dottore
21.02.2003, 09:40 |
Zur Lage der Autoindustrie (et tu, DCX!) - hedonischer Betrug... Thread gesperrt |
-->Hi,
einen hübschen Hinweis aus der Schweiz (NZZ):
Wenn's mit der Akzeptanz bei den Kunden nicht so recht klappen will, müssen sich die Automobilhersteller schnell etwas einfallen lassen. Da Veränderungen des Produktes langwierig sind, behelfen sich die Produzenten lieber mit einer kurzfristig wirksamen Zahlenkosmetik.
In Deutschland ist es in der Branche völlig üblich, die Absatzzahlen mit sogenannten Tageszulassungen zu schönen.
Unter Tageszulassungen subsumieren die Experten des Kraftfahrt-Bundesamtes Automobile, die von den Herstellern oder den Händlern kurzzeitig angemeldet werden, ohne aber tatsächlich einen Käufer für die Wagen zu besitzen.
Neu ist, dass nun auch ein Premium-Hersteller wie DaimlerChrysler diese Maßnahme nötig hat. Die Stuttgarter haben im Jahr 2002 die Tageszulassungen bei Fahrzeugen, die aus Nordamerika importiert wurden - vor allem Chrysler-Modelle und die M-Klasse von Mercedes - verdoppelt.
Damit rückt DaimlerChrysler an die vierte Stelle bei der Tageszulassung fabrikneuer Autos - hinter die bisher für diese Manipulation bekannten Hersteller Nissan Europe, Renault und Mazda.
(Der neue Nissan Micra wird übrigens in 14 Tagen ausgeliefert,eigene Erfahrung).
Die in der Zulassungsstatistik mitgezählten Tageszulassungen steigern nicht nur die Zahl der Neuzulassungen, sondern wirken sich auch - teilweise massiv - auf den Verkaufspreis der dann «gebrauchten» Fahrzeuge aus.
Für den Deutschland-Chef von Renault, Jacques Rivoal, ist diese Praxis ebenso wie eine aggressive Niedrigpreispolitik ein legitimes Mittel zum Ausbau der Marktposition.
Allerdings wird der «grosse Wurf» bei den Neuzulassungen schnell zum Bumerang: Die billigen «Gebrauchtwagen» drücken die Zahl der Neuzulassungen in der Folgezeit...
So weit so gut. Es ist also wie bei der BIP-Ermittlung: Als"Wertschöpfung" wird die Produktion gemeldet und gerechnet und nicht der Verkauf. Je mehr auf Halde steht, desto besser.
Gruß!
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stocksorcerer
21.02.2003, 10:46
@ dottore
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Danke, hab mich schon gefragt, wie Daimler das macht ;-) (owT) |
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Turon
21.02.2003, 10:56
@ dottore
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Könnte mir vorstellen, daß... |
-->nach so einer Tagesanmeldung, das Auto dann als gebraucht verkauft wird, mit
vom Hersteller manipulierten Tacho, daß nun zeigt, daß mit dem Wagen 20.000 -
30.000 km bereits gefahren worden sind.
Ein befreundeter Autohändler meinte zu mir, daß im Normalfall, viele Autos nach einer Globusumrundung durchaus ihre Gebrauchspuren haben, anhand deren man
erkennen kann, daß das Auto im Betrieb gewesen ist. Seit einem verkauft er auch diese Gebrauchten - die nicht wirklich gebraucht worden sind.
Meinte auch - es ist schon sehr gut möglich, daß die Autos 30.000 km gefahren sind, aber: nicht mit eingeschalteten Motor, und ohne Fahrer - es ist gängige Praxis, die Modelle, die nicht binnen paar Wochen veräußert wurden - einfach auszutauschen. Man transportiert 12 Autos von Stuttgart nach Nürnberg - und nimmt dafür 12 von Nürnberg nach Stuttgart.
Ob das so stimmt kann ich nicht sagen - aber ich denke, es ist in der Branche üblich.
