Aristoteles
22.12.2002, 15:19 |
@dottore: Zinsentwicklung Japan - Rabobank AnalyseThread gesperrt |
-->Hallo dottore,
die JGB-Zinskurven (s. Link) sind vielleicht interessant für Sie.
Vor kurzem 0,01% (!) im 2-year JGB.
Wie lange kann der Zins nahe 0% gehalten werden?
Es ist eine Binsenweißheit, daß die BoJ (und alle anderen NB)
nur Einfluß auf die kurzfristigen Zinsen hat. Aus dem
10-year JBG Chart könnte man schließen, daß gegenwärtig
k e i n e Inflation (geschweige denn Hyperinfla) in Japan droht,
eher weiterhin deflationäre Tendenz.
Sehen Sie das genauso?
Ich frage mich seit langem: Muß es früher oder später in J zum
Bondmarkt-Crash kommen (Sprunghafter Zinsanstieg), oder werden
die Zinsen kontrolliert langsam ansteigen?
Gruß
A.
<ul> ~ http://www.rabobank.com/Attachments/TA_121902.pdf</ul>
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dottore
22.12.2002, 20:26
@ Aristoteles
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Re: @dottore: Zinsentwicklung Japan - Rabobank Analyse |
-->Hi Aristoteles,
das war eine sehr interessante Analyse und jeder Techniker hätte daran seine helle Freude. Aber was folgert er daraus?
Ich will mal einen ganz anderen Gedanken ins Rennen werfen, nämlich nicht den das absoluten, sondern den des relativen"Zinsniveaus".
Nehmen wir an, alles entwickelt sich in Richtung der japanischen Variante. Also Rendite immer weiter abwärts, von mir aus bis unter 1 % und dann sogar bei ganz knapp über 0 %. Darunter ist kaum vorstellbar, da sich das System ZB sonst in eine Geldverschenkungsmaschinerie entwickeln würde: Wer sich 100 bei der ZB beschafft, muss nur 99 zurückgeben usw. (Wäre theoretisch auch noch denkbar, aber das lassen wir mal weg).
Die Titel sind eingesperrt (ZB oder von der ZB quasi als infallible, weil immer weiter von ihr"finanzierte" Filialen dieser, also"Banken"). Das Ganze wird so lange weiter getrieben, bis schließlich alle Verbindlichkeiten, sofern Anleihe-Charakter (aber auch das lässt sich drechseln, dass alles in eine Art Junk Bonds verwandelt wird) aufweisend, in der ZB bzw. den Banken angekommen sind. Sonstige Schuldner (kleinere) gehen drauf oder werden unter Gläubigerschutz à la chapter 11 gestellt.
Die Kurse gehen allmählich sämtlich von noch über pari (Resultat der fallenden Renditen bzw. Sätze) auf pari und die Laufzeiten werden immer kürzer.
Dann wären außerhalb des"Bankensektors" nur noch Transaktionskassen vorhanden, die quasi wirken wie ein permanenter Scheidemünzenbestand oder: Alle Banknoten sind Scheidemünzen zum"eigentlichen" Geld, das aber im Bankensektor (inkl. ZB) eingesperrt bleibt.
Nehmen wir einen Satz (als was auch immer zu bezeichnen) von 0,1 % an. Würde sich der auf 0,2 % erhöhen (bei Pari-Papieren), würde das einen gigantischen Hebel bedeuten, d.h. jede Forderung von außerhalb des Bankensektors an diesen würde, sobald sich das abzeichnet, in Form von Bargeld (jetzt: de facto Scheidemünzen) abgefordert, um dem Kursverlust zu entkommen, der sich ja innerhalb weniger Stunden, wenn nicht Minuten ergeben könnte.
Die 0,1 %-Phase wäre die Ruhe vor dem Sturm, der schlagartig los bräche, wenn es an die 0,11% ginge. Der 2-Year JGB daily chart ist enorm aufschlussreich und eigentlich der einzige Chart, auf den es wirklich ankommt. Von 0,01 auf 0,06 % ist auch bei 2-Jahres-Titeln eine enorme Menge Holz, auch wenn ich mich trösten könnte, in 2 Jahren wäre alles wieder gut.
