-->Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reiches
Kolumne
von Marc Faber
Bei allen großen Reichen der Weltgeschichte, wie etwa bei den Römern in der Antike, den Spaniern des 16. Jahrhunderts und den Engländern des 19. Jahrhunderts, ging die wirtschaftliche Überlegenheit Hand in Hand mit politischer und militärischer Macht. Sobald diese Weltreiche an wirtschaftlichen Problemen zu leiden begannen, verloren sie auch unweigerlich an politischem Einfluss und an militärischer Macht. Zyniker und Machttheoretiker könnten natürlich auch argumentieren, dass die genannten Weltmächte irgendwann Kriege zu führen begannen, um ihre wirtschaftlichen Probleme zu überdecken oder zu lösen. Nur waren diese dann so teuer, dass sie den wirtschaftlichen Niedergang noch wesentlich beschleunigten.
Wie dem auch sei, aus Sicht der Finanzgeschichte zeichnet sich ein eindeutiges Bild. Solange sich Mächte wie Ägypten, Rom, Spanien oder Großbritannien im Aufstieg befanden und an Macht gewannen, wiesen ihre Ã-konomien allesamt eine Tendenz zu tieferen Zinsen und fallenden Inflationsraten auf. Nach dem Überschreiten des Zenits ihrer Macht zeigten sich hingegen durchweg wachsende Inflationsraten und oft stark steigende Zinsen. Die Währungen - ein wichtiges Spiegelbild der Stärke eines Landes - wurden schwach. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass sich die Wirtschaft des römischen Reiches bereits in einer nicht sehr guten Verfassung befand, als Kaiser Nero die römische Währung zum ersten Mal abwertete und sich dann sukzessive ganz beträchtliche Abwertungen unter den nachfolgenden Kaisern aufzwangen. Die Folge war, dass der römische Dinar am Ende des Reiches im vierten Jahrhundert weniger als ein Tausendstel des Wertes hatte, der ihm unter Kaiser Augustus einmal zugebilligt worden war. Ähnlich erging es den Spaniern. Zwischen 1580 und 1640 ging die spanische Krone nicht weniger als fünf Mal Bankrott. Sie konnte ihre Schulden, die sie unter anderem in Antwerpen und Augsburg aufgenommen hatte, nicht bezahlen. Was mit dem englischen Pfund geschah, ist ebenfalls wohl bekannt. Im 20. Jahrhundert, nach dem Ende des Empire, verlor es rund 90 Prozent seines Wertes gegenüber dem Schweizer Franken und dem Preis für eine Feinunze Gold.
Und auch in der jüngsten Vergangenheit finden sich Belege, für diesen Zusammenhang. Die Dollar-Abwertung unter US-Präsident Nixon im Jahre 1971 und der damalige Entschluss, die Goldkonvertibilität des Greenbacks aufzugeben, erfolgten zu einem Zeitpunkt als sich die amerikanische Wirtschaftsmacht bereits auf dem absteigenden Ast befand. Das Handels- und Leistungsbilanzdefizit wiesen bis dahin fast unbekannte Dimensionen auf.
Auch heute müssen die Vereinigten Staaten wieder mit einem großem Leistungsbilanzdefizit leben. Zugleich erwächst der inzwischen einzigen Weltmacht mit dem rasanten Aufstieg der chinesischen Wirtschaft ein ernst zu nehmender Konkurrent. Sollten die Vereinigten Staaten in dieser Situation versuchen, ihre Stellung mit Hilfe von Kriegszügen zu sichern, dürfte sich der Dollar - das zeigt die Geschichte - noch ganz wesentlich abschwächen.
Die Frage ist natürlich, gegenüber was sich der amerikanische Dollar abschwächen wird - im Vergleich zu den Papierwährungen Euro und Yen oder den Hartwährungen Gold und Silber? Obwohl ich persönlich die wirtschaftlichen Perspektiven Europas im Vergleich zu denen Amerikas wesentlich positiver einschätze als manch anderer Beobachter - allein schon wegen der Eingliederung vieler osteuropäischer Staaten in die EU -, glaube ich kaum, dass der Dollar gegenüber anderen Papierwährungen völlig einbrechen wird.
Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reiches
Kolumne
von Marc Faber
Bei allen großen Reichen der Weltgeschichte, wie etwa bei den Römern in der Antike, den Spaniern des 16. Jahrhunderts und den Engländern des 19. Jahrhunderts, ging die wirtschaftliche Überlegenheit Hand in Hand mit politischer und militärischer Macht. Sobald diese Weltreiche an wirtschaftlichen Problemen zu leiden begannen, verloren sie auch unweigerlich an politischem Einfluss und an militärischer Macht. Zyniker und Machttheoretiker könnten natürlich auch argumentieren, dass die genannten Weltmächte irgendwann Kriege zu führen begannen, um ihre wirtschaftlichen Probleme zu überdecken oder zu lösen. Nur waren diese dann so teuer, dass sie den wirtschaftlichen Niedergang noch wesentlich beschleunigten.
Wie dem auch sei, aus Sicht der Finanzgeschichte zeichnet sich ein eindeutiges Bild. Solange sich Mächte wie Ägypten, Rom, Spanien oder Großbritannien im Aufstieg befanden und an Macht gewannen, wiesen ihre Ã-konomien allesamt eine Tendenz zu tieferen Zinsen und fallenden Inflationsraten auf. Nach dem Überschreiten des Zenits ihrer Macht zeigten sich hingegen durchweg wachsende Inflationsraten und oft stark steigende Zinsen. Die Währungen - ein wichtiges Spiegelbild der Stärke eines Landes - wurden schwach. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass sich die Wirtschaft des römischen Reiches bereits in einer nicht sehr guten Verfassung befand, als Kaiser Nero die römische Währung zum ersten Mal abwertete und sich dann sukzessive ganz beträchtliche Abwertungen unter den nachfolgenden Kaisern aufzwangen. Die Folge war, dass der römische Dinar am Ende des Reiches im vierten Jahrhundert weniger als ein Tausendstel des Wertes hatte, der ihm unter Kaiser Augustus einmal zugebilligt worden war. Ähnlich erging es den Spaniern. Zwischen 1580 und 1640 ging die spanische Krone nicht weniger als fünf Mal Bankrott. Sie konnte ihre Schulden, die sie unter anderem in Antwerpen und Augsburg aufgenommen hatte, nicht bezahlen. Was mit dem englischen Pfund geschah, ist ebenfalls wohl bekannt. Im 20. Jahrhundert, nach dem Ende des Empire, verlor es rund 90 Prozent seines Wertes gegenüber dem Schweizer Franken und dem Preis für eine Feinunze Gold.
Und auch in der jüngsten Vergangenheit finden sich Belege, für diesen Zusammenhang. Die Dollar-Abwertung unter US-Präsident Nixon im Jahre 1971 und der damalige Entschluss, die Goldkonvertibilität des Greenbacks aufzugeben, erfolgten zu einem Zeitpunkt als sich die amerikanische Wirtschaftsmacht bereits auf dem absteigenden Ast befand. Das Handels- und Leistungsbilanzdefizit wiesen bis dahin fast unbekannte Dimensionen auf.
Auch heute müssen die Vereinigten Staaten wieder mit einem großem Leistungsbilanzdefizit leben. Zugleich erwächst der inzwischen einzigen Weltmacht mit dem rasanten Aufstieg der chinesischen Wirtschaft ein ernst zu nehmender Konkurrent. Sollten die Vereinigten Staaten in dieser Situation versuchen, ihre Stellung mit Hilfe von Kriegszügen zu sichern, dürfte sich der Dollar - das zeigt die Geschichte - noch ganz wesentlich abschwächen.
Die Frage ist natürlich, gegenüber was sich der amerikanische Dollar abschwächen wird - im Vergleich zu den Papierwährungen Euro und Yen oder den Hartwährungen Gold und Silber? Obwohl ich persönlich die wirtschaftlichen Perspektiven Europas im Vergleich zu denen Amerikas wesentlich positiver einschätze als manch anderer Beobachter - allein schon wegen der Eingliederung vieler osteuropäischer Staaten in die EU -, glaube ich kaum, dass der Dollar gegenüber anderen Papierwährungen völlig einbrechen wird.
http://www.welt.de/data/2003/01/27/36497.html?s=1
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