Theo Stuss
08.01.2003, 17:49 |
@Dottore: Frage zur Einführung eines Goldstandards in BRD nach TEURO Thread gesperrt |
-->Wäre folgendes machbar? Der Gedankengang basiert auf früheren Erwägungen, die schon einmal im Forum diskutiert worden waren.
Prinzip: Festlegung einer Parität Bundesschatzbriefe/Gold und nicht Euro/Gold.
Die BRD muss der BuBa vorher das Gold gegen neue Bundesschatzbriefe"abkaufen".
Brüssel könnte nicht direkt hineinreden, weil die Bundesschatzbriefe Zertifikate der BRD und nicht der EZB oder der BuBa sind
Die Schuld des Bundes, keine Ahnung ob kommunale Schulden mit eingerechnet sind, beträgt laut Euklid 2,3 Billionen TEURO. Bei einer Goldreserve von 3470 to sollte man nicht den TEURO, - der gehört ja Brüssel-, sondern die Bundesschatzbriefe in Parität zum Gold setzen. Grob geschätzt wären das 21.000 TEURO pro Unze Gold. Der Goldschatz wird an die Deutschen vereilt und nur gegen Vorlage von Bundesschatzbriefen ausgeliefert. Da die Banken die Sparbucheinlagen fast ausschließlich in Staatspapiere investiert haben, besteht für die Deutschen kein Problem, ihre Spareinlagen sind durch die Schuld des Bundes gedeckt. Wenn die Bundesbank mitspielt, kann man noch alle eingelagerten Dollars raushauen und noch mehr Gold kaufen. Ansonsten könnte die Bundesrepublik der Bundesbank vorab Gold und Dollars gegen neue Bundesschatzbriefe abkaufen. Kein Problem, denn der jetzige Marktwert des Goldes der Bundesbank deckt gerade die Zinsen. Die BRD verschuldet sich also neu in Höhe der Zinsen und die BuBa rückt das Gold heraus, wenn man es schon nicht konfiszieren will. Dann lässt man die Katze aus dem Sack und definiert die Parität in der vorbezeichneten Höhe.
Die Folge ist ein ruckartiger Preisanstieg bei sofort eintretender Preisstabilität. Kleinstmengen von Gold können mikrogrammweise in einem Internetsystem, das genau wie E-Gold funktioniert, gutgeschrieben werden. Ab 1g Gold egal ca. 666 Euro-Schatzbrief, nicht Euro-Banknote, wird ausgeliefert. Kein Belgier, der einen EURO präsentiert hat Anspruch auf Auslieferung. Bei Erhalt der Kaufkraft des Goldes würde die ALDI-Einkaufstasche, die der Student früher mit DM50 füllen konnte jetzt etwa 2,33 g Gold kosten, egal 1500 EURO. Dem Einwand, dass damit die Guthaben der Sparer ja nichts mehr Wert seien, kann leicht begegnen, indem man sagt, dass das so oder so der Fall sein wird. Außerdem ist eher mit Erhöhung der Kaufkraft zu rechnen, weil sich die physische Ware nicht beliebig vermehrt, aber ein stabiler Punkt wird sehr schnell erreicht.
Sodann wird ein Goldstandard nach der alten Reichsbankmethode aufgebaut. Um den EURO zum Schein als gesetzliches Zahlungsmittel zu behalten, bekommt die neue Währung keinen Namen, sondern nennt sich"Deutscher Goldbrief". Die neue Zentralbank, die aber nicht so heißen darf, deckt die Goldbriefe zu 30% mit Gold, welches sie von den Bürgern wieder annimmt. Die Bürger können es auch behalten und jede Bank darf selbst Münzen prägen, die als Warengeld kursieren. Die restlichen 70% der Goldbriefe werden wie in alten Zeiten durch Wechsel allererster Sahne gedeckt, also Wechsel aus der Privatwirtschaft mit verpfändeten Immobilien, also einer realen Deckung. Für die Firmen wird es kein Problem sein sich neu zu verschulden, da sie sich durch die neue Parität ja entschuldet haben. Bundesschatzbriefe werden nicht hereingenommen. Im Gegenteil, diese haben nach Festlegung der Parität zu verschwinden. Ab dem Stichtag der Auslieferung, werden keine Zinsen mehr bezahlt. Die Bürger werden zwar den größten Teil der Guthaben verlieren, aber durch die eintretende Entschuldung können auch die Renten auf ein angemessenes Maß angehoben werden. Auch Arbeit wird es nach der Entschuldung mehr als genug geben.
Kreditblasen können sich in diesem neuen System gar nicht bilden, weil die neue Zentralbank nur Wechsel von leistungswilligen Schuldnern hereinnehmen wird, gegen deren dingliche Sicherheiten auch vollstreckt werden kann. Volkswirtschaftlich besteht überhaupt kein Problem, denn der klassische Goldstandard hat 100 Jahre bestens funktioniert. Leider kann man keine modernen Kriege damit finanzieren, weil die Golddeckung der Verschuldung eine Bremse setzt und totale Kriege ohne Verschleuderung des Volksvermögens gibt es nicht. Unsere Nachbarn werden uns also sofort den Krieg erklären, wenn Deutschland auf diese Weise seine Souveränität wieder entdeckt, es sei denn, sie machen es genauso. Das sind unsere revolutionären Gedanken zum neuen Jahr. Netter Aufsatz, gell?
