dottore
27.01.2003, 13:05 |
Davos, Mahathir, Gold Dinar - alles vertane Zeit... Thread gesperrt |
-->Hi,
nie mehr Davos. Das Gequatsche unerträglich. Keiner, der gern gekommen wäre, keiner, der so was wie die berühmte"Aufbruchstimmung" verbreitet hätte. Keine weiteren Langeweilereien hier, sondern ein paar Takte zum Gold-Dinar (GD). Promoter Dr. Mahathir, His Excellency the Prime Minister...
Basics zum GD: ab 7. 11. 2001 physisch vorhanden, wird nennwertlos geprägt mit 4,25 g Gold 22 Karat (von 24 möglichen), 2,3 cm Durchmesser, Standard von einem (mir unbekannten) Kalifen Ibn Khattab.
Die religiöse Intention ist zunächst sehr interessant:
Die Zakat (Steuer, nur noch in Saudi-Arabien obligatorisch, sonst freiwillig, aber für den gläubigen Muslim Pflicht, eine der fünf Säulen des islamischen Glaubens) kann nur in Feldfrüchten, Tieren, mobilen Gütern und vor allem Gold und Silber entrichtet werden. Die Entrichtung der Zakat in Papiergeld ist möglich, dann aber nur im Wert des Papiers selbst, nicht etwa im Nennwert (Hinweis auf einen Scheich namens Illisch - Name? - dazu), zumal es auf keinen Fall angehe, eine Zakat in Form der Schuld eines anderen zu bezahlen.
Mahathir hat in Kuala Lumpur bereits ein Gold-Dinar-Sekretariat eingerichtet, das außer mit seinen Landsleuten mit Iranern besetzt ist. In vier, fünf Monaten sollen die ersten Geschäfte auf GD-Basis abgewickelt werden - logischerweise im Außenhandel.
Dies erscheint auch zunächst ganz einfach zu sein: man rechnet in GD um, dies zum aktuellen Goldpreis und bucht dann in GDs. Dabei wird streng saldiert, so dass also der POG jeweils wurscht ist und es letztlich nur um die offenen Spitzen geht. Diese werden in GD nicht physisch ausgeglichen, sondern GDs in der betreffenden Höhe werden nur"hinterlegt" (diverse"Ämter" würden innerhalb der muslimischen Welt eingerichtet, siehe Kuala Lumpur).
Sobald der Saldo ausgeglichen wird, wird das Gold wieder entnommen. Offenbar ist an eine"earmark"-Lösung gedacht: letztlich hinterlegt jedes nationale"Währungsamt" eine entsprechende physische Menge, die ausreichen sollte, um jeweils den Saldo abzudecken; die Salden dürften sich bilateral auf max. 10 % der Handelsvolumens belaufen, und dann schnell sinkend, sobald immer mehr muslimische Staaten dem System beitreten. (Der Welthandel saldiert sich bekanntlich ohnehin auf Null).
Also innermuslimisch geht es nur um das Problem, wer das Risiko von GD-, d.h. POG-Schwankungen trägt: der jeweilige Ex/Importeuer einzeln, alle gemeinsam oder das"Amt", das dann Ausgleichzahlungen leisten müsste. Der Horror wäre eine Lösung, die es schon mal à la Comecon und in der Frühzeit der EG gab: Alle Waren müssen einer Zentrale "angedient" werden, die sie dann weitergibt, wobei die Kontrakte über die Waren einen"Umweg" machen, bei dem dann"ausgeglichen" werden kann.
Zum Beispiel war es in der EG so: Importe wurden zum Weltmarktpreis an die Zentrale verkauft, diese"schleuste" den Außenpreis auf das Binnenpreisniveau. Bei Exporten wurde zu Binnenpreisen verkauft und die Zentrale schleuste dann die Exportwaren auf das Weltmarktniveau. Der Papierkrieg war gigantisch und Durchstechereien aller Art liefen obendrein.
Das Ganze ist von Herrn Dr. Mahathir überhaupt nicht durchdacht und entsprechendes Nachhaken wurde mit einem"You will see later"-Wischiwaschi beantwortet.
