Tofir
30.10.2002, 17:49 |
Japan will seinen Banken helfen - mit US-Bewertungsmethoden Thread gesperrt |
-->Japan präsentiert Krisenplan
30. Oktober 2002 Die japanische Regierung will die angeschlagenen Banken des Landes notfalls mit Finanzhilfen bei ihren Bemühungen unterstützen, die milliardenschwere Last fauler Kredite abzuschütteln. Auch die Bank von Japan kündigte nach der Sitzung ihres geldpolitischen Ausschusses an, das Finanzsystem mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen. In dem am Mittwoch vorgestellten Entwurf der mit Spannung erwarteten Bankenreformpläne hieß es, die Regierung erwäge Gesetzesänderungen, um den Instituten notfalls rasch mit Kapitalspritzen helfen zu können.
Einige Experten sprachen von einem ersten Schritt zur Verstaatlichung der Banken. Ministerpräsident Junichiro Koizumi sagte, das Problem fauler Kredite solle bis spätestens März 2005 gelöst werden. Die Ratingagentur Standard & Poor's nannte das gesamte Paket jedoch unzureichend. Ursprünglich wollte die Regierung ihre Pläne bereits in der vergangenen Woche vorstellen. Doch nachdem das Kabinett bei einigen Punkten keine Einigung erzielen konnte, wurde die Veröffentlichung verschoben. Analysten sagten, der Entwurf sei in einigen strittigen Fragen abgemildert worden. In den zentralen Punkten habe Wirtschaftsminister Heizo Takenaka seine ursprünglichen Forderungen aber durchgesetzt. „Falls nötig, werden wir nach dem bestehenden Recht öffentliche Mittel ohne Zögern zur Verfügung stellen", hieß es in dem Entwurf.
Annäherung an US-Bewertungsmethoden
Um dem Problem fauler Kredite entgegenzuwirken, wolle die Regierung durch eine Gesetzesänderung eine schnellere Bereitstellung von Finanzhilfen ermöglichen. Nach offiziellen Schätzungen belaufen sich die faulen Kredite auf ein Gesamtvolumen von mindestens 52 Billionen Yen (rund 427 Milliarden Euro). Einige Experte gehen jedoch von dem Dreifachen dieses Betrages aus. In ihrem Entwurf schlägt die Regierung zudem eine neue Bewertungsmethode für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen vor, die sich den in den USA gebräuchlichen Regeln annähert. Demnach soll sich die Bewertung künftig stärker als die bisherige Methode an der zu erwartenden Geschäftsentwicklung der Unternehmen orientieren.
Dies soll die Banken zu einer härteren Haltung gegenüber finanziell angeschlagenen Konzernen veranlassen. Die milliardenschweren Kredite an diese Firmen haben in den vergangenen Jahren viele japanische Großbanken an den Rand des Zusammenbruchs gebracht und damit auch die gesamte Wirtschaft belastet. Einige Analysten begrüßten die Pläne als wichtigen Schritt zur Unterstützung des Bankensystems. „Alles in allem werden die faulen Kredite jetzt schneller abgeschrieben", sagte Mamoru Yamazaki, Chefvolkswirt von Barclays Capital Japan. Ein Experte von Standard & Poor's (S&P) äußerte sich dagegen enttäuscht.
Weiterhin lockere Geldpolitik
Im Vorfeld der Bekanntgabe der Regierungspläne hatte die Bank von Japan ihre Geldpolitik weiter gelockert. Der geldpolitische Ausschuss der Notenbank beschloss einige Schritte, die die Liquidität der Banken bei einem unveränderten Leitzinsniveau von nahezu null Prozent weiter erhöhen sollen. So hob die Bank von Japan ihr Ziel für die Höhe der Bankeinlagen bei der Zentralbank an. Sie will zudem künftig pro Monat mehr Staatsanleihen zurückkaufen als bislang. Seit rund 19 Monaten verfolgt die Notenbank bei ihrer Geldpolitik einen so genannten quantitativen Lockerungskurs, um die seit Jahren andauernde Deflation in Japan zu bekämpfen.
Text: Reuters
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Tofir
30.10.2002, 18:25
@ Tofir
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passend dazu ein Witz |
-->Eine ältere Dame kommt zum Arzt:
"Herr Doktor, ich habe diese Blähungen, obwohl sie mich nicht so sehr stören. Sie stinken nie und sie gehen immer leise ab. Wirklich, ich hatte bestimmt schon zwanzig Blähungen, seit ich hier im Raum bin, obwohl Sie das nicht bemerken konnten, weil das ohne Geruch oder Geräusch passiert."
Der Doktor:"Nehmen Sie diese Tabletten und kommen Sie in einer Woche wieder!"
Nach einer Woche erscheint die Patientin erneut und sagt:"Doktor, was zum Teufel haben Sie mir da gegeben, meine Blähungen - obwohl sie immer noch leise sind - sie stinken fürchterlich!"
Arzt:"Sehr gut! Jetzt, wo Ihre Nase wieder funktioniert, wollen wir uns um Ihr Gehör kümmern."
