Philipp Steinhauer
12.03.2003, 21:22 |
Gold: Abbau des Edelmetalls zerstört die Umwelt Thread gesperrt |
-->In unsicheren Zeiten lockt Gold die Anleger
Abbau des Edelmetalls zerstört die Umwelt / In den Kellern der Staatsbanken
lagern 35 000 Tonnen
Von Norbert Glaser
In den vergangenen Monaten ist der Preis für Gold kräftig angestiegen. Vor
dem Hintergrund von Kriegsangst und weltweiter Wirtschaftsflaute steht das
Edelmetall für Beständigkeit. Jetzt im März kletterte die Feinunze Gold auf
354 Dollar. Eine Zukunftsprognose wagt kaum jemand. Zu sehr hängt der Kurs
von politischen Faktoren ab.
Seit den 80er Jahren erlebt die Welt einen Goldrausch. Weit gehend
unbeachtet von der Ã-ffentlichkeit jagen internationale Konzerne in
abgelegenen Winkeln der Erde nach dem gelben Metall. Zerstörte Lebensräume,
vertriebene Menschen, vernichtete Kulturen, vergiftete Umwelt und tote Natur
sind ihre Hinterlassenschaft.
In vielen Ländern wollen das die Betroffenen nicht mehr hinnehmen. In Peru
machten Ureinwohner und Kleinbauern im vergangenen Sommer mit einem
einwöchigen Protestmarsch auf ihre Probleme aufmerksam. Ex-Präsident Alberto
Fujimori hatte Lizenzen für 3326 der 5680 Gemeinden vergeben. Die
Bevölkerung wurde nicht gehört. Nachfolger Alejandro Toledo versicherte den
Demonstranten, eine Kommission aus Vertretern von Regierung, Unternehmen und
betroffenen Dorfgemeinschaften zu bilden. Sie soll sich um die sozialen
Konflikte kümmert, die der Bergbau ausgelöst hat."Der Tagebau gefährdet
unsere Lebensgrundlagen", begründet Luis Vittor Arzapalo den Widerstand der
Nationalen Koordination der Bergbaugeschädigten (Conacami).
Großflächiger Abbau von Gold und anderen Erzen zerstört die Lebensgrundlagen
einer wachsenden Zahl von Peruanern. Seit 1990 schnellte der Anteil von
Großunternehmen an der nationalen Goldproduktion von 4,5 auf 61,4 Prozent
empor. Wichtigste Goldmine Perus ist Yanacocha im Bezirk Cajamarca. Von den
geschätzten 32 Millionen Unzen schlummern noch 27 unter der Erde. Ginge es
nach Conacami, würden sie dort bleiben.
Im Juni 2000 hatten 151 Kilogramm Quecksilberrückstände, die nachlässig aus
der Mine abtransportiert wurden, die Ortschaften Choropampa, Magdalena und
San Juan vergiftet. Mehr als 900 Kinder und Erwachsene erkrankten durch das
hochgiftige Schwermetall, dass für die Goldgewinnung benutzt wird.
Gold erinnert an Reichtum, Liebe, ewige Werte. Doch hinter dem schönen
Schein stehen die vernichteten Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen.
Schätzungen gehen davon aus, dass in 15 Jahren die Hälfte des Goldes aus den
Lebensräumen indigener Völker kommt. Wie Kleinbauern sind sie häufige Opfer
des Goldkonsums. Das im Tagebau gewonnene Erz raubt ihnen nicht nur das
Land, von dem sie leben. Giftige Substanzen wie Quecksilber und in neuer
Zeit Zyanid - es löst das Gold aus dem Gestein - verseuchten auch noch Luft,
Boden, Flüsse und Seen. Immer wieder kommt es zu Unfällen - nicht selten mit
katastrophalen Folgen.
1995 trieben in Guyana über Tage tote Fische und Urwaldgetier den Essequibo
hinab, nachdem in der Omai-Goldmine ein Damm gebrochen und zyanidhaltige
Schlämme in den Fluss gelangt waren. Anfang 2000 lief ein Abwasserbecken im
rumänischen Baia Mare über. Binnen kurzem waren die Theiß und Teile der
Donau biologisch tot.
Ghana verzeichnete im Oktober 2001 gleich zwei schwere Zyanidunfälle. Die
Menschenrechtsorganisation Fian geht auf Grund eigener Untersuchungen
inzwischen davon aus, dass"Zyanidbergbau keine umwelt- und
sozialverträgliche Technologie sein kann", wie ihr Goldexperte Ulrich Müller
betont. Er verweist auf eine Erklärung des Bundestages vom Januar 2002, der
zufolge das offene Zyanidlaugungsverfahren in Deutschland nicht
genehmigungsfähig wäre.