Das könnte letztlich dafür sprechen, dass es doch so etwas geben könnte (!) wie eine Aus-dem-Stand-Hauruck-Hyperinflation (vorausgesetzt natürlich, dass das"Geld" nicht nur abgeholt würde, um Kursverluste zu vermeiden, sondern auch, um damit was zu kaufen, denn ohne Umsätze keine Preise).
Es könnte aber genausogut zu einer Maximierung der Geldhorte kommen, um das Einzige, was man"hat", um damit dann / danach in etwas anderes zu gehen, so lange wie nur möglich zu"schonen". Alt und krank reicht schon, man muss nicht auch noch arm sein.
Die ZB muss also ein maximales Interesse haben, die Sätze immer wieder nach unten zu drücken, denn wehe es kommt zu einem eindeutigen Trend im Sinne 0,01 - 0,06 - 0,1 - 0,5 - 1,00 - 1,5 - 2,0 usw.
Das schaut nach einem gigantischen Pokerspiel aus: Würde sich die Liquidisierung der Forderungen (die sog."Monetarisierung" oder"monetization") tatsächlich einmal in Gang setzen, gäbe es kein Halten mehr. Aber selbst eine maximale Monetarisierung würde zunächst nur eine Maximierung der"Geldmenge" (MZM) bedeuten, die dann vom Publikum gehalten würde - in ängstlicher Erwartung der Dinge, die als Nächstes kommen könnten.
Da Japan noch nicht Not leidet, sind Käufe von Preisindex-relevanten Waren eher unwahrscheinlich, es würden dann vermutlich entweder Geldhortungen außerhalb des Bankensektors erfolgen (Vorteil: den Defla-Effekt mitnehmen, der noch nicht einmal sehr stark ausfallen müsste, bei 0,01 %"Satz" bedeutet eine 0,1 % Defla schon einen tüchtigen Gewinn) oder in Form von"Anlagekäufen" erfolgen und diese dann natürlich in reinen Sachen, wobei das Ganze dann tatsächlich aufs Gold hinauslaufen sollte.
Das ganze Spiel ist zwar an Perversität kaum noch zu übertreffen, aber da es sich um (meines Wissens) den ersten Vorgang dieser Art in der Weltgeld- und -finanzgeschichte handelt, muss noch schärfer nachgedacht werden. Auf keinen Fall sollte man sich mit"herkömmlichen" Erfahrungen oder"bewährten" Ursache-Folge-Modellen u.ä. zufrieden geben.
Dass sich da wahnsinnige Wucht aufbaut, dass die Psychologie beider Seiten weder auslotbar noch berechenbar ist (auch Idioten in ZBs und Finanzministerien haben das Grundrecht auf psychologische Sprünge und blitzschnelle Stimmungswechsel), dass die Zeitfenster für mögliche Reaktionen immer winziger werden, dürfte allen klar sein.
Möglicherweise werden wir eines nahen Tages gezwungen sein, nur noch vor dem Screen zu hocken, um ganz blitzschnell zu handeln: Die Forderungen können schlagartig verdampfen, es kann alles daher kommen: der Kollaps, die Hyperinflation, die Bargeldmaximierung, der völlige Käuferstreik, die bewusst in Kauf genommene Konsumverweigerung, die Hyperinflation, eine Goldpreisexplosion (ich spreche von 100er, dann 1000er Sprüngen), alles quasi alles, nur eben ganz, ganz schnell.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto offener muss ich gestehen: Ich weiß bald gar nichts mehr in Bezug auf das, was wir als Nächstes erleben werden. Ich komme mir vor, wie im Kasino und weiß zwar, dass am Ende alle verlieren werden, aber ich kann nur noch hoffen, nicht zu denen zu gehören, die gleich beim ersten Schwung raus in die Kälte fliegen.
Gruß!
>Hallo dottore, >
>die JGB-Zinskurven (s. Link) sind vielleicht interessant für Sie.
>Vor kurzem 0,01% (!) im 2-year JGB.
