susi
28.01.2003, 10:53 |
Radiotipp SWR2 heute 17.05h - Machtübertragung an Hitler vor 70 Jahren Thread gesperrt |
-->"...politisches Interesse, Scham und Schuldgefühl haben die Erinnerung an 1933 verzerrt."
17.05 SWR2 Forum
Selbstzerstörung einer Demokratie -
Die Machtübertragung an Hitler vor 70 Jahren
Der Fackelzug durchs Brandenburger Tor und jubelnde Menschenmassen: dieses Bild vor allem verbinden wir mit dem 30. Januar 1933. Er markiert in unserem kollektiven Gedächtnis das Ende der Weimarer Republik und den Beginn des Weges zu Weltkrieg und Holocaust. Die genauere historische Betrachtung aber lenkt den Blick auf die Zeit davor und danach. Entschlossenes Handeln hätte Hitler auch nach dem 30. Januar wieder stürzen können, aber schon seit Jahren wollte eine Mehrheit auch der bürgerlichen Wähler und Politiker die »Republik wider Willen« abschaffen. Nach dem schlimmen Ende 1945 wurde die Verantwortung der Akteure sehr unterschiedlich bewertet; politisches Interesse, Scham und Schuldgefühl haben die Erinnerung an 1933 verzerrt. Im SWR2 Forum diskutieren die Historiker Prof. Josef Becker und Prof. Norbert Frei, sowie die Schriftstellerin Tanja Dückers. Die Gesprächsleitung hat Eggert Blum.
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Tempranillo
28.01.2003, 11:11
@ susi
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Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen |
-->>"...politisches Interesse, Scham und Schuldgefühl haben die Erinnerung an 1933 verzerrt."
>17.05 SWR2 Forum
>Selbstzerstörung einer Demokratie -
Schon verkehrt! Ein schönes Beispiel für die Allgegenwart der alliierten Propaganda. Wenn man sich nicht ein paar Fakten ins Gedächtnis zurückruft, merkt man nicht, wie man auf`s Glatteis geführt wird.
Von einer ausschließlichen SELBST-Zerstörung der Weimarer Demokratie kann ja nun wirklich nicht die Rede sein!
T.
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Tassie Devil
28.01.2003, 21:00
@ Tempranillo
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Re: Die repräsentative Demokratie und ihre Folgen |
-->>>"...politisches Interesse, Scham und Schuldgefühl haben die Erinnerung an 1933 verzerrt."
>>17.05 SWR2 Forum
>>Selbstzerstörung einer Demokratie -
>Schon verkehrt! Ein schönes Beispiel für die Allgegenwart der alliierten Propaganda. Wenn man sich nicht ein paar Fakten ins Gedächtnis zurückruft, merkt man nicht, wie man auf`s Glatteis geführt wird.
>Von einer ausschließlichen SELBST-Zerstörung der Weimarer Demokratie kann ja nun wirklich nicht die Rede sein!
>T.
Grosse Klasse Tempranillo, Du hast es erfasst!
Um die Dinge innerhalb eines gewuenschten (Diskussions-)Rahmens zu halten greift man sehr oft zu dem beliebten Mittel, direkt am Anfang sehr praezies und kurzgehaltene Praemissen, als"de facto"-Tatsachen dargestellt, vorzugeben, die aber leider leider mit Wahrheit und Tatsache sehr oft ueberhaupt nichts am Hut haben. Logisch, dass das was dann alles folgt, ja folgen muss, etwas mehr oder weniger rein theoretischer Natur ist, mit Praxis jedoch, i.e. Wahrheit und Tatsachen, entsprechend wenig zu tun hat.
Wenn Du jetzt noch einsiehst und dahinter blickst, dass die vielzitierte Weimarer Republik (lediglich) der VERSUCH einer sog. Demokratie war, dann sind Deine Schuhsohlen mit Spikes ausgeruestet. [img][/img]
Gruss
TD
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Tempranillo
28.01.2003, 21:43
@ Tassie Devil
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Re: Wieder mehr Fragen als Antworten |
-->>Grosse Klasse Tempranillo, Du hast es erfasst!
Ha, wie mir das runtergeht, Danke!
