-->hola, buenas noches amigos,
y adios
( wie ist das Wetter im Norden???)
D.Koenig
blickt da wer von Euch (Turon, du vielleicht???) durch, in Deutschland, in Polen, in Ã-sterreich???
<font size="5">Spitzname: Hammelfleisch</font>
Wegen Anstiftung zum Mord steht in Wien ein ehemaliger V-Mann des BKA vor
Gericht: Wer ist Jeremiasz Baranski?
von Gerhard Gnauck
Wer im Landesgericht für Strafsachen Saal 303 betreten will, muss sich zwei Mal durchleuchten lassen. Im Korridor stehen Polizisten mit der MP im Anschlag. Acht Geschworene sitzen mit steinernen Mienen auf ihren Bänken, zwei Richterinnen und ein Richter werden gleich den Prozess eröffnen. Der Mann, um den es geht, betritt als Letzter den Saal. Er ist 57 Jahre alt, groß gewachsen, Brillenträger, in Anzug und Krawatte, das Haar sorgfältig zurückgekämmt. Jeremiasz Baranski heißt der Mann. Ein seriöser Geschäftsmann, möchte man meinen. Doch er ist der Angeklagte. Angeklagt - unter anderem - der Anstiftung zum Mord am früheren polnischen Sportminister Jacek Debski, vollstreckt in Warschau am 11. April 2001. Ihm droht lebenslange Haft.
Unangenehm wird es auch für das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) und für die österreichische Polizei. Beide hatten den gebürtigen Polen, der seit 1978 bei Wien lebt und auf Betreiben der Polizei die Staatsbürgerschaft verliehen bekam, in den neunziger Jahren lange als V-Mann geführt. Doch der Topagent (Spitzname „Baranina“, Hammelfleisch) verfolgte, wenn er in Spanien, in Belgien, in Frankfurt oder Berlin einen großen Drogen-, Alkohol- oder Zigarettenschmuggel „hochgehen“ ließ, stets auch seine eigene Politik. Er schaltete offenbar Konkurrenten aus, während er selbst vor Straftaten nicht zurückschreckte. 1994 wurde er zwar in Belgien festgenommen und nach Polen ausgeliefert. Doch aus dem Gefängnis heraus schaffte er es, (wie wir heute wissen: gefälschte) österreichische Zeugnisse über eine psychische Krankheit beizubringen. Dazu der Staatsanwalt: „Bemerkenswert.“
Wegen Zigarettenschmuggels (127 Millionen Stück) wurde Baranski in Hildesheim 1997 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ein seltsamer Prozess, in dem ein BKA-Mann würdigte, nur dank Baranski sei es gelungen, „in die höhere Ebene der polnischen organisierten Kriminalität hineinzustoßen“.
Die Vorsitzende Richterin in Wien zitiert aus den Akten von damals und fragt, es habe wohl einen Deal gegeben zwischen BKA, Gericht und dem Angeklagten. In Ã-sterreich sei das „nicht vorstellbar“. Baranski, in der Mitte des Saales am Tisch des Angeklagten, widerspricht. Der Richter habe nur für ein Geständnis eine mildere Strafe versprochen. Auch die österreichischen Behörden erscheinen in einem schlechten Licht. „In der Justizgeschichte Ã-sterreichs einmalig“ sei die Verstrickung zwischen dem V-Mann und der Polizei, sagt, schwer seufzend, der anklagende Staatsanwalt. Trotz einer Warnung aus Deutschland hätten Wiener Polizisten den V-Mann weiter gedeckt, ihm Personenschutz gewährt, über das FBI sogar Baranskis Untertauchen in den USA geplant.
Dann wurde eine Sonderkommission gebildet, um diesen Dingen nachzugehen. Zwei Polizisten sind wegen Amtsmissbrauchs zu Haftstrafen verurteilt worden. Warum haben sie das getan? Der Staatsanwalt seufzt wieder und erinnert an Baranskis Drohung aus der Haft heraus, sein umfassendes Wissen über die Polizei an die Presse zu geben. Doch zurück zum Hauptvorwurf. Baranski („Kaufmann von Beruf, Vermögen: keines“) hatte sich mit Debski angefreundet, bis 2000 Sportminister und eine schillernde Gestalt. Er bot ihm an, sein Geld in Ã-sterreich anzulegen. Zugriff auf das Konto hatten beide. War ein Streit um 400 000 Dollar das Tatmotiv? Baranskis Wahlverteidiger sagt, es sei gar nicht Debskis Geld gewesen. Der Staatsanwalt stützt sich auf Telefonaufzeichnungen; die österreichische Polizei, hellhörig geworden, war offenbar in der Lage, ihren V-Mann abzuhören - obwohl er ein abhörsicheres Handy benutzte.
Nach langen Vorbereitungen, so die Version der Anklage, gelang es Baranski am 11. April 2001, vor dem Restaurant „Casa Nostra“ in Warschau (per Telefon aus Wien!) ein tödliches Treffen zu arrangieren: Ein Killer lauerte Debski auf. Anwesend war nur die mit Baranski befreundete „Gesellschaftsdame“ Halina G., als von hinten die Schüsse fielen. Soeben hat in Warschau ein Prozess gegen Halina G. begonnen. Anklage: Beihilfe zum Mord. Der mutmaßliche Täter Tadeusz Maziuk hat sich im Gefängnis erhängt - er wurde ermordet, sagt Baranskis Verteidiger.
Er hat beantragt, viele Zeugen zu laden, auch aus Polen, was den Prozess in die Länge ziehen wird. Und selbst wenn in diesem Fall ein Nachweis gelingen sollte: Auf einem Organigramm im Gerichtssaal sind fünf weitere Angehörige oder Opfer der polnischen Unterwelt angeschlagen - alle mit dem Zusatz „ermordet“. Bei vier weiteren steht „Mordversuch“ oder „entführt und vermisst“.
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