Wal Buchenberg
19.03.2003, 10:23 |
Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt Thread gesperrt |
-->Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt
(Zahlen zur Bundesanstalt für Arbeit aus: Haushaltsplan 2003, http://www.arbeitsamt.de/hst/services/finanzen/haushalt2003.pdf)[/i]
1. Personalbestand
Die Bundesanstalt für Arbeit („Arbeitsamt“) hat rund 80.000 festangestellte und 10.000 weitere Beschäftigte, insgesamt als 90.000. Davon sind 22.500 Beamte.
Nach Mitarbeiterzahl gerechnet liegt das Arbeitsamt zwischen dem Bayer-Konzern, mit 117.000 Beschäftigten das 15größte deutsche Unternehmen und der Preussag AG, mit 70.000 Beschäftigten auf dem 18. Rang.
Das Arbeitsamt ist eine riesige Jobmaschine - für sich selbst.
2. Löhne & Gehälter
Die Personalausgaben des Arbeitsamtes sind für 2003 mit 3,4 Milliarden Euro veranschlagt. Umgerechnet auf die Gesamtmitarbeiterzahl ergibt das ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 38.340 pro Beschäftigten. Macht ein durchschnittliches Monatsentgelt von knapp 3200 Euro im Monat.
Zum Vergleich: Das Durchschnittsentgelt aller Lohnarbeiter in Deutschland liegt bei 30.300 Euro im Jahr oder bei 2500 Euro im Monat.
Das Arbeitsamt beschäftigt nicht nur viele Leute, es bezahlt seine Leute auch überdurchschnittlich gut.
3. Einnahmen
Geplante Einnahmen für 2003: 53, 163 Milliarden Euro. Davon aus Versicherungsbeiträgen: 49,4 Milliarden (93 Prozent) von 27,4 Millionen Versicherten. Pro Versicherten kassiert das Arbeitsamt 1800 Euro im Jahr - drei Viertel eines durchschnittlichen Monatslohns.
Was das Arbeitsamt auszahlt, sind keine Almosen. Zum allergrößten Teil wird das Arbeitsamt aus Versicherungsbeiträgen finanziert.
4. Leistungen
Geplante Einnahmen waren 53 Milliarden Euro.
3,4 Milliarden Euro gehen davon ab für Personalausgaben.
Weiter gehen ab: 4,4 Milliarden „Verwaltungsausgaben“
Weiter gehen ab: 1,57 Milliarden sonstige Verwaltungsausgaben und Investitionen.
Insgesamt rund 9,4 Milliarden, die das Arbeitsamt den Versicherten für seine Leistungen in Rechnung stellt.
Von den 53 Milliarden Euro Einnahmen des Jahres 2003 verbrauchen die 90.000 Beschäftigten des Arbeitsamts über 9 Milliarden (17 %). Jedes kapitalistische Unternehmen würde alle Manager feuern, die noch einmal das Doppelte an „Verwaltungsausgaben“ zusätzlich zu den Personalkosten in ihrer Verwaltung aufwendeten.
Bleiben 44 Milliarden an die Versicherten zu verteilen.
Was erhalten die Versicherten daraus?
Von 4,1 Millionen erwarteten Arbeitslosen des Jahres 2003 sollen ganze 1,8 Millionen Arbeitslose im Jahr 2003 Arbeitslosengeld (44 Prozent) erhalten.
Zwischenfrage: Was taugt eine Versicherung, die nur 44 Prozent der Schadensfälle bezahlt?
Für die unterstützten 1,8 Millionen Arbeitslose werden im Jahr 2003 24,3 Milliarden Euro aufgewendet, macht pro Nase durchschnittlich 1125 Euro im Monat.
Also: 2,3 Millionen Arbeitslose (56 %) kriegen nix. 1,8 Millionen Arbeitslose kriegen durchschnittlich 1125 Euro im Monat.
Und selbst dieses Geld kriegt niemand ohne behördlichen Schikanen: Im Arbeitsamt Kiel ist es schon soweit, dass man vor Abholung des Arbeitslosengeldes einen Alkoholtest machen muss. Wer mehr als 0,5 Promille im Blut hat, kriegt für den Tag („als nicht vermittelbar“!) kein Geld. Wer nicht ins Röhrchen blasen will, bekommt für 14 Tage keine Kohle.
