4 000 000 mal 18300 Euro das sind rund 73 MRD Euro.
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Saint-Just
10.10.2002, 14:59
@ Aldibroker
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Re: Positive Konjunktursignale, Lasst uns die ausschlieslich miese Stimmung beenden! |
-->Warum überzeugst Du Herrn Eichel, Freunde und Lakaien nicht einfach davon, Spar-und Konsolidierungskurs sowie 'Stabilitäts'pakt in jene Tonne zu werfen, in welche sie gehören?
Müll zu Müll... (ich meine natürlich nicht die erwähnten Personen).
Gruss!
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Sushicat
10.10.2002, 15:04
@ Aldibroker
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Ich leide wohl an Wahrnehmungsstörungen..... |
-->Also, ich weiß ja wirklich nicht, wie die auf ihre Zahlen kommen.
Liegt´s am Erhebungszeitraum?
Ist das alles ein regionales Problem?
Also hier im Ruhrgebiet laufen die Geschäfte von Woche zu Woche schlechter, richtig mies wurde es seit den Sommerferien.
Von anderen Geschäftsleuten bekomme ich mit, daß da überhaupt nichts mehr geht. Bei mir war es bislang noch ganz in Ordnung, aber auch nur, weil ich die Preise gesenkt hatte, treue Stammkunden habe und mehr Zeit investiere.
Aber die letzten beiden Wochen waren der reinste Horror, und diese Woche toppt alles. Viele treue Kunden haben schon geordert, der restliche Monat wird spannend.
Nicht, daß ich zu verzweifelt klinge, ich habe damit gerechnet, aber das, was ich sehe, geht mir alles zu schnell.
Und dann lese ich so etwas! Es will mir einfach nicht in den Kopf!
Wenn ich am Wochenende mal Zeit habe, in die Stadt zu gehen, springen mir immer häufiger Räumungsverkäufe und Maklerschilder"Büro/Ladenlokal zu vermieten", teilweise meterlang an Gebäudefronten gehängt, ins Auge.
Und die Finanzlage der Kommunen hier im Ruhrgebiet ist eine Katastrophe. Jemand von der Stadt hat mir neulich erzählt, man hat kein Geld mehr, Straßenschäden zu beheben. Aber schlimmer noch ist, daß auch kein Geld mehr da wäre für Schilder"Vorsicht! Straßenschäden!".
Aber anscheinend bilde ich mir das ja alles nur ein, vielleicht liegt´s ja auch gerade an der Wetterlage und am Montag bricht der totale Boom aus.
Tapfere Grüße
Sushicat
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Euklid
10.10.2002, 15:10
@ Sushicat
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Re: Ich leide wohl an Wahrnehmungsstörungen..... |
-->Deine Wahrnehmung ist völlig in Ordnung.Die nächsten Zahlen für das vierte Quartal werden Horrorzahlen.
Die Kommunen haben inzwischen ja auch schon fast alles verkauft.
Straßenbahnen,Kläranlagen,Wasserwerke.
Das Geld dafür ist natürlich schon lange weg.
Jetzt geht es erst los.
Bald werden wir wieder eine Gebührenrunde bei Wasser plus Abwasser plus Müllabfuhr sehen.Da der ganze Kram ja verhökert wurde kann jetzt bald völlig ungeniert zugegriffen werden.
Es sind dann ja nicht die Politiker denn sie können ja nichts dafür daß sie verkaufen mußten was wir mit Steuergeldern finanziert hatten;-)
Gruß EUKLID
PS Die werden sich bald verkrümeln.
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--- ELLI ---
10.10.2002, 15:12
@ Sushicat
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Re: Ich leide wohl an Wahrnehmungsstörungen...../ nein.... |
-->
... du nicht, höchstens Aldi.
Ebenfalls aus dem Ruhrgebiet (15 km nördlich von dir ;-) kann ich das alles nur bestätigen.
>Also, ich weiß ja wirklich nicht, wie die auf ihre Zahlen kommen.
>Liegt´s am Erhebungszeitraum?
>Ist das alles ein regionales Problem?
>Also hier im Ruhrgebiet laufen die Geschäfte von Woche zu Woche schlechter, richtig mies wurde es seit den Sommerferien.
>Von anderen Geschäftsleuten bekomme ich mit, daß da überhaupt nichts mehr geht. Bei mir war es bislang noch ganz in Ordnung, aber auch nur, weil ich die Preise gesenkt hatte, treue Stammkunden habe und mehr Zeit investiere.
>Aber die letzten beiden Wochen waren der reinste Horror, und diese Woche toppt alles. Viele treue Kunden haben schon geordert, der restliche Monat wird spannend.
>Nicht, daß ich zu verzweifelt klinge, ich habe damit gerechnet, aber das, was ich sehe, geht mir alles zu schnell.
>Und dann lese ich so etwas! Es will mir einfach nicht in den Kopf!
>Wenn ich am Wochenende mal Zeit habe, in die Stadt zu gehen, springen mir immer häufiger Räumungsverkäufe und Maklerschilder"Büro/Ladenlokal zu vermieten", teilweise meterlang an Gebäudefronten gehängt, ins Auge.
>Und die Finanzlage der Kommunen hier im Ruhrgebiet ist eine Katastrophe. Jemand von der Stadt hat mir neulich erzählt, man hat kein Geld mehr, Straßenschäden zu beheben. Aber schlimmer noch ist, daß auch kein Geld mehr da wäre für Schilder"Vorsicht! Straßenschäden!".
>Aber anscheinend bilde ich mir das ja alles nur ein, vielleicht liegt´s ja auch gerade an der Wetterlage und am Montag bricht der totale Boom aus.
>Tapfere Grüße
>Sushicat
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Euklid
10.10.2002, 15:16
@ RetterderMatrix
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Re: Positive Konjunktursignale, Lasst uns die ausschlieslich miese Stimmung beenden! |
-->Adresse www.was-passiert.de.vu
Unbedingt das vu am Ende dazu setzen sonst funktioniert die Kiste nicht.
Da hier auch noch vieles andere steht was aber alles sehr interressant ist
und die Gesamtproblematik der Weltwirtschaft behandelt alles durchklicken;-)
Diese Zahlen waren unter Deutschland zu finden.
Gruß EUKLID und schönes Studium;-)
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Aldibroker
10.10.2002, 15:58
@ Sushicat
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Deine Wahrnehmung ist immer richtig, aber was verzerrt unser emotionaler Filter? |
-->Sushicat,
es ist durchaus angebracht, immer auch etwas Skepsis zu haben, aber alles ist schlecht oder gut oder alles wird besser oder schlechter ist wohl zu trivial. Nach psychologischen Gesetzen neigen wir in der Bubble zur Euphorie und im Tal der Tränen zum Pessimismus. Die Lehren aus dem Jahre 1929 mahnen auch zur Vorsicht, dass finanzwirtschaftliche Größen auf die Realwirtschaft durchschlagen können. Ob bei der zuletzt festzustellenden Abkopplung aber immer ein muss dahinter steht, sollten wir bedenken. Nehmen wir es wie es ist, wo Licht ist auch Schatten und umgekehrt.
Das was ich in meiner unmittelbaren Umgebung zu beobachten glaube, geht auch immer durch den emotionalen Filter und der unterliegt den normalen psychologischen Gesetzen.
Wenn es bei dir durch deine klugen Marktreaktionen bislang noch ganz in Ordnung ist und dir treue Kunden geblieben sind, die dich zu Investitionen veranlassen, muss das nicht für deine ganze Umgebung gelten, aber auch die sind kein Maßstab für die ganze Region oder das ganze Land.
Was jedem auffallen muss, ist das Fachhandelssterben und leere Schaufenster in Innenstädten, aber am Stadtrand herrscht Hochbetrieb und Aldi, Lidl & Co. haben Hochbetrieb, suchen Leute und machen eine erfolgreiche Sonderaktion nach der anderen.
Die Finanzlage der Kommunen ist überall schlecht, aber dennoch werden heute viele Milliarden Euro Steuern und Abgaben mehr eingenommen und ausgegeben, als vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren. Not zwingt auch zum Umdenken und vielleicht lernen wir dadurch besser mit den öffentlichen Ressourcen umgehen. Das Beheben von Straßenschäden kann ja auch in den letzten Jahrzehnten zu exzessiv gewesen sein. Statt auszubessern wie zu Zeiten Adenauers muss immer gleich die neue Decke her und Schilder"Vorsicht! Straßenschäden!" sehe ich seit meinem 5. Lebensjahr nicht mehr oder weniger und dazwischen liegt eine Zeitspanne von gut 40 Jahren! Was objektiv zutrifft, kann jeder nur erahnen und Ahnungen gibt es viele. Jede hat das Recht, neben genau der gegenteiligen zu bestehen, denn was die Zukunft wirklich bringt, das haben wir in den letzten Jahrzehnten auch nicht immer richtig diskutiert und selbst jene mit einer hohen Trefferquote werden sich auch mal irren.
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Aldibroker
10.10.2002, 16:05
@ Euklid
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alles wird schlecht ist zu einfach, deshalb die positive Sicht hier |
-->EUKLID,
sollten nicht schon diese Zahlen der reinste Horror werden? Das die Kommunen dabei sind Tafelsilber zu verkaufen, sollte die Staatsquote senken und die Marktkräfte heben. Im übrigen besteht so eher die Chance, aus vielen ehemals öffentlichen Defizitbetrieben ertragreiche Unternehmen zu machen. Statt Zuschuss gibt es volkswirtschaftlich so leichter Rendite. Wer für Marktöffnung ist, sollte diesen auch konsequent weiter betreiben, z.B. mit örtlichen Wettbewerbern, die sich Strasse für Strasse mit günstigen Entsorgungsgebühren sichern könnten. Dann werden auch die Gebühren und Abgaben mittelfristig sinken und weitere Impulse für die Volkswirtschaft geben.
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Aldibroker
10.10.2002, 16:08
@ Saint-Just
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Können wir Konsolidierungsbemühungen wirklich ernsthaft aufgeben? |
-->Natürlich besteht einigkeit darin, dass man in der Krise nicht am härtesten Sparen kann, aber bei gegebener Lage ganz aufs Sparen und konsolidieren zu verzichten halte ich für unvernünftig.
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Aldibroker
10.10.2002, 16:33
@ Euklid
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Richtig, aber... |
-->Euklid,
wenn ich die Arbeitslosenstatistik bisher richtig gelesen habe, werden monatlich einige Hunderttausend Stellen neubesetzt und gegen auch wieder verloren. Jährlich haben wir also in Millionenhöhe Stellenab- und aufbau. Das ist auch größtenteils Strukturwandel. Konjunkturell und saisonal haben wir immer Veränderungen in der Arbeitslosenquote und strukturell treten wir trotz der schwersten Börsen- und Wirtschaftskrise seit 1929 nur auf der Stelle. Das letzte Hoch von fast 5 Millionen Arbeitslosen war noch zur Mitte der letzten Regierungszeit Kohls und wenn wir das positiv interpretieren, sind wir noch in den Nachwehen der Wiedervereinigung. Diese haben zunächst eine grausame Arbeitsplatzvernichtung gebracht, dann u.a. die Sonderkonjunktur Ost und nun den Abbau nicht mehr benötigter Kapazitäten. Die schwächere Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist nicht so signifikant, obwohl wir hier eine Sonderlast von fast 10% noch heute aus der Vereinigung haben.
Wenn man dann deine Zahlen noch in die zeitliche und regionale Aufteilung bringt, wirken sie auch weniger dramatisch. Wenn die Telekom jährlich rund 15.000 Mitarbeiter über natürliche Fluktuation oder gezielte Programme abbauen will, entfallen auf Deutschland schon rund 1/3 weniger. Es werden also bundesweit je Bundesland jährlich keine 1000 Mitarbeiter abgebaut. Das geht so geräuschlos in den vielen Monaten ab, dass wir es kaum bemerken, denn viele von den Mitarbeitern werden wieder andere Jobs finden. Vielleicht nicht ganz so gut und bequem, aber eben mehr als auskömmlich.
Sicher wird diese Maßnahme auch dazu beitragen, dass die Telekom keine defizitäre Behörde mehr bleibt, sondern neue Rentabilitäten, Produktivitäten und auch Kundenpotentiale erschließt. Dann wir wieder eingestellt!
Die Rechnung ein Arbeitsloser kostet rund 18.300 € ist mir ehrlich gesagt zu allgemein. Natürlich kann man Prämissen bauen, unter denen diese Rechnung passt, aber mehr Differenzierung und Flexibilität hilft nicht nur dem Arbeitsmarkt, sondern auch dem Denken in Lösungen. Natürlich verpulvern wir zuviel Geld in der Verwaltung von Arbeitslosigkeit, aber im Gegensatz zu dir hege ich Hoffnungen, das sich dies beginnend mit Hartz verbessert.
Natürlich können wir jetzt wieder unsere unterschiedlichen Parteibrillen aufsetzen, im Dienste der Sache wäre das aber sicher nicht, also wertfrei von Schröder, Stoiber Handlungen und Unterlassungen aufzeigen und Entwicklungen beurteilen. Das dabei auch Unterschiede in Bewertungen auftreten ist selbstverständlich. Das jede Partei nach der Wahl neue Einnahmen gesucht hätte und Ausgabenkürzungen vorgenommen hätte versteht sich von selbst. Die Steuervorschläge kommen auch nicht nur aus einer Partei.
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Aldibroker
10.10.2002, 16:42
@ Euklid
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Wer noch nicht an der Macht ist, sucht nach Wegen, diese zu erlangen |
-->Wir dürfen auch sicher sein, dass gerade jene gesellschaftliche Gruppen, die sich nicht gut von den aktuellen Volksvertretern vertreten fühlen, immer nach Wegen suchen, diese zu erlangen und dabei kann nur ein Bild der notwendigen Veränderung helfen, dass nach Aussagen dieser Gruppen undifferenziert als extrem mies dargestellt wird. Ferner wird natürlich den demokratisch gewählten Volksvertretern jede Kompetenz und Lösungsfähigkeit abgesprochen. Sorry, aber ein privatwirtschaftlicher CIA oder EIRA bringt vielleicht gute Analysen, aber bessere Politik?
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Aldibroker
10.10.2002, 16:46
@ schombi
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Hoffnungen und Ängste |
-->Schombi,
natürlich müssen sich viele unterschiedliche Sorgen und Hoffnungen machen. Der eine hofft auf einen Arbeitsplatz, der andere auch nicht zu großen Vermittlungsdruck...
Der eine hofft auch ein noch größeres Vermögen, der andere eine Scheibe Brot essen zu können...
Der eine hofft auf ein noch besser bezahlten Job, der andere hofft wieder einen zu finden...
Der eine hofft auf Solidarität, der andere auf sozialen Kahlschlag...
Jeder hat seine Wünsche, Hoffnungen, Ängste aber auch persönliche Zuversicht!
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Tobias
10.10.2002, 16:55
@ Aldibroker
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Kompetenz und Lösungsfähigkeit der Politiker |
-->Ferner wird natürlich den demokratisch gewählten Volksvertretern jede Kompetenz und Lösungsfähigkeit abgesprochen.
***Aldi, das ist leider richtig - s. (Link unten) massenhaft Beispiele, die sich kein Privater leisten könnte.
Gruß
Tobias
<ul> ~ Unsere Politiker sind toll!</ul>
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Tobias
10.10.2002, 17:00
@ Aldibroker
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Die verratene Generation |
-->>natürlich müssen sich viele unterschiedliche Sorgen und Hoffnungen machen. Der eine hofft auf einen Arbeitsplatz, der andere auch nicht zu großen Vermittlungsdruck...
***Hier die Realität:
<ul> ~ Jobmisere allerorten - hier: Die Akademiker</ul>
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Baldur der Ketzer
10.10.2002, 17:12
@ Sushicat
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Re: Volldampf voraus, hussasasasahhhhh, Viagra forte in Opas Torte ;-) |
-->>Also, ich weiß ja wirklich nicht, wie die auf ihre Zahlen kommen.
>Liegt´s am Erhebungszeitraum?
>Ist das alles ein regionales Problem?
Hallo, Sushicat,
ja, wir haben einen Knick in der Optik.
Denn wir glauben, was wir sagen, und was wir sagen, wissen wir aufgrund harter Fakten.
Mich erinnert das alles an den uralten Witz vom Opa, der zum Arzt kommt und sagt, Herr Doktor, bei mir läuft nix mehr, und mein Freund Alfons kann noch fünfmal die Woche, was kann ich tun, damits bei mir auch so läuft wie bei Alfons?
Und der Arzt sagt trocken, , na, dann behaupten Sie´s halt auch......
Couchepäng, Honecker, wollt-ihr-den-totalen-Krieg-Klumpfuß, Thieme und Bernecker.....;-), und natürlich Erich Stasi Mielke, der doch alle so sehr liebte.......