>Wie lange kann der Zins nahe 0% gehalten werden?
>Es ist eine Binsenweißheit, daß die BoJ (und alle anderen NB)
>nur Einfluß auf die kurzfristigen Zinsen hat. Aus dem
>10-year JBG Chart könnte man schließen, daß gegenwärtig
>k e i n e Inflation (geschweige denn Hyperinfla) in Japan droht,
>eher weiterhin deflationäre Tendenz.
>Sehen Sie das genauso?
Ja, derzeit scheint das klar zu sein. Aber was ist in 14 Tagen?
>Ich frage mich seit langem: Muß es früher oder später in J zum
>Bondmarkt-Crash kommen (Sprunghafter Zinsanstieg), oder werden
>die Zinsen kontrolliert langsam ansteigen?
GENAU darum geht's, siehe oben. Da es den"Markt" nicht mehr gibt, weiß ich aber nicht, was kommt.
Mein lieber Grieche, darüber lesen wir weder in der Politeia noch in der Ethik noch sonstwo auch nur einen Satz!
Alles Nebel, Null Grad, Eisregen und was jetzt, da wir von hier und jetzt nach woanders kommen müssen...?
Danke nochmals und sorry, sorry, dass mir nicht mehr dazu eingefallen ist.
Frohes Fest dennoch!
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Baldur der Ketzer
22.12.2002, 20:37
@ dottore
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Re: @dottore: was würde eine Enthortung erzwingen? |
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>Das könnte letztlich dafür sprechen, dass es doch so etwas geben könnte (!) wie eine Aus-dem-Stand-Hauruck-Hyperinflation (vorausgesetzt natürlich, dass das"Geld" nicht nur abgeholt würde, um Kursverluste zu vermeiden, sondern auch, um damit was zu kaufen, denn ohne Umsätze keine Preise).
Hallo, dottore,
daheute auch in japan die Durchschnittsbevölkerung alles hat (Sättigung), ließe sich eine freiwillige Kaufmanie m.E. nur durch drei Umstände triggern:
1) angekündigter Wertverlust des Geldes (nur nimmt das dann kein Geschäft mehr zum Nennwert an)
2) angedrohte extreme Mehrwertsteuererhöhung (bringt auch nicht das nötige Volumen, vor allem, weil hinter die Käufe noch mehr zusammenbrechen)
3) Krieg in der Nähe mit Kriegsangst und Versorgungsangst; nur dadurch kommt es m.E. zu panikartigen Käufen (Variante: angekündigter Meteorit, der dann letztlich angeblich knapp vorbeidüst) - die Angst der menschen, die sie das geld zurückhalten läßt, muß von einer noch größeren Angst übertroffen werden, und am schlimmsten ist nun mal Krieg......mir fällt eben Nordkorea ein und die Kamerageschichte am AKW, und Taiwan-China ist ja auch noch am Tablett
alles menschenverachtend, aber wann hat jemals die Weltgeschichte auf das Schicksal von menschen Rücksicht genommen?
beste Grüße vom Baldur
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dottore
22.12.2002, 20:57
@ Baldur der Ketzer
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Re: @dottore: was würde eine Enthortung erzwingen? |
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>Hallo, dottore,
>daheute auch in japan die Durchschnittsbevölkerung alles hat (Sättigung), ließe sich eine freiwillige Kaufmanie m.E. nur durch drei Umstände triggern:
>1) angekündigter Wertverlust des Geldes (nur nimmt das dann kein Geschäft mehr zum Nennwert an)
Hi Baldur!
Ja. Das ist Krugmans Idee gewesen. Inzwischen glaubt es keiner mehr. Denn das Geld kann ja nicht als solches einen Wertverlust haben, sondern es können nur einzelne Waren in Geld gemessen teurer werden. Dazu müssten sie gekauft werden - aber wer kauft was? Wie dass der Bevölkerung klar machen, dass demnächst was (was?) teurer wird und wodurch?
>2) angedrohte extreme Mehrwertsteuererhöhung (bringt auch nicht das nötige Volumen, vor allem, weil hinter die Käufe noch mehr zusammenbrechen)
Das wäre eine Lösung. Aber - wie völlig korrekt beschrieben - nur kurz, dann stärker runter.