Deine nächsten Zeilen wirken leider wieder ausgesprochen dämpfend:
>Wenn Du jetzt noch einsiehst und dahinter blickst, dass die vielzitierte Weimarer Republik (lediglich) der VERSUCH einer sog. Demokratie war, dann sind Deine Schuhsohlen mit Spikes ausgeruestet.
Damit stellen sich sogleich wieder einige Fragen:
1) Hat nicht alles, was wir denken und tun den Charakter des Hypothetischen, Vorläufigen und kann insofern als der Überprüfung/Widerlegung offenstehender Versuch bezeichnet werden?
2) Weshalb betonst Du den Versuchscharakter ausgerechnet im Zusammenhang mit der Weimarer Demokratie? Konsequenterweise müßtest Du auch die jetzige"Demokratie" ("Demokratie" wie"DDR") als Versuch bezeichnen, und darüber hinaus sämtliche Formen, auch die autoritären, Herrschaft zu organisieren?
3)Welche Vermutung sollte der Weimarer-Versuch bestätigen bzw. widerlegen?
4)Wer hat das Experiment angestellt?
T.
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Tassie Devil
29.01.2003, 04:09
@ Tempranillo
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Re: Wieder mehr Antworten als Fragen |
-->>Damit stellen sich sogleich wieder einige Fragen:
>1) Hat nicht alles, was wir denken und tun den Charakter des Hypothetischen, Vorläufigen und kann insofern als der Überprüfung/Widerlegung offenstehender Versuch bezeichnet werden?
Nein.
Das, was wir tun, ist nicht hypothetisch oder vorlaeufig, sondern es ist definitiv, weil es in der Gegenwart geschieht, und sobald wir etwas getan haben, ist es unwiederrufbar geschehen, und daran gibt es dann nichts mehr zu drehen. Gegenwart und Vergangenheit sind Realitaet.
Beim Denken sieht die Sachlage ein wenig anders aus. Denken tun wir immer in der Gegenwart, das ist somit Realitaet, aber das ueber was wir denken oder nachdenken, das liegt entweder in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft. Zukunft ist mehr oder weniger hypothetische Option.
Da ich aber weiss, was Du mir in Deiner als Frage verkleideten Aussage mitteilen moechtest, antworte ich Dir: Du hast mit"Charakter des Hypothetischen, Vorlaeufigen" leider die falschen Begriffe gewaehlt.
Mein lieber Tempranillo, was wir tun, wenn wir ueber die Zukunft nachdenken, speziell ueber die eigene Zukunft, um die Denkergebnisse in Folge dann in Handlung umsetzen, wir SPEKULIEREN dann knallhart, spekulieren naemlich dergestalt, dass unsere Plaene als Denkprodukt auch wirklich in Erfuellung gehen, so wie wir uns das vorgestellt haben. Da letzteres eben nicht immer funktioniert, wir andererseits aber bereits geschehene Taten nicht ungeschehen machen koennen, sind wir in allen solchen Faellen zur"forward recovery" verdammt, wir muessen also zusaetzlich Leistung erbringen, um das geschehene"rueckgaengig" zu machen.
Haettest Du mich gefragt, ob nicht vieles, was wir denken und tun, SPEKULATIVEN Charakter zumindest weit ueberwiegend zu eigenen Gunsten hat, ich haette Dir sofort geantwortet: aber JAAA!
>2) Weshalb betonst Du den Versuchscharakter ausgerechnet im Zusammenhang mit der Weimarer Demokratie? Konsequenterweise müßtest Du auch die jetzige"Demokratie" ("Demokratie" wie"DDR") als Versuch bezeichnen, und darüber hinaus sämtliche Formen, auch die autoritären, Herrschaft zu organisieren?
Zu Deiner ersten Frage: die sog. Weimarer Demokratie hatte aufgrund der Gesamtumstaende von Anfang an gewisse Pfeiler bereits im Unterbau, sodass ich diese Konstruktion allenfalls als eine Spekulation auf (zukuenftige) Demokratie sehe und anerkenne.
