Galiani
15.03.2003, 01:16 |
@dottore: Zur Idee, daß KupferStandard besser sei als GoldStandart - Eine Replik Thread gesperrt |
-->Hallo
Ihre Idee von einem ach so stabilen Kupferstandard ist nicht neu (schon Galiani setzt sich mit dieser Idee auseinander). Sie hat sich aber - über Jahrtausende hinweg! - nicht bewährt.
Das Ergebnis war immer dasselbe:
Das Kupfergeld wurde gefälscht, entwertete sich und mußte schließlich verrufen werden. Wenn Sie diesbezüglich Näheres wissen wollen, sollten Sie sich beispielsweise das diesbezüglich eindrucksvolle Buch des großen Geldhistorikers Alexander Brückner,"Kupfergeldkrisen" (Dorpat 1867) zu Gemüte führen.
Was Sie in Ihren Überlegungen außerdem übersehen (und was Ihre Idee schon von vornherein zu einem"totgeborenen Kind" werden läßt), ist, daß der Kupferporeis in den letzten drei oder vierhundert Jahren im Verhältnis etwa zum Goldpreis rasant und beständig fiel. Mir fehlt momentan die Zeit, Ihnen für all das Quellen nachzuweisen. Ich verweise deshalb einfach auf S. 193, Fußnote 22, in meinem Buch und auf die dort genannten Quellen: Heute verhält sich Gold zu Kupfer wie 1 zu 9000. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts betrug dieses Verhältnis 1 zu 800!!!!!!! So viel zu Ihrer (unhaltbaren) Vorstellung,"Bergbau bleibt Bergbau"!
Im übrigen sollten Sie das Buch von Bothe studieren. Er war immerhin einer der herausragenden deutschen Wirtschaftshistoriker seiner Zeit. Seltsam, daß Sie ihn nicht kennen.
Mir kommt Ihre Idee vom"Kupfer-Standard" somit insgesamt reichlich spanisch vor...
Trotzdem besten Dank für Ihren kurzen Abriß der schwedischen Münzgeschichte des 17. Jahrhunderts.
Gruß
G.
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dottore
15.03.2003, 20:52
@ Galiani
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Re: Kupfer is best metal money system believe me! |
-->Lieber Galiani,
>Ihre Idee von einem ach so stabilen Kupferstandard[/b]</a> ist nicht neu (schon Galiani setzt sich mit dieser Idee auseinander). Sie hat sich aber - über Jahrtausende hinweg! - nicht bewährt.
Warum sollte der Cu-Standard nicht stabil sein?
Es kommt doch einzig und allein darauf an, das, was der Staat als Abgabe fordert (Gold, Silber Kupfer) in möglichst nicht vom Staat monopolisierbarerer und ergo maximal privatisierbarer Weise herstellen zu können. Die Macht versuchte seit jeher, die Geldquelle zu monopolisieren (Bergregal). Warum wohl? Damit die freien Bürger der Abgabenlast nicht ausweichen konnten.
Die Privaten hätten untereinander mit einem Cu-Standard keinerlei Problem. Das Phänomen der Terminmärkte ist Ihnen geläufig.
Sobald Steuern in etwas erhoben werden, das sich mit ein wenig Geschick mühelos vermehren lässt (Kupferabbau), ist der Staat schnell mit seiner Abgabenforderung am Ende. Die Abgaben sind in 100 Jahren gemenssen an der Leistung der Bürger (BIP) um den Faktor 10 gestiegen - soll's so weiter gehen?
Der Staat könnte Morgen Steuern in Titan verlangen - arme Menschen!
>Das Ergebnis war immer dasselbe:
>Das Kupfergeld wurde gefälscht,
Wann und wo wurde Kupfergeld gefälscht? Kupfer lässt sich aufgrund seiner physikalischen Gegebenheiten nicht mit noch minderwetigerem Metall mehr zu Münzen verarbeiten. Alle Münzsysteme, die auf Metall basierten endeten ergo logischerweise bei Kupfer.
entwertete sich
Wunderbar! Damit entwertete sich die Steuerlast. Nur um die geht es doch.
>und mußte schließlich verrufen werden.
Kupfer wurde nicht verrufen. In welchem Metall denn?
>Wenn Sie diesbezüglich Näheres wissen wollen, sollten Sie sich beispielsweise das diesbezüglich eindrucksvolle Buch des großen Geldhistorikers Alexander Brückner,"Kupfergeldkrisen" (Dorpat 1867) zu Gemüte führen.
Die Kupfergeldkrisen waren keine Kuppfergeldkrisen, sondern Krisen des herkömmlichen Abgabenmetalls, nämlich Gold und Silber.