>3) Krieg in der Nähe mit Kriegsangst und Versorgungsangst; nur dadurch kommt es m.E. zu panikartigen Käufen
Kein Mensch hat wg. Irak Kriegsangst. Saddam ist ganz schnell platt und fertig. Die republikanischen Garden wollen auch gern das Jahr 2004 erleben.
>(Variante: angekündigter Meteorit, der dann letztlich angeblich knapp vorbeidüst) - die Angst der menschen, die sie das geld zurückhalten läßt, muß von einer noch größeren Angst übertroffen werden, und am schlimmsten ist nun mal Krieg......mir fällt eben Nordkorea ein und die Kamerageschichte am AKW, und Taiwan-China ist ja auch noch am Tablett
Nuklearangst vor Taiwan oder Nordkorea? Nein. Da wäre die Ankündigung, unter jeder Großstadt liegt ein Nuklearsprengsatz zündbereit schon ein anderes Kaliber. Aber dann wäre eh Schluss.
>alles menschenverachtend, aber wann hat jemals die Weltgeschichte auf das Schicksal von menschen Rücksicht genommen?
Wenn schon menschenverachtend, dann ist die große Stunde der Menschenverachtung, jetzt der praktizierten, vorbei: Der große Nuklearabtausch Ost/West.
Verachtung ist zwar da, aber ob mich die Amis verachten oder nicht, ist doch ganz wurscht. Der Verachtende wird einfach ausgelacht - und fertig.
>beste Grüße vom Baldur
Besten Gruß zurück - aber mir fällt leider - siehe Aristoteles-Posting - langsam nichts mehr ein.
In und vor Krisen gab's wenigstens"Ideologien", denen irgendwer und dann immer mehr nachfolgen konnten. Selbst die gibt's nicht mehr.
Marxismus? Faschismus? Oder die berühmten Heilslehren à la Spezialforen, die unbedingt erst mal den"Zusammenbruch" abgewickelt sehen wollen, um dann mit ihrer Wundermedizin aufwarten zu können. Wen interessiert denn nach dem Zusammenbruch des sog. Weltfinanzsystems so was wie"Freigeld" oder"zinslose Wirtschaft"? Und vor dem Zusammenbruch kriegen sie es nicht gebacken, weder theoretisch noch gar praktisch. Bramarbassieren können sie umso doller.
Nee, nee, wir müssen uns mit dem Phänomen des maximal möglich vertagten Zusammenbruchs herumplagen und uns überlegen, wie wir mit DIESER Situation zu Rande kommen.
Gruß!
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Tobias
23.12.2002, 00:22
@ dottore
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Zur 'Liquidisierung' von Forderungen dieses: |
-->Hallo dottore,
vielen Dank für diesen Beitrag - ich sehe viele ähnliche Gedanken, die mir ebenso durch den Kopf geistern. Dazu habe ich kurz einige Anmerkungen mit ***
Darunter ist kaum vorstellbar, da sich das System ZB sonst in eine Geldverschenkungsmaschinerie entwickeln würde: Wer sich 100 bei der ZB beschafft, muss nur 99 zurückgeben usw. (Wäre theoretisch auch noch denkbar, aber das lassen wir mal weg).
***Das sehe ich anders: Geld (Cash) heute ist mir als Japaner lieber als morgen - zumindest, wenn ich ein japanischer dottore wäre oder demnächst auch ein ganz"normaler" Japaner. Die"Geldverschenkung" wäre zwar in diesem Sinne ein Fakt, aber das ganze funktioniert doch wie bei einer Versicherung ("Versicherung zur Vermeidung von Illiquidität"): Ich bin heute liquide und zahlungsfähig + genau das ist entscheidend. So zumindest ist vorstellbar, dass es einen breit akzeptierten Negativzins gibt. Evtl. ist der Indikator"Angst(-Ausmass)" (wie bei jeder anderen Versicherung) hier heranzuziehen (schwierig messbar). Warten wir in Ruhe ab, welche Zahlen demnächst aus Tokio vermeldet werden.
