-->Ich halte es fĂŒr möglich, dass wir bald eine systematische Abkopplung des Daxes vom Dow erleben. Es sollte mich nicht wundern, wenn die beiden Indizes nach jahrzehntelanger Relation immer öfters signifikant entgegengesetzt marschieren. Warten wirs ab!
Donnerstag, 13. MĂ€rz 2003
Werden sich die europÀischen Indizes von den amerikanischen ablösen?
von Jochen Steffens
Gestern kam es zu einem Bruch in der Kriegskoalition. Die Briten und Amerikaner sind sich uneins. Der innenpolitische Druck auf Tony Blair scheint einfach zu groĂ, er muss darauf reagieren. Das einzige Land, dass irgendwie immer noch nicht so ganz bemerkt, dass es sich immer mehr isoliert, ist Amerika. Das Problem, Amerika hat als einzige ĂŒbrig gebliebene Supermacht kein gleichwertiges Gegengewicht. So fĂŒhlt sich die Regierung recht sicher.
Doch man sollte nicht aus den Augen lassen, dass der auĂenpolitische Schaden fĂŒr Amerika sehr groĂ ist. Noch wirkt sich das nicht so aus, aber das weltweite Vertrauen in die amerikanische Regierung sinkt. Das wird Folgen haben. Ich versuche es mal zu erlĂ€utern: Eine umsichtige AuĂen- wie Innenpolitik steht fĂŒr StabilitĂ€t. Die aktuelle Politik der Amerikaner kann man beim Besten Willen nicht als âumsichtigâ bezeichnen. Amerika ist aber sehr abhĂ€ngig von dem Vertrauen auslĂ€ndischer Investoren.
Sollten diese immer mehr anfangen, das Vertrauen in die amerikanische Politik, die Wirtschaftskraft und in den Dollar zu verlieren, werden sie ihr Geld aus Amerika abziehen und sich neuen MĂ€rkten zuwenden. Im Moment scheint es fast so, als setze Amerika alles daran, genau das zu erreichen.
Ich werde nun eine sehr gewagte These aufstellen: Diese Investoren werden sich MĂ€rkte suchen, die StabilitĂ€t versprechen. Ein Teil des Geldes wird sicherlich auch in den risikoreichen asiatischen Raum, hier speziell China, eventuell Japan, flieĂen. Was aber wird passieren, wenn der Koreakonflikt sich ausweitet?
Dann wird eigentlich nur noch das alte Europa bleiben. Ein sicherer Hafen? Vielleicht dauert es nicht mehr lange und die Investoren entdecken, dass hier einige Aktien wirklich âbilligâ sind. Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wie folgendes zusammengeht: Viele amerikanische Aktien sind immer noch sehr hoch bewertet. Viele europĂ€ische Aktien, speziell deutsche, hingegen eher unterbewertet.
Die amerikanischen Indizes haben also noch ein groĂes
AbwÀrtspotential. Aber was macht der Dax dann? Auf 1000 Punkte gehen?
Eine Allianz unter 25 Euro?
Denkt man obiges Szenario weiter, dann könnte man zu dem Schluss kommen: Investoren werden irgendwann die europÀischen MÀrkte entdecken. Die Folge: Die europÀischen MÀrkte werden sich von dem amerikanischen Aktienmarkt abkoppeln.
Sie kennen mich mittlerweile, ich mache immer sehr frĂŒh auf solche Dinge aufmerksam. Vielleicht zuweilen etwas zu frĂŒh. Aber ich denke, das ist ein mögliches Szenario. Man sollte es zumindest im Hinterkopf halten. Viel hĂ€ngt natĂŒrlich von den weiteren politischen Ereignissen ab. Also beobachten und wenn man Tendenzen in diese Richtung erkennt, agieren. Der starke Euro ist ĂŒbrigens bereits eine dieser Tendenzen.
Morgen sollte Sie sich mal anschauen, was denn das Konjunkturprogramm von Bundeskanzler Gerhard Schröder so alles beinhaltet. Es wird sicherlich interessant. Leider ist die aktuelle politische Situation mehr als unbefriedigend. Eigentlich brÀuchte Deutschland im Moment eine handlungsfÀhige Regierung, die sowohl im Bundestag wie auch im Bundesrat eine Mehrheit hat. In der aktuellen Situation scheinen mir wirklich einschneidende Reformen kaum möglich.
Zur Börse: Gestern entwickelte sich dann im Dax doch noch ein deutliches Reversal-Zeichen. Leider natĂŒrlich etwas zu spĂ€t. Ich konnte im gestrigen Newsletter zwar noch drauf hinweisen, es aber nicht mehr bestĂ€tigen. Als Ersatz ein kleiner Hinweis: Schauen Sie sich den Tageschart vom Dax an und achten sie mal auf das Tages-Volumen. Immer wenn das Volumen so deutlich aus dem umliegendem Durchschnittsvolumen heraussticht wie gestern, war dies in den letzten Jahren ein Zeichen fĂŒr eine zumindest kurzfristige Wende der Marktrichtung. Zumeist ein sehr verlĂ€ssliches Anzeichen. Aber natĂŒrlich heiĂt das noch nicht, dass unbedingt eine lĂ€ngere Rallye anfĂ€ngt. HĂ€ufig ging es nur 1-3 Tage danach hoch. FĂŒr einen kurzfristigen Zock aber immer gut. Ob der heutige Anstieg in eine Rallye mĂŒndet, wird sich erst in den nĂ€chsten Tagen zeigen.
Gestern zwischen 19.00 und 20.00 Uhr haben dann auch die ersten erfahrenen Trader gröĂere Positionen gekauft. Aufgrund dieser Beobachtung war ich davon ausgegangen, dass der Dax in der Schlussauktion noch einmal hochschieĂt, dem war nicht so. Zu groĂ sind die Zweifel.
Noch mal zurĂŒck zum Irak-Konflikt: Die Amerikaner haben ein weiteres Problem: die Moral der US-Truppen sinkt. Man kann es kurz zusammenfassen: Sollte in der nĂ€chste Woche der Krieg nicht beginnen, dann wird dieser Krieg von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.
Ich möchte eigentlich gar nicht auf diese GerĂŒchte eingehen, dass Teile des irakischen MilitĂ€rs bereit wĂ€ren in einem Fall eines US-Angriffs, nicht zu den Waffen zu greifen. Auch Kapitulationsvermutungen sollte man nicht allzu ernst nehmen. Das fĂ€llt zumeist unter ĂŒsychologische KriegsfĂŒhrung, Kategorie:
Demoralisierung der irakischen Armee.
Die DevisenhĂ€ndler zeigten sich ĂŒber Nacht ziemlich wenig erfreut ĂŒber den Bruch in der Kriegskoalition und GerĂŒchte ĂŒber Kapitulationenvermutungen. So brach der Euro heute Nacht weg. Sie werden verstehen, dass mich das ein wenig erleichtert... Aber auch die Rohstoffe zeigen Tendenzen, die auf weiter sinkende Kursen hinweisen. Gut, umso bessere Einstiegskurse - das hat aber noch Zeit. Langfristig bleiben sowohl Gold als auch der Euro sehr interessante Invests.
Quelle: Investors Daily
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