-->Heard in New York: Bushs Steuersenkungspaket
Während President Bush versucht mit einem enormen Steuersenkungspaket die Wirtschaft anzukurbeln, bildet sich im Chart des S&P500 die rechte Schulter einer Schulter-Kopf-Schulter Formation aus. Dies würde bedeuten, dass der Markt nicht in der Lage sein wird die"Geschenke" von Herrn Bush für weitere Kurssteigerungen zu nutzen.
Zwar kann argumentiert werden, dass die Abschaffung der Doppelbesteuerung von Dividenden den Markt stützen sollte, nur müssen zur Auszahlung von Dividenden auch Erträge anfallen (oder gesteigert werden). In den letzten 10 Jahren wurde jedoch immer mehr davon Abstand genommen. Die Firmen behielten die Gewinne ein und kauften lieber eigene Aktien am offenen Markt zurück um den Aktienkurs zu treiben (und so ihre Aktionäre an den Gewinnen teilhaben zu lassen. - Dass dies jedoch meist dann umgesetzt wurde, wenn das Management der Firmen ihre Aktienoptionen ausübte wird wohl nun vergessen.) Sicher ist jedoch, dass der Rückkauf eigener Aktien nun wesentlichstärker von den Aktionären hinterfragt werden wird, und eherhöhere Dividenden eingefordert werden. So kommt der Effekt derSteuersenkung nur teilweise zum tragen.
Auch wird dadurch klar, dass die Bushregierung versucht, das(Wirtschafts-)Pferd von hinten aufzuzäumen. Der Aktienmarkt soll durchSteuerpolitik ins Plus gedrückt werden um der Wirtschaft ein positivesSignal zu geben! Genau so äußern sich die Wirtschaftsberater des Weißen Hauses. Folge und Effekt werden somit als lineare Gleichung angenommen, was nur aberwitzig sein kann. Im historischen Rückblick gilt als Wahrheit, dass der Aktienmarkt der Wirtschaft mit seiner Kurstendenz 6 Monate voraus ist. Nun versucht die Wirtschaftspolitik über einen"staatlichen Eingriff" den Aktienmarkt zum beeinflussen um so die Wirtschaft in Gang zu bekommen. Steigende Aktienkurse sollen das Konsumentenvertrauen erhöhen und die Unternehmen zu Investitionen animieren!Wenn das so einfach wäre.
Die Verschuldung des amerikanischen Durchschnittskonsumenten sinkt dadurch jedoch um keinen Cent! Das größte Problem besteht darin, dass die privaten Haushalte keinen Verschuldungsspielraum mehr haben und auf Grund der niedrigen Zinsen der Konsum in den letzten 12 Monaten so angeheizt wurde (Autos), dass ein hoher Sättigungsgrand erreicht wurde. Dazu kommt die Angst um den Arbeitsplatz, was den Konsum in Grenzen hält.
So geht die Steuerpolitik der Bushregierung den falschen Weg, in dem sie wieder massiv die besser gestellten Amerikaner bevorzugt, wie dies schon in der ersten Steuersenkungsrunde dieser Regierung der Fall war. Gebraucht werden steuerpolitische Änderungen, welche die Geldumlaufgeschwindigkeit erhöhen, um das Abrutschen in eine deflationäre Depression zu verhindern. Steuererleichterungen für die Bevölkerungsgruppen mit niedrigen bis mittleren Einkommen, an denen (unterproportional, weil bei einem bestimmten $ Betrag begrenzt) in erster Linie teilhaben. Diese geben von jedem Dollar Nettoeinkommen einen höheren Anteil sofort wieder aus (marginaleKonsumquote), als dies der Bevölkerungsanteil mit einemüberdurchschnittlichen Einkommen tut. Dadurch dass dieses Geld schneller wieder ausgegeben wird, wird es auch öfter wieder ausgegeben, was die Steuereinnahmen stützt.