Als"eigentliches Modell" stand der IMF Pate, der vor 1971 (Nixon!) noch eine Bindung des Dollars ans Gold vorgesehen hatte, allerdings nur als"Rechengröße", die für ZBs galt, die ihrerseits aber es sich bereits verkneifen mussten, Gold zu dem Kurs (35 $ /oz.) auch in den USA abzuholen.
Wie so etwas wiederbelebt werden soll und sei es nur im muslimischen Raum ist mir total schleierhaft, zumal der real existierende IMF ja nichts verleiht, sondern in bereits existierende, aber unerfüllte Schuldkontrakte einspringt, die logischerweise Zinsen tragen, was - gemessen am Koran - Probleme aufwirft (dies gilt auch für Nullprozenter oder sonstige"Derivate", selbst für die IMF-gestützten Papiere, da der IMF nicht alle Papiere aufnimmt, sondern jeweils nur Teile, eben die fälligen: Das führt zu Kursgewinnen aller und wie diese"Zinsen" mit dem Islam vereinbar sind, war nicht zu beantworten.
Die Frage, ob und wie der Saldo finanztechnisch zu behandeln sei (der GD deckt ihn u.U. bei fallendem POG nicht mehr ab, wie schaut's aus mit Verzinsung der offenen Forderungen, usw.), blieb unbeantwortet.
Ein islamischer Goldstandard (klassischer GS) wird dagegen ausdrücklich abgelehnt, es gehe nur um die eben skizzierte, für mich komplett wirre"new structure".
Womit ist zu rechnen?
Sollte sich das innerislamische"GDs als Pfand für offene Handelsbilanzen-Modell" realisieren, müssten grob gerechnet ca. 5 % des gesamten Handelsvolumens der beteiligten (oder in Frage kommenden) islamischen Länder (one way only!) ausgerechnet werden. Dieser Ermittlung könnte sich eine milde Seele vielleicht erbarmen (anhand der IMF-Statistiken), wobei es vielleicht schon solche Berechnungen gibt, was ich nicht weiß. Ansonsten ist das eine Heiden-Arbeit.
Dann käme man - umgerechnet über den POG in $ - in etwa auf die Größenordnung (jetzt Goldmenge, physisch), die in der gesamtislamischen Clearingstelle vorhanden sein müsste. Islamstaaten mit extremen Disbalancen untereinander müssten als erste ermittelt werden, da sie die"Spitzen" bilden.
Ich habe keine Ahnung (und die Herrschaften aus Kuala Lumpur auch nicht), um welche Größenordnungen es sich handeln könnte. Mit Angaben wie"it would be a major gold stock" lässt sich nicht sinnvoll operieren, weil a) keiner weiß wie"big" der Goldstock bereits ist, b) wieviel davon an die Clearingstelle wandern würde und c) wie stark sich die Imbalancen letztlich darstellen, die über"more or less major" entscheiden.
Dass alles der Hass auf"Spekulanten" und speziell der auf"Amerika" überlagert, macht die Sache nicht rationaler, sondern irrationaler.
Zum Schluss: Angesprochen auf die laufende Gold-Hausse kam nur ein stereotypes:"This is complicating the whole thing..."
Wer hätte das gedacht?
Gruß!
|
BillyGoatGruff
27.01.2003, 13:16
@ dottore
|
Sinclair findet die Idee bestechend (mehrere Artikel auf 321gold.com) |
-->Lieber dottore,
5 Minuten der Propaganda-Rede von Gen.Powell am TV gestern reichte mir auch (meine Tochter hat es immerhin 20 Minuten dabei ausgehalten).
Gruss,
BillyGoat
|
Diogenes
27.01.2003, 13:39
@ dottore
|
Davos ja, Dinar jain |
-->Hi dottore,
Die gleichen Ã-könomen, die jahrelang falsch gelegen sind, erklären jetzt, das der Irakkrieg an der Dede schuld sein wird. Viel Propaganda, nichts verstanda. *g*
>Ein islamischer Goldstandard (klassischer GS) wird dagegen ausdrücklich abgelehnt, es gehe nur um die eben skizzierte, für mich komplett wirre"new structure".