Die alle sind und waren Gewächse jener wirklichkeitsenthobenen Traumwelt, die beim Gewahrwerden des Pleitegeiers im dunklen Walde für die Gefolgsleute ein Liedchen trällern, sich dabei aber selber vor Angst in die Hose nässen, das ist alles ein dermaßener Schwachsinn, daß ich das nur noch unter:
--zwanghaft ablenkende, humoristische Einlagen eines in Windungen und Zuckungen befindlichen, lethargisch-in Argonie befindlichen Staatswurms, der kurz vor dem Platzen ist,
zur Kenntnis nehme.
Das hat nicht mal mehr die liebenswert-dümmliche Vorstellungsqualität eines drittklassigen Pausenclowns, das gleicht nur noch einem miesen, oberfaulen Stil aus dem OK-Abzocker-Betrugs-Milieu. (OK=organisierte Kriminalität).
Denen Jungs an den Schaltstellen der verfaulenden Macht brennt der Hut und der Hintern zugleich.
Und sie werden in diesem tollwütigen Zustand noch viel Porzellan zerdeppern...;-((((((((((
Fazit: Harndrang!
und, nimms leicht, wir sehen klarer, als uns lieb sein kann.
beste Grüße vom Baldur
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Tobias
10.10.2002, 17:13
@ Aldibroker
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Leider Schulden statt Sparen |
-->>Natürlich besteht einigkeit darin, dass man in der Krise nicht am härtesten Sparen kann, aber bei gegebener Lage ganz aufs Sparen und konsolidieren zu verzichten halte ich für unvernünftig.
***Nirgendwo wird an öffentlicher Stelle"gespart" oder"konsolidiert" - Deine rot-grünen Politiker lügen wie gedruckt und dabei sogar lächelnd (Think positive!) in die Kamera: Sie faseln vom"Sparen", machen aber tatsächlich gigantische weitere, neue, zusätzliche Schulden. Tagtäglich Abermillionen, Aldi - perverser geht's nimmer. Aktuelle Zahlen s. steuerzahler.de oder hier nochmals nachlesen zum"Sparen":
<ul> ~ Schulden statt Sparen</ul>
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Baldur der Ketzer
10.10.2002, 17:18
@ Tobias
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Re: Die durchgeknallte Generation? |
-->Hallo, Tobias,
ein Bekannter von mir ärgert sich immer, daß der alte Meister im Betrieb mehr verdient als er als Dibble-inch.
Der ist auch so ne Knalltype.
Ich hab studiert, also hab ich verdammt-noch-mal Anspruch auf ein Fetzengehalt.
Welche Wertschöpfung seine Tätigkeit für das Unternehmen bringt, ist für ihn wurscht.
Er ist früh der letzte und abends der erste.
Ganz so schädlich ist es nicht, daß man den lieben Jangsters ;-) mal beibringt, wie man SELBER 5 Euro hart verdienen muß. Die haben ja nur noch in zigtausender-Forderungen geschwelgt.
Würd ich auch gerne, aber iss nich.
So gurndverkehrt läufts gar nicht.
Manchmal, wenigstens.
Beste Grüße vom Baldur
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Euklid
10.10.2002, 17:33
@ Baldur der Ketzer
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Re: Volldampf voraus, hussasasasahhhhh, Viagra forte in Opas Torte ;-) |
-->Hallo Baldur
Noch im Sommer hatte ich mehrere Aufträge.
Inzwischen noch 4 Wochen Restbestand.
So wenig wie noch nie.
Andere Kollegen sitzen schon ganz in Ruheposition denn schließlich telefoniert man ja auch mal mit den Kollegen wie es ihnen so geht.
In Zukunft wird vielleicht im Zentralcomputer mittels Fuzzy - Logik das Kartellamt gewarnt daß Euklid mit Kollegen spricht;-)
Ja wir haben was am Seier und im Kopf fehlen ein paar Sparren.
Hinschmeißen und Auflaufen lassen ist das Gebot der Stunde.
Wer hinschmeißt trägt wenigstens nicht sein selbst verdientes Geld noch zum Zwingherrn.Denn schließlich werden sie jetzt ganz unverschämt mit ihrer Hilfsbereitschaft für kleine Unternehmen.
Eine gewinnunabhängige Gewerbesteuer wird neu eingeführt und das zusätzlich für Freiberufler.
Natürlich nachdem man weiß das diese Berufsgruppe nichts mehr verdient muß man sie eben zu ihrem Glück zwingen;-)
Das ist die Poll-Tax für Freiberufler.
Wunderbare salbungsvolle Worte aus dem Mund des Bundeskanzlers vor der Wahl der versprochen hat zu helfen.
Ich nehme ihn beim Wort und helfe mir dabei das Arbeiten abzugewöhnen in Deutschland.
Dazu muß ich ihm aber noch ein Dankeswort schreiben daß er mich auf den richtigen Weg geführt hat mit seiner großzügigen Hilfe.
Gruß EUKLID
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Nachfrager
10.10.2002, 17:48
@ Euklid
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Ein Wort zu meiner Branche |
-->...in der noch vor 2 Jahren kein Mangel an freien Stellen bestand (die Werbung natürlich).
Mittlerweile regieren absolute Einstellungsstopps, es gibt keine Lohnerhöhungen und freien Stellen mehr. Selbst wirklich gute Leute finden nichts mehr. Mir sind Agenturen bekannt, wo mal eben 30% der Belegschaft entlassen wurden.
Alle, auch Großkunden, verhandeln die Verträge nach und wollen Honorarkürzungen wg. Absatzschwund.
Wir sind uns alle einig in unserer Abteilung: wer jetzt fliegt, findet nichts neues mehr und kann als Straßenkehrer anfangen.
So sieht der Aufschwung aus.:-)
Gruß
Nachfrager
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Saint-Just
10.10.2002, 18:02
@ Aldibroker
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Das müssen wir... |
-->Nur ein (gewaltiger) Schuss Keynesianismus kann unser sozioökonomisches System wenigstens mittelfristig erhalten, ob dies einem nun gefällt oder nicht. Liberale/libertäre Wege würden in der heutigen Situation (leider) scheitern. Anhänger des Spardogmas werden in den Lehrbüchern der Zukunft in einem Atemzug mit dem Kabinett Brüning genannt werden. Was Konsolidierung angeht, ist das natürlich Definitionssache. Ich bin selbstverständlich auch nicht dafür Ineffizienzen zu erhalten (aber wer ist das schon?).
Weil ich's schon so oft geschrieben habe, dies nur kurz: Der Staat muss Infrastruktur erhalten und(!) schaffen, z.B. Verkehrsinfrastruktur. Warum nicht heute die europäischen Metropolen mit Magnetschwebebahnen verbinden, wie früher Kanalbau, Eisenbahn, Strasse usw.? Finanzierung natürlich über Verschuldung. Folge: Produktivitätssteigerung, Wachstum, Rückkehr des Vertrauens bei den Unternehmern, Abbau von Arbeitslosigkeit und Armut, vermehrte Staatseinnahmen, Möglichkeit Steuern und Abgaben zu senken, Rückkehr von Ressourcen für soziale Zwecke usw.. Vielleicht würden Herr Schröder und Freunde sogar noch einige weitere Legislaturperioden geniessen dürfen ;-).
Gruss!
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--- ELLI ---
10.10.2002, 18:07
@ Saint-Just
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Re: Das müssen wir... |
-->>Finanzierung natürlich über Verschuldung....
>Folge:... Abbau von Arbeitslosigkeit
Unbedingt PCMs Krisenschaukel lesen.
Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Arbeitslosigkeit, ein Fakt. Und dort begründet und erklärt.
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Tobias
10.10.2002, 18:08
@ Baldur der Ketzer
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Re: Die durchgeknallte Generation? / Jepp, mkT |
-->>Ganz so schädlich ist es nicht, daß man den lieben Jangsters ;-) mal beibringt, wie man SELBER 5 Euro hart verdienen muß. Die haben ja nur noch in zigtausender-Forderungen geschwelgt.
>So gurndverkehrt läufts gar nicht.
***Baldur, das seh ich genauso - leider trifft's auch die, die wirklich (wertschöpfen) wollen: x Jahre strebsam studiert (weil man's muss), dutzende Bewerbungen und nix is - das habe ich gerade wieder gestern im Bekanntenkreis erfahren (gleich ein ganzes Rudel, dem es so geht). Nur, wo können wirklich noch 5 Euro verdient werden? Wo sind die Märkte und Nischen, wenn ich keinen Job finde/habe? Wer wagt, verliert - das ist doch der Punkt in D. Die junge Generation hat so oder so miese Aussichten (in toto) und durfte in den letzten 20 Jahren der Bubble groß werden - da wird's schon kritisch (eigene Ansprüche versus Realitäten). Der Kuchen ist verteilt: Häuser, Autos und Zeit haben die Alten - alles en masse. Finanziert wurde/wird ein erheblicher Teil davon von den Jungen und den nächsten Jungen.
Naja, ich hab grade eben mal wieder Brötchen selber gebacken, um meine cost-income-ratio von der Kostenseite zu verbessern:-). Noch diesen Monat werde ich mich mal ans Wursten wagen - mal schauen, was ich als Aggademigger da mit einem Mann aus der Praxis (Elektriker) zusammenbring' ;-)).
>Beste Grüße vom Baldur
***Beste Grüße zurück!
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Dieter
10.10.2002, 18:23
@ Nachfrager
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alles hat 2 Seiten |
-->ich nehme einfach meinen Betrieb exemplarisch, wobei ich annehme daß es vielen so geht.
Einige Kollegen sind insolvent, etliche bauen z. Zt. Stellen ab. Mit dem Stellenabbau habe ich schon vor 2 Jahren vorsichtig begonnen und parallel dazu die Fixkosten abgebaut, zumal es keine vernünftigen Fachkräfte in unserer Branche gab - und unnötig rumärgern wollte ich mich nicht.
Der Betrieb ist kerngesund mit annähernd 100% Eigenkapital mit sehr guter Auftragslage und seit 1/2 Jahr stelle ich wieder ein - und jetzt kommt das Gute! Es gibt wieder vernünftige Mitarbeiter, die sich laufend bei uns bewerben, schließlich verlassen anderswo die besten zuerst ein sinkendes Schiff!
Summasummarum: Ein wirtschaftlicher Einbruch ist auch eine willkommene Gesundung der Branche. In dem Sinne kann man hoffen.
Und jetzt das Allerbeste! Ich trete ab, weil ich keine Lust mehr habe. Die politischen, gesellschaftlichen Hintergründe hat Euklid bestens erläutert.
Gruß Dieter
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dottore
10.10.2002, 18:32
@ Saint-Just
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Re: Je länger, desto schlimmer... |
-->>Nur ein (gewaltiger) Schuss Keynesianismus kann unser sozioökonomisches System wenigstens mittelfristig erhalten, ob dies einem nun gefällt oder nicht.
Je länger, desto schlimmer wird's doch.
>Liberale/libertäre Wege würden in der heutigen Situation (leider) scheitern. Anhänger des Spardogmas werden in den Lehrbüchern der Zukunft in einem Atemzug mit dem Kabinett Brüning genannt werden.
Nicht ganz. Warum hat denn B. nicht angekurbelt? Weil er wusste: Dann heben die Sparer ab.
Unterschied zu heute: man kann das Ganze optimal strecken (siehe Japan), ohne dass es zu einem Bankrun (bewusste Infla) und mit"erträglicher" Defla kommt (erträglich, weil nur die hochgegeigten Werte und Kurse krachen, die Löhne aber wg. Reallohnsteigerung als"gut" empfunden werden).
Die Folge: Es werden immer höhere Schulden gemacht (müssen!), um die Kiste noch zu halten. Am Ende steht unausweichlich das Ausbuchung von maximal möglichem Niveau aus: Entweder der Konkurs (Staat inkl. ZB, letztere wg. Insolvenz, Banken, Unternehmen, Private usw.) oder die Hyperinfla per Hubschrauber.
Leider gibt es keinerlei anderen Weg. Was gewonnen werden kann, ist einzig ZEIT.
>Was Konsolidierung angeht, ist das natürlich Definitionssache. Ich bin selbstverständlich auch nicht dafür Ineffizienzen zu erhalten (aber wer ist das schon?).
Alles, was sich am Markt nicht rechnet, ist ineffizient, per definitionem sind daher sämtliche staatlichen"Investitionen" ineffizient. Der"Umweg", sie über"private" Effizienzen zu rechnen, ist ein Sich-in-die-Tasche-Lügen.
>Weil ich's schon so oft geschrieben habe, dies nur kurz: Der Staat muss Infrastruktur erhalten und(!) schaffen, z.B. Verkehrsinfrastruktur.
Der Staat? Warum denn? Er muss auf seine Wege-Monopole verzichten und danach stellt sich sofort heraus, was sich an Infratsruktur rechnet. Siggi Warburg (100 Jahre alt wäre er gerade geworden) hat dies mit den italienischen Autostrade perfekt durchexerziert: die rentieren bestens.
>Warum nicht heute die europäischen Metropolen mit Magnetschwebebahnen verbinden, wie früher Kanalbau, Eisenbahn, Strasse usw.? Finanzierung natürlich über Verschuldung.
Klar über Verschuldung, wie alle Investitionen. Nur bitte ausschließlich über private. Dann rechnet sie sich, die Investition oder das Kapital (= reale Seite der Investition) geht in neue Hände über. Solange, bis es sich rechnet.
Die Investoren (finanzseitig) verlieren entsprechend.
>Folge: Produktivitätssteigerung, Wachstum, Rückkehr des Vertrauens bei den Unternehmern, Abbau von Arbeitslosigkeit und Armut, vermehrte Staatseinnahmen,
Das gerade nicht. Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Summe der umlaufenden Titel, ergo auch die der daraus fließenden Zinsen, ergo die der entsprechenden arbeitslosen Einkommen.
Für die Zinsen aus einer Privatanleihe wird gearbeitet (alle in der Firma rakcern, sonst Konkurs), für die Zinsen aus der Staatsanleihe rackert niemand (wie oft genug erklärt).
>Möglichkeit Steuern und Abgaben zu senken, Rückkehr von Ressourcen für soziale Zwecke usw..
Das Modell: Keine Steuereinnahmen - ergo Schulden - ergo Ankurbelung - ergo höhere Steuereinnahmen - ergo Schuldenabbau ist definitiv falsch und durch keinerlei reale Erfahrungen gedeckt (die US-Fakes müssen hier nicht diskutiert werden. Staatsschulden bei Reagans Beginn: < 1 bn $, heute ca. 6 bn $. Dazwischen hatten die USA 20 (zwanzig) Jahre lang Bestkonjunktur, Mega-Hausse, usw.
Nun sind nur die sechs Billionen übrig, dummerweise - sozusagen der Erinnerungsposten an eine wunderschöne klassisch-keynesianische Zeit.
>Vielleicht würden Herr Schröder und Freunde sogar noch einige weitere Legislaturperioden geniessen dürfen ;-).
Ja, bei Keynes in japanischen Dosierungen noch bestimmt eine weitere - falls nicht Japan selbst mit einem Granatenkonkurs dazwischen kommt.
Gruß!
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Saint-Just
10.10.2002, 18:46
@ --- ELLI ---
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Re: Das müssen wir... |
-->>>Finanzierung natürlich über Verschuldung....
>>Folge:... Abbau von Arbeitslosigkeit
>Unbedingt PCMs Krisenschaukel lesen.
Steht neben mir im Regal.
>Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Arbeitslosigkeit, ein Fakt.
Nein, kein Fakt. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht darüber diskutieren. Vielleich mal mit dottore face to face - wenn wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit haben.
>Und dort begründet und erklärt.
Belassen wir es dabei.
Gruss!
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Euklid
10.10.2002, 18:56
@ Dieter
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Re: alles hat 2 Seiten |
-->>ich nehme einfach meinen Betrieb exemplarisch, wobei ich annehme daß es vielen so geht.
>Einige Kollegen sind insolvent, etliche bauen z. Zt. Stellen ab. Mit dem Stellenabbau habe ich schon vor 2 Jahren vorsichtig begonnen und parallel dazu die Fixkosten abgebaut, zumal es keine vernünftigen Fachkräfte in unserer Branche gab - und unnötig rumärgern wollte ich mich nicht.
>Der Betrieb ist kerngesund mit annähernd 100% Eigenkapital mit sehr guter Auftragslage und seit 1/2 Jahr stelle ich wieder ein - und jetzt kommt das Gute! Es gibt wieder vernünftige Mitarbeiter, die sich laufend bei uns bewerben, schließlich verlassen anderswo die besten zuerst ein sinkendes Schiff!
>Summasummarum: Ein wirtschaftlicher Einbruch ist auch eine willkommene Gesundung der Branche. In dem Sinne kann man hoffen.
>Und jetzt das Allerbeste! Ich trete ab, weil ich keine Lust mehr habe. Die politischen, gesellschaftlichen Hintergründe hat Euklid bestens erläutert.
>Gruß Dieter
Genau so sehe ich das auch Dieter.
Irgendwann hat man die Schnauze gestrichen voll.