Das Konstrukt einer echten Demokratie ist fuer mich keinesfalls bereits dann erfuellt, wenn z.B. Sozen und Kommies zu Hauf in der Gegend herumrennen und von Demokratie faseln, als Beweis ihrer These, dass es so sein muesse, anfuehrend, weil der Buerger ja alle X Jahre seine Haeuptlingsmannschaft"in freier Wahl" bestimmen duerfe.
Jetzt zu Deinem zweiten Fragezeichen: wer das, was heutzutage und bereits seit einiger Zeit in der BRDDR abgeht, noch als Demokratie bezeichnet, der kann nicht mehr richtig im Oberstuebchen funktionieren.
Arnulf Baring hat einen schweren Fehler begangen, als er kuerzlich die BRDDR eine"DDR light" nannte. Eines Tages, in nicht allzuferner Zukunft, wird sich auch dieser Mann korrigieren und eine"DDR heavy" konstatierend konstituieren.
Aber, lieber Tempranillo, ich muss Dich wiederum loben, dass Du die gesamte Chose beginnst zu begreifen: Deine Ausdrucksweise"Herrschaft zu organisieren" (gleichgueltig welchen Formats) gefaellt mir ausnehmend gut.
Der Versuch, Herrschaft (die Macht) zu organisieren bezieht sich jedoch nicht darauf, wie das zu bewerkstelligen ist, damit sie etablierend wirksam wird, denn - irgendeine Herrschaft ist immer gerade"am Ruder", also Realitaet, wie auch immer personell hinterlegt. Um bei Deiner Ausdrucksweise zu bleiben, das Organisieren der Herrschaft als Versuch ist immer eine Spekulation, wie lange die real existierende Herrschaft als solche noch praesent ist, bevor sie explodierend einer anderen nachfolgenden Herrschaft weichen muss, die dann voll den gleichen Gegebenheiten ins Auge zu blicken hat.
>3)Welche Vermutung sollte der Weimarer-Versuch bestätigen bzw. widerlegen?
Ob die Deutschen in dieser fuer sie neuartigen Herrschaftsform ihre auferlegten Kriegsschulden zu bezahlen in der Lage sind, und ob sie, trotz dieses Handicaps, weltwirtschaftlich wiederum aufmuepfig werden.
>4)Wer hat das Experiment angestellt?
Na wer schon?
Versailles war doch kurz zuvor in Szene gesetzt worden!
Oder glaubst Du an den Weihnachtsmann?
Demokratie in seiner bestmoeglichen Form fuer alle Demokratiebedachten, lieber Tempranillo, ist leider auch nur eine Herrschaftsform der Marke"Diktatur light".
>T.
Gruss
TD
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Tempranillo
29.01.2003, 11:49
@ Tassie Devil
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Re: Allmählich mehr Antworten als Fragen |
-->Hi TD,
>>Damit stellen sich sogleich wieder einige Fragen:
>>1) Hat nicht alles, was wir denken und tun den Charakter des Hypothetischen, Vorläufigen und kann insofern als der Überprüfung/Widerlegung offenstehender Versuch bezeichnet werden?
>Nein.
>Das, was wir tun, ist nicht hypothetisch oder vorlaeufig, sondern es ist definitiv, weil es in der Gegenwart geschieht, und sobald wir etwas getan haben, ist es unwiederrufbar geschehen, und daran gibt es dann nichts mehr zu drehen. Gegenwart und Vergangenheit sind Realitaet.
Manchmal nimmst Du es schon sehr genau. Wenn man es so auslegt wie Du es gemacht hast, völlig stichhaltig, kommt man zu Deiner Antwort. Da aber auch ich von Zeit zu Zeit gerne Silbenstechen betreibe, würde ich Dir gerne meine Version servieren. Natürlich ist eine Handlung unwiderruflich, was geschehen ist, ist geschehen. Wenn Du jetzt aber mal eine Folge von Handlungen zugrundelegst, wird schnell klar, dass Handeln insofern als hypothetisch beschrieben werden kann, weil es beim nächsten Mal anders verlaufen könnte; zumindest in jenen Fällen, wo nichts Unwiderrufliches geschehen ist.