Hier sehe ich das Problem: nach außen möchte man eine Art GS haben. Aber nach innen möchte man (die Politik) weiter die Notenpresse behalten, wenigstens habe ich nichts gegenteiliges gehört. Ich überlege schon seit einiger Zeit.
Die einzige Möglichkeit ist, daß sich die ZB's an einer Goldparität orientieren. Das wiederum macht die Einführung einer Golddeckungsklausel notwendig, damit Nettogeld ins System kommt. Ansonsten schmiert ihnen ihr Kreditgeldsystem höchstwahrscheinlich in die Defla ab.
Notenpresse und Quasi-GS zugleich geht nicht, entweder ganz oder gar nicht, eines von beiden wird geben müssen.
So oder so, ist es für den Dollar schlecht, weil seine Rolle durch Gold ersetzt wird, daher weniger Nachfrage nach USD.
Im übrigen sehe ich den Dollarstandard schlechter als den Golddinar. Alles was du über das Saldieren geschrieben hast, läßt sich auch Über den USD sagen. Der Unterschied ist: Mit Gold besteht zumindest eine Chanche, wenn man es richtig angeht, Dollarstandard scheitert unter Garantie.
Gruß
Dogenes
|
Wal Buchenberg
27.01.2003, 13:51
@ dottore
|
Re: Golddinar = ECU? |
-->Hallo dottore,
abgesehen von der unterschiedlichen Anbindung (Marktwichtung hier, Goldanbindung dort) sehe ich nur Parallelen zum ECU-System.
Der ECU zirkulierte ebensowenig als Währung, wie dieser Golddinar, sondern diente zum Bilanzausgleich zwischen den beteiligten Staaten.
Also warum soll das nicht funktionieren?
Gruß Wal
|
dottore
27.01.2003, 14:37
@ Diogenes
|
Re: Mahathir weiß nicht, was ein Saldo ist, geschweige denn die Skontration |
-->Hi ins Fass,
>Hier sehe ich das Problem: nach außen möchte man eine Art GS haben. Aber nach innen möchte man (die Politik) weiter die Notenpresse behalten, wenigstens habe ich nichts gegenteiliges gehört. Ich überlege schon seit einiger Zeit.
Ja, genau das.
>Die einzige Möglichkeit ist, daß sich die ZB's an einer Goldparität orientieren. Das wiederum macht die Einführung einer Golddeckungsklausel notwendig, damit Nettogeld ins System kommt. Ansonsten schmiert ihnen ihr Kreditgeldsystem höchstwahrscheinlich in die Defla ab.
Ja.
>Notenpresse und Quasi-GS zugleich geht nicht, entweder ganz oder gar nicht, eines von beiden wird geben müssen.
Ja.
>So oder so, ist es für den Dollar schlecht, weil seine Rolle durch Gold ersetzt wird, daher weniger Nachfrage nach USD.
Nein, da die Salden letztlich in Dollar bleiben. Man kann noch so lange in GD fakturieren, letztlich fakturiert man doch in $ zum jeweiligen POG.
Neu ist nur, dass die Salden durch Gold quasi als Pfand"gesichert" werden sollen. In das Pfand kann aber nicht vollstreckt werden. Daher ist für mich die ganze Übung wirr.
>Im übrigen sehe ich den Dollarstandard schlechter als den Golddinar. Alles was du über das Saldieren geschrieben hast, läßt sich auch Über den USD sagen.
Ja. Das Ganze würde nur den Ansatz eines Sinns machen, wenn die Salden nicht verzinst würden. Da die Salden aber aus einzelnen Rechnungen bestehen (Millionen davon): Wer verzichtet ab wann? Da müsste dann eine Mitteilung erfolgen:"Lieferungen ab jetzt ohne Zins (Verzugszins)" usw. Wie soll das technisch gehen?