Aus der Aachener Rheinisch-Westfälischen weiß ich daß dort in 3 Jahren auf dem Bausektor gerade soviel Ingenieure fertig werden daß die Universität den Lehrbetrieb aufrechterhalten kann;-)
Gruß EUKLID
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apoll
10.10.2002, 19:32
@ Aldibroker
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Re: alles wird schlecht ist zu einfach, deshalb die positive Sicht hier |
-->>EUKLID,
>sollten nicht schon diese Zahlen der reinste Horror werden? Das die Kommunen dabei sind Tafelsilber zu verkaufen, sollte die Staatsquote senken und die Marktkräfte heben. Im übrigen besteht so eher die Chance, aus vielen ehemals öffentlichen Defizitbetrieben ertragreiche Unternehmen zu machen. Statt Zuschuss gibt es volkswirtschaftlich so leichter Rendite. Wer für Marktöffnung ist, sollte diesen auch konsequent weiter betreiben, z.B. mit örtlichen Wettbewerbern, die sich Strasse für Strasse mit günstigen Entsorgungsgebühren sichern könnten. Dann werden auch die Gebühren und Abgaben mittelfristig sinken und weitere Impulse für die Volkswirtschaft geben.
...Aldibroker das ist wohl ein Traum;-jede Privatisierung hat sich letztlich ge-
gen die Verbraucher gerichtet,alles wurde teurer und schlechter.
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Saint-Just
10.10.2002, 19:43
@ dottore
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Also gut... |
-->Verehrter dottore,
Ich wollte solche Themen eigentlich nicht an dieser Stelle mit Ihnen ausdiskutieren. Auf jeden Ihrer Sätze könnte ich ein ganzes Kapitel erwidern - wie Sie auf meine Sätze. Wir sollten dies auf eine Zeit verschieben, in der wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit für ausgedehnte Diskussionen besitzen. Im einem wesentlichen Punkt bestätigen Sie mich jedoch, nämlich hier:
>Am Ende steht unausweichlich das Ausbuchung von maximal möglichem Niveau aus: Entweder der Konkurs (Staat inkl. ZB, letztere wg. Insolvenz, Banken, Unternehmen, Private usw.) oder die Hyperinfla per Hubschrauber.
>Leider gibt es keinerlei anderen Weg. Was gewonnen werden kann, ist einzig ZEIT.
Es mag ja sein, das bestimmte Mechanismen irgendwann zu diesem Resultat führen müssen: Inflationierung der Schulden. Na und? Danach kann das Spiel wieder neu beginnen. Und im übrigen: 'Zeit' ist es doch, welche wir benötigen.
Kurz noch zum Thema Infrastruktur als Staatsaufgabe. Dies liegt mir wirklich sehr am Herzen. Jedoch bin ich einfach müde geworden, diese Argumentation hier im Forum wieder und wieder zu präsentieren (das Thema füllt Bücher, und ich bin's wirklich leid) - es bewirkt einfach nichts. Nur ein Satz: bestimmte Projekte sind zu gross bzw. zu risikoreich für Unternehmen (-sallianzen). Sie würden schlicht nicht realisiert. Zivilisationen, welche solche Projekte jedoch nicht zur rechten Zeit realisieren, sind dem Untergang bzw. der Sklaverei geweiht. Bitte überdenken Sie hierzu genau die Zeit und Geschichte des Imperialismus.
Ich bitte nochmals um Verständnis, da ich nicht auf jeden Ihrer Gedanken im Detail eingegangen bin. Wenn man sich ständig, allein auf weiter Flur, kritisch mit libertärem Gedankengut auseinandersetzt, verliert man irgendwann den Spass daran und denkt nur:
Lass sie nur machen. Jede Gesellschaft bekommt die Zukunft, welche sie anstrebt - und welche sie verdient. Na ja, das klang vielleicht zu bitter - also, einen ganz herzlichen, ebenso libertären...
Gruss!
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Dieter
10.10.2002, 19:54
@ Euklid
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Landespflege |
-->
>Genau so sehe ich das auch Dieter.
>Irgendwann hat man die Schnauze gestrichen voll.
>Aus der Aachener Rheinisch-Westfälischen weiß ich daß dort in 3 Jahren auf dem Bausektor gerade soviel Ingenieure fertig werden daß die Universität den Lehrbetrieb aufrechterhalten kann;-)
>Gruß EUKLID
Im Bereich Landespflege sieht es anders aus. Vor 1 Jahr kamen auf 1 Stellenausschreibung für Gehilfen genausoviele Bewerber mit Hochschul/Fachhochschulabschluß. Und meines Wissens ist der Andrang auf die FH´s und Uni´s in dem Bereich ungebrochen. Bis vor kurzem brauchte man schon eine 1 vorm Komma beim Abi um sofort dran zu kommen. (Man möge mich korrigieren, wenn ich nicht mehr auf dem laufenden sein sollte).
Wie Du siehst, funktioniert meine Branche etwas zeitversetzt zum Hochbau. Aber wenn ausreichend Uniabsolventen keine Stelle mehr bekommen, wird das Interesse am Studium erlahmen und es sieht dann vermutlich ähnlich aus, wie aus Deinem Pressebericht.
Gruß Dieter
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Jochen
10.10.2002, 20:03
@ Aldibroker
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Re: Scheinprivatisierungen |
-->>sollten nicht schon diese Zahlen der reinste Horror werden? Das die Kommunen dabei sind Tafelsilber zu verkaufen, sollte die Staatsquote senken und die Marktkräfte heben.
Der Witz ist doch, daß es oft nur Scheinprivatisierungen sind. Die Kommune/der Staat ist dann Mehrheitseigner der neuen GmbHs oder AGs. Effekt: Die Schulden werden der neuen GmbH aufgedrückt, die Kommune steht formal gut da. Die neue GmbH darf aber leider nicht so wirtschaften, wie sie es gerne möchte, sondern muß ne Menge Auflagen einhalten, die sie ruinieren können (siehe z.B. die amerikanischen Energiegesellschaften an der Westküste; ich nehme mal an, daß VW hierzulande denselben Weg geht).
> Im übrigen besteht so eher die Chance, aus vielen ehemals öffentlichen Defizitbetrieben ertragreiche Unternehmen zu machen. Statt Zuschuss gibt es volkswirtschaftlich so leichter Rendite. Wer für Marktöffnung ist, sollte diesen auch konsequent weiter betreiben, z.B. mit örtlichen Wettbewerbern, die sich Strasse für Strasse mit günstigen Entsorgungsgebühren sichern könnten. Dann werden auch die Gebühren und Abgaben mittelfristig sinken und weitere Impulse für die Volkswirtschaft geben.
Schön wärs ja, die Wirklichkeit sieht leider oft anders aus.
Gruß
Jochen
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--- ELLI ---
10.10.2002, 20:11
@ Saint-Just
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Re: Das müssen wir... |
-->>>>Finanzierung natürlich über Verschuldung....
>>>Folge:... Abbau von Arbeitslosigkeit
>>Unbedingt PCMs Krisenschaukel lesen.
>Steht neben mir im Regal.
Das nützt nichts - lesen.
>>Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Arbeitslosigkeit, ein Fakt.
>Nein, kein Fakt. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht darüber diskutieren.
Schade, würde dir auch nicht leicht fallen.
Vielleich mal mit dottore face to face - wenn wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit haben.
Gut, ich komme dann auch ;-)
>>Und dort begründet und erklärt.
>Belassen wir es dabei.
>Gruss!
Schade.
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--- ELLI ---
10.10.2002, 20:16
@ --- ELLI ---
|
Re: Das müssen wir.../ sorry, jetzt erst Antwort an dottore gelesen oT |
-->>>>>Finanzierung natürlich über Verschuldung....
>>>>Folge:... Abbau von Arbeitslosigkeit
>>>Unbedingt PCMs Krisenschaukel lesen.
>>Steht neben mir im Regal.
>Das nützt nichts - lesen.
>>>Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Arbeitslosigkeit, ein Fakt.
>>Nein, kein Fakt. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht darüber diskutieren.
>Schade, würde dir auch nicht leicht fallen.
>Vielleich mal mit dottore face to face - wenn wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit haben.
>Gut, ich komme dann auch ;-)
>>>Und dort begründet und erklärt.
>>Belassen wir es dabei.
>>Gruss!
>Schade.
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Saint-Just
10.10.2002, 20:21
@ --- ELLI ---
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Re: Das müssen wir... |
-->>>>>Finanzierung natürlich über Verschuldung....
>>>>Folge:... Abbau von Arbeitslosigkeit
>>>Unbedingt PCMs Krisenschaukel lesen.
>>Steht neben mir im Regal.
>Das nützt nichts - lesen.
Der war gut.
>>>Je höher die Staatsverschuldung, desto höher die Arbeitslosigkeit, ein Fakt.
>>Nein, kein Fakt. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht darüber diskutieren.
>Schade, würde dir auch nicht leicht fallen.
GANZ SICHER NICHT - aber warum.:-)
>Vielleich mal mit dottore face to face - wenn wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit haben.
>Gut, ich komme dann auch ;-)
Gerne, aber dann geht es auch um Ziegen - und ich bin Kandidat! ;-)
>>>Und dort begründet und erklärt.
>>Belassen wir es dabei.
>>Gruss!
>Schade.
Ok, später mal, Stück für Stück.
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dottore
10.10.2002, 20:26
@ Saint-Just
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Re: Also gut... |
-->>Verehrter dottore,
>Ich wollte solche Themen eigentlich nicht an dieser Stelle mit Ihnen ausdiskutieren. Auf jeden Ihrer Sätze könnte ich ein ganzes Kapitel erwidern - wie Sie auf meine Sätze. Wir sollten dies auf eine Zeit verschieben, in der wir beide im Altersheim residieren und somit viel Zeit für ausgedehnte Diskussionen besitzen. Im einem wesentlichen Punkt bestätigen Sie mich jedoch, nämlich hier:
>>Am Ende steht unausweichlich das Ausbuchung von maximal möglichem Niveau aus: Entweder der Konkurs (Staat inkl. ZB, letztere wg. Insolvenz, Banken, Unternehmen, Private usw.) oder die Hyperinfla per Hubschrauber.
>>Leider gibt es keinerlei anderen Weg. Was gewonnen werden kann, ist einzig ZEIT.
>Es mag ja sein, das bestimmte Mechanismen irgendwann zu diesem Resultat führen müssen: Inflationierung der Schulden. Na und?
MOOOOMENT! Es gibt bekanntlich nur zwei Wege Schulden zu"inflationieren":
1. Durch Rediskont immer kurzfristigerer Staatstitel durch die ZB - das erlebten wir bei den klassischen Hyperinflas, z.B. 1923 und bis 1945 (letztere mit Preisstopp, Lebensmittelkarten usw.).
Die müssen scheitern, weil man Schulden nicht mit noch mehr Schulden wegzaubern kann.
2. Durch"free printing" (Hubschrauber-Modell). Dieses setzt eine Identität (nicht unbedingt formal) von ZB und Staat voraus (die südamerikanischen, türkischen, Entwi-Länder-"Modelle" - Klassiker: die Assignaten-Infla in Frankreich 1792 ff.).
Damit werden keine neuen Schulden gemacht, bzw. keine solchen, an deren Rückzahlung ernsthaft gedacht wird (Übergang zu Punkt 1 fließend).
Beim Free Printing (gleiche Nominale en masse) werden die alten Titel (das"herkömmliche" Geld, das auf ihnen basiert) gegen Null entwertet. Und damit sind in der Tat die Schulden weg.
Beides läuft in mangelnder Vollstreckbarkeit in irgendetwas, das den Titeln, alias dem"Geld" unterlegt ist, aus.
Damit kommt dann das große Problem: Mit welchem"Geld" soll danach weiter gemacht werden? Worauf sollte das basiert sein?
>Danach kann das Spiel wieder neu beginnen. Und im übrigen: 'Zeit' ist es doch, welche wir benötigen.
Das Spiel kann eben NICHT wieder"neu" beginnen. Wir sind über die Jahrhunderte hin vom Metall-, dann Goldstandard gekommen und zum Vollkredit-Standard gelangt. Da es weder eine Rückkehr zur Goldwährung geben wird (jedenfalls nicht als legal tender) noch irgendwelches Vertrauen mehr in etwelches"Geld" im Sinne eines"Versprechens" auf irgendetwas geben wird (credere = vertrauen), endet damit definitiv, was wir als Geld- oder Währungssystem in der Geschichte bisher hatten.
>Kurz noch zum Thema Infrastruktur als Staatsaufgabe. Dies liegt mir wirklich sehr am Herzen. Jedoch bin ich einfach müde geworden, diese Argumentation hier im Forum wieder und wieder zu präsentieren (das Thema füllt Bücher, und ich bin's wirklich leid) - es bewirkt einfach nichts. Nur ein Satz: bestimmte Projekte sind zu gross bzw. zu risikoreich für Unternehmen (-sallianzen). Sie würden schlicht nicht realisiert. Zivilisationen, welche solche Projekte jedoch nicht zur rechten Zeit realisieren, sind dem Untergang bzw. der Sklaverei geweiht.
Warum?
Wenn es keine"Zivilisation" stemmt oder stemmen kann, kann sie - relativ zu anderen - auch nicht untergehen.
>Bitte überdenken Sie hierzu genau die Zeit und Geschichte des Imperialismus.
Im englischen Imperialismus war die Infrastruktur (Bahnen, Kanäle, Turnpikes usw.) privat, im deutschen staatlich. Wenn schon in dieser Richtung argumentieren, dann werden immer jene Zivilisationen die anderen schlagen, welche einen maximalen privaten Sektor haben (letzter Beweis: Sozialismus vs. Kapitalismus 1989/90).
>Ich bitte nochmals um Verständnis, da ich nicht auf jeden Ihrer Gedanken im Detail eingegangen bin. Wenn man sich ständig, allein auf weiter Flur, kritisch mit libertärem Gedankengut auseinandersetzt, verliert man irgendwann den Spass daran und denkt nur:
>Lass sie nur machen. Jede Gesellschaft bekommt die Zukunft, welche sie anstrebt - und welche sie verdient.
Die ganzen Re-Privatisierungen (Bahn, Post, Funk, TV usw.) waren also für die Katz? Was haben sie verschlechtert? Warum sind die Flughäfen privatisiert worden?
Ich denke, eine private, d.h. möglichst über den Markt und nicht über Politiker-Ukas gesteuerte"Gesellschaft" ist allemal besser als eine staatliche. Sonst wäre doch die komplette Staatswirtschaft die beste aller Welten. Wenn schon, denn schon. Ein bisschen schwanger geht halt nicht.
>Na ja, das klang vielleicht zu bitter - also, einen ganz herzlichen, ebenso libertären...
>Gruss!
Herzlichen Gruß zurück!
|
silvereagle
10.10.2002, 20:51
@ Saint-Just
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@Saint-Just |
-->Nach langer Zeit: Grüß Gott, Gerechter!:-)
> Lass sie nur machen.
Witzig, nicht wahr? Genau das gleiche dachte ich mir bei Deinem Staats-Plädoyer... ;-) Die Frage ist halt: Wer soll denn machen? Sich dabei auf den"Staat" (wer soll das eigentlich sein?) zu verlassen, erinnert mich an folgendes Zitat:
"Giving the government power and money is like
giving teenage boys car keys and whiskey."
-- P.J. O'Rourke
;-)
> Jede Gesellschaft bekommt die Zukunft, welche sie anstrebt - und welche sie verdient.
Na ja. Mach bitte nicht Deine Opposition für Probleme verantwortlich, welche Deine eigenen Gesinnungsgenossen überhaupt erst verursacht haben... ;-) Erinnere Dich bitte an Mises' Ausführungen zu"Booms and Busts".
> Na ja, das klang vielleicht zu bitter
Würd ich nicht sagen. Wenn ich mir die Kollektiv-Beschuldigung wegdenke, bleibt sogar die mE FROHESTE BOTSCHAFT in geradezu Reinstform übrig:
Endings are just beginnings.
Gruß, silvereagle
|
Saint-Just
10.10.2002, 21:18
@ silvereagle
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Re: @silvereagle |
-->>Nach langer Zeit:
Meinst Du?:-))
>Grüß Gott, Gerechter!:-)
Gruss zurück.
>> Lass sie nur machen.
>Witzig, nicht wahr? Genau das gleiche dachte ich mir bei Deinem Staats-Plädoyer... ;-) Die Frage ist halt: Wer soll denn machen? Sich dabei auf den"Staat" (wer soll das eigentlich sein?) zu verlassen, erinnert mich an folgendes Zitat:
>"Giving the government power and money is like > giving teenage boys car keys and whiskey." > -- P.J. O'Rourke
>;-)
Staatsplädoyer? Nein! Es geht mir allein um das richtige Mass.
>> Jede Gesellschaft bekommt die Zukunft, welche sie anstrebt - und welche sie verdient.
>Na ja. Mach bitte nicht Deine Opposition für Probleme verantwortlich, welche Deine eigenen Gesinnungsgenossen überhaupt erst verursacht haben... ;-) Erinnere Dich bitte an Mises' Ausführungen zu"Booms and Busts".
Meine Gesinnungsgenossen kennst Du nicht, aber im Moment ist der Missbrauch libertären Gedankengutes das Hauptproblem.