Soweit der Auszug aus einem Brief an einen Freund von mir.
Frage: Ist die Vorgehensweise formaljuristisch möglich?
Mit den besten Neujahrswünschen,
Theo
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dottore
09.01.2003, 11:59
@ Theo Stuss
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Re: @Dottore: Frage zur Einführung eines Goldstandards in BRD nach TEURO |
-->>Wäre folgendes machbar? Der Gedankengang basiert auf früheren Erwägungen, die schon einmal im Forum diskutiert worden waren.
>Prinzip: Festlegung einer Parität Bundesschatzbriefe/Gold und nicht Euro/Gold.
Hi Theo,
das Problem liegt in der Struktur der Staatsverschuldung, zunächst. Wir haben den Bund mit 726, dann die Länder West mit 320, die Ost mit 61, die Gemeinden West mit 84 und die Ost mit 17 Mrd. €. Summa (Juni) 1,251 Bio.
Die Buba gehört allein dem Bund: GK plus RL 5,1 Mrd. Das Gold wurde schon aus der Bilanz gemogelt, da ein Passivposten in gleicher Höhe gebildet wurde (siehe frühere Postings). Es wäre sozusagen"netto" vorhanden und könnte bilanzunwirksam entnommen werden (Passiv"ausgleichs"posten fällt dann weg).
Nehmen wir die gesamt 1,251 Bio dann teilen die sich auf in (außer sonstigem, Fonds"Dt. Einheit", ERP-Sondervermögen, Erblastentilgungsfonds usw.):
- Unverzinsl. Schatzanweisungen 22,2
- Obligationen/Schatzanweisungen 177
- Bundesobligationen 133
- Bundesschatzbriefe 20,6
- Anleihen 464
- Direktausleihungen der Kreditinstitute (besonders stark bei Ländern und Gemeinden, die sich bei"ihren" Banken bedienen durften) 409.
Wer sollte also an die Kasse treten dürfen, um sich Gold zu holen? Wer zuerst? Was ist mit de Fälligkeiten (z.B. stehen heute allein mindestens ca. 100 / 250 Mio zur Auszahlung bzw."Umschuldung" an)?
Eine Nacht- und Nebelaktion kann nicht hinhauen (Insiderwissen) und die Aufteilung ist nicht durchführbar (wer Wind bekommen hat, nimmt schnell noch was auf, usw.).
Es müsste also zuerst eine Komplettkonversion aller Titel erfolgen, dazu eine mit dann gleicher Laufzeit / Fälligkeit, was die Geld- und Kapitalmärkte umschmeißen würde, da sämtliche Zinsstrukturen usw. sich schlagartig ändern würden.
Kurzum: Praktisch undurchführbar.
Es kann nur im Rahmen der Abwicklung eines Gesamt-Staatskonkurses geschehen, wobei dann der Sequestor zum Stichtag die offenen Forderungen mit den"Vermögenswerten" saldiert. Also ein Verfahren, das etwa dem ähneln könnte, das der IMF im Auge hat.
Nach diesem Saldo ergibt sich der Umfang der Insolvenz bzw. die Konkursquote.
Nehmen wir an, das Gold würde - sozusagen als im Laufe der Abwicklung dann frei bewertbares Aktivum - ausgeklammert und wir hätten eine Quote von 10 Prozent (optimistisch), dann müsste das Gold die 90 %"decken" und müsste dann entsprechend aufgewertet und zur Auszahlung gestellt werden.
Bei der Goldaufwertung würde das"deutsche" Gold einen anderen Kurs haben als das sonstige Gold der Welt, das bis dahin auf freien Märkten gehandelt würde (mehr oder minder freien, jedenfalls von Marktteilnehmern).
Die Abwicklung liefe dann darauf hinaus, dass - angenommen 1 Bio bliebe als"ungedeckt" übrig - alle Titelhalter anteilig mit einem entsprechenden Goldbetrag (in Gewicht) abgespeist würden. Das Gold könnten sie dann behalten und auf bessere Preise / Zeiten warten oder zum sich dann ergebenden Marktpreis abstoßen, um wenigstens einen Teil ihrer Forderungen, die jetzt in Form einer"Sache" ausgekehrt würde, in irgendein"Geld" zu wechseln, sprich zu"versilbern".
Eine neue"Parität" ließe sich damit nicht erreichen. Jedenfalls wüsste ich nicht wie und welche. Die Buba fiele unter die Konkursmasse evtl. sogar anteilig auf die staatlichen Schuldner verteilt, was ein riesiges Gezerre verursachen würde, da jene öffentlich-rechtlichen Körperschaften, die sehr hoch verschuldet waren, auch den relativ größten Goldklumpen zum Weiterreichen an ihre Gläubiger erhielten. Wer keine oder wenig Schulden hatte, würde also bestraft, da nach der Operation alle gleichermaßen entschuldet wären.