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stocksorcerer
30.10.2002, 19:15
@ Tofir
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Klasse tofir, wirklich witzig... und leider treffend zugleich:-) |
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kizkalesi
31.10.2002, 08:50
@ Tofir
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Re: Japan will Zahl der faulen Kredite halbieren!! Na denn |
-->Abschreiben!!
<ul> ~ Trickkiste hier</ul>
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kizkalesi
31.10.2002, 08:54
@ kizkalesi
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Japans Wirtschaft ächtzt - und die Politik soll ' s richten |
-->Japan - quo vadis?
Japans Wirtschaft ächzt unter der schweren Last der Bankenkrise
Analyse
Japans Wirtschaft ist krank - und das schon viel zu lange. Die angeschlagenen Banken lähmen seit mehr als einer Dekade ein ganzes Land. Ohne realistische Rendite-Rechnung oder Risiko-Kalkül haben sie umgerechnet mehr als 400 Mrd. Euro an"faulen Krediten" angehäuft. Vielleicht sind es sogar - wenn des Wirtschaftsministers strengere Regeln der Kreditbewertung auferlegt werden - 1,3 Billionen Euro, die unwiederbringlich verloren sind.
Zaghafte Kreditvergabe
Dieser Verlust hat Folgen. Gefangen in alten Fehlern, werden neue Kredite nur noch zaghaft vergeben. Darunter leiden vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die nötigen Investitionen in wichtige Zukunftsmärkte sind zu gering oder bleiben aus. Der Staat, der 32 japanischen Banken schon einmal - in den Jahren 1998 und 1999 - Eigenkapitalspritzen verabreicht hatte, ist inzwischen so überschuldet, dass er die Aufträge der öffentlichen Hand drastisch kürzen muss. Viele Bau-Unternehmen treibt diese Zurückhaltung in den Ruin. Die Grundstückspreise fallen seit mehr als zehn Jahren. Bauvorhaben werden verschoben, denn in Zukunft könnte es ja noch billiger werden. Dieses Kalkül verfolgen auch die Verbraucher - nach drei Jahren der Deflation. Der Einzelhandel und traditionelle Kaufhäuser stecken in der schwersten Krise der Nachkriegszeit. Versicherungen, Transportunternehmen, viele Gesellschaften der Lebensmittel-Industrie und des Agrarsektors müssen um ihre Existenz fürchten. Sie alle kommen aus Branchen, die von der japanischen Politik so lange behüteten und beschützt wurden.
Doch es gibt auch andere Unternehmen, jene, die zu Weltkonzernen wurden, die sich schon lange ausländischer Konkurrenz stellen. In diesem Wettbewerb kamen nicht alle ungeschoren davon, zumal sich zu der japanischen Malaise noch eine Flaute der Weltkonjunktur gesellte. Einstige Kronjuwelen der japanischen Autoindustrie schrammten knapp am Konkurs vorbei, mussten ausländische Teilhaber, ausländisches Management zulassen. Inzwischen sind diese Sanierungsfälle zu Hoffnungsträgern geworden. Nissans"Kostenkiller" Carlos Ghosn führt den drittgrößten Autobauer Japans von einem Erfolg zum nächsten, Rekorde werden vermeldet. Auch Rolf Eckrodt ist bei Mitsubishi Motors die Trendwende gelungen. In Mitten der Krise vollzieht sich eine kaum für möglich gehaltene Auferstehung. Und der scheinbar niemals schwächelnde Branchenprimus Toyota konnte am diesem Mittwoch sogar als erster japanischer Konzern einen operativen Halbjahresgewinn von mehr als 730 Mrd. Yen vermelden, rund sechs Mrd. Euro.
Die schöpferische Kraft der Krise hat der japanischen Auto-Industrie mehr als gut getan. Auch in der für Japan wichtigen Elektronik-Industrie zeichnet sich eine Wende ab. Sony und Matsushita Electric ließen die Verluste hinter sich, NEC baute den zuvor kläglichen Halbjahresgewinn aus, nur Fujitsu muss weiter kräftig Arbeitsplätze streichen. Der Tiefpunkt der weltweit spürbaren High-Tech-Baisse könnte vorüber sein, sogar die Hersteller von Computer-Chips sehen wieder einen Silberstreif am Horizont.
Die Wachstumsfantasien sind jetzt auf ein realistisches Maß reduziert worden - das gilt auch für die Telekomm-Branche, die wohl noch einige Zeit den Preis für ihre zu hochgesteckten Ziele bezahlen muss.
Hoffnung auf Staatshilfe
Bei den japanischen Finanzinstituten allerdings rührt sich nichts. Nach wie vor gilt die Devise, Vater Staat wird's wohl richten, notfalls mit einer Verstaatlichung, in weniger schlimmen Fällen mit Steuermitteln für das Eigenkapital. Das Resultat dieser verschleppten Krise sind gigantische Banken-Konglomerate, für die freiwillig kein Käufer zu finden wäre, selbst wenn die Aktien dieser Häuser nochmals um mehr als die Hälfte sinken würden. Wenn bei Banken, Brokern und Versicherungen nicht mit strikten marktwirtschaftlichen Kriterien aufgeräumt wird, ist Japans Krise nicht Herr zu werden.
Bernd Weiler
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