>> Na ja, das klang vielleicht zu bitter
>Würd ich nicht sagen. Wenn ich mir die Kollektiv-Beschuldigung wegdenke, bleibt sogar die mE FROHESTE BOTSCHAFT in geradezu Reinstform übrig:
>Endings are just beginnings.
Richtig. Und so wirst auch Du wieder aufs Neue vom bösen Staat und seinen Häschern geknechtet werden. ;-)
>Gruß, silvereagle
Grüsse wurden schon ausgetauscht.
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Aldibroker
10.10.2002, 22:20
@ Baldur der Ketzer
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rhetorische Meisterleistung |
-->Baldur,
das war zwar eine rhetorische Meisterleistung und trifft den Geist hier im Board in exzellenter Weise, sind damit genannte positive Entwicklungen wegdiskutiert?
Nein wir wissen jetzt nur, das Opa nicht mehr so kann wie Opa nebenan vorgibt zu können. Nur lassen sich damit Absatzzahlen von BMW etc. relativieren? Nein Doktor Baldur, mich beeindruckt die Formulierungskunst, zur sachlichen Klärung des aktuellen Zustandes unserer Volkswirtschaft hat es aber nicht beigetragen.
Gern können wir auch über Honecker, Krieg und Frieden, Stasi... diskutieren, aber die Frage ob sich wirklich alles so schlecht entwickelt, wie hier beschrieben, sollten wir immer wieder aufwerfen und anhand aktueller Entwicklungen analysieren.
Wer ganz Deutschland heute dort sieht, wo Erich Honecker 1989 gestanden hat, lebt nach meiner Wahrnehmung in der Tat in einer miesen Traumwelt, die bis zum Bettnässen führen kann. Wer zwanghaft und ablenkend mit humoristische Einlagen, Windungen und Zuckungen versucht, auch die sichtbaren positiven Ansätze zum Platzen zu bekommen, muss sich fragen, ob er überhaupt daran interessiert ist, dass diese Gesellschaft so weiterbesteht.
Wenn das nicht der Fall ist, ist das auch ein legitimer Ansatz, der begründet werden kann, nur muss man zur Kenntnis nehmen, das man dabei noch in einer sehr kleinen politischen Ecke arbeitet, die zur Zeit nicht Mehrheitsfähig ist. Krisen könnten bei der Machtergreifung helfen, aber mit dem nationalen Erretter Adolf hatten wir ja doch weniger gute Erfahrungen und das linke Gegenextrem in der ehemaligen DDR hat auch eine Chance vertan.
Liebenswert-dümmliche Vorstellungsqualitäten hat nur der, der alles in eine Richtung laufen sieht. Die Vorstellung, dass es anders kommen könnte, als man erwartet, sollte jeder frei denkende Mensch entwickeln, denn nur wer das nicht mehr will, weil er ja schon alles fest betoniert hat, wird zum drittklassigen Pausenclown.
Ich habe hier fiel lernen dürfen, aber Gründe für Optimismus hat hier keine Fakultät!
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Saint-Just
10.10.2002, 22:32
@ dottore
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Re: Also gut... weil Sie es sind |
-->>Das Spiel kann eben NICHT wieder"neu" beginnen. Wir sind über die Jahrhunderte hin vom Metall-, dann Goldstandard gekommen und zum Vollkredit-Standard gelangt. Da es weder eine Rückkehr zur Goldwährung geben wird (jedenfalls nicht als legal tender) noch irgendwelches Vertrauen mehr in etwelches"Geld" im Sinne eines"Versprechens" auf irgendetwas geben wird (credere = vertrauen), endet damit definitiv, was wir als Geld- oder Währungssystem in der Geschichte bisher hatten.
Abwarten. Haben Sie mir nicht selbst mal geantwortet, dass Sie nicht wüssten, wie das soziopolitische Modell der Zukunft aussähe? Und das ökonomische Subsystem wird nicht vom soziopolitischen System zu trennen sein.
>>Kurz noch zum Thema Infrastruktur als Staatsaufgabe. Dies liegt mir wirklich sehr am Herzen. Jedoch bin ich einfach müde geworden, diese Argumentation hier im Forum wieder und wieder zu präsentieren (das Thema füllt Bücher, und ich bin's wirklich leid) - es bewirkt einfach nichts. Nur ein Satz: bestimmte Projekte sind zu gross bzw. zu risikoreich für Unternehmen (-sallianzen). Sie würden schlicht nicht realisiert. Zivilisationen, welche solche Projekte jedoch nicht zur rechten Zeit realisieren, sind dem Untergang bzw. der Sklaverei geweiht.
>Warum?
>Wenn es keine"Zivilisation" stemmt oder stemmen kann, kann sie - relativ zu anderen - auch nicht untergehen.
Einige stemmen es, andere nicht - letztere gehen unter. Ende.
>>Bitte überdenken Sie hierzu genau die Zeit und Geschichte des Imperialismus.
>Im englischen Imperialismus war die Infrastruktur (Bahnen, Kanäle, Turnpikes usw.) privat, im deutschen staatlich.
Weltweit wurde die Infrastruktur (nicht nur im Zeitalter des Imperialismus) überwiegend vom Staat (so weit es ihn gab) ausgebaut. Und was passierte mit Zivilisationen ohne modernste Infrastruktur?
>Wenn schon in dieser Richtung argumentieren, dann werden immer jene Zivilisationen die anderen schlagen, welche einen maximalen privaten Sektor haben (letzter Beweis: Sozialismus vs. Kapitalismus 1989/90).
Dies bestätigt mich, denn der private Sektor kann langfristig nur gedeihen, wenn er durch staatlichen Infrastrukturausbau unterstützt wird. Es existiert eben ein richtiges Mass staatlicher Aktivität (und nicht nur dort!).
>Die ganzen Re-Privatisierungen (Bahn, Post, Funk, TV usw.) waren also für die Katz? Was haben sie verschlechtert? Warum sind die Flughäfen privatisiert worden?
Bestehende Infrastruktur kann teilweise zu gegebener Zeit privatisiert werden, z.B. an die Börse gebracht werden. Dies ist gerade bei veralteter Infrastruktur sogar sinnvoll, da dies zur Finanzierung neuer Infrastruktur beitragen kann. Und nebenbei: Worin unterscheiden sich denn 'private' Grossunternehmen im Kern von Staatsunternehmen? Nicht mal in den Unternehmenszielen, würde ich sagen.
>Ich denke, eine private, d.h. möglichst über den Markt und nicht über Politiker-Ukas gesteuerte"Gesellschaft" ist allemal besser als eine staatliche.
Hier stimme ich absolut zu: MÃ-GLICHST über den Markt. Sozialist bin ich nun wirklich nicht.
>Sonst wäre doch die komplette Staatswirtschaft die beste aller Welten. Wenn schon, denn schon. Ein bisschen schwanger geht halt nicht.
Man sagt Mr. Bush ein manichäisches Weltbild nach. Sie sind doch keine Brüder, oder? ;-)
>>Na ja, das klang vielleicht zu bitter - also, einen ganz herzlichen, ebenso libertären...
>>Gruss!
>Herzlichen Gruß zurück!
Nun aber:
Angenehme Nachtruhe!
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Aldibroker
10.10.2002, 22:36
@ Euklid
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Auftragsbücher sind nicht immer gleich prall gefüllt |
-->Euklid,
als Unternehmer mit langjähriger Erfahrung solltest du nicht das erste mal in dieser Situation sein. Die Auftragsbücher sind nicht immer gleich prall gefüllt und Ebbe in der Kasse gibt es zwischenzeitlich auch immer mal. Wer in der Baubranche tätig ist und bisher primär von der Sonderkonjunktur Ost gelebt hat, sollte aber in der Tat die strukturellen Fragen auch sehr persönlich beantworten. Die generelle Aufforderung bei wachsenden Absatzzahlen, positivem volkswirtschaftlichen Wachstum..., alles hinzuschmeißen oder auflaufen zu lassen, ist aber sicher übertrieben. Das Gebot gewinnbringend zu produzieren oder zu leisten wird offensichtlich auch noch von so vielen Mittelständlern (nach IMF 99,5% aller Betriebe) erfüllt, dass diese sich über hohe Grenzsteuersätze ärgern. Diese Betroffenheit macht auch die nicht betroffenen nachdenklich, denn es stellt sich doch die Frage nach praktischer Politik und nicht theoretischen Verbesserungen. Wenn nun ein paar unpopuläre Entscheidungen getroffen werden, sollten nicht die am lautesten klagen, die diese eingefordert haben. Immer nur die anderen funktioniert nicht!
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Aldibroker
10.10.2002, 22:39
@ Nachfrager
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um welche Branche handelt es sich |
-->@Nachfrager,
gern würde ich praktische Hilfe leisten, um welche Branche handelt es sich und was machst du beruflich genau? Ich denke es muss nicht im Straßenkehrer enden, aber selbst das ist ehrbar!
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Aldibroker
10.10.2002, 22:48
@ Dieter
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Wie hoch ist der Preis? |
-->Ja alles hat 2 oder noch mehr Seiten.
Ein kerngesunder Betrieb mit 100% EK, sehr guter Auftragslage, vorhandenen guten Arbeitskräften, expandierend...
Einen Abtritt aus rein ideologischen/politischen Erwägungen kann ich mir da nicht vorstellen, es müssen weitere Gründe vorliegen, Alter, Krankheit, Auskommen bis zum Lebensende....
Nur die Aussage ich habe einfach keine Lust mehr höre ich schon zu häufig von Langzeitarbeitslosen, das passt nicht als aussage zu einem erfolgreichen engagierten Unternehmer!
Im übrigen bietet der sozialverantwortliche Unternehmer einem Nachfolger den Betrieb so an, dass dieser die in den Betreib steckenden Möglichkeiten bei gleich hohem Engagement auch nutzen kann.
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Baldur der Ketzer
10.10.2002, 22:48
@ Aldibroker
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Re: rhetorische Meisterleistung gut gekontert |
-->>Baldur,
>das war zwar eine rhetorische Meisterleistung und trifft den Geist hier im Board in exzellenter Weise, sind damit genannte positive Entwicklungen wegdiskutiert?
Hallo, Aldibroker,
danke für die Blumen, aber ich kann beim besten Willen nicht sehen, wo die angeblich so guten positiven Entwicklungen denn sind.
Die angeblich gestiegenen Auftragseingänge wirken auf mich so wie der Wahnsinnsanstieg der Bankaktien heute, Mensch, Junge, 17% bei der CoBa, das ist in herkömmlichen Maßstäben doch eine Irrsinnshausse, oder eine Hose voller Irrsinn. Wir haben blühende Landschaften voraus! Optimismus, Freibier für alle.
Aber im Kontext ist das doch nur wie ein Zucken im Fast-Todeskampf.
Absatzzahlen toll? Ich hab heute mit einem Bankfritzen aus Dtl. gesprochen, rate mal, was der mir erzählt hat - wenn sie ihn abgehört haben, ist er seinen Job los. Finanzkraftzersetzung.........
Warte mal, wie sich die Zahlen weiterentwickeln, vielleicht solltest Du mal einen Autoverkäufer von Dir ums Eck bitten, ihn einen Tag lang zu Kunden begleiten zu dürfen, dann wirste anders reden - wetten?
>zur sachlichen Klärung des aktuellen Zustandes unserer Volkswirtschaft hat es aber nicht beigetragen.
VWL, Schweinezyklus, Schönsprech, alles toll, aber das hilft Dir einen feuchten Kehrricht, wenn Du selber am Auszug deses fiese Minus vor der Zahl hast.
Was hilft es mir, wenn Friseure in Wanne-Eickel Rekordumsätze haben? Vielleicht ist ja in Bochum Manta-Party und alle gehen sich nochmal die Tolle auffrischen.
Deswegen geht Holzmann, Maxhütte, Tante Emma und Onkel Fritens Spenglerei trotzdem den Bach runter, und zwar aktuell.
Schau Dich doch mal um - fällt Dir nix auf?
>ob sich wirklich alles so schlecht entwickelt, wie hier beschrieben, sollten wir immer wieder aufwerfen und anhand aktueller Entwicklungen analysieren.
ja, les nach bei Creditreform, frag Leute, die Du gut kennst, geh zur Bank und frag nach nem Kredit, und Du hörst die Englein singen, oder besser, die verblichenen Säufer husten....es herrscht Panik, ein Mitarbeiter, der bei uns gearbeitet hat, bekam ein paar Eurotz Trinkgeld, und die hat er sofort in seine überfällige Hausrate packen müssen, damit ihm nicht das Häuscken weggezogen wird, so schauts aus. Ich hab ihn neulich beim Einkaufen gesehen, rate mal, was er im Einkaufswagen hatte ------> Ebbe.
Und das ist die durchgängige Erfahrung, bis auf einen einzigen im Handwerksbereich, bei dem es zur Zeit brummt, ohne, daß er sich Sorgen macht.
>Wer ganz Deutschland heute dort sieht, wo Erich Honecker 1989 gestanden hat, lebt nach meiner Wahrnehmung in der Tat in einer miesen Traumwelt, die bis zum Bettnässen führen kann.
Ach, danke für Deine Sorge, ich bekomme zwar schon Harndrang, wenn ich die Fuzzies im Fernsehen sehen muß, aber in meinen Träumen bleiben sie ausgesperrt ;-).
Wenn Du nochmals nachliest, habe ich nicht Absurdistan mit der BRDDR verglichen, sondern die absolut wirklichkeitsfremde Einschätzung der Lage durch die Politgauner damals und heute. In hundert Jahren wird die Mauer noch stehen, und Geeerd kricht die Arbeitslosen auf 3 Mios runter.....zzz
>>auch die sichtbaren positiven Ansätze zum Platzen zu bekommen,
WO sind die? Ich seh keine.
>>muss sich fragen, ob er überhaupt daran interessiert ist, dass diese Gesellschaft so weiterbesteht.
Ist mir ehrlich gesagt in egal, denn meine Meinung ist ja nicht gefragt. Der Irrsinnsstaat sollte so tatsächlich nicht bleiben, mit seinen Skandalurteilen, den Schwachsinnsgesetzen, dem Interessenverrat usw., und er wird sich nur ändern bzw. geändert werden, wenns chlöpft, also, wenn die Kacke am Dampfen ist. Ich seh das mit einem weinenden und einem notgedrungen-hinnehmenden Auge.
>sehr kleinen politischen Ecke arbeitet, die zur Zeit nicht Mehrheitsfähig ist.
richtig, daher meine Auswanderung und siehe oben.
>Liebenswert-dümmliche Vorstellungsqualitäten hat nur der, der alles in eine Richtung laufen sieht. Die Vorstellung, dass es anders kommen könnte, als man erwartet, sollte jeder frei denkende Mensch entwickeln, denn nur wer das nicht mehr will, weil er ja schon alles fest betoniert hat, wird zum drittklassigen Pausenclown.
gut formuliert, aber das trifft auch auf Dich zu ;-), also, los, hin zum Spiegel ;-)
>Ich habe hier fiel lernen dürfen, aber Gründe für Optimismus hat hier keine Fakultät!
nein, Optimismus mit Realismus zu verwechseln, bedeutet für Selbständige wirtschaftlichen Selbstmord. Und da besteht hier wenig Neigung, denke ich.
Gruß!
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Aldibroker
10.10.2002, 22:50
@ Jochen
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Scheinprivatisierungen sind aber auch weiter Tafelsilber! (owT) |
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silvereagle
10.10.2002, 22:50
@ Saint-Just
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Re: @Saint-Just |
-->Hi,
> Staatsplädoyer? Nein! Es geht mir allein um das richtige Mass.
Nun ja: Wie hätten wir's denn gern? Voll, halbvoll oder vielleicht ein Achtel? ;-) Aber wenn Du mich fragst: Alles Jacke wie Hose. ;-) Entweder Achtung und Rücksicht auf andere - oder keine Rücksicht. Und so wird's denn wohl auch zumindest einmal noch so kommen. Da gebe ich Dir Recht (siehe unten).
> Meine Gesinnungsgenossen kennst Du nicht, aber im Moment ist der Missbrauch libertären Gedankengutes das Hauptproblem.
Missbrauch? Wo denn? Etwa hier im Forum? ;-)
>>Endings are just beginnings.
>Richtig. Und so wirst auch Du wieder aufs Neue vom bösen Staat und seinen Häschern geknechtet werden. ;-)
Sind denn"Staat" und"Häscher" verschiedene Personen? ;-)
>>Gruß, silvereagle
>Grüsse wurden schon ausgetauscht.
Aber jetzt bin ich wieder einen schuldig. ;-)
Gruß, silvereagle
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Aldibroker
10.10.2002, 22:53
@ apoll
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Müssen es immer Verallgemeinerungen werden? |
-->jede Privatisierung hat sich letztlich gegen die Verbraucher gerichtet...
Du kennst sicher alle Kommunen und alle Effekte. Scheinprivatisierungen bringen in der Tat weder Tafelsilbererlöse noch neue Effizienzen und natürlich können wir auch verallgemeinern, dass alles nichts bringt.
ausweglos basta!