Bush jedoch versucht sich wieder, an dem schon unter Ronald Regangescheiterten Konzept, der"trickle down economics" (herunter tropfende). Damit ist gemeint, dass die wohlhabenden Empfänger der Steuersenkungen, diese sofort wieder in die Wirtschaft investieren, und dadurch neue Arbeitsplätze schaffen.
Warum dies bei einer Kapazitätsauslastungsquote von nur 76% der Fall sein soll, kann niemand erklären. So nutzt Bush die wirtschaftliche Schwäche um ein pragmatisches Wirtschaftsprogramm durch zu drücken, welches schon zu Beginn seiner Amtszeit sein erklärtes Ziel war.
Die Folge werden hohe Schuldenberge sein, welche zu einer Versteilung der Zinsstrukturkurve führen werden (langfristig höhere REALZINSEN - denn, sollten wir in eine deflationäre Rezession abgleiten, darf nicht auf den Nominalzins geschaut werden, sondern auf den Realzins - Zins minus Inflationsrate).
Die FED versucht mit niedrigen Zinsen den deflationären Tendenzen entgegen zu wirken, hat bis jetzt damit jedoch leider keinen Erfolg. Warum ist das Risiko einer deflationären Depression in den USA so groß?
In Japan beobachten wir nun eine seit 10 Jahren andauernde deflationäre Rezession. Aufgrund von Überkapazitäten und stagnierender Nachfrage, sowie fortschreitender Rationalisierungstechnologie sinken die Preise und dasWirtschaftswachstum sinkt sehr langsam aber stetig. Nun hat Japan aber seit Jahrzehnten eine sehr hohe Sparquote und kann das Ersparte anzapfen um den Konsum zu stützen. Auch helfen die Exportüberschüsse.Die USA haben keines von beidem. Die Sparquote erreichte in 2000 sogar ein negatives Niveau, stieg seitdem jedoch an. Die Handelsdefizite der USA haben sich bereits institutionalisiert. Sollten die USA nun auch die Idee kommen weniger zu importieren, hätte dies sofort eine negative Wechselwirtschaft auf die Exportnationen der Welt, welche wiederum weniger Überschüsse erwirtschaften könnten um diese wiederum in den USA anzulegen(Aktien, Rentenpapiere, Immobilien). Der gefallene Dollar erschwert dies bereits. Sollten die Amerikaner dann noch beginnen zu sparen um ihre Kreditkartenschulden abzutragen, würde der private Konsum (63% des Bruttoinlandsproduktes) sinken.
Fazit: Auch der mächtigste Mann der Welt kann den Aktienmarkt nicht in die Höhe zwingen. Die Wirtschaftspolitik der Republikaner gleicht eher einem religiösen Eifer, welcher der Erlösung harrt, als volkswirtschaftlichem Pragmatismus. So versucht Bush die Fehler seines Vater nicht zu wiederholen (welcher 1991/92 nichts unternahm die Wirtschaft zu stützen / was ironischer Weise auch nicht erforderlich war - trotzdem verlor er die Wahl, weil die Bevölkerung der Meinung war das Taten nötig waren) und macht dadurch eine noch viel größeren Fehler, da die Politik fehlgeleitet ist.
Gruss aus New York, Jerry
P.S.: Ich höre immer wieder, das der Markt seit 1896 nicht mehr 4 Jahre in Folge gefallen ist. Das ist richtig. Nur war es auch noch nie in der Geschichte des Aktienmarktes der Fall das der Markt mehr als 6 Jahre in Folge stieg, und trotzdem tat er dies nach 1997 noch 3 weitere Jahre.
Die vorangegangenen Marktbeobachtungen und Aktienbesprechungen basieren auf den subjektiven Einschätzungen des Autors und sind ohne jede Gewähr sowie ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Risikoprofil eines jeden individuellen Investors ist verschieden. Anleger sollten vor der Tätigung von Investitionsentscheidungen den Anlageberater ihrer Bank um zusätzliche Informationen bitten und das angedachte Investment auf ihre Risikotoleranz hin überprüfen lassen.
<ul> ~ Heard in New York: Bushs Steuersenkungspaket</ul>
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