-->Abraham Melzer
WAHRHAFTIGKEIT?
Wie zu vermuten war, gibt der Zentralrat der Juden in Deutschland keine Ruhe und gießt weiter Ol in die längst für tot geglaubte Möllemann-Debatte. Der ZdJ wird auch keine Ruhe geben, solange er glaubt mit dieser Einstellung den Interessen Israels zu dienen und sich deshalb, wie die Tochter von Heinz Galinski in der SZ schrieb,"als diplomatische Vertretung Israels aufführt" und dabei wohl jegliche Objektivität und Maßstab verloren hat.
Nachdem man Möllemann als den schlimmsten Antisemiten seit Hitler entlarvt hat, nachdem man den CDU-Politiker Blüm als"puren Rassisten" demaskiert hat, ist jetzt Günter Rexrodt an der Reihe. Was hat nun Rexrodt verbrochen? Er hatte festgestellt, daß der jüdische Publizist Henryk M. Broder"ein besonderes Verhältnis zu Israel" hat. Schon wird er von der Jüdischen Allgemeine verdächtigt, Juden eine Sonderrolle zuschreiben zu wollen.
Welche andere Sonderrolle, als die, die die Juden tatsächlich für sich in Anspruch nehmen? frage ich mich. Und wieso stellt die Juedische Allgemeine zynisch fest, daß"Widerspruch zwecklos" sei, weil nach Rexrodts Verständnis Juden nur als Kollektiv vorkommen? Und welchen Widerspruch will die Allgemeine äußern? Stimmt das etwa nicht, daß Broder ein besonderes Verhältnis zu Israel hat?
Hat die Juedische Allgemeine vergessen, daß Henryk M. Broder vor ca. 15 Jahren mit einem großen Krach Deutschland verlassen und nach Israel ausgewandert ist? Er kam ganz still und leise durch die Hintertür wieder zurück. Ist denn dann sofort jeder ein Antisemit, der davon ausgeht, daß Broder ein besonderes Verhältnis zu Israel hat? Hat er es etwa nicht?
Und was das"Kollektiv" betrifft...steht es nicht in der Satzung des Zentralrat der Juden in Deutschland, daß eine der besonderen Aufgaben"die besondere Solidarität der Juden in Deutschland mit Israel" ist.
Was soll also diese Scheinheiligkeit und Verlogenheit, dieser Zynismus und diese gottverdammte Täuschung der Ã-ffentlichkeit. Cui bono - wem soll das nützen.
Ich will auf die ganze Dummheit und Gehässigkeit des Artikels von Sylke Tempel gar nicht eingehen. Da wo sie vom Recht auf"uneingeschränkte Dummheit" seitens der FDP schreibt, kann man nur kontern, daß der ZdJ wohl auf das Recht auf uneingeschränkte Narrenfreiheit spekuliert, wenn er sich über die"humanistische Gesinnung" auslässt und diese lächerlich macht mit seiner Frage,"Was auch immer genau das sein mag". Ich würde auch gerne wissen, was Michel Friedman meint, wenn er von einem"Konto voller Wahrhaftigkeit" im STERN spricht, was genau das auch sein mag?
Und die Lüge, daß Arafat mit Gelder der EU Waffen kaufen ließ, wird nicht wahr, wenn man sie immer wieder wiederholt, obwohl inzwischen auch die Behörden in Israel zugegeben haben, daß es für eine solche Beschuldigung am Ende doch keine Beweise gibt. Die Juedische Allgemeine wiederholt aber in der Hoffnung, doch noch den allerletzten zu überzeugen, der von den Dementis der Israelis noch nicht gehört hat.
Und was den Vorwurf betrifft, daß nämlich Juden selbst für den Antisemitismus verantwortlich sind, so wird das wieder durch Heribert Prantl in der SZ relativiert, der schreibt:"Gäbe es Sharon nicht - der Antisemitismus müsste ihn erfinden". So sagt er just das, was auch Moellemann gesagt hat: Sharon (und in Deutschland Friedman) nützt dem Antisemitismus. Und den Menschen Sharon gibt es tatsächlich. Er ist keine imaginäre Gestalt, mit der man"die Juden" gemeint hat. Und zu der Vermanschung von Israelkritik und Antisemitismus tragen die Vertreter des Zentralrats der Juden fleißig bei, wenn sie sich wie Interessenvertreter Israels gerieren.