>Was Sie in Ihren Überlegungen außerdem übersehen (und was Ihre Idee schon von vornherein zu einem"totgeborenen Kind" werden läßt), ist, daß der Kupferporeis in den letzten drei oder vierhundert Jahren im Verhältnis etwa zum Goldpreis rasant und beständig fiel.
Umso besser - desto geringer wird die Staatsmacht, die nach einem Kupferstandard nicht mehr in noch schlechteres Abgabengut ausweichen kann. Sie wird mit etwas abgespeist, was jeder selbst herstellen kann und verschwindet endlich!
>Mir fehlt momentan die Zeit, Ihnen für all das Quellen nachzuweisen. Ich verweise deshalb einfach auf S. 193, Fußnote 22, in meinem Buch und auf die dort genannten Quellen: Heute verhält sich Gold zu Kupfer wie 1 zu 9000. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts betrug dieses Verhältnis 1 zu 800!!!!!!! So viel zu Ihrer (unhaltbaren) Vorstellung,"Bergbau bleibt Bergbau"!
Nochmals: Gold als Steuern zu leisten, was tatsächlich der Fall war und was Sie nicht bestreiten werden, zwang die Menschen zu mehr Leistung für den Staat, der Gold als Steuern abforderte. Sie wollen bestimmt nicht dem Staat als Zwingherrn der Bürger das Wort reden - oder?
Sollten Sie auf höhere Rohstoffpreise (relativ zu anderen) abheben: Dann wäre für den Staat das Abgabengut das idealste, das am stärksten gegenüber anderen steigt. Warum nicht zum jeweils"teuersten" Metall wechseln. Gegen Gold sind viele Metalle gestiegen!
>Im übrigen sollten Sie das Buch von Bothe studieren. Er war immerhin einer der herausragenden deutschen Wirtschaftshistoriker seiner Zeit. Seltsam, daß Sie ihn nicht kennen.
Was Sie zitierten, zeigte, dass Herr Bothe von der schwedischen Münzpolitik keine Ahnung hatte. Damals wurde Kupfergeld in Parität zum Silber geprägt, daher die 20 Kilo schweren 10-daler-Stücke. Sie waren 1: 1 in Silber-daler zu wechseln.
Ich verstehe nicht, warum Sie die Rolle des Staatsfetischisten geben. Ein Mann, der sich dem Liberalismus und den durch Galiani I so trefflich vorgeführten liberalen Ideen verschrieben hat. Mir ein Rätsel.
Da"Geld" immer nur definierbar ist als das, worin der Staat seine Abgaben einfordert, kann ein Abgabensystem, das aus in freier Leistung von den Bürgern zu schaffendes Abgabengut, nur dann maximale Freiheit garantieren, wenn der Bürger seine Abgaben minimieren kann.
Heute kann er es schon deshalb nicht, weil er Euros (Papier!) nicht selbst herstellen darf.
Von Staatssklaverei wie heute halte ich nichts. Sorry.
Gruß und Danke für die Antwort!
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Galiani
15.03.2003, 21:07
@ dottore
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Offenbar Mißverständnis: Bei 'vollwertigem' Kupfergeld haben Sie natürlich Recht |
-->Hallo
Das gebe ich schon zu. Aber die Crux mit dem GZ (dem gesetzlichen Zahlungsmittel) war es ja immer, daß der Staat seinen Reibach machen wollte und das Kupfergeld daher 'unterwertig' ausprägte. Das hat dann zu den Falschgeld-Exzessen geführt, die Galiani I beschreibt und von denen ich in der bereits zitierten Fußnote noch ein paar weitere Beispiele aufzähle.
Gruß
G.
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dottore
15.03.2003, 21:14
@ Galiani
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Re: Offenbar Mißverständnis: Bei 'vollwertigem' Kupfergeld haben Sie natürlich Recht |
-->>Hallo
>Das gebe ich schon zu. Aber die Crux mit dem GZ (dem gesetzlichen Zahlungsmittel) war es ja immer, daß der Staat seinen Reibach machen wollte und das Kupfergeld daher 'unterwertig' ausprägte.
Richtig. Unterwetig gemessen an den Marktrelationen Au/Ar/Cu. Man hat also mehr Cu ausgepärgt als es der Marktrelation zu den anderen metallen entsprach. ie anderen waren der Standard, den man verwässern wollte. Cu-Standard ohne ein weiteres Metall lässt sich nicht verwässern.
Das hat dann zu den Falschgeld-Exzessen geführt, die Galiani I beschreibt und von denen ich in der bereits zitierten Fußnote noch ein paar weitere Beispiele aufzähle.
Ja, die sind sehr schön dargestellt. Wie mache ich aus Gold mehr Nominale in Cu als die Marktrelation eigentlich vorschreiben würde.
Gruß!
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