El Sheik
09.03.2003, 18:47 |
Vatikanische Geheimarchive: Pacelli kritisierte als Nuntius Nationalsozialisten Thread gesperrt |
-->Pacelli kritisierte als Nuntius Nationalsozialisten
Die Ã-ffnung eines weiteren Teils der Vatikanarchive trägt bereits Früchte. Unter den Deutschland zwischen 1922 und 1939 betreffenden Dokumenten befindet sich auch ein Brief des späteren Papst Pius XII., der bereits 1923 vor den Nationalsozialisten warnte. In dem Schreiben an Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri warnte der damalige Erzbischof Eugenio Pacelli als Nuntius in Bayern vor dem „antikatholischen Charakter“ der Nazis. Zehn Jahre vor der Machtergreifung sprach Pacelli bereits von „systematischen Aufwiegelungen gegen den katholischen Klerus“. Dieser sei den „Beleidigungen und Verhöhnungen“ der Nationalsozialisten ausgesetzt. In dem Schreiben vom 14. November 1923 berichtete der damalige Nuntius über Demonstrationen und Hetzparolen gegen den Münchener Erzbischof. Dieser hatte in einer Predigt im gleichen Monat die „Verfolgungen gegen die Juden getadelt“.
Historiker werfen Pius XII. vor, zum Holocaust geschwiegen zu haben. Das jetzt gefundene Dokument widerlege solche Behauptungen, hieß es dazu im Vatikan.
aus:
Newsletter von Radio Vatikan - 9.3.2003
Gruß El Sheik
|
HB
09.03.2003, 19:50
@ El Sheik
|
...und hat es sich dann später wieder anders überlegt |
-->Dazu David Yallop in"Im Namen Gottes":
.................................................................
Auch im Jahr 1933 stellte die Vatikan GmbH ihre Fähigkeit zu erfolgreichen Verhandlungen
mit faschistischen Regierungen unter Beweis. Wie 1929 mit Mussolini, handelte
der Heilige Stuhl jetzt ein Konkordat mit dem in Deutschland an die Macht gekommenen
Hitler-Regime aus. Hatte beim Zustandekommen des Vertrages mit Mussolini
der Anwalt Francesco Pacelli eine Schlüsselrolle gespielt, so war es bei den Verhandlungen,
die zum Konkordat mit Hitlerdeutschland führten, sein Bruder, Kardinal
Eugenio Pacelli, der spätere Pius XII., der als treibende Kraft wirkte.
Hitler versprach sich von dem Vertrag mit dem Vatikan viele aktuelle und potentielle
Vorteile; nicht zuletzt kalkulierte er damit, daß Pacelli, der ohnehin ausgeprägte Sympathien
für das faschistische Deutschland zeigte, sich im Kriegsfall als wertvoller Ver-bündeter
erweisen konnte. Wie die weitere Entwicklung zeigte, hatte Hitler in dieser Beziehung
durchaus richtig gerechnet.
Ungeachtet des starken Drucks der Weltöffentlichkeit lehnte Papst Pius XII. es ab,
Hitler oder Mussolini zu exkommunizieren. Vielleicht beruhte diese Weigerung auf einer
gewissen Einsicht in die Tatsache seiner eigenen Irrelevanz. Er war der Papst, der sich
auf den Standpunkt einer unverbindlichen Neutralität zurückzog, der den deutschen
Bischöfen gegenüber vom »gerechten Krieg« sprach und den französischen Bischöfen
ganz dasselbe sagte, was dazu führte, daß sich im Krieg die deutschen Bischöfe auf die
Seite der deutschen, die französischen Bischöfe auf die Seite der französischen Waffen
schlugen. Er war der Papst, der sich nicht bereit fand, den deutschen Überfall auf Polen
zu verurteilen, weil, wie er sagte »wir nicht vergessen dürfen, daß es im [Deutschen]
Reich 40 Millionen Katholiken gibt. Wie würde es ihnen nach einem solchen Akt von
seiten des Heiligen Stuhls ergehen?«
Aus der Sicht des Vatikan bestand eine der wichtigsten Errungenschaften des Konkordats
mit Hitler in der verbindlichen Zusage, daß die Kirchensteuer beibehalten würde.
Diese Steuer wurde und wird noch heute zusammen mit der Lohnsteuer einbehalten
und ans Finanzamt abgeführt. Man kann sich ihr nur durch den Austritt aus der Kirche
entziehen. Der Kirchensteuersatz beträgt zwischen acht und zehn Prozent der Einkommenssteuer.
