-->Der amerikanische Traum:
God bless the Iraq
von Hildebrandt
Der Irak ist im Besitz von einigen Waffen. Das ist gefährlich. Aber ist ein ein Volk, das George W. Bush zum Oberhaupt wählt, nicht noch gefährlicher? ZYN! sagt nein! Das"W." steht nämlich nicht für"Warrior" (Krieger), sondern für"Warren" (Kaninchengehege). Welche Gefahren können schon von einem Präsidenten ausgehen, der plötzlich Befehlsgewalt über alle vom Menschen erfundene Waffen hat? Bei George W. Bush besteht gar keine Gefahr. Auch wenn die USA von einem anderen, kleineren und unterentwickeltem Volk verletzt und geärgert werden, strahlt der Präsident weiterhin Zuversicht und Besonnenheit aus. Er wird auch niemals auf die Idee kommen, wütend die Waffenkammern aufzureissen, um zu einem Gegenschlag auszuholen.
Konnte bei einem Gegner wie den Taliban wirklich die erhoffte Wirkung erzielt werden? Natürlich nicht. Das wusste die CIA. Das wusste das FBI. Das ist auch der Grund, warum die Vereinigten Staaten von Amerika nicht von Frustration oder Depression gemischt mit Ratlosigkeit beschlichen wurden. Die Führungsspitze reagierte höchstens etwas gereizt. In einer solchen Situation konnte es schon mal vorkommen, dass einem befreundeten Staat, der 10000 mal kleiner ist, versehentlich mit Krieg gedroht wurde. Die USA stellt nunmal die sogenannte Weltpolizei dar und deswegen darf auch kein Staat der Erde die Polizisten verhaften. Selbst das kleine lustige Holland nicht.
Es muss auch nicht irgend jemand anderes herhalten, dem der zugefügten Schaden heimgezahlt werden kann, wenn sonst keiner mehr aus dem Taliban-Regime da ist. Natürlich hat man mal kurz den Kopf verloren, als es hiess, man werde den Irak angreifen. Das ist völliger Unsinn. Eine solche Aktion des Präsidenten würde nur an die wilde Schulzeit erinnern, als man es noch vorzog, irgend einen unschuldigen Wicht zu verpügeln, weil man zu faul war, dem Idioten hinterzurennen, der einem wirklich ans Schienbein getreten hat. Solch eine unbesonne Massnahme der USA würde aber auch einer perfekt funktionierenden Ehe ähneln: der Mann ist Chef einer riesigen Firma und weil ihm eine viel kleinere Firma einen anstehenden grossen Auftrag weggeschnappt oder sonstwie geärgert hat, muss er zuhause seine Frau schlagen, um seinen Frust loszuwerden.
Natürlich wäre dieser Krieg für die USA keine wirkliche Ersatz-Befriedigung. Der Irak ist lediglich ein alter Sparringspartner, den man von früheren Begegnungen Anfang der 90er Jahre in und auswendig kennt. Ausserdem werden gegen den arabischen Staat seit zehn Jahren die herrlichsten Sanktionen verhängt. Selbst wenn man in Amerika noch so stark den Drang verspührt, sich ein wenig den Frust von der Seele zu schlagen, dieser Krieg wäre keine echte Alternative, das weiss der Präsident. Die Amerikaner würden sich auch nie einredet, dass die Sanktionen gegen den Irak sowieso nicht greifen, nur um einen Grund für einen Angriff zu haben. Die USA würde auch nie auf die absurde Idee kommen, ihre Macht"einfach mal so" zu demonstrieren.
Doch wenn dieser Kriegs-Gedanke weitergesponnen wird, was würde diesmal anders werden? Natürlich würde kein einziger Soldat am Golfsyndrom erkranken. Unter gar keinen Umständen würde man irgendwelche abenteuerlichen Experimente mit den gefährlichsten biologischen und chemischen Waffen an der eigenen Armee durchführen. Die Knackis im Heimatland geben schliesslich viel bessere Probanten ab. Die zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen kommen viel schneller wieder aus dem Knast, wenn man ihnen die Sporen gibt. Das bestätigen sogar führende Wissenschaftler aus dem Bereich der Pathologie.
Was würde sich ändern? Saddam Hussein würde man diesmal mit hundertprozentiger Sicherheit treffen, weil er es nicht rechtzeitig schaffen wird, mit Freunden ein Picknick in den unterirdischen Ã-lfeldern zu veranstalten. Das geht aus exakten Berechnungen der Armee hervor. Doch würde das islamische Volk wirklich wie die Ossis '89 in den Strassen tanzen, wenn amerikanische Panzer in Bagdad einrollen? Natürlich würden sie! Man würde auch ein paar Munitions- und Waffenfabriken bombardieren müssen, gewiss. Aber diesmal ohne sich danach die Frage stellen zu müssen, warum ausgerechnet Krankenschwestern in den Waffendepots arbeiteten oder Kinder in Krankenbetten lagen, die sich von Mandel- oder Blindarmoperationen erholten, bevor das Krankenhaus zerfetzt wurde. Auch Hochzeitsgesellschaften würden nicht versehentlich auseinandergesprengt. Nach Berechnungen der US-Army würde auch kein einziger Mensch versehentlich von einem Care-Paket erschlagen werden.
Was wären die Folgen des Krieges? Islamisten würden natürlich sofort auf Knieen um Big Mäc und Cola flehen. Amerikanische Hubschrauber würden freudig Seifenblasen, Luftballons und Friedenstauben in die lärmenden Rotorblätter aufsteigen lassen, während Selbstmordattentäter aus allen arabischen Staaten die US-Soldaten mit offenen Armen empfangen. Jeder Attentäter wünscht sich nämlich nichts sehnlicher, als Taxifahrer in einer amerikanische Grossstadt zu werden - das ist den Nah-Ost-Experten längst bekannt. Terror-Camps müssten geschlossen werden, weil sich die Nachwuchstalente lieber zum Broker umschulen lassen. Die USA würde selbst bei den extremsten Islamisten mit jedem Tag beliebter werden. Keiner würde mehr mit einem Flugzeug in ein Hochhaus fliegen oder die USA sonst irgendwie verletzen wollen, weil jeder den amerikanischen Traum träumt.
Beitrag von ZYN! Autor / Autorin Hildebrandt
<ul> ~ da ist es her</ul>
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