Kurzum: Ich halte diese Gedankenspiele für müßig, da sie vorn und hinten zu keinem realisierbaren Ergebnis führen würden.
Eine Möglichkeit wäre noch die Auflage einer"goldgedeckten" Anleihe, wie sie z.B. Frankreich vor Jahren durchexerziert hatte ("Giscard-Anleihe"), die aber auf eine reine Spekulation auf einen höheren Weltgoldpreis hinausliefe und dabei - je nach erwartetem Preistrend - zu einer niedrigeren Verzinsung / Rendite der Anleihe führen könnte, was den Schuldenzuwachs etwas bremsen könnte (beim Bund allerdings nur).
Gruß und sorry für die verspätete Antwort!
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silvereagle
09.01.2003, 16:19
@ dottore
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Staatsbankrott und Sequestor |
-->Hallo dottore,
> Es kann nur im Rahmen der Abwicklung eines Gesamt-Staatskonkurses geschehen, wobei dann der Sequestor zum Stichtag die offenen Forderungen mit den"Vermögenswerten" saldiert.
Du hast ja schon des öfteren darüber geschrieben, dass Dir die Rolle des"Staatsabwicklers" (oder besser: -liquidators) sehr angenehm zu Gesicht stünde... ;-)
Einmal ganz abgesehen von sonstigen Überlegungen zur Realisierbarkeit einer solchen Staatsliquidation (Stichwort:"Strassenlaterneneigentum"), würde mich interessieren, wer einem solchen Liquidator die entsprechende Rechtsmacht verleihen könnte - der IWF hätte (im jeweiligen Staat) innenpolitisch wohl eher schlechte Karten, wie es unschwer vorzustellen sein dürfte... ;-)
Also: Wer dann?
Meine eigenen Überlegungen laufen immer wieder auf
a) der Staat selbst oder
b) ein"Staat-Neu" oder
c) ein"Über-Staat" (dann doch wieder à la IWF)
Alle diese drei haben etwas gemeinsam: Das Wort"Staat".
Daran knüpft sich meine eigentliche Frage: Ist vielleicht die"Liquidation" das allerbeste (und gleichzeitig allerletzte) Mittel, um im Prinzip alles so zu lassen, wie es ist? Der Kaiser bekommt einfach neue Kleider.
Gruß, silvereagle
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dottore
09.01.2003, 17:18
@ silvereagle
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Re: Staatsbankrott und Sequestor |
-->>Hallo dottore,
>> Es kann nur im Rahmen der Abwicklung eines Gesamt-Staatskonkurses geschehen, wobei dann der Sequestor zum Stichtag die offenen Forderungen mit den"Vermögenswerten" saldiert.
>Du hast ja schon des öfteren darüber geschrieben, dass Dir die Rolle des"Staatsabwicklers" (oder besser: -liquidators) sehr angenehm zu Gesicht stünde... ;-)
Wäre sehr vergnüglich, ja. Es gibt beim BMF eine Vermögensaufstellung im jährlichen Finanzbericht, jedenfalls hätten wir dann schon was für den Bund. Letzte Zahl (Erinnerung): 300 Mrd DM (war allerdings vor T-Privatisierung usw.).
>Einmal ganz abgesehen von sonstigen Überlegungen zur Realisierbarkeit einer solchen Staatsliquidation (Stichwort:"Strassenlaterneneigentum"), würde mich interessieren, wer einem solchen Liquidator die entsprechende Rechtsmacht verleihen könnte - der IWF hätte (im jeweiligen Staat) innenpolitisch wohl eher schlechte Karten, wie es unschwer vorzustellen sein dürfte... ;-)
Ja, der IMF hat da nichts zu sagen. Er könnte höchsten"Modell" stehen. Also läuft's auf das Übliche hinaus, sog."Währungssreform" o.ä.
>Also: Wer dann?
>Meine eigenen Überlegungen laufen immer wieder auf
>a) der Staat selbst oder
>b) ein"Staat-Neu" oder
>c) ein"Über-Staat" (dann doch wieder à la IWF)
>Alle diese drei haben etwas gemeinsam: Das Wort"Staat".
Tippe auf b) - allerdings mit einem ausführlichen Laternen-Kapitel.
>Daran knüpft sich meine eigentliche Frage: Ist vielleicht die"Liquidation" das allerbeste (und gleichzeitig allerletzte) Mittel, um im Prinzip alles so zu lassen, wie es ist? Der Kaiser bekommt einfach neue Kleider.
Nach dem Kaiser kam die Republik. Nach der Republik kommt wieder der Kaiser...
Der große Vorteil solcher Monarchien: Der Ã-berste betrachtet sein Gebiet mehr als sein"Eigentum" und behandelt es vermutlich pfleglicher als die Republikaner es mit dem getan haben, was ihnen beim letzten Kaiser-Abschied zugefallen war - allerdings als etwas, das sie"im Namen des Volkes" verwalten.
Gruß!
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