Galiani
21.03.2003, 11:43 |
Hier ein längerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg Thread gesperrt |
-->Hallo
Die Informationen im nachfolgenden Aufsatz sind zwar mehrheitlich hier schon gepostet worden, dennoch scheint er mir als Synopsis interessant und bemerkenswert.
[Ein vorgezogenes Post scriptum dazu:
P.S. Ich gehöre - wie ja bekannt - zur aussterbenden Spezies der Konservativen. Es stimmt mich jedoch bedenklich, daß die Erfinder des sog."konservativen Neoliberalismus'" speziell in den Vereinigten Staaten mehr und mehr Konservatismus mit"Nationalismus" (im schlimmsten Wortsinn!) zu verwechseln scheinen! Ein gefährlicher Weg, wie die Geschichte zeigt!]
<font color="0000FF"><font size="5">Die Entscheidung zum Krieg</font>
Doris Auerbach
Inwieweit die Presse mit Fakten arbeitet, die genauen Recherchen nicht standhalten, sei im nachfolgenden u. a. an Hand des mit gleichem Titel versehenen Essays in der 'Neuen Zürcher Zeitung' (Nr. 65 / 18.3.03) aufgezeigt. Es wird hier der Standpunkt vertreten, dass es nicht anzunehmen ist, dass sich der irakische Herrscher ins Exil retten wird. „Saddam Hussein hätte, wie auch vor zwölf Jahren, mehrmals die Gelegenheit zum Einlenken gehabt“ Diese Gelegenheiten ergeben sich jedoch auf Grund nachfolgender genauerer Betrachtung nicht. Bereits in der Ausgabe 56 vom 8.3.03 heisst es:"Wahrscheinlicher als ein solcher Theatercoup“ - gemeint ist Husseins Gang in das Exil, den er ja nicht angetreten hat - „ist jetzt Ende und Untergang des Saddam-Regimes unter kriegerischen Schlägen der Amerikaner und Briten“, also der alten anglo-amerikanischen Ã-lmacht
Saddam ging 1958 nach einem misslungenen Putschversuch gegen den damaligen Diktator Abdel Karim Kassem nach Kairo, wo er erste Kontakte zum CIA geknüpft haben soll. Kassem hatte die KPD im Irak legalisiert und mit der Verstaatlichung der Ã-lindustrie des Iraks begonnen. Im Februar 1963 erfolgte ein zweiter Putsch gegen Kassem, wobei dieser erschossen wurde. Die Koordination des Unterfangens oblag der CIA. CIA-Agenten hatten noch vor dem Sturz Kassems Listen von Linksintellektuellen angefertigt, von denen anschliessend Tausende hingerichtet wurden. Also unter den Augen der nur nach Bedarf die Menschenrechte hochhaltenden USA. Es ist bekanntermassen zweckmässig, eine opposi-tionelle Elite zu eliminieren, bevor mit dem CIA verbündete Kräfte das Ruder übernehmen. Saddam Hussein kam zwar anschliessend an die Macht, jedoch stellte sich das Ganze als Fehlkalkulation für die USA heraus, da Hussein 1967 die Beziehungen zu den USA abbrach. Als der Krieg des Iraks gegen den Iran Gestalt annahm, wurden die Kontakte offensichtlich neu geknüpft. Präsident Carter liess Hussein durch den saudischen Kronprinz Fahd wissen, dass er nichts dagegen hätte, wenn Hussein den Iran angreife, an dessen Spitze Chomeini stand. Das war das erste Mal, dass Saddam von den USA grünes Licht zu einem Krieg erhielt. Der Washington Insider, Vol. 12 Nr. 41 vom 10. Oktober 2002, schreibt, dass der damalige nationale Sicherheitsberater Brzezinski den Krieg (1980-1988) initiiert habe. Die in den USA erscheinende ‚Newsweek’ berichtete darüber hinaus, dass Washington nach Besuchen Rumsfelds in Bagdad 1983/1984, bei denen er auch mit Saddam Hussein zusammentraf, den Irak mit militärischem Gerät und Informationen versorgte — sowie mit Chemikalien und Biokulturen, die auch militärisch genutzt werden konnten. Rumsfeld bescheinigte dem Diktator ‚Dynamik und Selbstvertrauen’. Der Verlauf des Krieges, Saddams Aufrüstung durch den Westen und der Beistand der CIA, die alles unternahm, damit Saddam den Krieg gegen den Iran nicht verlor, ist bekannt. Kurz: Wir haben hier die bekannte enge Zusammenarbeit von CIA und US-Regierung mit einem Diktator, der heute mit den zynischsten Begriffen belegt wird. Saddams Krieg gegen den Iran endete im August 1988 mit einem Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern. Nicht zu übersehen ist, dass die USA weiterhin auf Saddam Hussein setzten, obwohl bekannt war, dass sein Regime eines der