Der Witz bei allen Metallstandards war doch der, dass die Salden, sobald sie einmal bestanden, sich ab dann nicht mehr verzinsten, sondern bis zur Skontration (= Saldenausgleich) unverzinst stehen blieben, also nicht refinanziert werden mussten (hat nichts mit der Refinanzierung der Lieferung selbst zu tun). Das ist der Kern des tendenziell niedrigen Zinssatzes bei Metallstandards.
Nehmen wir A und B. Ihr Saldo (Januar) liegt bei 1000. Da erst im Dezember skontriert wird, werden die 1000 auch erst im Dezember zur Zahlung fällig. Bis dahin jucken sie den Schuldner nicht. Und der Gläubiger muss warten...
>Der Unterschied ist: Mit Gold besteht zumindest eine Chanche, wenn man es richtig angeht, Dollarstandard scheitert unter Garantie.
Ja, aber nicht à la Mahathir. Sobald der Saldentopf leer ist (alles Gold ge-earmarked), liefert jeder, der liefert in der Hoffnung, dass sich der Topf wieder (oder weiter) füllt. Bis dahin hätte er nur einen Anspruch auf die Summe netto und unverzinst und das kann dauern...
Letztlich müssten die Ansprüche auf den Topf repartiert werden: Jeder, der liefert, will schnell einen möglichst großen Teil des Kuchens. Bei Repartition ergibt sich subito ein Agio auf das repartierte Gut - und schon sind wir wieder da, wo wir herkommen: Der"Zins" wird durch das Agio ersetzt. Beide Male trägt der Lieferer: entweder er verzichtet auf den Zins, bis gezahlt wird oder er bezahlt gleich das Agio und liefert dann bis zur Höhe des repartierten Gutes, auf das sich in % das Agio bezieht (als Summe).
Gruß!
|
dottore
27.01.2003, 14:38
@ Wal Buchenberg
|
Re: Golddinar = ECU? Nein! |
-->>Hallo dottore,
>abgesehen von der unterschiedlichen Anbindung (Marktwichtung hier, Goldanbindung dort) sehe ich nur Parallelen zum ECU-System.
>Der ECU zirkulierte ebensowenig als Währung, wie dieser Golddinar, sondern diente zum Bilanzausgleich zwischen den beteiligten Staaten.
Nein!
>Also warum soll das nicht funktionieren?
Deshalb.
Gruß!
|
dottore
27.01.2003, 14:46
@ BillyGoatGruff
|
Re: Auch Sinclair kapiert das Phänomen 'Saldo' nicht |
-->
Lieber BillyGoat,
1. Wenn Zug um Zug geliefert wird (Ã-l gegen Computer), also klassischer Barter, braucht man keinen Golddinar. Wozu?
2. Entsteht ein Saldo (über Zeit, logisch!), bleibt die Frage: Wird er in Golddinar ausgeglichen oder nach wie vor in Währung X oder Y (letztlich US-$, weil X und Y Kurs gegen US-$ und damit gegeneinander haben).
3. Bei Ausgleich in GD kein Problem (solange was im Topf ist) - außer das Kursrisiko, da GD eben auch in US-$ gerechnet wird.
4. Bei Ausgleich über per GD"besicherten" Währungen X oder Y ist die Frage, wie wird die Zeit überbrückt? Zinslos scheidet definitiv aus.
Gruß (auch an die Tochter, die tu mir wirklich leid...)!
|
BillyGoatGruff
27.01.2003, 14:54
@ dottore
|
Danke für die Antworten; so langsam fallen die Schuppen von den Augen. (owT) |
-->
|
Euklid
27.01.2003, 15:00
@ dottore
|
Re: Auch Sinclair kapiert das Phänomen 'Saldo' nicht |
-->>
>Lieber BillyGoat,
>1. Wenn Zug um Zug geliefert wird (Ã-l gegen Computer), also klassischer Barter, braucht man keinen Golddinar. Wozu?
>2. Entsteht ein Saldo (über Zeit, logisch!), bleibt die Frage: Wird er in Golddinar ausgeglichen oder nach wie vor in Währung X oder Y (letztlich US-$, weil X und Y Kurs gegen US-$ und damit gegeneinander haben).
