Popeye
23.11.2002, 10:34 |
Steuern gestern - Der Dialog über das Schatzamt Thread gesperrt |
-->Etwa um 1180 entstand in England eines der interessantesten Steuerdokumente des Mittelalters. Bekannt unter den Titeln Dialogus de Scaccario, The Dialogue concerning the Exchequer bzw. Dialog über das Schatzamt beschreibt dieses Buch im Detail wie das englische Schatzamt funktionierte. Das in Form eines Dialoges zwischen Schüler und Meister (ursprünglich in Latein) geschriebene Buch wurde (nach Thomas Madox) wahrscheinlich von dem Sohn des Bischofs Nigel of Ely, Richard Fitz Nigel verfasst.
[img][/img]
Eine deutsche Version des Traktates ist unter dem Titel:
RICARDUS DE ELY * RICARDUS THESAURARIUS: Dialog über das
Schatzamt - Dialogus de Scaccario. Lateinisch und Deutsch.
Eingeleitet und erläutert von Marianne Siegrist DIE BIBLIOTHEK DER
ALTEN WELT Reihe Antike und Humanismus Artemis Verlag Zürich und Stuttgart 1963, 1.te Auflage, 391 S.
und wahrscheinlich nur noch antiquarisch verfügbar.
Die beste (weil vollständige) englische Version des ‚Dialogue concerning the Exchequer' ist im lawnet der Uni Yale downloadbar.
Der Leser erfährt im Detail wie das Schatzamt funktionierte, wie z.B. Silber auf seine Qualität geprüft wurde, wie ‚tallies' hergestellt wurden, wie gerechnet wurde, die Herkunft des Danegeldes wird beschrieben, der Zweck des Doomsday Book wird erläutert, welche Macht und Privilegien mit den einzelnen Positionen des Exchequers verbunden war, wie die Steuerbeitreibung im Detail funktionierte und dass die ersten Steuern in Naturalien geleistet wurden.
Eine lohnenswerte und zum Teil amüsante Lektüre für alle, die wissen wollen wie diese Dinge im Mittelalter tatsächlich funktionierten.
Popeye
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Cosa
23.11.2002, 11:40
@ Popeye
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Re: Steuern gestern - Der Dialog über das Schatzamt |
-->Hi Popeye,
vielen Dank für den Link vor allem für den Hinweis auf die website; da öffnet sich ein interessantes Fenster nach dem nächsten.
Hier noch ein Link; eine Zusammenfassung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in den USA von Scott Brown, der immer ein gewisses Maß an Optimismus versprüht - CLICK .
Was ist eigentlich mit P. Kasriel von Northerntrust, nach den Verhandlungen mit der DeuBa haben die neue Charts und von Kasriel ist nichts mehr zu sehen ;-(
ein schönes Wochenende wünscht
Cosa
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Popeye
23.11.2002, 14:13
@ Cosa
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Hallo, @Cosa, |
-->tja, vielleicht hat sich unser Freund P. Kasriel unbeliebt gemacht. Jedenfalls hat er keinen Maulkorb getragen und wenn man Herrn Greenspan anmacht, muß man wohl mit Gegendruck rechnen. Nicht jede Bank stärkt einem da den Rücken. Aber vielleicht hat er nur Urlaub oder ist krank?!
Ja, das Yale Lawnet ist nicht schlecht. Aber auch Harvard Law School (HLS) bringt häufig gute Sachen völlig gelassen und knallhart.
Hier ein neuer Index für Dich zum Schmunzeln (vielleicht verlässlicher als alle anderen?! ;-):
The recession index
Words that can harm
you
Nov 21st 2002
From The Economist print edition
Less talk of recession, more of deflation
REMEMBER the R-word
index, The
Economist's
alternative indicator of
economic activity? For
America, we count
how many stories in
the New York Times
and the Washington
Post include the word
"recession". Over the
past two decades the
R-count has been
pretty good at
spotting economic
turning-points.