>Das schaut nach einem gigantischen Pokerspiel aus: Würde sich die Liquidisierung der Forderungen (die sog."Monetarisierung" oder"monetization") tatsächlich einmal in Gang setzen, gäbe es kein Halten mehr. Aber selbst eine maximale Monetarisierung würde zunächst nur eine Maximierung der"Geldmenge" (MZM) bedeuten, die dann vom Publikum gehalten würde - in ängstlicher Erwartung der Dinge, die als Nächstes kommen könnten.
***Jobmäßig bin ich derzeit in mehrere"Forderungsverbriefungs-Projekte" involviert (privater Sektor), letzte Woche hatte ich Gelegenheit, einen kurzen Vortrag zum Thema"Asset Backed Securities" zu halten. Nicht erwähnt habe ich dabei folgende Passagen aus dem Buch"Aufwärts ohne Ende" (PCM), Kapitel: 'Die Scheck- und Wechselreiterei der alten Römer':
Zunächst S. 149, unten:"Nein, nein, Crassus hatte - wie jeder Bankier bis heute - nicht nur eine Aktiv-, sondern auch eine Passivseite. Er musste sich immer wieder refinanzieren."
Dann S. 151:"Rom in der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts::"Wer Geld braucht, sucht an einen Geschäftsmann die Guthaben, die ihm anderen Personen gegenüber zustehen zu verkaufen, und der Kapitalist eskomptiert den Schein, selbstverständlich mit einem Abzug, dessen Höhe sich nach der Güte des Gläubigers und der Lage am Geldmarkt richtet..."
Wir müssen am Ende des 20. Jahrhunderts den"Guthabenverkauf" durch das Wort"Securitization" ersetzen, das"Flüssigmachen" von Auto-Krediten, von Hypotheken, von Staatspapiercoupons."
Hervorragend! Mittlerweile (Ende 2002) sind wir in einer Zeit angekommen, wo sich eine gigantische Blase am ABS-Markt entwickelt hat - s. Link - und wo selbst der italienische Staat seine"Bilanz" aufbessert, indem er zukünftige Lottoeinnahmen verbrieft und am Kapitalmarkt handelbar gemacht hat.
>Das ganze Spiel ist zwar an Perversität kaum noch zu übertreffen, aber da es sich um (meines Wissens) den ersten Vorgang dieser Art in der Weltgeld- und -finanzgeschichte handelt, muss noch schärfer nachgedacht werden. Auf keinen Fall sollte man sich mit"herkömmlichen" Erfahrungen oder"bewährten" Ursache-Folge-Modellen u.ä. zufrieden geben.
***Wir leben in einer außerordentlich spannenden Zeit!
>Dass sich da wahnsinnige Wucht aufbaut, dass die Psychologie beider Seiten weder auslotbar noch berechenbar ist (auch Idioten in ZBs und Finanzministerien haben das Grundrecht auf psychologische Sprünge und blitzschnelle Stimmungswechsel), dass die Zeitfenster für mögliche Reaktionen immer winziger werden, dürfte allen klar sein.
>Möglicherweise werden wir eines nahen Tages gezwungen sein, nur noch vor dem Screen zu hocken, um ganz blitzschnell zu handeln: Die Forderungen können schlagartig verdampfen, es kann alles daher kommen: der Kollaps, die Hyperinflation, die Bargeldmaximierung, der völlige Käuferstreik, die bewusst in Kauf genommene Konsumverweigerung, die Hyperinflation, eine Goldpreisexplosion (ich spreche von 100er, dann 1000er Sprüngen), alles quasi alles, nur eben ganz, ganz schnell.
***Dieser Gedankengang ist sehr, sehr interessant! Evtl. fehlt für den prognostizierten Ablauf der Dinge genau diese Komponente der Zeit bzw. der Informationsverteilung. Es ist ein Novum in der Geschichte, dass jedermann über das Internet sofort an die aktuellste Information herankommt. Keine Arbitrage, nowhere. Sehr, sehr interessant!