Neben Zyanid fallen beim Abbau des Goldes noch Stickstoff, Schwefel, Kupfer,
Zink, Arsen an. Das pro Jahr ausgehobene Erdreich würde ausreichen, einen
Lastwagen-Konvoi rund um den Äquator zu bilden. Aber nicht nur die
industrielle Gewinnung macht Probleme. Gefahren lauern auch dort, wo
individuelle Goldsucher das gelbe Metall mit Quecksilber aus Flusssand
herauswaschen. Allein in Amazonien gelangen durch die"garimpeiros" jedes
Jahr etwa 100 Tonnen Quecksilber in die Umwelt. Neue Minenprojekte werden
deshalb fast nur in armen und diktatorisch regierten Ländern begonnen.
Seit 1980 hat sich die jährliche Goldproduktion auf 2500 Tonnen verdoppelt.
Davon werden 85 Prozent zu Schmuck, zwölf Prozent in Industrie und Medizin
verarbeitet. Das Geschmeide entstammt überwiegend der industriellen
Massenproduktion. Fian plädiert für einen bewussteren Umgang mit Gold.
"Statt Masse sollten Verbraucherinnen und Verbraucher lieber wenige
ausgewählte Schmuckstücke kaufen", findet auch Hans-Jürgen Wiegleb vom
Zentralverband der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere.
Unter dem Slogan"Gewinnen Sie Gold wieder!" werben sie gemeinsam mit Fian
dafür, alten Schmuck umzuarbeiten oder einzuschmelzen.
Die Kampagne erinnert daran, dass im Gegensatz zu anderen Mineralien Gold im
Übermaß vorhanden ist. In den Kellern der Staatsbanken lagern weltweit 35
000 Tonnen des gelben Metalls, die aus Währungsgründen längst nicht mehr
gebraucht werden. Allein die Bundesbank sitzt auf 3500 Tonnen. Experten
schätzen, dass insgesamt mehr als 100 000 Tonnen in den Tresoren lagern.
Während Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen verlangen, die Goldvorräte
aufzulösen, appelliert das World Gold Council (seine 40 Mitglieder
produzieren die Hälfte des Goldes) an die Staaten, an ihren Beständen
festzuhalten.
Die europäischen Notenbanken hatten 1999 beschlossen, den Verkauf ihrer
Reserven auf jährlich 400 Tonnen zu begrenzen. Dieser Vertrag läuft 2004
aus. Während sich die Schweiz und Großbritannien von größeren Beständen
trennten, hat die Bundesbank bislang nur 20 Tonnen veräußert. 30 Jahre nach
Veröffentlichung des Club-of-Rome- Berichts über"Die Grenzen des Wachstums"
scheinen nicht so sehr die zu Ende gehenden Rohstoffe das Problem zu sein,
sondern der Preis, den wir für ihre Gewinnung bereit sind zu bezahlen.
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Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
Dokument erstellt am 11.03.2003 um 14:44:43 Uhr
Erscheinungsdatum 12.03.2003
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Silberfuchs
12.03.2003, 21:26
@ Philipp Steinhauer
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Deswegen ja auch SILBER ;-) |
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sag ich doch schon immer.
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Philipp Steinhauer
12.03.2003, 21:30
@ Silberfuchs
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Re: Deswegen ja auch SILBER ;-) |
-->glaube kaum, dass das besser abschneidet
für investoren in gold (und nicht in minen) wäre es ja positiv wenn der abbau erschwert würde bzw. wenn auch alle folgekosten im goldpreis enthalten wären
>
>sag ich doch schon immer.
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Reikianer
12.03.2003, 21:43
@ Philipp Steinhauer
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Re: Deswegen ja auch SILBER ;-) |
-->Welche Minen berücksichtigen die Umwelt stark bei ihrer Produktion? Mit 10% weniger Output hätte ich kein Problem, wenn ich dafür rúhigen Gewissens auf meinen Goldminen sitzen könnte.
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JLL
12.03.2003, 21:54
@ Silberfuchs
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Re: Silber ist die politisch korrekte Alternative ;-) (owT) |
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kingsolomon
12.03.2003, 22:22
@ Philipp Steinhauer
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Re:und der 'Abbau' v. Fiat unsere Existenz... |
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auch die des luxurierenden ökologischen Absolutismus!
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Firmian
13.03.2003, 00:06
@ Reikianer
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Re: Welche Minen berücksichtigen die Umwelt? |
-->>Welche Minen berücksichtigen die Umwelt stark bei ihrer Produktion? Mit 10% weniger Output hätte ich kein Problem, wenn ich dafür rúhigen Gewissens auf meinen Goldminen sitzen könnte.
Sollte Martin Siegel beantworten können, mag ihn jemand fragen?
Würde mich auch interressieren. Aber es pressiert nicht [img][/img]
Gruß aus dem Norden
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