[img][/img]
Unlike official
statistics, this count
has the advantage of
being instantly
available. The R-word
index signalled the
start of recessions in
America in 1981, 1990
and 2001. It also
predicted the end of recession in 1982, but it proved
misleading in the early 1990s, when newspapers
continued to rant about a recession for a year after it
had officially ended in March 1991.
The R-word started to flash red in the first quarter of
last year, when it rose to a rate which has previously
always signalled that a recession has already started.
At the time 95% of American economists said it
would not happen. But we now know that the
American economy did indeed dip into recession in
the first quarter.
So what does the R-word count now tell us? Is the
American economy, as some fear, heading back into
recession? Not yet. After peaking at the end of last
year, the number of stories including the R-word has
fallen back and it has remained below recessionary
levels in the current quarter.
The D-word, on the other hand, is spreading like a
plague. Concerns about deflation are growing in
America and Germany as well as Japan, so our
"D-count" is more global, based on the Financial
Times and the Wall Street Journal. Stories about
deflation have surged this quarter to their highest
since the 1930s. Add in all those other dreaded D
words, debt, default, devaluation and even
depression, and the economic outlook is distinctly
dismal.
Quelle: Economist (nur Abo)
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Galiani
23.11.2002, 16:31
@ Popeye
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Das lange, lange Leben der ‚tallies' in England |
-->Hallo
Interessant dazu vielleicht auch noch folgender Text*:
<ul>Ende des 17. Jahrhunderts wurden die die sog. Government tallies ( tally = wörtlich: » Kerbholz «, ein uralter Ausdruck, der sich schon um 1180 im Dialog über das Schatzamt des nachmaligen Bischofs Ricardus de Ely findet ) in der Tat mit Abschlägen von 40, 50 und 60 Prozent gehandelt, woraus sich, wie Galiani wohl richtig bemerkt, eine rege Spekulation entwickelte.
Diese älteren Schatzscheine wurden übrigens ab 1696/97 durch die verzinslichen Exchequer bills abgelöst: Lautend auf runde Beträge von anfänglich £ 5 aufwärts, waren diese ein Mittelding zwischen Banknote und Staatsobligation und konnten sowohl als Zahlungsmittel verwendet, als auch nach Ablauf ihrer einjährigen Mindestlaufzeit zur Einlösung präsentiert werden. Die  Exchequer bills wurden von der noch jungen Bank von England, von deren Existenz Galiani, wie erwähnt, noch nichts gehört hat, für das Schatzamt ausgegeben und sie behielten auch nach dem Ende ihrer Laufzeit, wenn sie nicht zur Einlösung präsentiert wurden, ihre Gültigkeit. Obwohl ursprünglich als einmalige Maßnahme gedacht, erfolgten nach der Erst-Emission von 1 500 000 Pfund ab 1707 und 1708 weitere Ausgaben und erst 1861 wurde die Ausgabe von  Exchequer bills eingestellt.</ul>
Gruß
G.
<font size="2">*) Aus Tabarelli, Ferdinando Galiani - Über das Geld, mit einem Vorwort von Alt-Staatspräsident, Senator auf Lebenszeit Prof. Dr. Francesco Cossiga, Düsseldorf (Wirtschaft und Finanzen) 1999; S. 433</font>
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Cosa
23.11.2002, 16:44
@ Popeye
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Re: die r's und d's |
-->Hi Popeye,
der Indikator hat mir gefallen:-)
Doch ein R-Wort, das nun wirklich noch einmal alles durcheinander bringen könnte, wurde vergessen zu erwähnen: R wie"Revision" ;-)
Sehen wir eine solche, ähnlichen Ausmasses wie Anfang des Jahres beim BIP, bei anderen Daten, dann schlägt der Indikator wohl erneut an.
Die Zeit 1925-40 schaue ich ja mir bildtechnisch unter verschiedenen Aspekten an und zu dem"D" ein Chart aus der Zeit:
<center>[img][/img] </center>
Gruss
Cosa
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