>Je mehr ich darüber nachdenke, desto offener muss ich gestehen: Ich weiß bald gar nichts mehr in Bezug auf das, was wir als Nächstes erleben werden. Ich komme mir vor, wie im Kasino und weiß zwar, dass am Ende alle verlieren werden, aber ich kann nur noch hoffen, nicht zu denen zu gehören, die gleich beim ersten Schwung raus in die Kälte fliegen.
***Nur die Ruhe - näher bei der ökonomischen Naht ist derzeit niemand auf dem Kontinent. Da bin ich mir sicher. Und: Leute mit den Fähigkeiten eines dottore stehen immer einmal mehr auf als sie umfallen.
Ganz herzliche Weihnachtsgrüße nach Zürich!
Tobias
<ul> ~ Hier werden Forderungen liquidisiert - die ABS-Bubble</ul>
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Aristoteles
23.12.2002, 01:51
@ dottore
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Re: @dottore: Zinsentwicklung Japan - Rabobank Analyse |
-->Danke für die Antwort, lieber dottore. Ich denke Sie haben den Nagel
wieder auf den Kopf getroffen.
Ich stimme Ihnen vollkommen zu und empfinde es genauso > Je mehr ich darüber nachdenke, desto offener muss ich gestehen: > Ich weiß bald gar nichts mehr in Bezug auf das, was wir als Nächstes > erleben werden.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Frage von Rebecca nach der
grundsätzlichen Vorhersagbarkeit von globalen wirtschaftlichen/
sozialen/finanziellen Entwicklungen.
Tendenziell mögen sie vorhersagbar sein (Infla-Defla, boom-bust)
- aber n i e m a n d hätte sich, sagen wir zu Beginn des Jahres 1929,
ausmalen können, was der Welt bevorsteht.
Ein Angriffskrieg des Cowboys, das große Beben, der Abzug der
saudischen Gelder aus den USA, der Untergang von JPM - es gibt soviele
unvorhersagbare Ereignisse, die für den weiteren Verlauf der
Wirtschaftsgeschichte bestimmend sein können.
Danke nochmal und ein frohes Weihnachtsfest!
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Baldur der Ketzer
23.12.2002, 02:02
@ Aristoteles
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Entwicklung, ich weiß bald gar nichts mehr |
-->
>Ein Angriffskrieg des Cowboys, das große Beben, der Abzug der
>saudischen Gelder aus den USA, der Untergang von JPM - es gibt soviele
>unvorhersagbare Ereignisse, die für den weiteren Verlauf der
>Wirtschaftsgeschichte bestimmend sein können.
Hallo,
vielleicht liegt der Schlüssel zum Ganzen in den wohl weltweit bestehenden Notstandsgesetzen.
Eine Aussetzung aller Bedienung von Staatsschulden, ein Einfrieren der Bankguthaben, damit die bösen Flüchtlinge nix abziehen können (richtet sich nuuuuuur gegen die bösen Fundamentalsaudis) bis auf einen kleinen Betrag für Tageskäufe, mit nachfolgendem Verfall der Kurse dieser Staatsanleihen.
Löst schon mal dieses Problem.
Im Falle einer Banken&Versicherungskrise gibts ne Vergesellschaftung, ist ja sogar im Grundgesetz vorgesehen, zu entschädigen gibts nix, weil die leeren Hüllen nichts mehr wert sind.
Vorteil: wenn eine Bank verstaatlicht ist, ist der Finanzminister immer online ;-).
Dazu brauchts nur einen weiteren Aktien- und Börsencrash sowie eine krisenhafte Reststimmung (Krieg, Ã-lkrise).
Der Maastricht-Stabilitätspakt wird gekippt, eine Anleihe zur Förderung der Wirtschaft aufgelegt, und es geht noch mal ein Stückchen weiter.
Ob es treppenförmig runtergeht oder in einem Geländerrutsch, ist freilich nicht kalkulierbar.
Wir leben in spannenden Zeiten (nicht positiv-erwartend gemeint).
beste Grüße vom Baldur
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dottore
23.12.2002, 15:17
@ Tobias
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Re: Lieber Tobias, Danke - und Frohes Fest! And stay with it! (owT) |
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