-->Das Narrenschiff [img][/img]
Das Quecksilber fÀllt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt âHumbatĂ€terĂ€â,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken lÀuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer zĂŒngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!
Der Steuermann lĂŒgt, der KapitĂ€n ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feigâ um SOS zu funken.
Klabautermann fĂŒhrt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufâs Riff.
Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der BrĂŒcke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im TrĂŒben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern GeldwÀscher und ZuhÀlter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muĂ sich im Dunkeln rumdrĂŒcken
In der Bananenrepublik, wo selbst der PrÀsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmĂŒcken.
Der Steuermann lĂŒgt, der KapitĂ€n ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feigâ um SOS zu funken.
Klabautermann fĂŒhrt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufâs Riff.
Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der groĂe Rebell, der nicht mĂŒdâ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, giftâgen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fĂŒrwahr: Es Ă€ndern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefĂŒgig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flĂŒgellahm,
Tauschen Samtpfötchen fĂŒr die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise prĂ€sentierân sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wÀrmen und ihnen das Essen vorkauen.
Der Steuermann lĂŒgt, der KapitĂ€n ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feigâ um SOS zu funken.
Klabautermann fĂŒhrt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufâs Riff.
Sie rĂŒsten gegen den Feind, doch der Feind ist lĂ€ngst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie ziehân wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hĂ€tten alle den Verstand verlorân,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschworân,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
Der Steuermann lĂŒgt, der KapitĂ€n ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feigâ um SOS zu funken.
Klabautermann fĂŒhrt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufâs Riff.
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