King Henry
26.02.2003, 05:17 |
Was nutzt den Kommunen Cross-Border-Leasing? Thread gesperrt |
-->Hallo,
ich habe, als Nicht-Finanzexperte, eine Frage:
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Wie das Mietkauf-Modell funktioniert:
Das Steuerrecht der USA macht Investitionen im Ausland für amerikanische Firmen attraktiv. Diese beteiligen sich an einer deutschen Stadt, indem sie dort z. B. ein Klärwerk langfristig mieten. Zwar heißt Leasing"Kauf auf Raten", doch die Stadt erhält die gesamte Leasing-Summe auf einen Schlag und kann sie Gewinn bringend anlegen. Zugleich mietet die Stadt das selbe Klärwerk zurück und bleibt damit faktisch Eigentümer. Die US-Firma kann die Leasing-Summe komplett von der Steuer abschreiben, denn die Mietgeschäfte gelten in den USA als riskante Geldanlage. Von der Steuerersparnis geben die Investoren dem deutschen Partner einen Teil ab, der das Stadtsäckel füllt.
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Meine Frage: Was nutzt uns dann wirklich? Es geht ja eigentlich auf Kosten der US-Steuerzahler und die Firma hat keinen tatsächlichen Zugriff auf die Sache. Es wird wohl nie möglich sein, das Klärwerk zu schließen bei ausbleibenden Mietzahlungen, da müßten sie schon militärisch tätig werden.
Kann mir und uns allen ein Experte genaueres darüber mitteilen?
Können bei Zahlungsunfähigkeit die deutschen Goldreserven in Fort Knox gepfändet werden?
Ist die Sache nicht eine gute Gelegenheit, uns auf Kosten der Amis zu sanieren?
Vielen Dank
Gruß
Henry
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R.Deutsch
26.02.2003, 08:48
@ King Henry
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Wem nutzt Cross Boarder Leasing? |
-->Nach meiner Meinung ist der eigentliche Hintergrund die Erzeugung von fiat money aus dem Nichts. Die beteiligten Banken mobilisieren ein Aktivum (Kläranlage) als Beleihungsgrundlage und erzeugen damit Geld aus dem Nichts. Das funktioniert wie der bekannte hollow swap.
Das Argument, die Kläranlage könne in Amerika abgeschrieben werden und die deutsche Kommune bekomme einen Teil dieses Steuervorteils halte ich für eine vorgeschobene Erklärung, die nur vom eigentlichen Sachverhalt ablenken soll. Jeder Fiskus würde so etwas mit links vom Tisch wischen.
Hokus Pokus Swapp wünscht
RD
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dottore
26.02.2003, 10:10
@ R.Deutsch
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Re: Ersetze 'Kläranlage' durch Gold und - schwapp - haste Fiat Money (s.a.Freud) |
-->
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R.Deutsch
26.02.2003, 10:51
@ dottore
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Ja - eben - genau das ist der Trick |
-->ist halt immer wieder das Gleiche in neuem Kostüm. Es gibt halt nicht so viele Tricks. Aber immerhin,
bei Cross Border Leasing rätseln viele Fachjournalisten, ohne den alten Trick zu erkennen.
Gruß
RD
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Charade
26.02.2003, 12:10
@ R.Deutsch
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Und zuletzt Pfändung Gold wegen Schadensersatzanspruch |
-->Hallo,
Habe soeben Ferdinand LIPS"GOLD WARS" gelesen. Unter diesem Eindruck dürfte ein willkommener Nebeneffekt sein, bei Schadensersatzansprüchen zu guter Letzt Gold zu pfänden (Die Schadensersatzansprüche scheinen ja selbst für den Fall vorgesehen zu sein, dass der amerikanische Fiskus das"Steuersparmodell" nicht anerkennt).
Im Zusammenhang grösserer Immobilieninvestments durch ausländisches Kapital sehr lesenswert auch der Vergleich zu 1923, München (Martin H. Geyer, Verkehrte Welt, Habilitationsschrift, 1998). Zur Zeit ist ja Morgan Stanley mit Corpus (Zimmer/Kölner Sparkasse) dabei, billigst z.B. die Immobilien der Deutschen Telecom zu erwerben, selbstverständlich, um die Verschuldensquote zu verringern - nachdem man noch im Sommer letzten Jahres den Immobilienbesitz um schlappe 6 Mrd. Euro wertberichtigt hat (das dürfte eine der letzten Grosstaten von R. Sommer gewesen sein). Andere Konzerne der Deutschland AG, die sich"auf das Kerngeschäft besinnen", folgen bzw. eilten schon voraus.
Es könnten die verschiedenen Mosaiksteine schon passen.
Gruss
Charade
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R.Deutsch
26.02.2003, 14:17
@ R.Deutsch
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Cross Border Leasing dient nur der Erzeugung von legalem Falschgeld! |
-->Ist schon toll, dass so viele Finanzjournalisten an dem Phänomen rätseln, ohne den eigentlichen Trick zu durchschauen. Daran erkennt man dass obwohl „The process by which banks create money is so simple, that the mind is repelled“ (John Kenneth Galbaith) es doch keiner unter einer Million erkennt (Keynes).
Extra fürs Forum noch mal der Versuch einer einfachen Erklärung am Beispiel des hollow swap.
A und B haben jeder ein großes Hotel in einer Bergregion in der aus irgendwelchen Gründen derzeit niemand Urlaub macht. Hotels stehen leer und A und B vor der Pleite. Nun vermietet A sein Hotel für 100.000 Euro pro Monat an B auf 10 Jahre. Beide unterschreiben also einen Mietvertrag über 12 Millionen Euro. In gleicher Weise vermietet B sein Hotel an A (hollow swap). Jeder hat also jetzt ein Hotel (das vorher nichts wert war) mit einem Mietvertrag über 12 Millionen. Damit geht jeder zur Bank und leiht sich 6 Millionen und die Pleite ist (fürs Erste) abgewendet. Natürlich werden die 100.000 auch jeden Monat brav hin und her überwiesen, damit die Bank nicht auf den Gedanken kommt, hier stimme etwas nicht.
Fröhliches Swapen wünscht
RD
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Uwe
26.02.2003, 16:00
@ R.Deutsch
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Re: Cross Border Leasing dient nur der Erzeugung von legalem Falschgeld! |
-->Hallo R.D.!
Vielleicht ist die die von Dir vorgestellte Konstruktion so möglich, wie Du sie beschreibst. Ich frage mich jedoch, ob A und B nicht mit jewils einer Mietzahlung von 100.000 p.m. und Einkünften von 100.000 p.m gegenüber ihren potentiellen Kreditgeber genauso dastehen, wie vor dem wechselseitigen Mietvertragsabschluss. Hab' ich in Deiner Konstruktion etwas übersehen?
Wenn jedoch jeweils A und B bezüglich der Einkünfte unterschiedliche Steuergesetzgebung unter liegen, dann kommt plötzlich eine"Sofortsumme" ins Spiel, die verteilt werden kann.
Doch wenn der Vertrag nun derart aus sieht, dass A für die Steuerersparnisse von B garantieren muss, ohne dieses Gesetzgebung auch nur annähernd beeinflussen zu können, dann kann aus dem vermeintlichen ersten Geldsegen eine Schuldenfalle werden.
So habe ich jedenfalls die bisherigen Ausführungen und Gefahren zum Cross Border Leasing verstanden.
Gruß,
Uwe
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