-->Doppel-Boden-Formation löst Goldrausch aus
von Martin Siegert(aus der heutigen WELT)
„North to Alaska“ hieß es beim Goldrausch von 1902, als die Glücksritter die Huskies vor den Schlitten spannten und Clondyke und Dawson City ansteuerten. Das ist lange her. Selbst an die letzten „Goldenen Jahre“, als der Goldpreis zwischen 1976 und 1980 panikartig in Höhe schnellte und in der Spitze mit einen Wert von 850 Dollar je Feinunze die höchste Notiz erfuhr, denken nur wenige Goldinvestoren zurück. Seit dieser Zeit litt das gelbe Metall bis vor kurzem unter einem stetigen Preisverfall auf 252 Dollar, bevor die Preise sich erholen konnten.
Die Frage ist, ob es sich bei dem Kursanstieg der vergangenen Wochen und Monate nur um eine kurzzeitige Erholung des Goldpreises oder aber um einen neuerlichen „Goldrausch“ handelt. Nach der Topbildung Anfang 1980 folgte eine rund 20-jährige Abwärtstrendphase, welche dann zum Erreichen der Tiefmarken um 252 und 254 Dollar in den Monaten Juli 1999 und April 2001 führte. Charttechnisch wurde damit eine „Doppel-Boden-Formation“ ausgebildet, die durch den RSI-Indikator Bestätigung gefunden hat.
Seither befinden sich die Preise in der Aufwärtsbewegung, wobei erste wichtige Kursbarrieren bereits überwunden werden konnten. So konnten die Preise nach mehrmonatigen Ausbruchsversuchen den langfristigen Abwärtstrendkanal verlassen. Bemerkenswert ist, dass dies in einer sehr dynamischen Bewegung geschah und dass gleichzeitig nun auch der aufwärts gerichtete Trendkanal, der den Kursanstieg begleitet, nach oben verlassen werden konnte. Dies spricht für eine dynamische Trendbewegung oder aus Sicht der „Elliott-Wellen“ für einen Impuls, obwohl die Indikatoren bereits in den überkauften Bereich eingelaufen sind.
Für den Goldpreis bedeutet dies, dass sich in den kommenden Wochen eine Konsolidierungsbewegung einstellen dürfte, die minimal zurück zur 362-Dollar-Korrekturzone führt. Dafür spricht auch das „Wochen-Reversal mit Erreichen der 389-Dollar-Marke. Weitere Korrekturziele bilden idealtypisch die Trendkanallinie bei 354 Dollar und die Zone um 341 Dollar Diese stellt auch das Maximalziel der Korrektur dar. Ein Unterschreiten wäre negativ für den Goldpreis und führte zur Negation des vorgestellten Szenarios. Eine erfolgreiche Bodenbildung in den genannten Unterstützungszonen eröffnet dagegen mittelfristig deutliches Aufwärtspotenzial und lässt mit Bruch der 390- bis 396-Dollar-Zone minimal das Erreichen des mittelfristigen Widerstandes um 418/23 erwarten.
Martin Siegert ist Direktor für Markttechnische Analyse bei der Landesbank Baden-Württemberg
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