-->guten Tag,
man fasst sich an den Kopf - aber Hoheiten über Kinderbetten durchdrücken wollen
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<font size="5">Aus dem ICE auf die Wache</font>
Bahn ließ Pendler vom BGS abführen, weil sie nach einer Panne den Zug wechselten
von Michael Ihly
Essen - Eines muss man der Bahn ja lassen. Sie lässt keine Gelegenheit aus, um Negativschlagzeilen zu produzieren. Dazu sind nicht einmal große Anlässe notwendig. Der aktuelle Fall: Zwei Dutzend Pendler bestiegen vor einigen Tagen mit ihren Nahverkehrstickets in Recklinghausen kurzerhand einen ICE, nachdem sie morgens regelmäßig 15 bis 20 Minuten in der klirrenden Kälte auf ihren notorisch verspäteten Bummelzug warten mussten.
Die Bahn reagierte prompt: Am Ziel in Essen wurden die Kunden auf Anordnung der Bahn von Beamten des Bundesgrenzschutzes empfangen und abgeführt. Wie Schwerverbrecher seien sie behandelt worden, berichten Augenzeugen.
Nach einem kurzen Verhör und Feststellung der Personalien verhängte die Bahn gegen jeden der frierenden Pendler, die ihr morgendliches Schicksal selbst in die Hand genommen hatten, ein Bußgeld von 42 Euro.
Und was sagt die Bahn? Sie macht das, was sie immer tut. Sie verweist auf die Rechtslage und lässt wie zu erwarten auch nicht unerwähnt, dass man sonst doch eigentlich immer recht kulant sei. „In der Regel geben wir Fernverkehrszüge bei größeren Verspätungen für die Benutzung frei. Aber sich selbstständig zu machen, das geht natürlich nicht“, sagt Firmensprecher Manfred Ziegerath. Die Kunden dürften erst dann die Fernzüge besteigen, wenn das von der Bahn erlaubt worden sei.
Die „Schwarzfahrer“, die das natürlich ganz anders sehen, weigerten sich laut Ziegerath, ein reguläres ICE-Ticket zu bezahlen, und die Angabe ihrer Personalien abgelehnt. Deshalb hätten die Zugbegleiter den Bundesgrenzschutz verständigt. Die Anrechnung ihres Nahverkehrstickets auf die ICE-Fahrkarte sei ebenfalls nicht möglich gewesen. Diese Fahrscheine seien im Gegensatz zum Fernverkehr subventioniert, und der Nahverkehrsverbund sei eine eigene Gesellschaft. „Sie können auch nicht mit einem Ticket von German Wings einfach in einen Flieger der Lufthansa einsteigen“, sagte Ziegerath.
Jetzt warten die tolldreisten ICE-Besetzer auf Post von der Bahn. Eine Entschuldigung wird da wohl nicht kommen. Der Staatskonzern hat aber immerhin versprochen, jeden der 24 Einzelfälle zu prüfen und eventuell die 42 Euro Strafe zu erstatten. Und vielleicht, ja vielleicht schafft es ja doch noch irgendjemand bei der Bahn, ein kleines Wort des Bedauerns in den Brief mit einfließen zu lassen. Noch schöner wäre es natürlich, wenn der Nahverkehrszug in Zukunft morgens pünktlich fahren würde.
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