Bleiben noch 17,4 Milliarden Euro zu verteilen. Die fließen in allerlei berufene und unberufene Taschen:
Teils handelt es sich wie Kurzarbeitergeld und Winterbaugeld (700 Mio. Euro) um indirekte Subventionen an das Kapital, das auf Kosten des Arbeitsamtes in schlechten Zeiten die Lohnkosten einspart, teils handelt es sich um direkte Subventionen wie 200 Millionen Euro für „Beteiligung Dritter an der Vermittlung“ oder „Förderung selbständiger Tätigkeit“ (1 Milliarde Euro).
Meine Bilanz:
Die Lohnarbeiter müssen für Arbeitsamt und „Wohlfahrtsstaat“ schwer blechen. Davon leben eine Menge „Staatsdiener“ in Bequemlichkeit. Die Beamten auch in Annehmlichkeit (6267 Planstellen in A 12 und höher, 3210 Stellen in A 13 und höher).
Wenn der „Versicherungsfall“ eintritt, kriegen weniger als die Hälfte, die Unterstützung brauchen, überhaupt was ausgezahlt.
Die was kriegen, kriegen wenig und müssen noch tausend behördliche Schikanen in Kauf nehmen.
Wem also dient so ein Arbeitsamt?
In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
Wal Buchenberg, 19.03.2003
www.marx-forum.de
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McShorty
19.03.2003, 10:35
@ Wal Buchenberg
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Danke für interessante + aufschlußreiche Zusammenstellung |
-->Hallo Wal,
Danke für die recht interessante + aufschlußreiche ZUsammenstellung. Nun weiß ich endlich wo meine Kohle hingeht. Die ist wenigstens nicht weg, nur in anderen Taschen. Dass die Jungs im AA ganz gut absahnen, war schon immer meine Vermutung. Für die Kohle muß man sich draußen schon mächtig krum legen.
Wie sieht es denn mit Renten /Pensionen bei denen aus?
Gibt es zu deinem Beitrag ´ne Quelle oder ist das mühsam zusammen gesucht?
Gruß ans Forum
McShorty
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Wal Buchenberg
19.03.2003, 10:45
@ McShorty
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Quelle: http://www.arbeitsamt.de/hst/services/finanzen/haushalt2003.pdf (owT) |
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Zardoz
19.03.2003, 10:51
@ Wal Buchenberg
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Muß Dir auch mal danken. |
-->Noch schlechter sehen solche Systeme aus betrachtet man den Grenznutzen: Ich las von Untersuchungen in den USA die zeigten, daß von Erhöhungen der Sozialausgaben mehr als 50% nicht bei den Hilfsbedürftigen, sondern bei den in den Systemen beschäftigten Sozialarbeitern landeten.
Nice day,
Zardoz
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Nachfrager
19.03.2003, 10:52
@ Wal Buchenberg
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Vorzüglicher Beitrag! (owT) |
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Euklid
19.03.2003, 11:06
@ McShorty
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Re: Danke für interessante + aufschlußreiche Zusammenstellung |
-->>Hallo Wal,
>Danke für die recht interessante + aufschlußreiche ZUsammenstellung. Nun weiß ich endlich wo meine Kohle hingeht. Die ist wenigstens nicht weg, nur in anderen Taschen. Dass die Jungs im AA ganz gut absahnen, war schon immer meine Vermutung. Für die Kohle muß man sich draußen schon mächtig krum legen.
>Wie sieht es denn mit Renten /Pensionen bei denen aus?
>Gibt es zu deinem Beitrag ´ne Quelle oder ist das mühsam zusammen gesucht?
>Gruß ans Forum
>McShorty
Denk auch mal an den Oberreformer Gerster mit seinem roten Ferrari.
Hat der schon irgendeine Idee von ihm selbst umgesetzt?
Nein er soll Hartz umsetzen.das heißt das andere für ihn denken und er nur noch die Hand aufzumachen braucht.
Sein Ferrari sei ihm gegönnt,allerdings haben ihn die Beitragszahlerschäfchen verdient.
In der freien Wirtschaft muß man vioele Ideen haben um solch ein Auto zu stemmen.
