-->"In Bushs chaotischen Zwei-Regierungsjahren hat er
sich dem großen Lügen verschrieben."
"Seit dem Vietnam-Krieg haben wir eine solche systematische Verdrehung der
Geheimdienstberichte, eine so systematische Manipulation der amerikanischen
Massen nicht erlebt"
http://www.latimes.com/news/opinion...oe-scheer4mar04,1,7003517.column
Bush lügt bis zum Geht nicht mehr
Selbst Regierungsangehörige können nicht mehr schweigen angesichts der
Fälschungen.
Los Angeles Times - 4. März 2003
Von Robert Scheer
Die Wahrheit ist also draußen: George W. Bush hat
gelogen, als er behauptete, er wäre besorgt über
Iraks angebliche Massenvernichtungswaffen. Wäre
dem so, hätte er sich über die zunehmende
Zusammenarbeit des Iraks mit den
UN-Waffeninspektoren gefreut, was gleichzeitig seinen
Krieg überflüssig machen würde.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Überprüfungen der
Raketenzerstörungen durch die
UN-Waffeninspektoren, die Befragungen von
irakischen Waffen-Ingenieuren ohne amtliche Aufpasser,
die Überprüfung von zerstörten biologischen und
chemischen Waffenarsenalen von 1991 sowie eine Serie
von uneingeschränkten U2-Spionageflügen über dem
Irak wurden von Washington nur mit Hohn bedacht
und zurückgewiesen.
Die Politik des Weißen Hauses verlangt neuerdings, daß der Irak alle seine Steinschleudern
vernichten muß, während Goliath seine Panzer auffährt und einen"Regimewechsel" vorbereitet.
Die Arroganz ist atemberaubend. Zuerst verlangten wir die Entwaffnung des Irak [von
Massenvernichtungswaffen]. Jetzt, wo diese Forderung erfüllt wird, interessiert uns das nicht mehr:
Zu spät, wir marschieren ein, legt eure Waffen nieder und akzeptiert das Gemetzel, das
wir anrichten werden, lautet die amerikanische Position.
Abraham Lincoln sagte einmal, daß sogar ein freies Volk eine Zeitlang belogen werden kann. Bitte
nicht vergessen, Lincoln machte diese Aussage lange bevor Fox-News existierte. In Bushs
chaotischen Zwei-Regierungsjahren hat er sich dem großen Lügen verschrieben. Er hat
die Lügen derart auf die Spitze getrieben, daß wir heute das dramatische Zusammenbrechen
dieser seiner Lügen miterleben. Die Auswirkungen dieser Politik auf der internationalen Ebene
schlagen nun auf Amerika zurück. Eine nationale Friedensbewegung und ein Aufbegehren im
inneren unseres Geheimdienstes sowie im diplomatischen Corps sind die Folgen.
"Seit dem Vietnam-Krieg haben wir eine solche systematische Verdrehung der
Geheimdienstberichte, eine so systematische Manipulation der amerikanischen Massen
nicht erlebt", schrieb John Brady Kiesling in seinem Kündigungsschreiben an Außenminister
Colin Powell letzte Woche. Kiesling stand 20 Jahre im Dienst der U.S.-Außenpolitik. Er war
politischer Berater der U.S.-Botschaften des gesamten Mittleren Ostens. In seinem
Kündigungsschreiben führt er weiter aus:"Bis zur Regierungsübernahme der
Bush-Administration was es noch möglich zu glauben, die amerikanischen Interessen
sowie die Interessen der westlichen Welt seien identisch mit den Interessen des
jeweiligen U.S.-Präsidenten. Dies ist nicht mehr der Fall."
Dieser mutige Mann ist nicht der einzige, dem das aufgefallen ist. Die gesamte Welt traut ihren
Augen und Ohren nicht mehr, seit sie die Lügen unseres Präsidenten vernommen hat. Bush hat
nicht etwa bezüglich persönlicher Indiskretionen gelogen, sondern im Zusammenhang mit seinen
heiligsten Pflichten als Führer der mächtigsten Nation in der Geschichte der Menschheit, nämlich
das Leben seiner eigenen und das der anderen Nationen nicht leichtfertig zu gefährden.
Die erste Lüge, unverfroren vorgetragen, lautete: Der Irak hätte den 11
September mitorganisiert bzw. Beihilfe dazu geleistet. Es gibt für diese
Behauptung nicht den geringsten Beweis. Nicht ein einziges Al Qaida
Führungsmitglied ist Iraker. Die letzten Nachrichten diesbezüglich müssen
noch verdaut werden. Scheich Khalid Mohammed lebte in Pakistan, wurde in
Kuwait groß und studierte Sprengstofftechnik an der Hochschule von North
Carolina (USA).
Die zweite Lüge lautete, die Massenvernichtungswaffen des Irak stellten eine
unmittelbare Bedrohung der USA dar. Ungeachtet der umfangreichsten und
teuersten High-Tech-Spionageoperationen in der Menschheitsgeschichte - die
nach Expertenschätzungen etwa 100 Milliarden Dollar pro Jahr verschlingen -
flankiert von einer Armee von Überwachern und Spionen, konnten wir keine
dieser angeblichen Waffen finden.
Die dritte, die gefährlichste Lüge besteht darin, die U.S.-Mission würde den
Mittleren Osten durch eine verheerende Invasion im Irak dauerhaft befrieden.
Dieses Unternehmen, wie es Bush letzte Woche beschrieb, wird der
gesamten Region eine U.S.-Dominanz auf politischer und regierungsamtlicher
Ebene aufzwingen. Nachdem von den Versprechen der vorangegangenen
U.S.-Regierungen, Frieden zwischen Israel und den Palästinensern zu
schaffen, abgerückt wurde, behauptet die Bush-Regierung, die Absetzung
moslemischer Regierungen überall in der Welt würde Frieden bringen. Diese
Behauptung ist die Quelle einer weiteren Lüge: All das ist gut für unseren
Alliierten Israel, lautet die amerikanische Botschaft. Das sind die Aussagen von
kabbalistisch-neokonservativen Ideologen, die verantwortlich für unsere
Nahost-Politik zeichnen. Tatsache ist, Israel wird Dank dieser Politik mehr
gefährdet sein als je zuvor. Der Judenstaat fungiert als Feigenblatt
amerikanischer Interessen, somit wird Israel für alle Zukunft nichts weiter sein,
als eine isolierte Militärgarnison.
Die Anweisung einer Neuen-Weltordnung kommt von einem naiven, weltfremden und
überheblichen Präsidenten. Seine Ignoranz wird durch Berater gesteigert, die sich einer
aggressiven Pax Amerikana verschworen haben. Und dies nicht erst seit heute, sondern seit
dem Zusammenbruch des Sowjet-Blocks. Bushs Einflüsterer wie Richard Perle, Elliot Abrams,
Dick Cheney, Paul Wolfowitz und Donald Rumsfeld sind Mitglieder einer Interessengemeinschaft,
die man das"Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert" bezeichnen könnte. Dieses
Projekt betreibt seit 1997 die Umgestaltung des gesamten Mittleren Ostens. Nach dem 11.
September vereinnahmten diese Leute Amerikas nationale Tragödie für sich und benutzten die
Stimmung als Mittel, George W. für ihren großen Plan einzuspannen. Nicht Genug, daß dieses
rücksichtslose Projekt von Bush im Wahlkampf unerwähnt blieb, wurden früher derartige
Bestrebungen von ihm persönlich als inakzeptabel abgelehnt. Noch eine Lüge.
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