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Baldur der Ketzer
10.10.2002, 23:00
@ Aldibroker
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Re: das druck ich mir aus und hängs an die Wand |
-->
>Einen Abtritt aus rein ideologischen/politischen Erwägungen kann ich mir da nicht vorstellen, es müssen weitere Gründe vorliegen, Alter, Krankheit, Auskommen bis zum Lebensende....
tja, offenbar kannst Du Dir vieles nicht vorstellen, das trotzdem stattfindet, und Du bist nicht alleine mit dieser Sicht; Du kannst Deine Frau einmal, zweimal, zehnmal betrügen, vielleicht verzeiht sie Dir das jeweils, aber irgendwann mal war es ein einziges mal zuviel, und das Faß läuft über, Ende, Aus.
Und alles nur, weil sie auf einmal die Schnauze restlos voll hat.
Richtig, undenkbare Einstellung und lebensfremd, gell.....
>Nur die Aussage ich habe einfach keine Lust mehr höre ich schon zu häufig von Langzeitarbeitslosen, das passt nicht als aussage zu einem erfolgreichen engagierten Unternehmer!
nein, jetzt nicht mehr Unternehmer, sondern jetzt Unterlasser! Und dazu paßt es bestens.
>Im übrigen bietet der sozialverantwortliche Unternehmer einem Nachfolger den Betrieb so an, dass dieser die in den Betreib steckenden Möglichkeiten bei gleich hohem Engagement auch nutzen kann.
Ich packs nicht, wieso soll er das tun? Nein, er sperrt einfach zu, Licht aus.
Aber das glaubt das Politschmarotzkartell so wenig, wie weiland Stalin, als die Bauern ihre Felder abgefackelt haben............
Lieber Aldi, vergiß nicht, daß Menschen emotional handeln, und Emotionen sind in Grenzbereichen nicht mehr rational eingebunden.
Aber das sehen die Optimisten in Berlin schon noch.......
Gruß!
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silvereagle
10.10.2002, 23:19
@ Saint-Just
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'manichäisches' Weltbild? Was ist das? owT |
-->
>Man sagt Mr. Bush ein manichäisches Weltbild nach. Sie sind doch keine Brüder, oder? ;-)
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Aldibroker
10.10.2002, 23:34
@ dottore
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Re: Je länger, desto schlimmer... oder auch nicht.... |
-->Nun wird es deutlich, nur weil sich dottore darauf festgelegt hat, das unser System besser in Kürze zusammenbricht, bringt er den nächsten Glaubenssatz:
Je länger, desto schlimmer wird's doch.
Das sehe ich für die Größe einer Börsenbubble ähnlich. Aber gilt das auch bei nur minimalen Veränderungen der Wachstums- und Inflationsraten genauso?
Wie wäre es mit weiteren Plattitüden?
Die Zeit heilt alle Wunden, wenn wir uns anstrengen, schaffen wir es doch noch...
Die Volkswirtschaftslehre hat so viele gut begründete Irrtümer hervorgebracht, ist dottore der erste Unfehlbare? Selbst wenn Theorien über Tausende von Seiten kausal begründet waren und millionenfach Anhänger fanden, haben sie historisch keinen Bestand gehabt. Aus dieser klaren Erkenntnis erwächst auch die Möglichkeit, das dottore in einigen (natürlich wenigen) Punkten irrt und der Debitismus durch realwirtschaftliche Entwicklungen, die anders als erwartet verlaufen Risse oder dauerhafte Streckungen erfährt. Wollen wir nicht darauf hoffen? Am Beispiel Japan erläutert der Erfinder ja selbst, wie elegant man die Sache über Jahrzehnte strecken kann, wenn man bestimmte Dinge beachtet. Könnten wir das unabwendbare Ereignis nicht noch für eine oder zwei Generationen nach hinten legen und in der Zwischenzeit nicht mehr ganz so gut, aber doch sehr auskömmlich im existierenden System auskommen? Müssen wir immer alles gleichzeitig ausbuchen oder gibt es heute clevere Strategien? Sind es nicht gerade die beiden mit Ausschließlichkeit beschriebenen Strategien, die das System vorzeitig beenden, ohne weiche Landungen gesucht zu haben? Hyperinflationieren oder Ausbuchung sind doch nur extreme Lösungsansätze. Immerhin die Theorie erlaubt den Zeitgewinn, ohne das dort der weitere Gewinn in Form von besseren oder schlechteren Renditen erwähnt wird, die systemimmanent immer wieder schwanken, aber das System nicht zwangsläufig depressiv/rezessiv... in den Stillstand versetzen. Warum kam es nach diversen Krisen immer wieder zu Aufschwüngen? Welche Bedingungen fehlen heute?
Wer die skandinavischen Wirtschaftssysteme mit hohen Steuerlasten und Staatsquoten bei Vollbeschäftigung... betrachtet, kommt schon zur Überlegung, das manche neoliberale Überzeugung auch unzutreffend sein könnte. Per Definitionem sämtliche staatlichen Investitionen als ineffizient hinzustellen, ist daher abwegig. Das rührt noch aus Überlegungen her, die erklären wollten, warum Kommunismus auf Dauer nicht funktioniert. Nun haben wir die Überlegung das Markt auf Dauer auch nicht funktioniert. Muss immer alles ohne Zwischentöne zutreffen? Was machen die Chinesen eigentlich genau?
OK, Ausgaben auf Pump ohne Rückzahlungsfähigkeit gehen sicher in die Hose, aber der Leverageeffekt von Fremdkapital ist sicher auch volkswirtschaftlich zu beachten und auch auf staatliche Ausgaben anzuwenden.
In einer Theorie, wo zusätzliche Verschuldung wachstumsfördernd wirkt, muss die Rolle von staatlichen Einnahmen und Ausgaben bei vorübergehend positiven oder negativen Salden auch noch näher untersucht werden. Der schlichte Hinweis alle Staatsschulden wirken genau andersherum ist unlogisch, auch wenn in Teilen die schädliche Wirkung nachvollziehbar wird, ist die Pauschalierung dieser Erkenntnis wieder zu absolutistisch.
Auch wenn wir das Modell keine Steuereinnahmen... noch nicht realwirtschaftlich durchgespielt haben, merken wir doch, dass die Diskussion über höhere Einnahmen und niedrigere Unternehmenssteuern genau in einen Themenkomplex reicht, der von der Möglichkeit ausgeht, Staatsdefizite wieder zum Ausgleich zu bringen und Wirtschaften wieder zu beleben. Wenn die höhere Steuer schädlich für die eine Sache ein sollte, müsste sie ja im umgekehrten Sinne positiv wirken. Vielleicht hat uns der amerikanische Schauspieler ja doch ein Stück vorgespielt, dass wir nochmals durchdenken sollten.
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silvereagle
10.10.2002, 23:34
@ Baldur der Ketzer
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Aber Baldur! |
-->Ist doch wirklich alles ganz einfach.
Der Staat wird's schon richten.
Und wie.
Abendlichen Gruß, silvereagle (morgen geht die Sonne wieder auf )
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Aldibroker
10.10.2002, 23:37
@ Tobias
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Verschwendung |
-->Danke, wenn der Bund der Steuerzahler Fälle von Verschwendung auflistet, ist das immer wieder spannend. Nur selbst aus 30 oder 50 einzelfällen leite ich nicht Grundsätzliches ab.
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silvereagle
10.10.2002, 23:49
@ Aldibroker
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Überzeugender... |
-->... kann man den Pol "Mitte" im dialektischen Spiel wohl kaum darstellen. Vielleicht noch ein bisschen"In der Kürze liegt die Würze" beachten, und es warten uU noch große Aufgaben auf Dich... ;-)
Wer selbst blendet, spart sich wenigstens die Sonnenbrillen.
Gruß, silvereagle
P.S.:
Warum gibts den Smiley eigentlich immer noch nicht mit cooler Sonnenbrille? ;-)
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Aldibroker
11.10.2002, 00:22
@ Baldur der Ketzer
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Spieglein Spieglein an der Wand, wie gut geht es unserem Land |
-->Baldur,
mit dir mach die Diskussion immer Spaß, denn dein Standpunkt ist so weit von meinem entfernt, dass der Dialog zumindest für mich viele neue Erkenntnis bringt. Die Fülle der Reaktionen macht auch deutlich, dass hier in der Tat Diskussionsbedarf zu sein schein. Wenn es dann nur ein Aldi ist, der noch etwas ketzerisch daherkommt, was den Konsens im Board angeht, ist das wohl für alle zu ertragen. Offensichtlich habe ich wohl nicht zu geben, dafür aber viel andere Erfahrungen ein Dutzend Antworten bekommen. Das Schicksal der Ketzer macht uns seelenverwandt. Alter, Erziehung, Erfahrungen... bringen aber verschiedenartige Ketzer auf diese Welt. Andere glauben an Gott, ich an das Gute und den nur zeitweise zu brechenden Optimismus.
Die Frage, ob es angebliche oder reale Anstiege bei den Auftrageingängen gegeben hat, werfen wir dann auf, wenn die Zahlen nicht mit unseren Erwartungen korrelieren. Nur ist unsere Erwartung immer zutreffend?
Ohne mich in den letzen Monaten näher mit Aktien beschäftigt zu haben, komme ich zum Schluss, dass kann PPT, Schließung von Shortpositionen... gewesen sein. Real ist diese Entwicklung dennoch und die Gründe nur Vermutung. Ganz naiv gehe ich davon aus, dass es 1929 einen Wendepunkt gegeben hat und auch in Jahre 200x wird sich einer finden. Ob x=2 ist, stellen wir beide in Abrede, x=3.... wird immer mehr Anhänger finden und bei x = 10 oder 20 gibt es kauf noch jemanden, der dagegen hält. Die Zeit heilt alle Wunden und Optimismus ist auf lange sicht immer berechtigt. Was stören das x magere Jahre und x=7 wie es in der Bibel steht, müssen wir auch nicht immer glauben. Also Todeskampf oder nur die Regelkrankheit ohne Todesfolge?
Wenn du heute mit jemanden gesprochen hast, der seinen Job verloren hat, gibt es sicher auch viele Menschen, die heute jemanden zum neuen Job gratuliert haben. Es wird doch jährlich millionenfach vermittelt und die Demografie soll auch helfen....
In der Tat der Facheinzelhandel und dazu zähle ich auch den Autohandel und der Bau sind angeschlagene Branchen. Aber wollen wir mal nachsehen, wie häufig wir das allein in Deutschland schon in den letzten 50 Jahren hatten? Wahrscheinlich haben wir heute nur deshalb so viel Gläubige, weil die Auferstehung gerade bei des Deutschen liebsten Kind immer wieder real zu beobachten war.
Mein Schwager ist Unternehmer im harten Fuhrgewerbe. Viele Kollegen klagen, er traut sich nicht zu erzählen, dass er so bombig verdient, wie noch nie in seinem Leben und das zählt schon deutlich über 50 Lenze. Aber auch nur ein Einzelfall, der nicht mehr beweist als die Kündigung eines Bankangestellten, den man zufällig kennt.
Holzmann, Maxhütte, Tante Emma und Onkel Fritzchens Spenglerei gibt es in jeder Rezzession und gerade am Ende dieser steigt die Zahl der Insolvenzen nochmals kräftig an, aber das ist auch reinigend. Ich glaube nicht, dass alle Facheinzelhändler oder Baugeschäfte verschwinden, aber viele werden wir in x Jahren nicht einmal mehr vermissen, denn die Versorgung ist gut und viele neue Betriebe stehen aus der ungebrochenen Gründungswelle hervor. Noch ist die Zahl der Gründungen x-mal größer, als die Zahl der Insolvenzen. Es geht also objektiv nicht alles den Bach runter, auch wenn immer viel Wasser von den Bergen ins Meer fließt und in stürmischen Zeiten viel zu viel Uferbefestigungen mitreißt.
Ich lese Creditreform, kenne die Problematik Basel II, aber das ist alles kurzfristig und wird langfristig für solidere Strukturen sorgen.
Die Zahl der Versteigerungen von Häusern ist mir noch nicht als auffällig hoch beschrieben worden. Hast du langfristige Vergleiche?
Menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten in der Ausübung von Macht, werden wir in keinem System überwinden, deshalb sollten wir Einzelpersonen austauschen, auch mal andere Wahlalternativen suchen, aber Revolution?
Was hat dir deine Auswanderung für Vorteile gebracht und waren auch Nachteile damit verbunden? Ist das wirklich eine gute patriotische Lösung?
So nachdem wir beide nochmals in den Spiegel geschaut haben, wissen wir bescheid. Der eine sieht Optimismus, der andere Realismus und der Dritte Pessimismus, wie unsere Wahrnehmung reflektiert wird, zeigen uns andere. Wir müssen uns nur ein Bild machen wollen. Gleichartig muss es nicht sein.
Ich grüsse dich auch herzlich
Aldi
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Aldibroker
11.10.2002, 00:27
@ Baldur der Ketzer
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Gerade Unternehmer sind berechnend |
-->also nur jener, der nichts mehr zu verkaufen hat, stellt den Betrieb ein, ohne etwas dafür nun nehmen. Ob die Frau in betrügt, interessiert auch nicht bei der Geschäftausübung, denn es findet sich immer eine kleine Freundin, die ihn bei Laune hält.
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Baldur der Ketzer
11.10.2002, 01:22
@ Aldibroker
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die Ketzer werden mehr ;-) - Abwärtsspiralen, Verweigerung, und ein Ausweg? |
-->Hallo, Aldi,
vielen Dank für Deine lange Antwort.
Ich bin der Ansicht, daß Gerd und Joschka es sicher nicht schlechter machen als Dick und Doof zuvor, also Kohn und Gimpel, oder wie der Schob vom BND irgendwie hieß ;-).
Die Probleme hat meiner persönlichen Meinung nach nicht rot-grün eingebrockt, sondern kohl-gelb. Und jetzt steckt der Karren im Dreck.
Die Wahlen haben das Ergebnis zur Folge gehabt (ich schreibe nicht, sie sind so ausgegangen ;-).....), daß die übergroße Mehrheit der Bevölkerung augenscheinlich auf mehr Staat, mehr Bevormundung, mehr Restriktionen setzt, statt den Würgeknebel zu lockern.
Denn wo ist denn der Unterschied zwischen denen und denen schon - marginal, wenn überhaupt.
Nirgends ein deutscher Blocher, nicht mal ein Berlusconi, der wenigstens etwas voranbringt, nichts. Gut, auch Blocher ist in der Minderheit, also, was solls. Und Berlusconi beim nächsten Mal auch wieder.
Sicher bringt eine *linke* Regierung mehr unliebsame Änderungen durch als eine angeblich so *unternehmerfreundliche* konservative Variante, also ist das per Saldo ja gar nicht schlecht.
Nur, in den nächsten Jahren heißt es erst mal, den Gürtel massiv enger zu schnallen, bevor wieder ein halbwegs tragfähiges Niveau erreicht ist (Dein Beispiel mit Skandinavien, sie mußten auch erst wieder lockern und runter vom Schlaraffenwahn, das dauerte).
Wenn jetzt jemand 50 ist, macht er die Talfahrt der nächsten zehn Jahre voll mit. In der Hoffnung, dann wieder den mühsamen Weg auf den Berg hinaufkeuchen zu dürfen. Das sind keine rosigen Aussichten.
Die Erwartung des einzelnen ist meist besser als die Gesamterwartung. Das ist mir voll bewußt, es gilt auch für mich, daß ich natürlich hoffe, irgendwie besser durchzukommen als der Durchschnitt.
Aber es ist zunächst nur eine Hoffnung, und in abschüssigem Gelände ist es viel schwerer, am Rad zu bleiben, als auf einer sauberen, übersichtlichen Strecke geradeaus.
Darum geht es doch.
Klar habe ich heute auch über jemanden gsprochen, die einen neuen Vollzeitjob bekommen hat, sie war vorher arbeitslos.
Nur, wenn Du in Dein Umfeld siehst, dann werden auf jede Neueinstellung 10 arbeitslos. Das schlägt irgendwann auch auf den erfolgreichen Fuhrunternehmer durch.
Daß eine Marktbereinigung, obwohl schmerzhaft, auch systemimmanent ist, wahrscheinlich sogar notwendig, ist auch klar.
Wir sind uns da völlig einig.
Aber das Kernproblem ist meiner Ansicht nach die Zermürbung, von der Dieter zurecht spricht, oder Euklid.
Irgendwann reißt bei einer krtischen Zahl von Leistungsträgern (Unternehmer, Selbständige, Angestellte, Arbeiter, ganz egal, die unentbehrlichen Anschieber halt) der Geduldsfaden, der Verweigerer tritt anstelle des Wühlers.
Und bei der gesamtwirtschaftlich dünnen Kapitaldecke krachen dann derart viele Arbeitgeber um, daß es brenzlig wird.
Ein wohlhabendes Land kann an sich beliebig viele Arbeitslose verkraften, am Papier, aber jeder weiß, daß es eine kritische Masse gibt, bei der es überkocht und das System kippt (6 Mios? 8 Mios?).
Das gilt es zu bedenken, von 4 auf 6 ist es so weit nicht.