Es ist darüberhinaus auch bei den Gebrauchtautos interessant mal zu hinterfragen, wann der Vorbesitzer sein Auto verkauft hat. Als ich es vor etwa 4 Jahren bei meiner"Neuanschaffung" machte stellte sich heraus, daß der Wagen
ein Jahr lang überhaupt keinen Besitzer hatte. Der private Verkäufer des Wagens
hat es aber in Oldenburg verkauft - mein Verkäufer dagegen meinte, der Wagen
soll aus Hamburg frisch angetroffen sein.
Gruß.
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McMike
21.02.2003, 12:13
@ dottore
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Das ist langjährige Praxis, nix neues ot (owT) |
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Zardoz
21.02.2003, 12:35
@ dottore
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Wert und Nutzen. |
-->>So weit so gut. Es ist also wie bei der BIP-Ermittlung: Als"Wertschöpfung" wird die Produktion gemeldet und gerechnet und nicht der Verkauf. Je mehr auf Halde steht, desto besser.
Wie sagte heute morgen im WDR3 einer der für die Verschwendung von 42 Mio. Steuer-Euro für die Cargolift-Luftnummer Verantwortlichen:"Wieso Verschwendung? Mit dem Geld wurde der Bau der Halle finanziert. Und die steht doch." Na ja, im Marx'schen Sinne hat er wohl recht... ;-)
Nice day,
Zardoz
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Euklid
21.02.2003, 12:47
@ Zardoz
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Re: Wert und Nutzen. |
-->>>So weit so gut. Es ist also wie bei der BIP-Ermittlung: Als"Wertschöpfung" wird die Produktion gemeldet und gerechnet und nicht der Verkauf. Je mehr auf Halde steht, desto besser.
>Wie sagte heute morgen im WDR3 einer der für die Verschwendung von 42 Mio. Steuer-Euro für die Cargolift-Luftnummer Verantwortlichen:"Wieso Verschwendung? Mit dem Geld wurde der Bau der Halle finanziert. Und die steht doch." Na ja, im Marx'schen Sinne hat er wohl recht... ;-)
>Nice day,
>Zardoz
Na na
Ganz so einfach ist das nicht.
Nach neuesten Maulwurfgerüchten gibt es da gewisse Gruppen die sich um das Erbe der verarschten Aktienbesitzer ranken.
Die Halle ist nicht unnötig und wer jemals darin gestanden hat wird erkennen wie klein doch der Mensch ist.
Es gibt genügend die heiße Lust auf das Ding verspüren aber natürlicherweise den Preis so weit runterhandeln wollen wie nur irgend möglich.
Am besten natürlich geschenkt.
Das gehört alles zum Ritual.
Auch an dem Geschenk Brandenburgs (zig Millionen Euros) an die Neuinvestoren wird der Steuerzahler lange zu tragen haben.
Das sind alles reine Akte der Nächstenliebe;-)
Jede Wette daß die Halle einer Nutzung zugeführt wird.
Auch ein britisch amerikanisches Konsortium hat sich schon beworben.
Die Großinvestoren nehmen momentan nur noch Geschenke an,genau wie der Schießer Deal mit der symbolischen Mark für die Immobilien.
Gruß EUKLID
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Zardoz
21.02.2003, 13:09
@ Euklid
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Geschenkt ist noch zu teuer. |
-->>Die Halle ist nicht unnötig und wer jemals darin gestanden hat wird erkennen wie klein doch der Mensch ist.
So gehört sich das auch für einen Dom der Neuzeit.
>Es gibt genügend die heiße Lust auf das Ding verspüren aber natürlicherweise den Preis so weit runterhandeln wollen wie nur irgend möglich.
Der Preis ist wohl weniger das Problem, sondern eher die 10.000 Euro Unterhaltungskosten - pro Tag!
>Jede Wette daß die Halle einer Nutzung zugeführt wird.
Wahrscheinlich wird sich tatsächlich wieder jemand finden, der dem schlechten Geld gutes Geld hinterherwirft: Der Steuerzahler.
>Die Großinvestoren nehmen momentan nur noch Geschenke an,genau wie der Schießer Deal mit der symbolischen Mark für die Immobilien.
Immerhin war Gablenz so erfolgreich, daß er 80 Mio. von 300 Mio. Euro"Gewinn" erwirtschaften konnte. Nur schade, daß sich niemand erinnern kann, wo die 80 Mio. abgeblieben sind... ;-)
Nice day,
Zardoz
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