Ich habe beim"hypothetischen Handeln" nicht eine einzige Handlung unterstellt, sondern eine ganze Reihe. Warum kaprizierst Du Dich so sehr auf die Momentaufnahme, Du mußt die Dinge mehr in ihrem Fluß, in ihrer zeitlichen Abfolge verstehen! (Gemein, nicht wahr, unten kommt eine noch größere Gemeinheit!)
Und wenn die Erwartung/Spekulle nicht aufgeht, muss man beim nächsten Mal das Handeln anders anlegen - sofern das noch möglich ist. Der Super-Spekulant George Soros hält genau diesen Punkt, die fortlaufende Überüfung, d.h. die Suche nach Falsifikation des eigenen Denkens und auch Handelns (=Spekulierens) für das Geheimnis seines Erfolges. Er wendet Poppers Erkenntnistheorie auf Börsengeschäfte an. Wie verschlungen sind doch die Wege des Herrn, äh, des grossen Kapitals. Manchmal habe ich den Eindruck, das ist das ein- und dasselbe.
>>3)Welche Vermutung sollte der Weimarer-Versuch bestätigen bzw. widerlegen?
>Ob die Deutschen in dieser fuer sie neuartigen Herrschaftsform ihre auferlegten Kriegsschulden zu bezahlen in der Lage sind, und ob sie, trotz dieses Handicaps, weltwirtschaftlich wiederum aufmuepfig werden.
Das war natürlich nur in der Weimarer Republik der Fall, heute ist das ja ganz anders. Damals, damals, in unsrer Väter grauen Zeiten, haben die Siegermächte mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
- Durch Demokratisierung aussenpolitisch schwächen
- Das Land ausländischen Einflüssen ausliefern
- Bezahlung der Kriegsschulden sicherstellen
- Bewährtes Mittel der Kolonisierung. Dem Besiegten das eigene
Gesellschaftsmodell auferlegen; kann auch gerne eine Religion sein
- Im Inneren Spalten, beinah` hätt` ich jetzt geschrieben Balkanisieren
- Sich die Mögichkeit offenhalten, Marionettenregierungen zu instalieren.
Eine Marionette ist dann leider zu selbständig geworden. Ein wenig wie Petruschka im gleichnamigen Balett Igor Strawinkys. Der Braunauer Petruschka soll sich den Siegermächten ja damit angedient haben, dass nur er die Autorität entwickeln könne, die Raparationszahlungen zu leisten.
>Demokratie in seiner bestmoeglichen Form fuer alle Demokratiebedachten, lieber Tempranillo, ist leider auch nur eine Herrschaftsform der Marke"Diktatur light".
So weit bin ich inzwischen auch. Ich habe Dir doch eingangs, als Reaktion auf Deine geradezu juristisch genaue Auslegung meiner Begriffe, eine Gemeinheit angedroht. Jetzt kommt sie: Es muss heissen, Demokratie in"ihrer" bestmöglichen Form. [img][/img]
Ich würde Dich nur bitten, im Gegenzug nicht alle meine Tippfehler, Rechtschreib- und Interpunktionsschnitzer aufzugabeln, denn dann wirst Du keine Zeit und keinen Platz mehr für die sachbezogene Diskussion haben.
Tempranillo
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Tassie Devil
30.01.2003, 05:29
@ Tempranillo
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Re: Hypothesen |
-->>Hi TD,
Rehi Tempranillo,
>>>Damit stellen sich sogleich wieder einige Fragen:
>>>1) Hat nicht alles, was wir denken und tun den Charakter des Hypothetischen, Vorläufigen und kann insofern als der Überprüfung/Widerlegung offenstehender Versuch bezeichnet werden?
>>Nein.
>>Das, was wir tun, ist nicht hypothetisch oder vorlaeufig, sondern es ist definitiv, weil es in der Gegenwart geschieht, und sobald wir etwas getan haben, ist es unwiederrufbar geschehen, und daran gibt es dann nichts mehr zu drehen. Gegenwart und Vergangenheit sind Realitaet.
>Manchmal nimmst Du es schon sehr genau.
Ja, und zwar moeglichst immer dort, wo es m.E. um essentielle Feinheiten geht.
So wie Du die Feinheit des Titels"Selbstmord einer Demokratie" kurz und praezise entlarvt hast.