Dann sagst Du zurecht, es gibt doch viele Neugründungen. Die werden sich auch irgendwie durchmogeln. Aber sie werden in der Breite gesehen derzeit weder nennenswert Gewinne machen noch die Lücken füllen können, vielmehr sind das die vielbeschworenen EinMannShows, die Ich-AGs, die Tellerwäscher&Schuhputzer-Mehrfachjobs der Amis, die kommen durch, aber es bleibt das Leben von der Hand in den Mund.
Das ist eine Abwärtsspirale, die noch nicht an der Suppenausgabe endet, aber doch alles umkrempelt, was wir gewohnt sind.
Wenn Du sagst, man kann die Sache doch noch zwei Generationen rauszuschieben versuchen, gebe ich Dir Recht.
Es ist zwar nicht fair, aber was ist das schon.
Nur, warum tut man es dann nicht dadurch, daß man den Schrumpfungsprozeß bremst, indem man Leistung wieder stärker fördert?
Statt dessen wird Initiative weiterhin gegängelt, Gewinn weiterhin abgezockt, Vermögen abgegriffen und Rechtsunsicherheit kultiviert.
Auf einem solcherart verseuchten Boden wächst kein Getreide mehr.
Du hast darauf hingewiesen, daß es faktisch schon schlimmer war. Klar. Aber vergiß das Faß nicht, ein Individuum kann Emotionen nicht ausblenden, sondern wird durch Erwartungen geleitet.
Die breite Erwartung ist weltweit negativ, nicht die in der Zeitung, sondern die von den Leuten, mit denen Du sprichst.
Nicht wegen kaltem Krieg, den angreifenden Russen, Tschernobyl oder Robert Mugabe, sondern wegen der dumpfen Gewißheit, daß durch die Staatsverschuldung ein Rohrkrepierer ansteht.
Es hilft nichts, zu lamentieren, wieso sie da ist, Tatsache ist, sie ist da. Weltweit.
Die Renten-Vermögen sind nur gezeigt, die Werte aufgebläht, die Sicherungssysteme sind lauwarme Luft.
Das sind sie schon seit dreißig Jahren, aber jetzt fährt die Achterbahn halt runter, man kann sie nicht durch die Luft schweben lassen.
Bremsen kann man, wie in Japan, dann wirds schleichend und qualvoll, oder man läßt sie laufen, dann wehts einem um die Ohren.
Aber daß es runter geht, ist unbestreitbar, dottore hat das mit der Neuverschuldungsmöglichkeit zur Genüge dargelegt.
Wenn es weltweit eine neue Schuldenrunde geben sollte, dann geht das nur über einen Überstaat, und das ist zwangsläufig der Orwellsche Weltsozialismus.
Zudem vernebelt dies nur, daß man sich in die Tasche lügt, denn faule Schulden werden irgendjemanden treffen, der es schmerzlich spürt.
Ich könnte mir vorstellen, aus dem Schlamassel herauszukommen, aber das geht nur mit einem Konsens in der Bevölkerung (ist nicht da, siehe Wahlausgang), mit Handlungsfreiheit der nationalen Regierung (ist nicht da wegen der AffenEU), und mit Praktikern am Ruder (sind schon gleich gar nicht da).
Nehme einen Streifenpolizisten als Innenminister, Wiedeking als Kanzler, einen Konkursverwalter als Finanzminister, und schick den Rest zum Arbeiten. Laß den Leuten ihr sauer verdientes Geld, bring wieder Vernunft ins Land.
Dann klappts auch wieder mit der Zuversicht. Statt dessen, na, ich erspar uns den Quark.
Nein, es ist nicht patriotisch, abzuhauen, aber wer 1938 patriotisch bleiben wollte, kam dafür 1945-46 ins alliierte Hungerlager oder davor bei Adolf hinter Stacheldraht.
Mein Opa sagte immer, lieber ein lebendiger Schnapser als ein toter Unteroffizier.
Und somit lieber ein zeitweise ausgeklinkter Aussteiger und Verweigerer als Herzkasperpatient mit Magengeschwür, Schulden und Vorstrafe wegen irgendeinem Pipifax.
>Ich lese Creditreform, kenne die Problematik Basel II, aber das ist alles kurzfristig und wird langfristig für solidere Strukturen sorgen.
Auch richtig, nur setzt das voraus, daß das Eis auf dem Teich nur anschmilzt, aber nicht völlig durchbricht.
Eine zweite Weltwirtschaftskrise wäre nicht feierlich.
Auch die wird wieder überwunden werden, und ein Katastrophenjahr ohne Welternte wäre weitaus schlimmer als ein Finanzcrash.
Nur denke ich eben, daß man zur Zeit nicht Deinen Weg beschreitet und das Feuer langsam ausbrennen läßt, sondern, man gießt Benzin rein.
>Die Zahl der Versteigerungen von Häusern ist mir noch nicht als auffällig hoch beschrieben worden. Hast du langfristige Vergleiche?
Nein, ich weiß nur, daß man nichts mehr loswird. Praktisch, aktuell, konkret.
>Was hat dir deine Auswanderung für Vorteile gebracht und waren auch Nachteile damit verbunden? Ist das wirklich eine gute patriotische Lösung?
siehe oben, Vorteile groß, Nachteile auch, aber vergleichsweise gut zu akzeptieren, es ist die einzige Alternative zum Magengeschwür.
>Wir müssen uns nur ein Bild machen wollen. Gleichartig muss es nicht sein.
Klar doch, und in 40 Jahren werden wir, wenn wir nicht zu schnaufen vergessen haben, das auch alles bewältigt haben. Unsere Altvorderen mußten durch viel schlimmeres durch und schafften das auch. Weil sie mußten.
Vieleicht ist es jeder Generation zugedacht, beide Erfahrungen zu machen, den Aufbau und den Crash.
Beste Grüße zurück vom Baldur
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Euklid
11.10.2002, 09:52
@ Aldibroker
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Re: Gerade Unternehmer sind berechnend |
-->>also nur jener, der nichts mehr zu verkaufen hat, stellt den Betrieb ein, ohne etwas dafür nun nehmen. Ob die Frau in betrügt, interessiert auch nicht bei der Geschäftausübung, denn es findet sich immer eine kleine Freundin, die ihn bei Laune hält.
Der ganze Patriotismus in Ehren.Aber was soll ich damit?
Soll ich mir etwa eine Deutschlandkappe aus dem Fußballstadion mitbringen lassen oder mit der Fahne umherlaufen?
Schau Dir doch die Patrioten an die mit Cross-Border-Verträgen momentan Deutschland komplett verkaufen.
U-bahnen,Straßenbahnen,Krankenhäuser,Kläranlagen,wasserversorgungsanlagen usw usw.
Bei dieser Lage in der Tagediebe das Eigentum Deutschlands verkaufen um etwas in die Kasse zu bekommen kann man sich Patriotismus abschminken.
Dieses Eigentum wurde von mir zumindest mit erarbeitet,nur gefragt wird man hier nicht mehr.Nein man geht sogar noch einen Schritt weiter und verkauft diese Dinge als kreativ obwohl da enorme Risiken zu beachten sind.
Man darf aber scheinbar keine Risiken mehr sehen wenn Null in der Kasse ist.
Das kommt mir so vor wie wenn meine Frau gerade das Bett neu bezieht während ich gerade dabei bin dieses zu verkaufen.
Gruß EUKLID
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Saint-Just
11.10.2002, 11:30
@ silvereagle
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Das fragst DU mich? |
-->In diesem Zusammenhang soviel wie dualistisch (z.B. Gut und Böse).
Gruss!
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Saint-Just
11.10.2002, 11:50
@ silvereagle
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Re: @silvereagle |
-->>Hi,
>> Staatsplädoyer? Nein! Es geht mir allein um das richtige Mass.
>Nun ja: Wie hätten wir's denn gern? Voll, halbvoll oder vielleicht ein Achtel? ;-) Aber wenn Du mich fragst: Alles Jacke wie Hose. ;-) Entweder Achtung und Rücksicht auf andere - oder keine Rücksicht. Und so wird's denn wohl auch zumindest einmal noch so kommen. Da gebe ich Dir Recht (siehe unten).
Ja ja, überall manichäische Weltbilder... ;-)
>> Meine Gesinnungsgenossen kennst Du nicht, aber im Moment ist der Missbrauch libertären Gedankengutes das Hauptproblem.
>Missbrauch? Wo denn? Etwa hier im Forum? ;-)
Nein, hier agieren vornehmlich die Fehlgeleiteten (aus meiner Sicht). Aber überdenke diesen Punkt bitte noch einmal. Wer versucht wem aus welchem Grunde den Staat GRUNDSÄTZLICH als tyrannisch und ineffizient zu verkaufen (Betonung liegt auf grundsätzlich)?
>>>Endings are just beginnings.
>>Richtig. Und so wirst auch Du wieder aufs Neue vom bösen Staat und seinen Häschern geknechtet werden. ;-)
>Sind denn"Staat" und"Häscher" verschiedene Personen? ;-)
Ergib Dich freiwillig in die Knechtschaft des Staates und Du wirst seine Häscher niemals kennenlernen müssen! ;-) (ein grober Scherz - ok)
>>>Gruß, silvereagle
>>Grüsse wurden schon ausgetauscht.
>Aber jetzt bin ich wieder einen schuldig. ;-)
>Gruß, silvereagle
Gruss zurück!
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dottore
11.10.2002, 14:07
@ Aldibroker
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Re: Je länger, desto schlimmer... oder auch nicht.... |
-->>Nun wird es deutlich, nur weil sich dottore darauf festgelegt hat, das unser System besser in Kürze zusammenbricht, bringt er den nächsten Glaubenssatz:
>Je länger, desto schlimmer wird's doch.
>Das sehe ich für die Größe einer Börsenbubble ähnlich. Aber gilt das auch bei nur minimalen Veränderungen der Wachstums- und Inflationsraten genauso?
>Wie wäre es mit weiteren Plattitüden?
>Die Zeit heilt alle Wunden, wenn wir uns anstrengen, schaffen wir es doch noch...
In der Wirtschaft heißt Zeit"Termin". Nur darum geht es: Wird zum Termin das zum Termin Vereinbarte geleistet (von beiden Seiten) oder nicht?
Falls nicht, treten normalerweise die bekannten Folgen ein (Zwnag, Vollstreckung, Konkurs, Eigentümerwechsel usw.).
Nun muss es ja nicht"normal" zugehen. Man kann den Termin strecken (prolongieren) oder einen anderen leisten lassen als den, der vorgesehen war. Der"Andere" ist zumeist der Staat, der für die nicht erbrachte Leistung"bürgt" bzw. sie auf seine Konten debitär verbuchen lässt.
Wird so vorgegangen, ist zu fragen: Wie lange kann überhaupt prolongiert werden? Und was geschieht, sofern alle Teilnehmer wissen, dass prolongiert werden kann bzw. ein"Ersatzleistender" auftritt.
Die erste Frage ist leicht zu beantworten: Die Prolongation ist zu Ende, sobald die Kosten ihrer Fortsetzung höher sind als die Kosten ihrer Nichtfortsetzung. Die Kosten der Fortsetzung liegen (da es sich um Verzinsliches handelt, also vorab Festgelegtes) grosso modo fest. Sie erscheinen als die Summe des jeweils Prolongierten, das mit der Summer der auf das Prolongierte fälligen Zinsen auf der bekannten Zinseszinskurve enteilt.
Die Kosten der Nichtfortsetzung, also der Einschnitt, den Vollstreckungen usw. bedeuten, lassen sich variieren. Letztlich soweit, bis alle Teilnehmer, die aus den Prolongationen aktiv berechtigt sind in folgender Lage sich finden: Sie erhalten als Geleistetes nur noch das Lebensnotwendigste (sind damit auch zufrieden) und bestaunen gleichzeitig gigantische Guthaben (= Güter haben können), mit denen sie aber nichts anfangen können - außer sie täglich aufs Neue (und täglich wieder gestiegen) zu betrachten.
Der Ersatzleistende ist die"Gemeinschaft" in irgendeiner Form (z.B. Staat, ZB), auf deren Konto immer weiter gebucht werden kann. Dies wäre dann der"lender of last ressort" in Vollendung: Sobald irgendwo im normalen und unter Terminzwang arbeitenden Wirtschaft ein"Ausfall" sich abzeichnet, wird dieser nullifiziert, indem der"Staat" einspringt.
Dieses spricht sich natürlich schnell herum, vor allem bei den"wichtigen" Marktteilnehmern, die sich in einem solchen System mehr und mehr sicher fühlen können, weil ihnen letztlich doch aus ihrer Terminnot (= Leistung, Zahlung) geholfen werden wird.
Das Phänomen ist als"moral hazard" bekannt und seit längerem im Schwange: man zieht sozusagen auf den"last lender" in der Gewissheit, dass der schon einspringen wird.
Das System ist ziemlich dehnbar, wie Japan beweist. Inzwischen liegen dort die bad loans, also Uneinbringlichkeiten bei mindestens 35 (nach Berechnungen von Goldman, Sachs bei 50 %) des BIP. In dieser Richtung lassen sich noch Fortsetzungen denken, indem schlicht nichts getan wird, jedenfalls nicht an den erkennbar"kritischen" Punkten (Banken, Versicherungen, Großkonzernen), da diese als"too big to fail" eingestuft werden.
Dies setzt sich dann derart fort, dass die"too small to be saved" in immer größere Probleme kommen und, da bei ihnen noch das Terminsystem greift, mehr und mehr verschwinden (Mittelstand als Beispiel). Daraus resultieren Dauerstagnation und leichte Deflation (die"scharfe" Deflation bleibt zunächst aus, da in den"großen" Bereichen der Termin- und damit der Zwangsverkaufsdruck fehlt).
So teilt sich dann die Gesellschaft, wie bekannt: Arme, die auf der Staats-Payroll existieren und Reiche, deren Reichtum zum Schluss - Papier ist (einiges werden sie vorher in"Sachwerte" gelegt haben, allerdings nicht zu viel, denn Yachten und Schlösser fallen auf).
>Die Volkswirtschaftslehre hat so viele gut begründete Irrtümer hervorgebracht, ist dottore der erste Unfehlbare?
Ach was! Es geht einzig und allein darum, das Wirtschaften statt aus purer Freiwilligkeit, Leistungsfreude und Markt aus Zwang, Leistungsmuss und Markt zu erklären. Das Zweite ist bisher in der VWL m.W. als"Theorie" noch nicht erschienen, es schließt das Erste auch nicht aus, ist aber die Basis und nicht umgekehrt.
>Selbst wenn Theorien über Tausende von Seiten kausal begründet waren und millionenfach Anhänger fanden, haben sie historisch keinen Bestand gehabt.
Es gibt zahlreiche absolut befriedigende Erklärungen von Einzelphänomen (ich darf nur an Ricardos sensationelle Trouvaille der"komparativen Kosten" erinnern), die Bestand haben.
>Aus dieser klaren Erkenntnis erwächst auch die Möglichkeit, das dottore in einigen (natürlich wenigen) Punkten irrt und der Debitismus durch realwirtschaftliche Entwicklungen, die anders als erwartet verlaufen Risse oder dauerhafte Streckungen erfährt. Wollen wir nicht darauf hoffen?
Ja, wir können darauf hoffen, aber Hoffnung selbst erklärt nicht, warum überhaupt gehofft werden soll oder müsste.
>Am Beispiel Japan erläutert der Erfinder ja selbst, wie elegant man die Sache über Jahrzehnte strecken kann, wenn man bestimmte Dinge beachtet. Könnten wir das unabwendbare Ereignis nicht noch für eine oder zwei Generationen nach hinten legen und in der Zwischenzeit nicht mehr ganz so gut, aber doch sehr auskömmlich im existierenden System auskommen?
Das ist möglich, doch dann muss reiner Wein eingeschenkt werden: Wir (Staat usw.) wollen nicht, dass etwas"passiert", also stretchen wir bis ganz zum Schluss. Wenn erklärt wird, was das Stretchen bedeutet, welche Folgen es hat (Dauerstagnation etc.) und alle sagen:"Einverstanden!" - warum nicht. Das ist dann die Methode"Nach uns die Sintflut" und mir persönlich wäre es sehr Recht, meinen Kindern oder gar Enkelkindern vermutlich weniger.
>Müssen wir immer alles gleichzeitig ausbuchen oder gibt es heute clevere Strategien? Sind es nicht gerade die beiden mit Ausschließlichkeit beschriebenen Strategien, die das System vorzeitig beenden, ohne weiche Landungen gesucht zu haben?
"Weiche" Landungen gibt es leider nicht. The higher the top the steeper the drop.
>Hyperinflationieren oder Ausbuchung sind doch nur extreme Lösungsansätze.
Es sind keine"Lösungen", sondern folgen aus dem Vorherigen automatisch: Entweder so - oder so. Schulden, und um die allein geht es, verschwinden nicht von selbst.