>3. Bei Ausgleich in GD kein Problem (solange was im Topf ist) - außer das Kursrisiko, da GD eben auch in US-$ gerechnet wird.
>4. Bei Ausgleich über per GD"besicherten" Währungen X oder Y ist die Frage, wie wird die Zeit überbrückt? Zinslos scheidet definitiv aus.
>Gruß (auch an die Tochter, die tu mir wirklich leid...)!
Im Kriegszustand geht eben nichts mehr mit Zug um Zug.
Kriegswährung ist die Verrechnungseinheit Gold
Und wer mit Zettelchen egal ob Dollar,Rubel oder DM,Euro.Pfund oder Francs rumfuchtelt kann gleich nach Hause gehen weil für das Papier niemand mehr liefert.Im WK II gab es die Feinheiten wie floatende Währungen nicht.
Und nur diese Feinheiten ermöglichen alle möglichen Finessen.
Wenn Gold den Wertmaßstab darstellt kann sauber abgerechnet werden.
Welches törichte Land in einem neutralen Block läßt sich wohl auf Kriegswährungen der beiden Kriegsblöcke ein?
Ich gehe natürlich bei meinem Szenario nicht von dem Klaks mit dem Irak aus sondern von handfesteren Angelegenheiten wie z.B Amerika zusammen mit den zwölf Nationen gegen den Rest der Welt;-)
Die Politik der Vereinigen Staaten von Amerika ist an Armseligkeit nicht mehr zu überbieten.
Wenn Stümper mit Stümpern verhandeln kommt immer was besonders stümperhaftes raus.
In Amerika haben die Verbraucher laut Spiegel inzwischen 12 Kreditkarten im Schnitt;-)
Das reicht um die dortigen Verhältnisse zu erfassen.
Gruß EUKLID
|
Theo Stuss
27.01.2003, 15:52
@ dottore
|
Re: Mahatir will sich auch auf keine wirkliche Preisbildung in Gold einlassen |
-->Hallo allerseits,
In einer echten Goldwährung müsste sich der Bäcker darauf einlassen, dass beispielsweise bei ihm das Kg Bio-Bauernbrot sagen wir 0,25g Gold kostet, ohne das der Weltmarktpreis in Dollar irgendeine Referenz darstellen würde.
Solange man den Spiess nicht umdreht, bleibt alles Getue. Die Unverzinslichkeit bis zur Skontrierung ist eine Art von Papiergoldwährung aufgrund von"Anschreiben", gedeckt durch das Versprechen jederzeit in Gold zu leisten. So stelle ich mir mindestens vor. Erst ab dem Zeitpunkt wo unbedingt geleistet werden muss, was Saldo übrigbleibt(Skontrierung), kann bei Nichtleistung von Kredit gesprochen werden und wird daher auch verzinst. Goldstandard ohne Skontrierungsbörsen würde also schlecht laufen?
Wird durch den E-Dinar nicht aber doch ein Stein ins Rollen gebracht? Die Schwierigkeiten werden denen doch bei der praktischen Abwicklung bald aufgehen.
Gruss,
Theo.
|
Diogenes
27.01.2003, 18:13
@ dottore
|
Re: Mahathir weiß nicht, was ein Saldo ist, geschweige denn die Skontration |
-->Hi dottore,
>>So oder so, ist es für den Dollar schlecht, weil seine Rolle durch Gold ersetzt wird, daher weniger Nachfrage nach USD.
>Nein, da die Salden letztlich in Dollar bleiben.
Wieso rechnen sie nicht in Golddinar?
>Man kann noch so lange in GD fakturieren, letztlich fakturiert man doch in $ zum jeweiligen POG.
Das ist natürlich totaler Murks. Ich dachte sie wollen auf Dollares verzichten.
>Neu ist nur, dass die Salden durch Gold quasi als Pfand"gesichert" werden sollen. In das Pfand kann aber nicht vollstreckt werden. Daher ist für mich die ganze Übung wirr.