Der katholische Kardinal Lehmann, als Sprecher der Katholiken in Deutschland, meldet sich auch nicht immer wieder bei den Medien, wenn in Irland die Katholiken verfolgt oder gedemütigt werden. Es geht auch nicht davon aus, dass die Katholiken in Deutschland eine besondere Verantwortung für die Katholiken in Irland haben und versucht auch nicht die Protestanten zu diffamieren, wo und wann er nur kann.
Der Zentralrat der Juden versteht sich aber als der"Protector Judaice", als Beschützer der Juden in Israel, der nutzlosen und ergebnislosen Politik Sharons, und Moralpolizei in Sachen Antisemitismus.
Und schliesslich sprechen doch alle demoskopischen Untersuchungen der letzten Wochen und Tage dagegen, daß die Antisemitismus-Debatte der FDP tatsächlich Stimmen gebracht hat. Die Zahlen zeigen sogar ein relevantes Zurückgehen des Antisemitismus in Deutschland. Nur der Zentralrat der Juden will davon nicht wissen, ignoriert die vorliegenden Zahlen und behauptet, daß die Debatte"der FDP vermutlich Stimmen bringen wird".
Der Zentralrat wird mit dieser Einstellung ganz bestimmt und tatsächlich zu anti-jüdischen Ressentiments verhelfen und wird dann aber die"üblichen Schuldigen" zu nennen wissen. Diese ständigen Maßregelungen des ZdJ, die inzwischen auch vielen Juden als unerträglich betrachten, dieses ständige fuchteln mit dem erhobenen Zeigefinger, schadet den Juden. Es ist unerträglich zuzusehen, wie Friedman die Antisemitismus-Angst der Juden schürt und benutzt. Friedman spricht immer wieder, in der letzten Ausgabe der Allgemeinen schon wieder, vom"zivilisatorischen Bruch". Was meint er damit?
Er fordert die Absetzung von Moellemann. Es gibt inzwischen genügend Juden, die die Absetzung von Friedman fordern. Er ist ein talentierter Moderator, der seine Moderation wie eine"Inquisition" gestaltet. Wir wollen aber keinen"Inquisitor" als Sprecher der Juden. Und Friedman fühlt sich zudem noch als"Groß-Inquisitor". Er ist ein"provozierter Provokateur". Das Problem Friedman ist aber: Er vermischt seine Jobs - den des Talkshow-Journalisten, den des Parteipolitikers und den des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden. Wer ihn angreift, greift immer auch den Vertreter der Juden in Deutschland an - und das macht den Umgang mit ihm so brisant und fast unmöglich. Denn Friedman erhebt für sich einen sehr bedenklichen Anspruch: Die Grenzen festzulegen, bis wohin er Kritik ertragen kann und will, und ab wann sie als Antisemitismus zu gelten habe.
Natürlich irrt sich Moellemann, wie Friedman meint, wenn er glaubt, daß"die Sache mit Friedman und dem Zentralrat vergessen ist." Dafür sorgt schon Friedman selbst, indem er keine Ruhe gibt und die Debatte am Kochen hält. Entweder selbst oder durch dienstwillige Journalisten a la Broder und Sylke Tempel oder Autoren wie Ralph Giordano, die ernsthaft an Paranoia leiden.
Schon wieder behauptet er, daß jüdisches Leben in Deutschland"außerordentlich gefährdet" sei. Er spricht von"unverantwortlichen" Politiker und von demokratischen Kräfte. Es bleibt zu hoffen, daß verantwortliche Politiker und verantwortliche demokratische Kräfte diesem"Dandy" endlich das Maul stopfen.
Und schließlich soll Friedman aufhören sich mit Kardinal Lehmann, dem Haupt der Katholiken in Deutschland, zu vergleichen. Der Vergleicht hinkt nicht nur, er ist perfid und wird von Friedman bewusst eingesetzt. Dabei hat Lehmann keine Künstleragentur, spielt nicht den Inquisitor in zwei eigenen Talkshows, ist nicht ständiger Gast zahlreicher anderen Talkshows und ist nicht Mitglied irgend einer Partei, nicht einmal der CDU. Er nimmt Stellung zu relevanten gesellschaftlichen Problemen, hat aber keinen der vielen scharfen und auch gehässigen Kritiker der Politik des Papstes als Anti-Katholik beschimpft und hat auch noch niemals die personellen Entscheidungen irgend einer Partei kritisiert. Hier kann sich Friedman in der Tat ein Beispiel nehmen. Wenn er das nur täte.
Juden haben zwar auch das Recht Dummheiten und Gemeinheiten von sich zu geben. Aber andere Juden haben auch das Recht dagegen zu protestieren.
Autor:Abraham Melzer
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