Gruß EUKLID
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Zardoz
19.03.2003, 11:16
@ Wal Buchenberg
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Innovation. |
-->Eigentlich benötigt doch eine Arbeitslosenversicherung so gut wie kein Personal. Falls doch, gibt es genügend qualifizierte Arbeitslose, die die notwendigen Tätigkeiten für eine gewisse Zeit erledigen könnten.
Bliebe es dann bei 1,8 Mio. Arbeitslosengeldempfängern und einer Höhe des Arbeitslosengeldes von durchschnittlich 1125 Euro monatlich könnte man noch einige Milliarden (!) für die notwendigen Sachmittel ausgeben und dennoch die Beiträge sofort halbieren.
Wie heißt es in Unternehmen in Krisenzeiten immer so schön? Konzentration auf das Kerngeschäft. Das wäre eine wirkliche Entlastung der Lohnnebenkosten.
Nice day,
Zardoz
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Herbi, dem Bremser
19.03.2003, 11:17
@ Wal Buchenberg
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt |
-->>Wem also dient so ein Arbeitsamt?
>In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
>In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und
>zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
Moin Wal,
hoffentlich stolpert Michel nicht allzu heftig über die letzten vier Zeilen deines Postings und zettelt u.a. damit eine Revolution an.
Gruß
Herbi
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Dieter
19.03.2003, 11:28
@ Wal Buchenberg
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Arbeitsamt |
-->Hallo Wal,
ich freue mich, daß wir auch mal einer Meinung sind.
Jedenfalls war Dein Artikel anhand der Zahlenbeispiele recht aufschlußreich und bestätigte, was ich schon immer gefühlt hatte, nämlich: die öffentl. Verwaltungskosten stehen in keinem Verhältnis zur Leistung, oder in Deinen Worten formuliert, einen Vorstandsvorsitzenden hätte man schon lange gefeuert bei den Zahlen.
In einem Punkt sind wir dann doch unterschiedl. Meinung:
Nutznießer sind m.E. nur die Individuen des Staatsapparates und nicht die Unternehmen, schließlich müssen die mehr als die Hälfte der Kosten tragen und sich anschließend mit der Unzufriedenheit der Mitarbeiter über diese Versicherung rumschlagen.
Gruß Dieter
>Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt
>
>(Zahlen zur Bundesanstalt für Arbeit aus: Haushaltsplan 2003, http://www.arbeitsamt.de/hst/services/finanzen/haushalt2003.pdf)[/i]
>
>1. Personalbestand
>Die Bundesanstalt für Arbeit („Arbeitsamt“) hat rund 80.000 festangestellte und 10.000 weitere Beschäftigte, insgesamt als 90.000. Davon sind 22.500 Beamte.
>Nach Mitarbeiterzahl gerechnet liegt das Arbeitsamt zwischen dem Bayer-Konzern, mit 117.000 Beschäftigten das 15größte deutsche Unternehmen und der Preussag AG, mit 70.000 Beschäftigten auf dem 18. Rang.
>Das Arbeitsamt ist eine riesige Jobmaschine - für sich selbst.
>
>2. Löhne & Gehälter
>Die Personalausgaben des Arbeitsamtes sind für 2003 mit 3,4 Milliarden Euro veranschlagt. Umgerechnet auf die Gesamtmitarbeiterzahl ergibt das ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 38.340 pro Beschäftigten. Macht ein durchschnittliches Monatsentgelt von knapp 3200 Euro im Monat.
>Zum Vergleich: Das Durchschnittsentgelt aller Lohnarbeiter in Deutschland liegt bei 30.300 Euro im Jahr oder bei 2500 Euro im Monat.
>Das Arbeitsamt beschäftigt nicht nur viele Leute, es bezahlt seine Leute auch überdurchschnittlich gut.
>
>3. Einnahmen
>Geplante Einnahmen für 2003: 53, 163 Milliarden Euro. Davon aus Versicherungsbeiträgen: 49,4 Milliarden (93 Prozent) von 27,4 Millionen Versicherten. Pro Versicherten kassiert das Arbeitsamt 1800 Euro im Jahr - drei Viertel eines durchschnittlichen Monatslohns.
>Was das Arbeitsamt auszahlt, sind keine Almosen. Zum allergrößten Teil wird das Arbeitsamt aus Versicherungsbeiträgen finanziert.