In den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg begannen aus
Deutschland beträchtliche Kirchensteuereinnahmen nach Rom zu fließen. Dieser Geld-
fluß hielt den ganzen Krieg über an und belief sich beispielsweise 1943 auf umgerechnet
100 Millionen Dollar.
|
HB
09.03.2003, 20:07
@ HB
|
Major H. von Dach über die Kirche in Krisenzeiten |
-->In seinem legendären Buch"Der totale Widerstand" (die Schweizer hier werden es wohl kennen) schreibt er im Kapitel"Kirchenkampf":
...................................................................
Kirchenkampf
Allgemeines:
- Der totalitäre Gegner wird auch die Kirche als potentiellen Feind betrachten und dementsprechend
bekämpfen. Hierbei wird er mit grosser Verschlagenheit zu Werke gehen und die Entchristlichung des
Lebens etappenweise durchführen, um nicht allzusehr aufzufallen. Er wird die Kirche nicht auf einen
Schlag vernichten, sondern vielmehr einem langsamen, sich über mehrere Jahre erstreckenden Aushöhlungsprozess
unterwerfen, um sie allmählich «kalt» zu erledigen. Denn würde er sein Endziel allzu
offen zeigen, wäre allgemeiner Widerstand die Folge.
- Unter dem Begriff «Kirche» ist ein weltgespannter Kreis zu verstehen:
a) Katholische Kirche;
b) Reformierte Kirche;
c) freie Glaubensgemeinschaften (z. B. Methodisten, Christliche Wissenschaft, Zeugen Jehovas
usw.).
- Das Vorgehen im Kirchenkampf wird sich etwa wie folgt abspielen:
1. Anschwärzen der Kirche.
2. Verächtlichmachung der Kirche.
3. Getarnte Störung des kirchlichen Betriebes.
4. Offene, direkte Verfolgung.
- Im Bestreben, keine Märtyrer zu schaffen, sondern den Gegner als Verbrecher darzustellen, werden
z. B. Sittlichkeitsprozesse gegen Geistliche aufgezogen, oder diesen sonstige Verfehlungen (Unterschlagungen
usw.) unterschoben.
- Zuerst werden die freien Glaubensgemeinschaften zerschlagen. Da es sich hierbei um Minderheiten
handelt, ist der Widerstand der Bevölkerung am geringsten. Katholiken und Protestanten sehen tatenlos,
eventuell sogar mit einer gewissen Schadenfreude zu, da ja eine «Konkurrenz» ausgeschaltet
wird.
- Die Katholische Kirche wird vor der Reformierten bekämpft, da sie straffer organisiert und somit gefährlicher
ist.
Gegnerische Massnahmen im Kirchenkampf:
- Schikanen aller Art, wie z. B. Entzug der Kohlenzuteilung oder Drosselung der zustehenden Elektrizitätsmenge,
so dass die Kirchen weder geheizt noch beleuchtet werden können.
- Erschwerung des Kirchganges der Erwachsenen. Dieser wird mit gewissen Gefahren und wirtschaftlichen
Nachteilen verbunden («schwarze Liste», «Steuererhöhung» usw.).
- Entfernung der christlichen Zeichen wie Kreuze, Bilder usw. in der Ã-ffentlichkeit (z. B. Schulen, Spitäler
usw.).
- Abschaffung des Religionsunterrichts in den öffentlichen Schulen.
- Schulkampf gegen die katholischen Schulen und Institute.
- Schliessung der theologischen Fakultät, Verbot der Ausbildung von Geistlichen.
- Aufhebung spezieller religiöser Unterweisung, z. B. «Sonntagsschule», «Kinderlehre», «Konfirmandenunterricht»,
«Firmunterricht» usw. Ausübung eines Drucks auf die Eltern, ihre Kinder nicht mehr
zu diesem Unterricht zu schicken. Nach einiger Zeit Schliessung des Unterrichts, mit der Begründung,
dieser sei überflüssig, da er doch nur von einer rückständigen Minderheit besucht werde.
- Ersatz der Konfirmation und Firmung durch eine staatliche «Jugendweihe».
- Erhebung hoher Gebühren zugunsten des Staates auf allen kirchlichen Handlungen (Taufe, Trauung,
Begräbnis).
- Auflösung religiöser Vereinigungen.
- Verbot religiöser Zeitschriften und Bücher.
- Erschwerung und schliesslich Verbot des Abhaltens von Glaubens-, Gebets-, Sing- und Andachtsstunden.
Vielfach wird nach einer ersten Verfolgungswelle mit der Kirche eine Art «Burgfrieden» abgeschlossen.