>Immerhin die Theorie erlaubt den Zeitgewinn, ohne das dort der weitere Gewinn in Form von besseren oder schlechteren Renditen erwähnt wird, die systemimmanent immer wieder schwanken, aber das System nicht zwangsläufig depressiv/rezessiv... in den Stillstand versetzen. Warum kam es nach diversen Krisen immer wieder zu Aufschwüngen? Welche Bedingungen fehlen heute?
Die Erledigung der weltweiten Überschuldung - egal wie. Ist das abgehakt, geht es selbstverständlich weiter. Aber über diese Brücke müssen wir gehen. Am anderen Ufer sehen wir dann weiter.
>Wer die skandinavischen Wirtschaftssysteme mit hohen Steuerlasten und Staatsquoten bei Vollbeschäftigung... betrachtet, kommt schon zur Überlegung, das manche neoliberale Überzeugung auch unzutreffend sein könnte. Per Definitionem sämtliche staatlichen Investitionen als ineffizient hinzustellen, ist daher abwegig.
Sie sind, da nicht über den Markt laufend, per definitionem weder als effizient noch als ineffizient definierbar. Die tägliche Erfahrung indes lehrt, dass staatliche Investitionen ineffizient sein müssen, sonst wären wir nicht in diese kolossale Schieflage gekommen (inkl. Ressourcen-Fehlallokationen en gros), die wir heute weltweit haben.
>Das rührt noch aus Überlegungen her, die erklären wollten, warum Kommunismus auf Dauer nicht funktioniert. Nun haben wir die Überlegung das Markt auf Dauer auch nicht funktioniert. Muss immer alles ohne Zwischentöne zutreffen? Was machen die Chinesen eigentlich genau?
Die baden gerade aktuell in einer deflationären Krise.
>OK, Ausgaben auf Pump ohne Rückzahlungsfähigkeit gehen sicher in die Hose, aber der Leverageeffekt von Fremdkapital ist sicher auch volkswirtschaftlich zu beachten und auch auf staatliche Ausgaben anzuwenden.
Natürlich wird Fremdkapital benötigt, nur sollte es unter Marktbedingungen laufen. Der Spread zwischen öffentlichen und privaten Anleihen zeigt doch, dass da etwas nicht stimmt. Oder ist der Staat etwa ein besserer"Wirtschafter" als ein gut geführter Groß-Konzern, dessen Titel bonitätsbedingt abschmieren?
>In einer Theorie, wo zusätzliche Verschuldung wachstumsfördernd wirkt, muss die Rolle von staatlichen Einnahmen und Ausgaben bei vorübergehend positiven oder negativen Salden auch noch näher untersucht werden.
Die positiven Salden existieren eben nicht. Grund: Staat arbeitet mit Zwang auf der Einnahmenseite, ohne die Kostenseite a priori dem anzupassen, wenn das über Zwang Erwartete nicht eintrifft. Von Entlassungen im Staatsbereich ist nichts bekannt, wozu aber private Firmen greifen müssen, um zu überleben.
>Der schlichte Hinweis alle Staatsschulden wirken genau andersherum ist unlogisch, auch wenn in Teilen die schädliche Wirkung nachvollziehbar wird, ist die Pauschalierung dieser Erkenntnis wieder zu absolutistisch.
Nur eins. Der Crowding-Out-Effekt. Wer legt denn heute sicher in was an? Der Anleger in"risikolosen" Staatspapieren. Ein Wirtschaften ohne Risiko gibt es aber nicht, denn es wäre ein Wirtschaften dann auch ohne jegliche Gewinnerwartung.
>
>Auch wenn wir das Modell keine Steuereinnahmen... noch nicht realwirtschaftlich durchgespielt haben, merken wir doch, dass die Diskussion über höhere Einnahmen und niedrigere Unternehmenssteuern genau in einen Themenkomplex reicht, der von der Möglichkeit ausgeht, Staatsdefizite wieder zum Ausgleich zu bringen und Wirtschaften wieder zu beleben.
Das Staatsdefizit verschwände mit dem Staat. Nichts würde die Wirtschaft mehr beleben als eine Komplett-Entstaatlichung. Der Staat ist das Problem und nie die Lösung.
>Wenn die höhere Steuer schädlich für die eine Sache ein sollte, müsste sie ja im umgekehrten Sinne positiv wirken. Vielleicht hat uns der amerikanische Schauspieler ja doch ein Stück vorgespielt, dass wir nochmals durchdenken sollten.
Ja, der war sehr gut. Aber das Stück ist vom Spielplan abgesetzt und kann nicht mehr gecovered werden.
Gruß!
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Aldibroker
11.10.2002, 14:10
@ Baldur der Ketzer
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Lange Antwort auf gute Anregungen |
-->Baldur,
auch wenn Gerd und Joschka nicht schlechter gewesen sind, viele wichtige Reformen geht man erst jetzt an, diese Kritik ist berechtigt und was daraus wird, können wir in 4 Jahren quittieren. Zum Image von Politkern ist zu sagen, dass die etwas mit Zahnärzten gemeinsam haben. Eigentlich will man beide gar nicht haben und wenn man sich doch entschließt, hinzugehen, kann man sich nie sicher sein, dass die auch gesunde Zähne anbohren, um über die Runden zu kommen. Bei aller Unzulänglichkeit, die auch menschlich ist, bleibt hinterher immer ein strahlendes Gebiss, das in die Kamera gehalten werden kann und nicht jeder sieht, dass es keine echten Zähne mehr sind. Solange keine Toten in Massengräbern gezählt werden, hat die Politik nicht völlig versagt. Der kleinere Geldbeutel ist noch zu verschmerzen.
Mit Blocher habe ich mich noch nicht beschäftigt und Berlusconi ist mir suspekt. Fundiert ist dies Urteil aber nicht, denn ich reflektiere nur die öffentlichen Anschuldigungen und die noch größere Medienmacht, als jene die wir hier beklagen. Ich bin auch schon wieder etwas vom Neoliberalismus abgedriftet, da ich Sorge habe, der funktioniert auch nicht wie die reine Lehre z.B. bei den Kommunisten. Kernelemente wie Schuldenabbau, mehr Markt... sind überzeugend, aber hohe Staatsquote und Steuern/Abgaben in Skandinavien scheinen auch nicht schlechter für eine Volkswirtschaft zu sein. Da liegt sicher auch der Unterschied zwischen den Geistesströmen in den Volksparteien und den kleineren Parteien. Nur Richtig und falsch möchte ich nicht beurteilen, denn das ist reine Glaubensache. Politik kann auch Religionsersatz sein und da gibt es so viele anbetungswürdige Gestalten, dass wenige sich ganz abwenden, viele aber begeistert sind.
Das *linke* Regierung mehr unliebsame Änderungen durchbringen können, haben wir in New Zealand, Niederlanden... gesehen, aber das geht nur, wenn man nicht mehr auf Wiederwahl setzt, sondern einfach macht was notwendig ist. Einen breiten gesellschaftlichen Konsens hätte ich aber schon gern, als nur eine rein *unternehmerfreundliche* konservative Variante ohne überzeugende Ansprache, warum diese Medizin mehr hilft.
Gürtel enger schnallen, kann in dieser fettleibigen Gesellschaft in der Tat wie eine gute Therapie oder Kur wirken. Freudige Fastenkuren oder Schonkost muss bei der richtigen Vermittlung nicht zu Mangelerscheinungen führen und für ein Leckerli wird es in den nächsten 10 Jahren auch noch reichen.
In meinem Umfeld halten sich Neueinstellungen und Arbeitsplatzverluste die Waage. Aus 4 Millionen Arbeitslosen sind wieder 4 Millionen geworden. Ob die Struktur, Qualifikation... identisch ist, wage ich zu bezweifeln. Hier gewinne ich die Hoffnung, dass die Zahl der Vermittelbaren steigt und die Zahl der Unwilligen härter angepackt wird, so dass mehr der Teil zermürbt wird, der nicht mehr leistungsbereit ist.
Mit der Zermürbung von Dieter und Euklid würde ich mich gerne näher beschäftigen, denn offensichtlich gelingt es nicht, mir dieses Bild überzeugend zu vermitteln. Ich kenne Sorgen von Unternehmern, kann aber nicht so sicher ableiten, dass diese Regierung nun den Ausschlag geben soll. Du bist ja auch der Ansicht, dass die Unterschiede so groß nicht sind. Vielleicht ruhten Hoffnungen auf Liberale, aber Guidomobil, Spaßpartei und Möllemann gegen alle und vor allem gegen die eigene Führung war nicht vermittelbar. Da sind Blocher und Berlusconi sicher bessere Politiker.
Vom Geldbeutel her hätte ich eindeutig FDP wählen müssen, aber etwas in mir sagte, ist das, was für mich Besserverdienenden gut ist, wirklich auch gesellschaftlich richtig. Aber wissen werde ich das auch in 4 Jahren noch nicht.
Wenn dünne Kapitaldecken mit Hauptursache für Insolvenzen sind, dann muss man die Bildung fordern und fördern. Wer Geld aus dem Laden zieht, muss steuerlich schlechter gestellt werden, als der mittelständische Unternehmer, der Kapital im Betrieb behält. Es muss aber einen Unterschied machen, ob es nur als Zinskapital oder als gebundenes Anlage- oder Umlaufvermögen für Arbeitsplätze und Beschäftigung arbeitet. Spekulatives Kapital muss genauso zur Steuer herangesogen werden, wie investiertes Kapital. Viele gelobte Länder wie England, USA... könnten allein von der Börsenumsatzsteuer, Kapitalverkehrssteuern, Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern... den Zinsdienst der Staatshaushalte bedienen und bei uns ist davon fast nichts mehr existent.
Mich überzeugt ein Satz wie dieser:
Sollten nicht die großen Vermögen, die ganz toll am Wiederaufbau verdient haben nun stärker an den gesellschaftlichen Lasten der Teilung beteiligt werden....
Mich stören die lauten Töne der Verbandsfunktionäre mit XXX-Parteibuch genauso wie die schrillen Forderungen der Gewerkschaften. Am runden Tisch bekommen die nichts geregelt und treten nach jeder halben Stunde vor die Kameras und beschimpfen die Gegenseite oder Politiker. Hartz ist für mich ein Anfang, nun müsste das Gespräch und das Ringen um den Standort Deutschland weitergehen, dann bekommen wir auch 2 und nicht 6 Millionen Arbeitslose, bezahlbare Sozialsysteme, niedrigere Arbeitskosten....
Gemessen am gewinnabhängigen Steueraufkommen durch Unternehmen (Ausnahme große Körperschaften) ist aber trotz sinkender Tarife noch ein sprudelnder Steuerquell zu erkennen. Die allgemeine Gewinnsituation ist also nicht identisch mit der Gewinnsituation am Bau, im Facheinzelhandel. Für das Suppenküchenszenario ist wirklich noch kein Grund erkennbar. Verlierer sind im wesentlichen jene, die voll auf Aktien zum Vermögensaufbau gesetzt haben. Aber wo die sinkende Sonne scheint, gibt es auch lange Schatten. Nur wer rechtzeitig aufsteht, bekommt die Morgensonne und führt am Mittag ein fast schattenlos Dasein.
Wenn der finanzielle Zusammenbruch noch über Generationen geschoben werden kann, sollte auch diskutiert werden, was fair und gerecht ist. Jener junge Mensch, der etwas eigenes leistet wird es als fair ansehen, dass seine Leistung sich auszahlt. Der Erbe sieht es schon als Leistung an, dass sich sein Daddy oder Opa abgeschuftet hat. Warum sollte nicht jede Generation so wie du und ich bei Null anfangen? Es ist noch keine Leistungsförderung, wenn man große Vermögen vor dem staatlichen Zugriff schützt. Solange nur progressiv Gewinnanteile und wachsende Vermögen teilweise abgegriffen werden, sehe ich das nicht als Leistungshindernis, aber auch da ließe sich der Konsens finden, dass alle direkten Steuern und Sozialabgaben abgeschafft werden und jeder der Geld und Waren bewegt eine Umsatz- und Kapitalverkehrsabgabe leistet. Wäre das nicht eine mutige und leistungsfördernde Reform? Wenn dann noch bürokratische Hemmnisse fallen, die nach meiner Einschätzung viel stärker leistungshemmend wirken, ist doch schon alles perfekt. Also welche Regelungen sollen weg, was schafft Rechtsunsicherheit...? Wir wollen ein Getreidefeld, das hohe Erträge abwirft.
Wir denken in einfachen Bildern, machen uns unnötige Emotionen und sehen das Fass nicht mehr, wie es einmal war. Erst hatten wir nur Eisen und Eichenbohlen, dann ein Fass, das nie richtig dicht war. Jetzt wo wir jede Menge Trinkwasser sicher und langfristig aufbewahren, kommt uns der Gedanke, das es überlaufen könnte. Mag sein, dass es bei einigen auch schon übergelaufen ist, aber wollen wir etwas dagegen unternehmen oder nur Trübsal blasen und uns in unserem Pessimismus vergraben? Wenn wir sowieso nur zu Erfüllungsgehilfen unserer Erwartungen werden, dann lasse uns etwas Positives, Konstruktives anpacken. Etwas was uns und anderen Mut macht. Fangen wir also an: Was macht uns krank und welche Therapie schlagen wir vor. Wenn wir verschiedene Therapieansätze finden, umso besser, eine Lösungsmöglichkeit mehr.
Wenn ich mich in eine Gemeinschaft begebe, wo nur Klagelieder gesungen werden, werden ich auch in dieser Hinsicht religiös. Ich werden nach eineigen Monaten/Jahren negativ und spreche nur noch mit Leuten, die meine Einschätzung teilen. Es wird Realität. Aber auch genau das Gegenteil funktioniert so. Wähle den Weg! Wenn ich von jedem etwas pflege, kenne ich die Welt besser und bin offener auch für freudigen Gesang. Dennoch darf ich trauern, wenn wieder einer meiner Unternehmerkollegen zu Grabe getragen wird. Es gibt aber auch Kulturen, das wird es eine Freudenfeier, denn in jedem Sterben liegt der Wandel und die Chance.
Ok, der Moloch Staatsverschuldung hat uns heute noch im Griff. Wir könnten ausbuchen, hyperinflationieren oder über viele Generationen dort hin gelangen, wo wir herkommen. Wenn der Häuslebauer das Risiko eingeht, über 50% seiner laufenden Einkünfte für fällige Annuitäten aufzuwenden und dennoch in 20 bis 30 Jahren schuldenfrei ist. Wenn der Unternehmer bis zu 90% fremdfinanziert und doch in der Mehrzahl der Fälle nach Abzug von Zinsen und Tilgung zu Recht über hohe Spitzensteuersätze klagt, muss er zur Gruppe der Spitzenverdiener gehören... Warum sollte ein Staatsdefizit, dann nicht über viele Jahrzehnte wieder korrigierbar sein? Gürtel enger schnallen und freudig fasten! Es geht doch nicht um 90% weniger, sondern darum, dass wir so reformieren, dass aus einer Neuverschuldung zunächst ein ausgeglichener Haushalt wird und dann steigende Überschüsse. Selbst wenn wir ein paar Ringe vom Schuldenturm zu Babel einfach abreißen und aus unserem Vermögen ausbuchen, steht immer noch ein rauchender Schornstein. Früher haben wir geschuftet, um etwas zum Fressen zu haben, heute werden wir wehleidig, wenn die neue S-Klasse 6 Monate später finanziert werden kann.
Physikalisch findet sich für jedes System ein Gleichgewicht und das werden wir auch bei der sozialen Sicherung wieder finden. Die Naturgesetze helfen uns, auf dem Pfad der Tugend zu bleiben. Warum ist das japanische Modell der Krisenbewältigung denn so qualvoll? Könnte man nicht noch mehr Diät vertragen, ohne zu verhungern? Dottore ist ohne Zweifel ein ganz großer Vordenker, aber das eigene Denken will er nicht ersetzen. Ist er frei von Irrtümern?
Orwell hatte in den 70er Jahren schon Hochkonjunktur und wir konnten nochmals glänzend hochbuchen, wie dottore auch bemerkt. Warum nicht Welle 4 vor dem noch größeren Überschwang? Buchhalter und Vermögen haben wir doch immer mehr. Können wir uns nicht noch weiter von der Materie lösen und eine funktionierende hochbuchende Finanzwelt denken, die Einkommen, Arbeit, Unternehmertum... leistungsstark und wachsend verbindet, ohne das neue Autos gebaut, Nahrungsmittel erzeugt oder Häuser bebaut werden? Müssen wir den Begriff Realwirtschaft nicht erweitern und die Gier nach Gold und Geld in dieser Welt als Primärzweck allen wirtschaftlichen Handels ansehen. Sind güterwirtschaftliche Erklärungsansätze für prosperierende Volkswirtschaften nicht schon durch die viel beachtlicheren Finanzströme, die auch viele Mäuler mehr als satt machen überholt? Werden wir lernen mit den Auf- und Abbewegungen gelassener umzugehen? Wird die Parallele 1929 nicht schon am unterschiedlichen Verhältnis zwischen Produkt- und Finanzbewegungen, Produkt- und Finanzstruktur, alte und neue Wirtschaftszweige... scheitern?