>Wenn man es so auslegt wie Du es gemacht hast, völlig stichhaltig, kommt man >zu Deiner Antwort. Da aber auch ich von Zeit zu Zeit gerne Silbenstechen >betreibe, würde ich Dir gerne meine Version servieren.
Na denn man lous!
Ach, Du fuehlst Dich persoenlich angegriffen?
Das war aber keinesfalls meine Absicht!
Die Ausgangslage war ganz einfach: Du hast Deine Frage 1, siehe oben, gestellt, und ich habe Dir darauf mit einem Nein geantwortet, weil ich Deine Ansicht Deiner Suggestivfrage nicht teilen kann, wobei ich mich bei meiner Begruendung wiederum zu Deinen Gunsten auf das m.E. Wesentliche konzentriert habe.
Denn so, wie Du Deine Frage 1 an den Mann bringst, ist Deine gesamte Fragestellung fuer eine ehrliche Antwort nur als sehr problematisch zu bezeichnen!
Ohne jetzt auf die Goldwaage zu legen oder Haarspaltereien zu betreiben, meinst Du in Deiner Frage denn wirklich ALLES, was wir denken und tun, oder gibt es da ggf. bei naeherem Licht besehen doch gewisse Ausnahmen, und wenn ja, in welcher Richtung tendieren denn diese Ausnahmen? Und wer ist denn WIR in Deiner Frage, Du und ich, oder das Forum hier, oder sogar die gesamte Menschheit?
Konkret jetzt: Hypo (griechisch) unter, These (griechisch) Aussage, Regel, Lehrsatz. Unter einer Hypothese verstehe ich eine Annahme, was eine rein geistige Vorstellung/Unterstellung eines nicht realen sondern fiktiven/optionellen Sachverhaltes ist, hypothetisch uebersetze ich mit angenommen. Hypothese kann auch im Kontext ggf. den (negativen) Beigeschmack des eher Fragwuerdigen haben, i.e. eine fragwuerdige und mehr zur Unwahrscheinlichkeit tendierende Annahme.
Eine hypothetische Handlung ist demgemaess eine angenommene (fiktive) Handlung, de facto ist sie nicht existent/irreal, und hypothetische Handlungen in Abfolge sind eine zusammenhaengende Kette angenommener fiktiver Handlungen, wiederum nicht existent/irreal.
Etwas ganz anderes jedoch ist eine Handlung oder mehrere Handlungen UNTER einer Hypothese, was schlichtergreifend"unter der Annahme" meint. Und da wir (die ganze Menschheit zu allen Zeiten) immer unter Annahmen handeln, die mal mehr oder mal weniger zutreffen, voellig gleichgueltig was wir beim Handeln tun, ja, wir sogar unter Annahmen ggf. NICHT handeln (gibt es ein hypothetisches Nichthandeln?), lautet die gaengige These, im heutigen Deutschland jedoch oftmals Hypothese: erst denken, dann handeln.
>Und wenn die Erwartung/Spekulle nicht aufgeht, muss man beim nächsten Mal das Handeln anders anlegen - sofern das noch möglich ist.
Nein, eben nicht! Warum MUSS man denn unbedingt beim naechsten Mal anders Handeln? Wenn die Spekulle nach der ersten Handlung nicht aufgeht, wer garantiert, dass beim naechsten Mal die Spekulle allein deshalb erfolgreich funktioniert, weil man die Pferde wechselt? Du etwa?
Jede noch in der Zukunft liegende Handlung ist eine Option, aber keine Hypothese, egal, ob es sich dabei um eine einzelne Handlung oder eine ganze Kette von Handlungen dreht.
Das zeigt doch eben die ganze Chose wie sie ist und wie sie ablaeuft: zunaechst bilden wir uns denkend die Meinung, weil wir aufgrund aeusserer Einfluesse wie z.B. (Des-)Informationen annehmen, dass die Dinge so und so sind, das ist die Bildung der Hypothese, ein rein geistiges Produkt. Und erst danach handeln wir, und dieses definitive Handeln UNTER der Hypthese erzeugt dann ein unwiederruflich definitives Produkt.