Besonders dann, wenn untergeordnete Instanzen in ihrer kirchenfeindlichen Haltung zu weltvorgeprellt
sind und grosses Aufsehen erregt haben. Die darauffolgende Periode des Stillhaltens soll die Wogen der
Empörung glätten und die wachgerüttelte Ã-ffentlichkeit wieder beruhigen. Die Kirche selbst wird sich
erfahrungsgemäss peinlich an die getroffenen Vereinbarungen halten, um keinen Anlass zu weitern Verfolgungen
zu geben. Hierdurch werden ihr für längere Zeit die Hände gebunden.
Das Verhalten der Kirche im Kirchenkampf:
- Der Kirchenkampf hat auch seine positiven Seiten. Er scheidet die bisherigen blossen Mitläufer von
den wahren Gläubigen.
- Da die Kirche die einzige Zufluchtsstätte für bedrängte Seelen darstellt, gewinnt sie an Bedeutung
und Wert für alle diejenigen, welche das staatliche Zwangssystem ablehnen.
- Indem die Kirche Opfer bringt, gewinnt sie ein festeres Vertrauensverhältnis zu allen Teilen des Volkes.
Sie beeindruckt mit ihrer Haltung auch bisher skeptisch oder gar ablehnend eingestellte Personen.
- Gerade in der Verfolgung ist die Kirche im Stande, wahre Missionsarbeit zu leisten. Grösste Schwierigkeiten
und höchste Erfolgsmöglichkeiten liegen eng nebeneinander.
- Praktische Massnahmen:
a) die Kirche muss Unduldsamkeit und Personenkult bekämpfen;
b) die Kirche muss immer wieder darauf hinweisen, dass jede bewusste Missachtung der Gebote
Gottes sich früher oder später sicher rächt;
c) sie muss den Begriff des «Nächsten» pflegen und als solche alle Diskriminierten und Verfolgten
bezeichnen;
d) sie muss an allgemeine Pflichten des Christen erinnern, so z. B. - der missbrauchten Gewalt zu
widerstehen; - gottwidrige Befehle nicht zu befolgen;
e) sie muss daran erinnern, dass die Kinder in erster Linie den Eltern gehören und dass diesen das
erste Erziehungsrecht zusteht.
|
El Sheik
09.03.2003, 20:17
@ HB
|
Hochinteressant. Danke vielmals! (owT) |
-->
|
Baldur der Ketzer
09.03.2003, 20:37
@ HB
|
Re: Major H. von Dach über die Schule in Krisenzeiten - welch Parallelen |
-->>In seinem legendären Buch"Der totale Widerstand" (die Schweizer hier werden es wohl kennen) schreibt er im Kapitel"passiver Widerstand bei Besetzung":
>...................................................................
Kindergärtnerinnen, Schullehrerinnen und Lehrer:
Die Besetzungsmacht ringt um die Seele der Jugend. Sie steuert daher auch das Schulwesen durch:
- Herausgabe neuer Lehrmittel
- Zusammenstellung der Lehrpläne
- Säuberung des Lehrkörpers
In der Schule selbst konzentrieren sich die gegnerischen Bemühungen auf folgende Gebiete:
- Angeberei fördern. Die Kinder sollen alle aufgeschnappten feindseligen oder auch nur unfreundlichen Bemerkungen gegenüber dem Regime rapportieren.
Endzweck: Überwachung der Eltern und Geschwister. Ein Spitzel in jeder Familie.
- Geschichtsfälschung und Umdeutung
- Herabwürdigung und Negierung aller ehemaligen demokratischen Einrichtungen und Gedankengänge.
- Umwandlung des staatsbürgerlichen Unterrichts in parteipolitische Lehre
- Systematische Durchtränkung jeglichen Unterrichts (Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte, Geographie usw. ) mit Politik
- die ersten Worte und Sätze, die der kleine ABC-Schütze buchstabiert oder schreibt, sind schon Parteiparolen
- Systematische Verdrehung (Umwertung) wesetlicher Begriffe wie Friede, Freiheit, Demokratie, usw., so daß die junge Generation nicht mehr weiß, was sie eigentlich bedeuten
- Obligatorischer Sprachunterricht in der Landessprache der Besetzungsmacht
- Bekämpfung der Religion durch Lächerlichmachen oder scheinwissenschaftliche Beweisführung
- Züchtung eines Personenkultes
Mögliche Gegenmaßnahmen: Förderung des kritischen Urteilsvermögens und Pflege allgemein menschlicher Werte wie Treue, Freundschaft, Hilfsbereitschaft. Förderung des Familiensinns. Pflege des Zusammengehörigkeitsgefühls.