Was sind faule Schulden? Es sind Schulden, die der Unkluge in voller Höhe zur Unzeit einfordert. Bedienbare Schulden sind genau das Gegenteil, wir haben also auch in der vermeintlichen Überschuldung noch viele Gestaltungsspielräume und die werden tagtäglich auch mit Vergleichen, Stundungen, Teilausbuchungen... vorgelebt. Das große Beben ist also nicht so zwangsläufig. Vielleicht gibt es sogar in 30 Jahren eine friedliche Volksabstimmung unter Besitzern von Bundesschatzbriefen, was machen wir mit den nicht mehr vollständig bedienbaren Titeln...
Auch wenn wir heute einen Konsens nicht so leicht hinbekommen, nach den physikalischen Gesetzen wächst der Einigungszwang und es wird unterschiedlichste Lösungen geben, die
einen hauen sich die Köpfe ein, die anderen zeigen Zivilisation. Ich hoffe aus uns!
Sicher bringen nicht die Streifenpolizisten allein das Rüstzeug mit, ein Innenministerium qualifiziert zu besetzen, aber als Ratgeber sind sie wertvoll. Ob Wiedeking der bessere Kanzler wäre, wird sicher auch kontrovers gesehen, aber ich könnte mit dem Versuch gut leben. Ein Konkursverwalter als Finanzminister scheint mir dann eine gute Alternative, wenn Eichel im Jahre 2006 immer noch keinen ausgeglichen Haushalt vorlegt. Für die Abschaffung der Steuern und Abgaben bin ich allerdings nicht zu gewinnen und ich bin als Besserverdiener starker Nettozahler.
Nur wer satt oder faul ist, kann sich zeitweise ausklinken oder verweigern. Aber die Vermögenssteuer oder gestrichene Sozialhilfe kann da doch wieder sehr antreibend wirken. Keiner sollte aber soviel tun, dass er ein überfüllten Geldbeutel mit Herzkasper, Geschwür.... vorzuweisen hat. Gesetzestreue ist für mich wichtig, aber über die Gesetze möchte ich als Wähler schon mitbestimmen.
Was sind zur Zeit die Dinge, wo du weiteres Ã-l/Benzin im Feuer siehst?
Selbst wenn man heute wieder schwer Häuser verkaufen kann, ist das absolut nicht ungewöhnlich. Die Immobilienmärkte schwanken seit Jahrzehnten/-hunderten und bieten dennoch immer wieder Schnäppchen und überteuerte Angebote. Jetzt ist sicher eher Kaufzeit.
Dank für die Anregungen
und Grüße zurück Aldi
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Aldibroker
11.10.2002, 14:50
@ Euklid
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...aber nur deine Frau hat eine gesunde Einstellung |
-->denn sie macht die Betten. Entweder im Glauben, du würdest sie ernsthaft doch nicht verkaufen, so dass ihr euch fröhlich in frisch bezogenen Betten vergnügen könnt, ober aber aus sozialen Erwägungen, denn wenn das Bett schon verloren geht, dass soll der Eerwerber auch seine Freunde daran haben.
Das ist Patriotisch!
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Euklid
11.10.2002, 15:04
@ Aldibroker
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Re:...aber nur deine Frau hat eine gesunde Einstellung |
-->>denn sie macht die Betten. Entweder im Glauben, du würdest sie ernsthaft doch nicht verkaufen, so dass ihr euch fröhlich in frisch bezogenen Betten vergnügen könnt, ober aber aus sozialen Erwägungen, denn wenn das Bett schon verloren geht, dass soll der Eerwerber auch seine Freunde daran haben.
>Das ist Patriotisch
Für selbstlose Übungen bin ich leider nicht mehr zu gebrauchen.
Wer nicht mehr unbedingt muß kann sich doch seine Freiheit nehmen bevor sie ihm ein anderer nimmt oder meinst Du nicht?
Gruß EUKLID
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Aldibroker
11.10.2002, 17:53
@ dottore
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Re: Je länger, desto schlimmer... oder auch nicht.... |
-->Danke dottore,
die Ausführungen sind immer wieder herausfordernd und damit auch fördernd.
Termine kann man auch in der Wirtschaft flexibel handhaben. Wenn ich meine Freundin liege und länger mit ihr zusammensein möchte, muss ich ihre kleinen Verspätungen ebenfalls lieben lernen und akzeptieren. Aber es ist schon richtig, einseitige Abweichungen vom Vereinbartem werden zu keinem guten Ende der Kontrakte führen. Die Prolongation von Wechseln ist so alt, wie das auf ihr basierende wirtschaften. Die Bürgschaft führt ein kaum kürzeres Dasein und trifft die Familie, den vertrauten Bekanntenkreis... mehr als den Staat. Die staatliche Variante davon ist sicher historisch erforscht. Wo gibt es zusammenfassende Betrachtungen dazu?
Die Aussage, das der"Andere" ist zumeist der Staat (lender of last ressort) ist, sehe ich bei Großpleiten... aber eine bedrohliche Dimension in hohen Prozentanteilen am Staatshaushalt sehe ich hierzu lande nicht gegeben. Selbst Hermes ist eher ein Versicherungssystem, als ein lender of last ressort. Kein Konzern wird im Wissen groß, dass er dann nicht mehr leisten muss und Größe schützt auch nicht vor dem Exitus. Worldcom, Kirch & Co lassen grüssen.
Bei jedem normalen Zusammenbruch von kleinen, aber auch großen Firmen können wir beobachten, dass die Regel zutrifft, dass die Prolongation ist zu Ende, sobald die Kosten ihrer Fortsetzung höher sind als die Kosten ihrer Nichtfortsetzung. Selten hilft der Staat diesen Punkt mit Teilbürgschaften zu verschieben, aber es kommt schon vor, dass mit Hilfe dieser Aktion Unternehmen gerettet werden. Wir sollten dabei aber eher die Aktionen der 70er und 80er Jahre betrachten, als aktuelle Fälle mit ungewissem Ausgang. Sicher wird sehr flexibel gerechnet, bewertet und unterschiedlich festgestellt, denn nur so ist zu erklären, dass der eine noch prolongieren will, wo der andere die Reißleine zieht. Mathematik scheint nicht wirklich im Spiel zu sein.
Die Vorstellung, dass wir bei wichtigen Marktteilnehmern einen Konsens darin haben, auf Staatskosten dem Leistungszwang zu entgehen, sehe ich nicht. Einzelfälle stützen die These vom moral hazard. Wissenschaftliche empirische Studien würden Klarheit verschaffen.
Wenn das System ziemlich dehnbar ist und Japan beweist, dass bad loans bei min. 35% BIP liegen, könnte man sie rechnerisch mit den restlichen 65% so verbinden, dass sie wieder neutralisiert werden und prolongiert, neu konditioniert... einbringlich werden. Es gab die Einschätzung too big to fail auch bei Worldcom, aber dennoch hat man sich entschlossen, dieses Problem auszubuchen. Es wird also offensichtlich nur eine kleine Spitze von Problemen über den Staat gelöst. Nach IMF sind 99,5% der Unternehmen mittelständisch, also gibt es nur in 0,5% der Fälle das too big to fail und dort wird es wieder nur ein minderer Anteil im Prozentbereich sein, der aktuell schon Prolongationswünsche in Deutschland hat.
Sicher gibt es deutlich mehr Beispiele für too small to be saved, aber das liegt in der Struktur der Deutschen Wirtschaft. Die kausale Ableitung von Dauerstagnation und leichter Deflation ist so nicht zwingend.
Die gesellschaftliche Teilung in arm und reich ist ein im Ansatz gewünschter Effekt zur Leistungssteigerung, der politische Wille oder der Mut oben abzuschöpfen und unten sozial auszugleichen findet ein geteiltes Echo. Der Schutz vor staatlichen Regeln und Abschöpfungen besteht bei Yachten, Schlössern, Gold- und Geldvermögen auf der Bank oder im Sparstrumpf ebenso wenig, wie die Gewissheit, welchem Papier (fiat money) in Zukunft Wert beizumessen ist. Dort wo alles in dunkle schwarze Kanäle geht, ist am schnellsten das aus zu prognostizieren, denn wo offiziell nichts mehr für den Staat zu holen ist, wird er sich Ausweichstrategien überlegen. Die Einführung des Euro war eine solche Maßnahme, mit der erste Schwarzgeldbestände ins Abseits oder wieder in den offiziellen Kreislauf geschickt werden sollten. Über kurz oder lang wird das Bankgeheimnis fallen, denn der Staat sucht und je ärmer er wird, desto mehr will er finden. Der Glaube, das dies nur ein deutsches Phänomen bleibt, wird der Realität nicht gerecht werden.
Also machen wir freiwillig und ehrlicher weiter, denn jede Abwehr erzeugt in der Tat nur noch mehr Zwang. Freiwilligkeit, Leistungsfreude theoretisch auszuschließen ist mutig, denn noch empfinden Millionen von Menschen eben diese und nicht den Zwang. Es gibt eine Welle von beruflicher Selbstverwirklichung, die nicht aus wirtschaftlichen Zwängen erwächst. Eine erklärende Theorie mag dieses Fundament benötigen, aber wissenschaftliche Irrtümer und fehlerhafte Ableitungen werden dadurch nicht unwahrscheinlicher.
Der Ansatz von Ricardo Trouvaille, dass jedes Land nur das herstellen soll, was es vergleichsweise (komparativ) am günstigsten herstellen kann, ist verblüffend einfach, aber sensationell finde ich diese Erkenntnis noch nicht. Ob wirklich nur kurzfristige wirtschaftliche Kostenvorteile eine kluge Handlung untermauern, ist im strategischen Controlling schon wieder in Zweifel gezogen worden. Wer denn nun richtig liegt, können die Gelehrten in dicken Fachbüchern abklären unbefriedigend ist jeder Gedanke, der durch einen anderen Gedanken zweifelhaft wird. Deshalb werden wir uns auch nicht nur Hoffnungen, sondern immer mehr kluge Gedanken machen müssen. Jeder für sich und zur Unterstützung der anderen.
Wenn wir unter wirtschaftlicher Stagnation ( nur geringe positive oder negative Raten) jahrzehntelang leben können und langsam überdimensionierte Vermögen und Schulden friedlich abtragen, entgehen wir dem schnellen und sinnlosen Zusammenbruch. Immer mal wieder etwas ausbuchen, schenken, was als Leihe gedacht war... Ist dieser Weg für unsere Kinder und Enkel wirklich grausamer oder erhalten wir so sogar mehr von dem Erarbeiteten?
Was eine weiche oder harte Landung ist, bleibt perspektivisch jedem Betrachter selbst überlassen. Viele sehen ein grausames Gemetzel an den Börsen, andere nur gesunde Korrekturen von überflüssigen Blasen und die Fallgeschwindigkeiten, technischen Gegenbewegungen... unterliegen ja auch offensichtlichen Beeinflussungsmöglichkeiten, die richtig eingesetzt das durchschnittliche psychologische Element eher positiv, als negativ stimuliert. Die Existenz eines PPT ist doch heute schon fast ein göttlicher Zustand. Die Zauberkünste werden bewundert und befürchtet, sie haben Initialwirkungen in die gewünschte Richtung. Natürlich dauern Wunder länger, aber es gibt sie noch und steigende Kurse sind zusätzliche Sicherheiten, schaffen Spielräume für Schuldenabbau...
Sollte das alles nicht gelingen, könnten wir selbst einem unvermeidlichen Zusammenbruch ohne Schrecken entgegen sehen, denn die wirklich großen Gläubiger werden das mehr als einmal gedanklich durchgespielt haben und als ultima Ratio mit kalkuliert haben. Wir können jahrzehntelang ohne Suppenküchen kämpfen und ist der Kampf nicht zu gewinnen, ziehen wir eben den Schlussstrich und starten gleich wieder schwungvoll durch.
Sind wir mit staatlichen Investitionen in innere Sicherheit, Schulen... wirklich immer in einer kolossalen Schieflage? Sind die täglichen Erfahrungen in Dänemark, Deutschland und Schweden immer identisch oder gibt es bessere und schlechtere Bedingungen und Akteure für eine staatliche Effizienz? Fehlallokationen sind nachweisbar, aber auch das Gegenteil lässt sich feststellen. Deutschland kann zwei Wege gehen, keiner ist offensichtlich schlechter, als der andere, sondern nur anders. Das staatliche Renditen am Markt auf niedrigerer Zinsbasis verkäuflich sind, hängt an abweichenden Rückzahlungserwartungen/Risikoeinschätzungen... wer hier Markteilnehmern vorwirft, nicht rational zu handeln, muss das für alles Wirtschaften unterstellen. In der Tat ist die marktwirtschaftliche Fehlallokation am Neuen Markt oder an der NASDAQ ein extrem sicheres Indiz für diese Annahme. Den Markt über den grünen Klee zu loben und dem Staat Fehlallokationen vorzuwerfen, verkürzt die Realitäten.
Selbst wenn wir heute in führenden Wirtschaftsnationen die positiven Haushaltssalden nicht mehr feststellen, benötigen wir eine Vorstellung von wirtschaftlichen Wirkungen positiver und negativer Haushalte auf kurzfristige, mittelfristige und langfristige wirtschaftliche Wirkungen. Dabei sind Modelle zu untersuchen, die von temporären und dauerhaft angelegten Zuständen ausgehen. Mit der Definition herumzulaufen, die Kontoüberziehung oder ein Juliusturm beim Staat ist immer wirtschaftlich nachteilig, wäre mir zu einfach.
>Der schlichte Hinweis alle Staatsschulden wirken genau andersherum ist unlogisch, auch wenn in Teilen die schädliche Wirkung nachvollziehbar wird, ist die Pauschalierung dieser Erkenntnis wieder zu absolutistisch.
Ob der von Nowotny and Winckler beschriebene Crowding-Out Effekt eine Theorie ist, die vor jedem klugen Kopf Bestand hat, wird sich zeigen. Ich teile zunächst die Ansicht, das es eine Reduktion von Output gibt, wenn stärkte öffentliche Nachfrage das Zinsniveau steigert und so die private Nachfrage nach Investitionsgütern dämpft.
Dieser Theorie steht aber ein weiterer Gedanke zur Seite, der davon ausgeht, dass sinkende Neuverschuldung in wirtschaftlich trüben Zeiten eine viel größere eine Dämpfung in diesem Sektor hervorrufen. Nun stehen wir wieder mit unserem Wirtschaftslatein allein, denn es gibt natürlich weitere Glaubenssätze und Thesen wie Impulse ausgelöst werden. Selbst nachdem Keynes mit Deficit Spending wissenschaftlich zerpflückt wurde, bleiben Einzelregeln gültig und sagen mir nicht mehr und nicht weniger als der Crowding-Out-Effekt. Es wirkt zuviel auf die volkswirtschaftliche Aggregation, als das wir das mit unserem Hirn zuverlässig und umfassend genug erschliessen können. Wir bleiben alle bei unseren mehr oder weniger großen Teilerkenntnissen. In jedem Fall zieht die Masse Sicherheit der Rendite vor und private Kapitalbeschaffer werden immer mehr Rendite für Eigen- und Fremdkapital versprechen müssen, wollen sie verlockender wirken. Welche Höhe die Risikoprämie im einzelnen haben muss, lässt sich nur aus den individuellen Risiken ableiten, die durchschnittlich dabei abgeleitet werden.
Es ist ein kühnes und mutiges Gesellschaftsmodell, dass ohne gewählte Volksvertreter, Staat und temporäres Staatsdefizit auskäme, nur fehlt mir der Glaube, das wir ohne staatliche Gewalt bessere Zustände hätten. Besseres Wirtschaften mag man ja noch in schlüssigen Modellen verkaufen können, aber selbst dort sind sehr große Zweifel angebracht, ob es eine friedlichere, sozialere oder menschenwürdigere Gesellschaft wird. Der Wert des Menschen und seine Existenz bemisst sich nicht in makellos dargestellten Wirtschaftstheorien. Deshalb ist jede Definition Staat(defizit) = schlecht und böse... verkürzend dargestellt. Dennoch gute Filme sollten so häufig wie möglich gecovert werden, die können aber auch aus Skandinavien kommen.
Gruss und nochmals danke für die Anregungen
Aldi
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Aldibroker
11.10.2002, 17:55
@ silvereagle
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Danke. mache mir mal Vorschläge für große Aufgaben (owT) |
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Aldibroker
11.10.2002, 18:07
@ Euklid
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Natrülich, denn keiner soll bis zum Tode nur für andere knechten, aber |
-->deshalb muss nicht der Staat oder die Politik schuld sein. Es gibt hier Lebens- und Arbeitsbedingungen, die dir ein hohes Arbeitseinkommen und auskömmlich Vermögen beschert haben. Ok es war nur der Rahmen, die Leistung kam von dir, aber es gibt Hunderte von Ländern, die diesen Rahmen nicht bieten. Es mag auch sehr wenige Länder mit besseren Rahmenbedingungen geben, aber leisten muss man auch dort allein und behalten darf man in keinem Staat die ganze Leistung. Die Ideen was und wofür einem etwas abgenommen wird, sind nur immer anders. Über die Höhe wird überall gestritten.
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