>
>4. Leistungen
>Geplante Einnahmen waren 53 Milliarden Euro.
>3,4 Milliarden Euro gehen davon ab für Personalausgaben.
>Weiter gehen ab: 4,4 Milliarden „Verwaltungsausgaben“
>Weiter gehen ab: 1,57 Milliarden sonstige Verwaltungsausgaben und Investitionen.
>Insgesamt rund 9,4 Milliarden, die das Arbeitsamt den Versicherten für seine Leistungen in Rechnung stellt.
>Von den 53 Milliarden Euro Einnahmen des Jahres 2003 verbrauchen die 90.000 Beschäftigten des Arbeitsamts über 9 Milliarden (17 %). Jedes kapitalistische Unternehmen würde alle Manager feuern, die noch einmal das Doppelte an „Verwaltungsausgaben“ zusätzlich zu den Personalkosten in ihrer Verwaltung aufwendeten.
>
>Bleiben 44 Milliarden an die Versicherten zu verteilen.
>Was erhalten die Versicherten daraus?
>Von 4,1 Millionen erwarteten Arbeitslosen des Jahres 2003 sollen ganze 1,8 Millionen Arbeitslose im Jahr 2003 Arbeitslosengeld (44 Prozent) erhalten.
>Zwischenfrage: Was taugt eine Versicherung, die nur 44 Prozent der Schadensfälle bezahlt?
>
>Für die unterstützten 1,8 Millionen Arbeitslose werden im Jahr 2003 24,3 Milliarden Euro aufgewendet, macht pro Nase durchschnittlich 1125 Euro im Monat.
>Also: 2,3 Millionen Arbeitslose (56 %) kriegen nix. 1,8 Millionen Arbeitslose kriegen durchschnittlich 1125 Euro im Monat.
>Und selbst dieses Geld kriegt niemand ohne behördlichen Schikanen: Im Arbeitsamt Kiel ist es schon soweit, dass man vor Abholung des Arbeitslosengeldes einen Alkoholtest machen muss. Wer mehr als 0,5 Promille im Blut hat, kriegt für den Tag („als nicht vermittelbar“!) kein Geld. Wer nicht ins Röhrchen blasen will, bekommt für 14 Tage keine Kohle.
>
>Bleiben noch 17,4 Milliarden Euro zu verteilen. Die fließen in allerlei berufene und unberufene Taschen:
>Teils handelt es sich wie Kurzarbeitergeld und Winterbaugeld (700 Mio. Euro) um indirekte Subventionen an das Kapital, das auf Kosten des Arbeitsamtes in schlechten Zeiten die Lohnkosten einspart, teils handelt es sich um direkte Subventionen wie 200 Millionen Euro für „Beteiligung Dritter an der Vermittlung“ oder „Förderung selbständiger Tätigkeit“ (1 Milliarde Euro).
>
>Meine Bilanz:
>Die Lohnarbeiter müssen für Arbeitsamt und „Wohlfahrtsstaat“ schwer blechen. Davon leben eine Menge „Staatsdiener“ in Bequemlichkeit. Die Beamten auch in Annehmlichkeit (6267 Planstellen in A 12 und höher, 3210 Stellen in A 13 und höher).
>
>Wenn der „Versicherungsfall“ eintritt, kriegen weniger als die Hälfte, die Unterstützung brauchen, überhaupt was ausgezahlt.
>
>Die was kriegen, kriegen wenig und müssen noch tausend behördliche Schikanen in Kauf nehmen.
>
>Wem also dient so ein Arbeitsamt?
>In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
>In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
>
>Wal Buchenberg, 19.03.2003
>www.marx-forum.de
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Diogenes
19.03.2003, 11:33
@ Wal Buchenberg
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt / Naja |
-->Hi Wal,
>Wem also dient so ein Arbeitsamt?
>In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
Ja plus den Politikern, die dem Volke derart ihre"soziale Gesinnung" demonstrieren konnten. Ich gebe dir Recht, daß die Rechnung insgesamt nie aufgehen kann, aber das Volke checkt das eben (noch) nicht.
>In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
Erstens frage ich mich, wer oder was dieses berühmte"Kapital" sein soll.