S. 190f. der 6.Auflage 1997
Demnach waren die bayerischen Schulen zu meiner Schulheit und Kinderheit geradezu aggressive Zentren der besetzungsregimlichen Umerziehung.
beste Grüße vom Baldur
|
Simplici
10.03.2003, 00:11
@ HB
|
Der Textauszug zeugt nur von der Inkompetenz oder Unaufrichtigkeit des Autors |
-->>Dazu David Yallop in"Im Namen Gottes":
>.................................................................
>Auch im Jahr 1933 stellte die Vatikan GmbH ihre Fähigkeit zu erfolgreichen Verhandlungen
>mit faschistischen Regierungen unter Beweis. Wie 1929 mit Mussolini, handelte
>der Heilige Stuhl jetzt ein Konkordat mit dem in Deutschland an die Macht gekommenen
>Hitler-Regime aus. Hatte beim Zustandekommen des Vertrages mit Mussolini
>der Anwalt Francesco Pacelli eine Schlüsselrolle gespielt, so war es bei den Verhandlungen,
>die zum Konkordat mit Hitlerdeutschland führten, sein Bruder, Kardinal
>Eugenio Pacelli, der spätere Pius XII., der als treibende Kraft wirkte.
>Hitler versprach sich von dem Vertrag mit dem Vatikan viele aktuelle und potentielle >Vorteile; nicht zuletzt kalkulierte er damit, daß Pacelli, der ohnehin ausgeprägte Sympathien für das faschistische Deutschland zeigte, sich im Kriegsfall als wertvoller Ver-bündeter
>erweisen konnte.
Pacelli hat Sympathien für Deutschland, nicht für den Nationalsozialismus, das ist etwas ganz anderes!
Wie die weitere Entwicklung zeigte, hatte Hitler in dieser Beziehung
>durchaus richtig gerechnet.
>Ungeachtet des starken Drucks der Weltöffentlichkeit lehnte Papst Pius XII. es ab,
>Hitler oder Mussolini zu exkommunizieren. Vielleicht beruhte diese Weigerung auf einer
>gewissen Einsicht in die Tatsache seiner eigenen Irrelevanz. Er war der Papst, der sich
>auf den Standpunkt einer unverbindlichen Neutralität zurückzog, der den deutschen
>Bischöfen gegenüber vom »gerechten Krieg« sprach und den französischen Bischöfen
>ganz dasselbe sagte, was dazu führte, daß sich im Krieg die deutschen Bischöfe auf die
>Seite der deutschen, die französischen Bischöfe auf die Seite der französischen Waffen
>schlugen. Er war der Papst, der sich nicht bereit fand, den deutschen Überfall auf Polen
>zu verurteilen, weil, wie er sagte »wir nicht vergessen dürfen, daß es im [Deutschen]
>Reich 40 Millionen Katholiken gibt. Wie würde es ihnen nach einem solchen Akt von seiten des Heiligen Stuhls ergehen?«
Warum hat sich Vatikanbotschafter Diego von Bergen dann im Oktober/November 1939 im Auftrag der Regierung so massiv über die Sendungen von Radio Vatikan über die Vorgänge im besetzten Polen beschwert? Jedem Kenner der Kurie musste klar sein, das Radio Vatika ein quasi offizielles Organ des Vatika ist und seine Sendungen politischen Inhalts selbstverständlich die Billigung des Staatssekretariats haben. Was ist mit dem Brief von Maglione (unter Pius XII. Kardinalstaatssekretär) an Außenßenminister von Ribbentropp über die unhaltbaren Zustände im Warthegau?
>Aus der Sicht des Vatikan bestand eine der wichtigsten Errungenschaften des Konkordats
>mit Hitler in der verbindlichen Zusage, daß die Kirchensteuer beibehalten würde.
Schwachsinn! Die Kirchensteuer geht auf die Weimarer Reichsverfassung zurück, die von Hitler offiziell nie vollständig außer Kraft gesetzt wurde. Das für die Kirche wichtigste Motiv, war der rechtliche Schutz der kath. Vereine und die Schulfrage. Für Hitler waren es Art. 14 (politische Klausel für die Bischofsernennungen analog zu den Länderkonkordaten) und Art. 32 die Entpolitisierung des kath. Klerus (d.h. die Zerschlagung des Zentrum).
>Diese Steuer wurde und wird noch heute zusammen mit der Lohnsteuer einbehalten
>und ans Finanzamt abgeführt. Man kann sich ihr nur durch den Austritt aus der Kirche
>entziehen. Der Kirchensteuersatz beträgt zwischen acht und zehn Prozent der Einkommenssteuer.
>In den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg begannen aus
>Deutschland beträchtliche Kirchensteuereinnahmen nach Rom zu fließen. Dieser Geld-
>fluß hielt den ganzen Krieg über an und belief sich beispielsweise 1943 auf umgerechnet
>100 Millionen Dollar.
|