Klar doch, rueckgaengig machen koennen wir das definitive Produkt definitiven Handelns oftmals, vieles ist nur eine Frage des Preises!
und zum zweiten fuer die Reinigung der Oefen > Gesellschaftsmodell auferlegen; kann auch gerne eine Religion sein
>- Im Inneren Spalten, beinah` hätt` ich jetzt geschrieben Balkanisieren
>- Sich die Mögichkeit offenhalten, Marionettenregierungen zu instalieren.
>Eine Marionette ist dann leider zu selbständig geworden. Ein wenig wie >Petruschka im gleichnamigen Balett Igor Strawinkys. Der Braunauer Petruschka >soll sich den Siegermächten ja damit angedient haben, dass nur er die >Autorität entwickeln könne, die Raparationszahlungen zu leisten.
Typisch Hypothese. Definitiv hat er 1933 und 1934 ohne jede Zahlung darueber noch verhandelt, und sogleich nach dem letzten Verhandlungstermin auf weiterhin volle Beitragsfreiheit entschieden.
>>Demokratie in seiner bestmoeglichen Form fuer alle Demokratiebedachten, lieber Tempranillo, ist leider auch nur eine Herrschaftsform der Marke"Diktatur light".
>So weit bin ich inzwischen auch. Ich habe Dir doch eingangs, als Reaktion auf Deine geradezu juristisch genaue Auslegung meiner Begriffe, eine Gemeinheit angedroht. Jetzt kommt sie: Es muss heissen, Demokratie in"ihrer" bestmöglichen Form. [img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
Ja, das erkenne ich neidlos an, Du hosch gewunne!
Meine deutsche Denkweise ist manches Mal zu Aussilike angehaucht: even democracy in its best shape...
>Ich würde Dich nur bitten, im Gegenzug nicht alle meine Tippfehler, >Rechtschreib- und Interpunktionsschnitzer aufzugabeln, denn dann wirst Du >keine Zeit und keinen Platz mehr für die sachbezogene Diskussion haben.
Es liegt mir sehr fern Erbschen wie peanuts zu zaehlen. [img][/img]
>Tempranillo
Gruss
TD
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Tempranillo
30.01.2003, 11:50
@ Tassie Devil
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Re: Definitionen und Inhalte |
-->>Du meinst und stimmst mir zu, dass eine tatsaechlich durchgefuehrte einzelne Handlung, als solche unwiderruflich geschehen, nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann, die einzelne Handlung selbst somit definitiv und nicht hypothetisch ist. Sodann stellst Du aber fest, dass, anders als im einzelnen Handlungsfall, bei einer Abfolge von Handlungen der Begriff der Hypothese durchaus seine Daseinsberechtigung habe, weil er auf jedes einzelne Glied der gesamten Handlungskette anwendbar ist, jedoch immer nur auf solche, die, weil in der Zukunft liegend, noch nicht als Handlung durchgefuehrt und vollendet sind.
>Nein, Tempranillo, mir wird bei Deiner Argumentation ueberhaupt nichts klar, weder schnell noch langsam.
Hi TD,
vielleicht versuche ich es mal anders: Ich meinte, wenn wir, das ist potentiell jeder, handeln, werden wir bestimmte Ergebnisse erwarten. Diese Erwartungen beziehen sich auf die Zukunft und können bestätigt oder widerlegt werden. Da wir nicht mit letzter Sicherheit wissen können, ob unsere Erwartungen eintreffen werden oder nicht, muss unser Handeln, besser gesagt die Überlegung, die unserem Handeln vorausgeht als Vermutung bezeichnet werden, wobei sich die Vermutung (=Erwartung=Hypothese) selbstverständlich auf das Ergebnis bezieht.
>>Warum kaprizierst Du Dich so sehr auf die Momentaufnahme, Du mußt die Dinge mehr in ihrem Fluß, in ihrer zeitlichen Abfolge verstehen! (Gemein, nicht wahr, unten kommt eine noch größere Gemeinheit!) [img][/img]
>Ach, Du fuehlst Dich persoenlich angegriffen?
