Philipp Steinhauer
27.10.2002, 00:13 |
Golddeckung und Aktienmarkt Thread gesperrt |
-->http://www.dreigliederung.de/news/02032601.html
Golddeckung und Aktienmarkt
26.03.2002 - Rasmus Bjerregaard
Der Bundesbank-Präsident Ernst Welteke denkt erneut laut über die Goldreserven der Bundesbank nach. Einen Monat nach seinem, reihum auf Ablehnung stoßenden, Vorschlag zum Verkauf von Goldreserven hat er nun vorsichtig einen Vorschlag hingelegt, der den Deutschen aus der Seele spricht: Nach dem Motto, das Gold muß arbeiten, sollen die Golddepots in Aktiendepots umgewandelt werden:"Wir müssen auf mittlere Frist überlegen, ob wir in geringem Umfang und marktschonend einiges von unserem Gold in Wertpapiere umwandeln können", kündigte der Bundesbankpräsident in einem Zeitungsinterview an.
Unter Ã-konomen stößt Weltekes Plan auf ein geteiltes Echo."Für den Aktienmarkt könnte das gefährlich werden", sagte Thomas Hueck, Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung bei der Hypo-Vereinsbank."Sollte die Bundesbank ihre Reserven benutzen, um Marktpflege zu betreiben, wäre das keine sehr gute Idee." Hinzu komme das Marktrisiko:"Hätte die Bundesbank vor fünf Jahren ein Aktienportfolio aufgebaut, hätte sie heute bis zu 30 Prozent ihres Risikokapitals verloren", gibt Hueck zu bedenken.
Für Politiker ist diese Idee aber viel attraktiver, als der Vorschlag Weltekes vor einen Monat. Nun brauchen die Parteien nicht eifersüchtig befürchten, die anderen würden die Goldverkäufe zur Haushaltsstopfung nutzen, und die Goldreserven würden statt Aufbewahrungskosten Kasse bringen.
Eins ist seit dem letzen Monat deutlich geworden: Goldreserven als Währungsdeckung sind in der heutigen Welt unsinnig geworden. Das Geldsystem hat lange eine stabile Ware, nämlich Gold, zwischen die anderen Waren als Austauschmittel hineingestellt, aber diese Ware ist mittlerweise alles andere als stabil. Bis 1968 war der Preis einer 31,1035 Gramm schweren Feinunze auf 35 Dollar fixiert. Danach stieg der Preis in den 70ern kontinuierlich. 1980 war der Höhepunkt erreicht. Die Feinunze kostete 850 Dollar. Danach ging es nur noch bergab. 1985 lag der Tiefstand bei 285 Dollar. Der Wert war um zwei Drittel gefallen. Vor einem Monat dann schließlich konnte man beobachten, wie der Goldkurs genauso nervös wie sonst IT-Aktien auf die Überlegung Weltekes, Teile der Goldreserven zu verkaufen, reagierte - die Goldpreise sanken sofort mit 2%.
Welteke hat mit seinem Bestreben, das Gold zu verscherbeln, durchaus Recht. Auch hat er mit der Idee, die Währung auf Aktien zu fußen, das Währungsfundament kristallklar ausgemacht. Die eigentliche Deckung stellen die Produktionsmittel dar, die im Wirtschaftsprozeß wirklich fruktifiziert werden können. Aber Welteke hat nicht zuende gedacht, denn der Handel und Spekulation mit Aktien verderben die Aktie als Index für Produktionsmittel, und die Deckung stellt nicht bare Sicherheit von Depots dar, seien es Gold- oder Aktiendepots; beide sind für die Deckung ungeeignet. Nur die Grundlage der Volkswirtschaft, die Produktionsmittel, stellen die Deckung dar - und die zu ermitteln ist die Aufgabe der Währungshüter.
Laßt die Aktienidee die Anregung für ein neues Währungsverständnis sein, für die Verwendung der Goldreserven sollte man lieber zu Weltekes ursprünglicher Idee zurückkehren: Zur Stopfung des Haushaltsdefizits durch Schuldenabbau, denn auch hier muß wirtschaftspolitischer Unsinn ausgetrieben werden: Der wirtschaftliche, spekulative Umgang mit Geld, und das ständige Geben und Aufnehmen von Schulden, als sei der Staat ein Unternehmen.
Copyleft © 2002 Rasmus Bjerregaard
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Popeye
27.10.2002, 00:29
@ Philipp Steinhauer
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Re: Golddeckung und Aktienmarkt / und der dazu passende Lebenslauf |
-->>http://www.dreigliederung.de/news/02032601.html
>Golddeckung und Aktienmarkt
>26.03.2002 - Rasmus Bjerregaard
>Der Bundesbank-Präsident Ernst Welteke denkt erneut laut über die Goldreserven der Bundesbank nach. Einen Monat nach seinem, reihum auf Ablehnung stoßenden, Vorschlag zum Verkauf von Goldreserven hat er nun vorsichtig einen Vorschlag hingelegt, der den Deutschen aus der Seele spricht: Nach dem Motto, das Gold muß arbeiten, sollen die Golddepots in Aktiendepots umgewandelt werden:"Wir müssen auf mittlere Frist überlegen, ob wir in geringem Umfang und marktschonend einiges von unserem Gold in Wertpapiere umwandeln können", kündigte der Bundesbankpräsident in einem Zeitungsinterview an.