Zweitens frage ich mich, wer denn die Kosten für das Arbeitsamt plus Arbeitslose aufbringt. Die, die nicht"das Kapital" sind können es wohl nicht sein, denn zum bezahlen muß man doch"Kapital" haben, oder?
Drittens frage ich mich, wie denn"das Kapital" seine Geschäftsrisiken durch die Arbeitslosenversicherung verringert. Schließlich bedeutet diese zusätzliche Kosten.
Viertens muß ich feststellen, daß es nicht zu wenig Nachfrage nach Arbeitskraft gibt, sondern nur zu wenig Nachfrage zum gewerkschaftlich-staatlichen Mindestkartellpreis. Dabei ist zu berücksichtigen, daß dieser Preis nicht nur den Nettolohn, sondern alle mit der Lohnzahlung zusammenhängenden Steuern und Abgaben beinhaltet.
Gruß
Diogenes
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Wal Buchenberg
19.03.2003, 11:54
@ Diogenes
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt / Geschäftsrisiken? Najadoch! |
-->>Hi Wal,
>>Wem also dient so ein Arbeitsamt?
>>In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
>Ja plus den Politikern, die dem Volke derart ihre"soziale Gesinnung" demonstrieren konnten. Ich gebe dir Recht, daß die Rechnung insgesamt nie aufgehen kann, aber das Volke checkt das eben (noch) nicht.
<font color=red>Zustimmung</font>
>>In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
>Erstens frage ich mich, wer oder was dieses berühmte"Kapital" sein soll.
<font color=red>Das ist wirklich schwer zu beantworten. Längst ist das Kapital eine anonyme Macht. Aber eine Monarchie ist auch mehr als nur der Monarch. Die Frage ist eine Diskussion wert, gehört aber hier nicht her.</font>
>Zweitens frage ich mich, wer denn die Kosten für das Arbeitsamt plus Arbeitslose aufbringt. Die, die nicht"das Kapital" sind können es wohl nicht sein, denn zum bezahlen muß man doch"Kapital" haben, oder?
<font color=red>Das versteh ich nicht. Nach dem Augenschein: Die Arbeitslosenversicherung wird halb von den Lohnarbeitern und halb vom Kapital bezahlt. Also gehören beide zu den Versicherten und beide haben auch ihre Vertreter im"Aufsichtsrat" der Bundesanstalt für Arbeit.
Wenn du willst, können wir uns gerne darüber streiten, woher der Lohn stammt, ob Kapitalist den Lohn aus seiner Tasche"vorstreckt" oder ob der Lohn nicht aus dem Arbeitsprodukt der Lohnarbeiter stammt, die Lohnarbeiter also aus ihrem eigenen Arbeitsprodukt bezahlt werden.
</font>
>Drittens frage ich mich, wie denn"das Kapital" seine Geschäftsrisiken durch die Arbeitslosenversicherung verringert. Schließlich bedeutet diese zusätzliche Kosten.
<font color=red>Alles verursacht erstmal Kosten und bringt dann (vielleicht) Gewinn. Verringerung des kapitalistischen Geschäftsrisikos konkret ist es, wenn ein Unternehmen in schlechter Geschäftslage seine Lohnkosten einsparen und auf Kurzarbeitergeld oder Winterbauhilfe abwälzen kann.
Verringerung des kapitalistischen Geschäftsrisikos ganz allgemein ist es, wenn ein Unternehmen wg. Pleite oder wg. Verlagerung seinen Betrieb dichtmachen will und er nur geringen Ärger zu erwarten hat, weil er seine Lohnarbeiter ins"soziale Netz" entlässt. Gäbe es kein Arbeitslosengeld, wäre bei jeder Betriebsschließung und jeder betriebsbedingten Kündigung die Hölle los! </font>
>Gruß
>Diogenes
Gruß zurück!
Wal
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Euklid
19.03.2003, 12:00
@ Diogenes
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt / Naja |
-->>Hi Wal,
>>Wem also dient so ein Arbeitsamt?
>>In erster Linie denen, die sich darin bequeme Arbeitsstellen verschafft haben.
>Ja plus den Politikern, die dem Volke derart ihre"soziale Gesinnung" demonstrieren konnten. Ich gebe dir Recht, daß die Rechnung insgesamt nie aufgehen kann, aber das Volke checkt das eben (noch) nicht.