Sie müssen in Golddinar rechnen. Dann muß nichts vollstreckt werden, es wird in Gold bezahlt.
>>Im übrigen sehe ich den Dollarstandard schlechter als den Golddinar. Alles was du über das Saldieren geschrieben hast, läßt sich auch Über den USD sagen.
>Ja. Das Ganze würde nur den Ansatz eines Sinns machen, wenn die Salden nicht verzinst würden.
Exaktamente! Das ist einer der Vorteile des Goldes.
>Da die Salden aber aus einzelnen Rechnungen bestehen (Millionen davon): Wer verzichtet ab wann? Da müsste dann eine Mitteilung erfolgen:"Lieferungen ab jetzt ohne Zins (Verzugszins)" usw. Wie soll das technisch gehen?
Normaler Weise ist Zahlungsziel 30 Tage netto, 8 tage 2 % oder 3 % Skonto.
Ein Vertragespartener muß den anderen zahlen (überweisen), die ZB's verrechnen dann die untereinander die offenen Salden.
>Der Witz bei allen Metallstandards war doch der, dass die Salden, sobald sie einmal bestanden, sich ab dann nicht mehr verzinsten, sondern bis zur Skontration (= Saldenausgleich) unverzinst stehen blieben, also nicht refinanziert werden mussten (hat nichts mit der Refinanzierung der Lieferung selbst zu tun).
>Das ist der Kern des tendenziell niedrigen Zinssatzes bei Metallstandards.
Bei einem sauberen Edelmetallstandard wird der Diskont (Umlaufkapital, Zinsen ab, Gläubiger zahlt) vom Darlehen (Investitionskapital, Zinsen drauf, Schuldner zahlt) getrennt.
[Anm. (hat aber mit Golddinar nichts zu tun): Das ist der Witz der 100%-Deckung, man kann die Fristigkeiten nicht vermengen. Erst wenn die Fristigkeiten vermischt werden (fraktioonales banking) kommen die Probleme, Bankenruns etc. ]
"Die 30 Tage netto" stammen noch aus dieser Zeit.
>Nehmen wir A und B. Ihr Saldo (Januar) liegt bei 1000. Da erst im Dezember skontriert wird, werden die 1000 auch erst im Dezember zur Zahlung fällig. Bis dahin jucken sie den Schuldner nicht. Und der Gläubiger muss warten...
Oder er muß diskontieren.
>>Der Unterschied ist: Mit Gold besteht zumindest eine Chanche, wenn man es richtig angeht, Dollarstandard scheitert unter Garantie.
>Ja, aber nicht à la Mahathir. Sobald der Saldentopf leer ist (alles Gold ge-earmarked), liefert jeder, der liefert in der Hoffnung, dass sich der Topf wieder (oder weiter) füllt. Bis dahin hätte er nur einen Anspruch auf die Summe netto und unverzinst und das kann dauern...
Womit wir wieder bei fiskaler Disziplin, freiem Markt, Golddeckung,... landen.
>Letztlich müssten die Ansprüche auf den Topf repartiert werden:
>Jeder, der liefert, will schnell einen möglichst großen Teil des Kuchens. Bei Repartition ergibt sich subito ein Agio auf das repartierte Gut - und schon sind wir wieder da, wo wir herkommen: Der"Zins" wird durch das Agio ersetzt. Beide Male trägt der Lieferer: entweder er verzichtet auf den Zins, bis gezahlt wird oder er bezahlt gleich das Agio und liefert dann bis zur Höhe des repartierten Gutes, auf das sich in % das Agio bezieht (als Summe).
Letztlich müssen die Importe gleich den Exporten sein. Leistung muß mit Gegenleistung bezahlt werden. Der Goldzufluß/abfluß regelt das Preisniveau im jeweiligen Land. Also wieder freier Markt, freier Kapitalverkehr, sparsamer Staat, keine Markteingriffe, Diskontbanken,...
Letztlich läuft der Golddinar auf einen GS hin, alles andere geht schief. Halbschwanger geht nicht, da sind wir uns einig.
Gruß
Diogenes
|