<ul> ~ http://www.bundesbank.de/info/cv/cv_welteke.php</ul>
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R.Deutsch
27.10.2002, 08:31
@ Popeye
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Marktportefolio |
-->Das wäre ein interessantes Experiment, wenn es sich um den Plan von Wolfram Engels handeln würde.
Engels hatte noch gemeinsam mit Hayek kurz vor dessen Tod den Plan einer asset backed currency entwickelt. Die Golddeckung sollte durch einen Korb von real assets (Aktien, Immobilien etc.) ersetzt werden, dem Marktportefolio, das dann dem gleichen Mechanismus wie beim Goldstandard unterworfen ist.
Geld wäre wieder definiert, als soundsovielster Teil des Marktportefolios und hätte wieder einen konkreten Schuldinhalt. Wenn die Buba über so etwas nachdenken würde, wäre das eine kleine Sensation.
Ich fürchte allerdings, Welteke geht es nur um die Goldpreismanipulation zur Verteidigung von fiat money.
Gruß
RD
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Euklid
27.10.2002, 08:54
@ R.Deutsch
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Re: Marktportefolio |
-->>Das wäre ein interessantes Experiment, wenn es sich um den Plan von Wolfram Engels handeln würde.
>Engels hatte noch gemeinsam mit Hayek kurz vor dessen Tod den Plan einer asset backed currency entwickelt. Die Golddeckung sollte durch einen Korb von real assets (Aktien, Immobilien etc.) ersetzt werden, dem Marktportefolio, das dann dem gleichen Mechanismus wie beim Goldstandard unterworfen ist.
>Geld wäre wieder definiert, als soundsovielster Teil des Marktportefolios und hätte wieder einen konkreten Schuldinhalt. Wenn die Buba über so etwas nachdenken würde, wäre das eine kleine Sensation.
>Ich fürchte allerdings, Welteke geht es nur um die Goldpreismanipulation zur Verteidigung von fiat money.
>Gruß
>RD
Hallo Reinhard!
Dies hatte ich schon vor längerer Zeit beschrieben daß ich mir vorstellen könnte daß die Deckung des Geldes auf Sachwerte gestellt wird.
Dottore meinte damals dies wäre ein Gedanke der irgend etwas für sich hätte.
Und jetzt will ich mal in meine Glaskugel schauen was die so hergibt.
Ich sehe daß die Veranstaltung über den IWF läuft.
Laufend wird das Weltvermögen (bestehend aus Sachvermögen) in diese Institution eingebracht,und zwar vermute ich hinter den Cross-Border -Leasing- Verträgen die unsichtbare Hand im Hintergrund.
Momentan werden sämtliche allen Staaten gehörenden Vermögenswerte zu fresh money gemacht und die Realien über Sonderziehungsrechte beim IWF geparkt.
Damit könnte die Verschuldungsorgie noch eine Weile gehen.
Am Schluß werden die Staats- Anleihebesitzer damit sie nicht leer ausgehen müssen mit 0,001% des Wasserwerkes xy in jw befriedigt.
So oder ähnlich sehe ich dem Spektakel entgegen.
Es wird wohl auch keine andere Möglichkeit geben dies ohne umwälzende Revolution zu lösen.
Und die neuen Staaten erscheinen wie Phoenix aus der Asche dann schuldenfrei am Horizont und beginnen erneut kräftigst Schulden zu machen bis alles wieder wie gehabt im erneuten Schuldensumpf endet.
Gruß EUKLID
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R.Deutsch
27.10.2002, 09:29
@ Euklid
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Marktportefolio |
-->
Hallo Euklid,
ja, interessante Überlegung. Man sollte mal versuchen nachzuhaken, was sich Welteke und die Buba dabei denken, bei diesem Vorschlag.
Gruß
R
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Diogenes
27.10.2002, 10:17
@ R.Deutsch
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Re: Marktportefolio / Um Himmels Willen |
-->Hallo Reinhard,
>Engels hatte noch gemeinsam mit Hayek kurz vor dessen Tod den Plan einer asset backed currency entwickelt.
Hast du diesen Plan zufällig parat. Möchte sehen, was der alte Hayek da genau ausgenkobelt hat. Was du beschreibst, wäre Wahnsinn. Ich kann nicht glauben, das Haek sowas machen würde, außer er wäre bereits senil gewesen.
>Die Golddeckung sollte durch einen Korb von real assets (Aktien, Immobilien etc.) ersetzt werden, dem Marktportefolio, das dann dem gleichen Mechanismus wie beim Goldstandard unterworfen ist.
