Jochen
20.03.2003, 18:54 |
Das Seltsame an der deutschen Haltung zum Irak-Krieg Thread gesperrt |
-->Dazu als Einstieg einem Kommentar aus der heutigen WELT:
Endzeitstimmung von J. Schuster
Der Krieg wird Hunderttausende von Toten kosten. Frauen und Kinder werden dahingeschlachtet werden. Amerika wird ein zweites Vietnam erleben und sich Monate, wenn nicht Jahre im Gemetzel befinden.
Diese Sätze stammen aus dem Jahr 2001, als sich Washington für den Feldzug in Afghanistan rüstete. Nichts davon traf ein, glücklicherweise. Das Massensterben am Hindukusch blieb genauso aus wie der jahrelange Guerillakampf. Ähnlich sah es im Kosovo aus und auch im Krieg gegen den Irak vor zwölf Jahren. Damals starben etwa 5 000 irakische Soldaten, wie unabhängige Militärexperten schätzen - Hunderttausende weniger, als die Auguren fürchteten!
Nichts deutet darauf hin, dass es diesmal anders wird. Im Unterschied zum letzten Golfkrieg werden die Amerikaner zu 80 Prozent Präzisionswaffen einsetzen und eine irakische Armee vorfinden, die um 600 000 Mann kleiner sein wird als 1991. In Deutschland interessiert dies kaum jemanden. Es wird zu Hunderttausenden von Toten kommen, hört man wieder. Angst und Endzeitstimmung beherrschen die Debatte. Hinzu kommt eine Art Urwut gegenüber Amerika und eine atemberaubende Doppelmoral. George W. Bush, nicht Saddam Hussein ist der Aggressor. Er bricht das Völkerrecht, schickt sich an, einen Angriffskrieg zu führen und will Saddam entmachten. Ebenso wie im Kosovo-Krieg, ließe sich hinzufügen. Damals ignorierten Amerikaner wie Deutsche den Sicherheitsrat und das Völkerrecht. Sie begnügten sich nicht etwa mit Bombenangriffen, sondern verlangten auch die Entmachtung von Slobodan Milosevic. Ohne ihren Einsatz säße der Diktator noch heute in Belgrad.
Für den Krieg gegen Saddam gilt dergleichen nicht. Wer wissen will, warum, sollte sich mit der Geschichte des Antiamerikanismus in Deutschland befassen.
Was mich wundert:
Dieselbe Regierung wie jetzt unterstützte im ehemaligen Jugoslawien das im Prinzip identische Vorgehen wie jetzt im Irak.
Kosovo:
- der Weltsicherheitsrat und das Völkerrecht = egal
- ein gewählter (Milosevic) Regierungschef sollte entmachtet werden
- gelogen wurde gerade von den Deutschen - Scharpings"Hufeisenplan"
- moralisches Geschütz der schwersten Sorte wurde in Stellung gebracht = Joschka Fischer meinte Auschwitz bemühen zu müssen
- Wie jetzt im Irak unterstützen Deutsche in AWACS-Aufklärern die Amerikaner
- Die Spürpanzer als"Defensiv-Waffe" zu bezeichnen, ist lächerlich. Angenommen, Hussein setzte Giftgas ein & amerikanische Soldaten stürben, weil die Deutschen die Spürpanzer abgezogen hätten. Da wär was los.
- Wegen Afghanistan riskierte der Kanzler sogar die Koalition, um die Truppen möglichst schnell auszusenden.
Fazit: wäre die Haltung der deutschen Regierung wie auch der deutschen Friedensfreunde in irgendeiner Weise konsequent, könnte man die Proteste nachvollziehen. So bleibt der schale Nachgeschmack:
Im Kosovo hatten die Deutschen Interessen, also Unterstützung, im Irak haben die Deutschen keine oder geringe Interessen, also Verweigerung.
Gruß
Jochen
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Euklid
20.03.2003, 19:08
@ Jochen
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Re: Das Seltsame an der deutschen Haltung zum Irak-Krieg |
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>Im Kosovo hatten die Deutschen Interessen, also Unterstützung, im Irak haben die Deutschen keine oder geringe Interessen, also Verweigerung.