>>In zweiter Linie dem Kapital, das seine Geschäftsrisiken auf Kosten der Sozialkassen verringern kann und zuletzt denen, die Hilfe nötig haben.
>Erstens frage ich mich, wer oder was dieses berühmte"Kapital" sein soll.
>Zweitens frage ich mich, wer denn die Kosten für das Arbeitsamt plus Arbeitslose aufbringt. Die, die nicht"das Kapital" sind können es wohl nicht sein, denn zum bezahlen muß man doch"Kapital" haben, oder?
>Drittens frage ich mich, wie denn"das Kapital" seine Geschäftsrisiken durch die Arbeitslosenversicherung verringert. Schließlich bedeutet diese zusätzliche Kosten.
>Viertens muß ich feststellen, daß es nicht zu wenig Nachfrage nach Arbeitskraft gibt, sondern nur zu wenig Nachfrage zum gewerkschaftlich-staatlichen Mindestkartellpreis. Dabei ist zu berücksichtigen, daß dieser Preis nicht nur den Nettolohn, sondern alle mit der Lohnzahlung zusammenhängenden Steuern und Abgaben beinhaltet.
>Gruß
>Diogenes
Oh Diogenes da muß ich Dir leider mal widersprechen obwohl wir sehr oft die gleiche Meinung haben.
Es gab da ganz gewaltige Deals der Riesenglobalplayers die mit ihrem Personalabbauprogramm im Einvernehmen mit den Staatsorganen ihre Angestelltenheere in der Vergangenheit sehr sozialverträglich in Frührente mit teilweise 53 Jahren geschickt haben.
Natürlich wurden da riesige Abfindungen eingespart durch die Firmen.
Da waren die Kassen noch voll und sprudelten und man wollte die Arbeitslosenzahlen damit schönen und Druck abbauen.
Diese Konsensprogramme bezahlen alle diejenigen die jetzt noch arbeiten mit ganz bitterer Medizin während tausende mit Shorts an den Stränden sich verweilen und ihre Frühpensionierung auskosten.
Diese Programme haben sowohl die Arbeitslosenversicherung als auch die Rentenversicherung in verheerendem Maße geplündert.
Zusätzlich kamen dann noch die Kosten der Finanzierung der deutschen Einheit oben drauf.
Und weil das noch nicht genug war hat man auch jedem Rußlanddeutschen noch eine Rente versprochen.
Und weil das immer noch nicht genug war hat man dann auch noch ein Sonderabkommen mit dem Zentralrat der Juden abgeschlossen nachdem man auch auswanderungswilligen Juden aus Rußland die nach Israel auswandern ebenfalls eine Rente zukommen läßt.
Ich bin soweit von grob fahrlässiger Veruntreuung der Sozialkassen durch Politiker auszugehen.
Ja fast bin ich geneigt von vorsätzlicher Demontage zu reden.
Gruß EUKLID
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Diogenes
19.03.2003, 12:20
@ Euklid
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt / Naja |
-->>Ja fast bin ich geneigt von vorsätzlicher Demontage zu reden.
Genau das meine ich ja.
Der kleine Unternehmer ("Kapitalist") wird geschoren, die großen gemästet. Das"Kapital" als solches hält sich nicht auf Kosten de"Allgemeinheit" schadlos (wie Wal das behauptet), sondern das kleine Kapital wird an das große umverteilt.
Gruß
Diogenes
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Diogenes
19.03.2003, 12:40
@ Wal Buchenberg
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Re: Der Sozialstaat - Fallbeispiel Arbeitsamt / Geschäftsrisiken? Najadoch! |
-->Hi Wal,
>Das versteh ich nicht. Nach dem Augenschein: Die Arbeitslosenversicherung wird halb von den Lohnarbeitern und halb vom Kapital bezahlt. Also gehören beide zu den Versicherten und beide haben auch ihre Vertreter im"Aufsichtsrat" der Bundesanstalt für Arbeit.
Sorry Wal, aber das zeigt, daß du nicht weißt, wie ein Unternehmer kalkuliert.
Ich als Unternehmer rechne unter dem Posten"Lohnkosten" enfach alles ein, was mir an Kosten im Zusammenhang mit der Lohnzahlung entsteht. Es ist dabei vollkomen egal, wie die einzelnen Posten betitelt werden. Das Gerede von"Arbeitgeberanteil","Arbeitnehmeranteil" usw. interessiert nicht die bohnen, es ist nur Augenauswischerei.