Damit hast du einen Selbstläufer: Inflation -> Steigende Preise der Real Assets -> mehr"Geld"schaffungspotential -> noch mehr Inflation.
Das so lange, wie die Inflationierung expolentiell vor sich geht. Dann Crash nach unten: Fallende Preise -> Kontraktion der"Geldmenge" -> noch stärker fallende Preise -> usw.
vgl. auch Debitismus mit Land als"Deckung"
Solche Konstruktionen gab es bereits. Siehe Assignaten, Mefo und Ã-ffa,....
Oder aktuell: Immoblase in Japan 80er, Immos in USA bis dato, TMT Blase, Konsumentenschuldenblase...
Auch hier wurden mehr und mehr Kredite auf ständig steigende Kurse/Preise aufgetürmt. Und die Preise stiegen, weil auf Kredit gekauft wurde. Aber leider, leider: Im Rückwärtsgang funktioniert das ganze nicht und deswegen haben wir jetzt ein ordentlich Problem.
>Geld wäre wieder definiert, als soundsovielster Teil des Marktportefolios...
Und was weiter? Gehe ich dann mit dem Hunderter zur ZB und bekomme dafür 1/2 m² Lüneburger Heide? Oder 20 Aktien der Deutschen Telecom? 5 kg Marzipan oder 33 Nürnberger Rostbratwürstel?
Herzlichen Dank, aber so läuft das nicht.
Mit diesem Ansatz wäre alles"Geld". Tatsache ist aber, daß die meisten Sachen schlicht nicht die erforderlichen Geld-Eigenschaften aufweisen.
Man muß klar definieren was Geld ist, nämlich Gold. Dann ist auch klar was Kredit ist, nämlich das Versprechen Gold zu liefern. Die Sachwerte kommen hinzu als Besicherung der Kredite und nur als Besicherung, sonst haben sie im Finanzsystem nichts verloren.. Punkt.
>...und hätte wieder einen konkreten Schuldinhalt.
Geld ist keine Schuld, sonst wäre es nicht Geld sondern Kredit. Schau dir nur deine Silberbarren an: Wer schulded dir das was? Was schuldest du da wem?
>Wenn die Buba über so etwas nachdenken würde, wäre das eine kleine Sensation.
>Ich fürchte allerdings, Welteke geht es nur um die Goldpreismanipulation zur Verteidigung von fiat money.
Nee. Der Welteke sucht verzweifelt einen Ausweg. Er hat das"tote" Bubagold verleast und muß jetzt einsehen, daß er es nicht mehr wieder kriegt. Er will sich den De-facto-Verkauf post mortem legalisieren lassen, damit sein Allerwertester und der seiner Bank-Spezis gerettet ist. Schlosser bleib bei deinem Eisen...
>Gruß
>RD
Gruß
Diogenes
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R.Deutsch
27.10.2002, 14:24
@ Diogenes
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@Diogenes - Der Plan |
-->Hallo Diogenes,
den „Plan“ findest Du in dem Buch von Wolfram Engels: Der Kapitalismus und seine Krisen - über Papiergeld und das Elend der Finanzmärkte ISBN 3-7754-0120-2
Dort ist der Plan u.a. beschrieben. Das Buch kann ich Dir nur empfehlen. Ist eines der besten Geldbücher, die ich kenne (nicht nur weil er auch mein Professor war:-))
Der Plan hat sicher Substanz und ist möglicherweise genial, aber der erste Schritt wäre gleichwohl erst mal zurück zur Deckung und zu Gold, auch nach Engels Überzeugung. Engels schreibt, dass der Goldstandard das beste Geldsystem war, das wir bisher hatten und die eigentliche Aufgabe wäre, darauf aufbauend ein noch besseres System zu schaffen, so wie Ingenieure das machen. Statt dessen haben wir auf dem Gebiet des Geldwesens 100 Jahre Rückschritt.
Ich hab das Buch doppelt. Wenn Du interessiert bist, verkaufe ich Dir ein Exemplar, für eine Unze Silber, am liebsten per e-gold.
Gruß
Reinhard
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Galiani
27.10.2002, 18:27
@ R.Deutsch
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@R.Deutsch |
-->Hallo Reinhard
>den „Plan“ findest Du in dem Buch von Wolfram Engels: Der Kapitalismus und seine Krisen - über Papiergeld und das Elend der Finanzmärkte ISBN 3-7754-0120-2
>Dort ist der Plan u.a. beschrieben. Das Buch kann ich Dir nur empfehlen. Ist eines der besten Geldbücher, die ich kenne (nicht nur weil er auch mein Professor war:-))
Da das Buch bei Amazon nicht mehr verfügbar ist, wäre ich Dir dankbar, wenn Du mir Deine Dublette mit Rechnung zuschicken würdest.
Meine Adresse hast Du ja.
Danke im voraus
G.
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