>Gruß
>Jochen
Hallo Jochen
welche Interessen hat Deutschland im Kosovo?
Ich kann kein Motiv entdecken außer der Erkenntniss daß annähernd 500 000 Kosovo Albaner in Deutschland als Asylanten um Sozialhilfe anstanden und der Rest von Europa sich bei deren Verteilung die Ohren zugehalten hat.
Also was hat Deutschland davon daß Kosovo zu Albanien wird?
Wenn Du Kroatien gesagt hättest könnte ich das wohl noch nachvollziehen denn Kroatien gehörte ja mit der Hauptstadt Agram zu der Donaumonarchie.
Selbst da wäre Ã-sterreich aber eher weitaus näher als Deutschland.
Aber Albanien?
Nee wirklich nicht.
Gruß EUKLID
Gruß EUKLID
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kingsolomon
20.03.2003, 19:17
@ Jochen
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Re:typisch"christliche" Welt-Ideologie |
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Im Zusammenhang mit amerikanischen Kriegsverbrechen im letzten Golfkrieg (direkt und infolge ) sind
ca. 1 Million Iraker umgekommen, davon ca. 500.000 Kinder.
Ich hatte die Beweiskette u.a. anhand
von freigegebenen US-Militärdokumenten vor einigen Wochen an dieser Stelle
dargelegt.
Aber wenn'S halt nicht ins"Welt"-Bild passt, dann findet sich sowas auch nicht.
Und zum anderen halte ich es für eine längst nicht bewiesene Unterstellung,
dass sich die Friedensdemonstrationen aus sog."Antiamerikanismus"
nähren. Könnte es doch nicht eher so sein, dass die Mehrzahl der Menschen sich instinktiv
gegen einen alles verachtenden faschistoiden Eroberungsfeldzug wehren, weil
sie spüren, dass er vor nichts und niemandem Halt machen wird?
Nun ja, da ist es einfacher mit alten Feindbild-Schablonen zu operieren;
das Zeilenhonorar verdient sich allemal leichter.
Es ist höchste Zeit uns auf die Verwendung von Etiketten zu besinnen, die
Koordinaten verschieben sich in Windeseile. Ich hoffe inständig, unsere
Enkelkinder werden uns nicht eines Tages fragen, an wen wir in diesen
Zeiten unsere Seele verkauft haben...
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Turon
20.03.2003, 19:19
@ Jochen
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In Kosovo gab es kein Ultimatum, kein wer nicht mit uns ist, ist gegen uns |
-->Und:
man plante auch keinen Kreuzzug gegen"Feinde" der Demokratie.
Wach auf mein Junge! Selbst wenn Kosovopolitik der EU verachtenswert
bleibt - hat sie absolut nichts mit Megafaschismus zu tun, bei dem
selbst Adolf Hitler blaß werden würde!
Nicht mal er hat sich getraut sein eigenes Volk derart zu bescheißen, wie es
Bushisten machen!!!!!!!!
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Turon
20.03.2003, 19:29
@ kingsolomon
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Ich hoffe schon, daß die Enkelkinder es fragen werden |
-->".... Ich hoffe inständig, unsere Enkelkinder werden uns nicht eines Tages fragen, an wen wir in diesen Zeiten unsere Seele verkauft haben..."...
Taten etliche tausende von uns nämlich an dem bemerkenswerten"Gleiwitzer Sender",in New York nicht - und das bedeutet:
Wir haben in Wahrheit eben doch nichts gelernt. Ich hoffe unsere Enkelkinder
werden klüger.Sonst müssen sie diese verabscheungswürdige Persönlichkeiten,
wie Bush, Merkel, Cheney, Blair eben - die mit noch"ausgereifteren" und"sichereren" Technologien - die den Massenmord quasi"humanisieren" und für"wohltätige Zwecke" deklarieren, auch noch ertragen und über sich ergehen lassen.
Gruß
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H. Thieme
21.03.2003, 06:57
@ Turon
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W. Droste: Wer zuerst Faschist schreit hat gewonnen.-) (owT) |
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