Grob geht die Rechnung so:
Nehmen wir an, ich erwarte, daß ich bei einer Investition pro Arbeitsplatz x Euro an Lohnkosten verkraften kann. Dann rechne ich einfach hinunter, ich ziehe sämtliche Abgaben, Steuern und Beiträge ab. Was dann übrig bleibt, ist das was der Arbeiter netto maximal bekommen kann.
Das heißt der Nettolohn des Arbeiters fällt mit steigenden Nohnnebenkosten.
Wenn der Lohn unter dem Mindestlohn liegt, dann unterbleibt die Investition. Punkt.
>Wenn du willst, können wir uns gerne darüber streiten, woher der Lohn stammt, ob Kapitalist den Lohn aus seiner Tasche"vorstreckt" oder ob der Lohn nicht aus dem Arbeitsprodukt der Lohnarbeiter stammt, die Lohnarbeiter also aus ihrem eigenen Arbeitsprodukt bezahlt werden.
Da müssen wir nicht streiten. Am Ende muß der Konsument zahlen. Zahlt er nicht ausrechend, dann hat der Unternehmer Abschreibungsbedarf und der Arbeiter keinen Arbeitsplatz.
>Alles verursacht erstmal Kosten und bringt dann (vielleicht) Gewinn. Verringerung des kapitalistischen Geschäftsrisikos konkret ist es, wenn ein Unternehmen in schlechter Geschäftslage seine Lohnkosten einsparen und auf Kurzarbeitergeld oder Winterbauhilfe abwälzen kann.
Tja, wenn der Markt nicht genügend Umsatz hergibt, ist der Laden dicht und der Unternehmer kann seine Investition in den Kamin schreiben. er trägt ergo das volle risiko.
>Verringerung des kapitalistischen Geschäftsrisikos ganz allgemein ist es, wenn ein Unternehmen wg. Pleite oder wg. Verlagerung seinen Betrieb dichtmachen will und er nur geringen Ärger zu erwarten hat, weil er seine Lohnarbeiter ins"soziale Netz" entlässt.
Das ist das Risiko des Arbeitnehmers, nicht des Arbeitgebers. Das Leben ist voll von Risiken.
>Gäbe es kein Arbeitslosengeld, wäre bei jeder Betriebsschließung und jeder betriebsbedingten Kündigung die Hölle los!
Darüber kann man streiten. Wären die Lohnkosten niedriger, würden sich mehr Arbeitsplätze rentieren. Ich für meinen Teil könnte durchaus noch ein oder zwei Leute brauchen, aber ich kann sie mir nicht leisten. Von der zusätzlichen Bürokratie mal abgesehen.
Was"die Hölle los" angeht, macht das einen unrentablen Betrieb auch nicht rentabel. Deswegen geht der Laden trotzdem zu.
Du schlägst den Sack und meinst den Esel. Der Esel ist der Staat,nicht der Unternehmer. Wenn der Staat über die Hälfte für sich in Anspruch nimmt, dann bleibt nur die andere für Löhne, Investitionen, Forschung&Entwicklung und letztlich Gewinn übrig. Wir sind nicht zufällig bei den Steuern (und der Bürokratie) Spitze und beim Rest mau.
Gruß
Diogenes
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LenzHannover
19.03.2003, 14:33
@ Wal Buchenberg
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Die Angestellten / Beamten beim Arbeitsamt haben auch Nachteile... |
-->ich glaube vor einigen Wochen bei Frontal, ich gebe es hoffentlich ausreichend richtig wieder:
Betriebsrat:
Wir haben Nachteile, wir können keinen Mercedes zu Mitarbeiterkonditionen kaufen, hier besteht dringender Handlungsbedarf!
Wir arbeiten an einer Rahmenvereinbarung.
Ich hätte nur noch kot... können
Wie gesagt, wär ich nicht Freiberufler, wär ich hier schon längst weg.
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Wal Buchenberg
19.03.2003, 15:32
@ Wal Buchenberg
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Krankenkassen-noch teurer! Wer hat Haushaltszahlen? Hab online nix gefunden! (owT) |
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