Nein überhaupt nicht, nicht im Geringsten. Ich konnte nur der Versuchung nicht widerstehen, den Ball Dir wieder vor die Füße zu spielen.
>Konkret jetzt: Hypo (griechisch) unter, These (griechisch) Aussage, Regel, Lehrsatz. Unter einer Hypothese verstehe ich eine Annahme, was eine rein geistige Vorstellung/Unterstellung eines nicht realen sondern fiktiven/optionellen Sachverhaltes ist, hypothetisch uebersetze ich mit angenommen. Hypothese kann auch im Kontext ggf. den (negativen) Beigeschmack des eher Fragwuerdigen haben, i.e. eine fragwuerdige und mehr zur Unwahrscheinlichkeit tendierende Annahme.
>Eine hypothetische Handlung ist demgemaess eine angenommene (fiktive) Handlung, de facto ist sie nicht existent/irreal, und hypothetische Handlungen in Abfolge sind eine zusammenhaengende Kette angenommener fiktiver Handlungen, wiederum nicht existent/irreal.
Ich wollte es viel einfacher machen. Ohne jetzt auf die Bedeutung im Griechischen mich zurückzubeziehen wollte ich den, wie ich sehe, sehr unglücklich gewählten Begriff des"Hypothetischen Handelns" einfach so verstanden wissen, dass wir unser Handeln mit Erwartungen verknüpfen, von denen wir nicht sicher sein können, ob sie auch eintreffen werden.
>Jede noch in der Zukunft liegende Handlung ist eine Option, aber keine Hypothese, egal, ob es sich dabei um eine einzelne Handlung oder eine ganze Kette von Handlungen dreht.
>Das zeigt doch eben die ganze Chose wie sie ist und wie sie ablaeuft: zunaechst bilden wir uns denkend die Meinung, weil wir aufgrund aeusserer Einfluesse wie z.B. (Des-)Informationen annehmen, dass die Dinge so und so sind, das ist die Bildung der Hypothese, ein rein geistiges Produkt. Und erst danach handeln wir, und dieses definitive Handeln UNTER der Hypthese erzeugt dann ein unwiederruflich definitives Produkt.
Ja, Ja und nochmal ja. Wieder habe ich den Eindruck, Du kündigst Einwände an, die sich am Ende mehr als unterschiedliche Akzentsetzungen hersusstellen, bei denen es eher darum zu gehen scheint, wie bestimmte Begriffe definiert werden. Ich glaube, wir diuskutieren sehr viel mehr Definitionsfragen als Unterschiede im Inhaltlichen.
>Klar doch, rueckgaengig machen koennen wir das definitive Produkt definitiven Handelns oftmals, vieles ist nur eine Frage des Preises!
Sowieso.
>>Der Super-Spekulant George Soros hält genau diesen Punkt, die fortlaufende >Überüfung, d.h. die Suche nach Falsifikation des eigenen Denkens und auch >Handelns (=Spekulierens) für das Geheimnis seines Erfolges.
>Soros lag richtig, weil das gesamte Umfeld gerade auch vom Wirtschaftszyklus her gesehen passte. Er machte permanent Schnappschuesse auf jedes einzelne Glied seiner Kette von Handlungen und dessen Ergebnis, weil er seiner Hypothesenbildung vor der einzelnen Handlung misstraute. Nur das Ergebnis der definitiven Handlung zaehlte. Mit diesem Verfahren erkannte er best- und schnellstmoeglich den aktuellen Trend.
>>Er wendet Poppers >Erkenntnistheorie auf Börsengeschäfte an.
>Ja, Charly isch halt scho a Kaepsele, seine Theorie hat nur den kleinen Nachteil, dass sie nicht immer und ueberall und unter allen Umstaenden funktioniert, IMHO.
>Ja, das erkenne ich neidlos an, Du hosch gewunne!
Hoffentlich habe ich Dir nicht Grund gegeben, zu glauben, ich würde die Diskussion hier unter den Aspekten von Sieg und Niederlage betrachten. Wenn doch, würde ich das erstens sehr bedauern und zweitens sagen, dass ich Dir und anderen Board-Teilnehmern gegenüber ganz sicher nicht in irgendeiner Form"gewonnen" habe.
Tempranillo
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