brutalsten und repressivsten der Welt war. Die USA kannten auch das Ausmass des irakischen ABC-Waffenprogramms. Zu Beginn des Jahres 1989 wurde die Regierung von George H. Walker Bush, dem Vater des jetzigen Präsidenten, darüber unterrichtet, dass der Irak den Bau einer Atombombe anstrebe. Keine dieser Fakten wurde zum Hemmschuh für Hussein. Er sollte weiterhin unter US-Kontrolle bleiben. Hussein war jedoch durch den Krieg mit 65 Milliarden US-$ verschuldet, der ideale Zustand für Henry Kissinger und die USA, um von ihm zu verlangen, Iraks Ã-lfelder zu privatisieren, was er ablehnte. Damit nicht genug: Hussein hatte früh erkannt, dass sich die Araber mit Japan, Russland und Europa verbünden sollten, um den Einfluss der USA in der Region zurückzudrängen, was er in seiner Rede vor dem Arabischen Kooperationsrat in Amman im Frühjahr 1990 öffentlich vortrug Er forderte die ölreichen arabischen Staaten auf, sich zusammenzutun, ihre konkurrenzlosen Energiequellen zu nutzen und die Beziehungen zu Europa, Japan und der Sowjetunion auf eine Weise auszubauen, die ihnen so schnell wie möglich Vorteile brächte. Damit war sein Niedergang sozusagen vorprogrammiert. und die USA und England sannen von diesem Moment an auf Möglichkeiten, den Irak in eine Lage zu manövrieren, die den Vorwand für eine militärische Intervention liefern sollte, dies unter dem Deckmantel der Sicherung der Weltölversorgung. Heute benutzen die USA das weitaus effizientere Etikett des globalen Terrors. Die Falle, in die Hussein tappen sollte, wurde durch Kuwait gelegt, welches den Auftrag erhielt, den Markt entgegen allen OPEC-Abmachungen mit billigem Ã-l zu über-schwemmen. Damit traten für Hussein die erwünschten Schwierigkeiten ein. Der Preissturz raubte ihm den Spielraum, neben der Tilgung seiner Kriegsschulden noch die Preise für die Importe von Nahrungsmitteln bezahlen zu können. Im Juli 1990 waren die Streitigkeiten zwischen dem Irak und Kuwait auf dem Höhepunkt und Saddam Hussein fasste den Plan, Kuwait, das immer zum Irak gehört hatte und erst durch die Engländer abgetrennt worden war, seinem Land wieder einzuverleiben. Ein Einmarsch in Kuwait war natürlich genau das, was einen Angriff auf den Irak legitimierte. Saddam erhielt das zweite Mal grünes Licht für seine Absichten. Washington gab ihm die Zusicherung, dass es keine Stellung in dem Grenzdisput beziehen würde und wünschte sich gleichzeitig 'bessere und vertiefte Beziehungen’. Die krasse Lüge, mit der die Bush-Regierung den Kongress dazu brachte, den Golfkrieg zu beginnen, war dieser Tage Gegenstand aller Presseberichte und weder der Golfkrieg selbst noch die durch das brutale UNO-Embargo verursachte Erosion des Landes erfordern weitere Ausführungen.
Die USA verzichteten darauf, Hussein zu entmachten. Vermutlich bestand von Anfang an nicht die Absicht, ihn zu stürzen. Es ging vielmehr darum ging, sein Regime durch die ab Ende 1998 einsetzenden amerikanisch-britischen Luftangriffe und mittels des Embargos unter Kontrolle zu halten, um, wie es heisst, 'grössere politische Erdbeben im Zweistromland auszuschliessen’. Er wurde ganz einfach noch als Gegengewicht zum Iran gebraucht. Im Januar 1995 traf sich einer der Verschwörer, die einen Putsch gegen Hussein vorbereitet hatten, im Norden des Iraks mit dem angereisten CIA-Agenten Robert Baer, um zu erkunden, was die Regierung in Washington von einem solchen Staatsstreich halte. „Wir müssen wissen, ob Ihr Land uns daran hindern wird oder nicht. Oder wollen die USA, dass Saddam an der Macht bleibt?“ Der Putsch wurde von den USA nicht unterstützt und die Verschwörer niedergemacht. (Süddeutsche Zeitung 5. März.03)
Wo also hätte Hussein, zu Anfang ein reines Produkt der USA, der lange genug ihr hofierter, gehätschelter und begehrter Partner war,"mehrmals die Gelegenheit zum Einlenken“ gehabt? Eine solche wurde ihm gar nicht geboten. Es sei denn, man verstehe darunter die Übergabe der irakischen Ã-lfelder in die Hände der anglo-amerikanischen Ã-lmacht und der Finanzgeschäfte in die des Internationalen Währungsfonds.
Wir lesen ferner:"Deshalb ist auch die Vorstellung, man könne mit UNO-Inspektoren das von ihm (Hussein) mit harter Faust unterdrückte Land abrüsten, illusionär.’ Dagegen steht folgendes:
Der ehemalige UNO-Waffeninspektor Scott Ritter hat die angeblich vom Irak ausgehende Gefahr im britischen 'Spectator' bereits am 30. März 2002 als ‚null“ eingestuft und zugegeben, dass alle Informationen von Unscom an Israel weitergegeben wurden [’Frankfurter Allgemeine Zeitung’ 255 / 4.11.98]. Mit Hilfe des CIA wurde der irakische Sicherheitsdienst systematisch abgehört. Bei den jetzigen Bedingungen für die Waffenin-spektoren geht es u.a. um die fotografische Erfassung des Landes." Damit hätten die USA jeden Winkel des Landes ausgeleuchtet, was im Angriffsfall von ungeheurem Vorteil ist. Ritter gibt ferner folgendes zu Protokoll (Pitt/ Ritter, Krieg gegen den Irak, S. 52f.):"Zwischen 1994 und 1998 überprüften Waffeninspekteure sämtliche chemischen Produktionsstätten des Iraks; es wurden hochempfindliche Messinstrumente und Kameras installiert und unangemeldete Inspektionen durchgeführt. Wir fanden keine Belege dafür, dass Kapazitäten zur Herstellung verbotener Substanzen zurückgehalten oder wiederaufgebaut wurden. Mobile Inspektionsteams durchkämmten den Irak mit hochempfindlichen Sensoren, die Laserstrahlen ausschicken und die Inhaltsstoffe der Partikel untersuchen, die die Strahlen passieren. Diese Geräte positionierten wir in Windrichtung der chemischen Anlage und so konnten wir genau sagen, was da jeweils emittiert wurde. Obwohl es nicht zu unseren Auf-gaben gehörte, waren wir in der Lage, irakische Luftabwehranlagen aufzuspüren, weil die Laserstrahlen auch Salpetersäure anzeigten, ein Oxidationsmittel, das als Treibstoff für Scud-Raketen verwendet wird. Wir lokalisierten die Quelle und entdeckten mehrere Kilometer entfernt liegende irakische SA-2-Luftabwehrraketenstellungen. Die Dinger arbeiten äusserst genau.“ Desgleichen: „Zumindest existieren solche Waffen (chemischer resp. biologischer Natur) weder in der Quantität noch in der Qualität in einem Ausmass, um damit den Weltfrieden bedrohen zu können.“
Wieso verbreitet dann die Presse diese erfundene Gefahr für den Weltfrieden immer weiter? Wer den Weltfrieden in Wahrheit permanent bedroht, sind doch die USA und ihre Kriegslobby, wer sonst. Auch im Leitartikel der NZZ Nr. 56 / 8.3.03 wird ins gleiche Horn geblasen: Die irakische Abgabe von Dokumenten über die Abrüstung aller Massenver-nichtungswaffen hat sich"inzwischen bereits wieder als Täuschungsmanöver herausgestellt.“ Wie will die NZZ den Beweis hierfür antreten? Wer glaubt den Engländern und Ame-rikanern noch, nachdem uns unzählige Lügen aufgetischt wurden? Laut Scott Ritter wird"eine Lüge auch durch ständiges Wiederholen nicht zur Wahrheit!" Der französische Informationsdienst ‚Réseau Voltaire’ vom 2. 1. 03 vermittelt einen Bericht des Generals Peter Gration, der die australischen Streitkräfte im Golfkrieg befehligte. Dieser beschwört seine Mitbürger, nicht an einem zweiten Golfkrieg teilzunehmen. Er erklärt, dass der Vorwand der Massenvernichtungswaffen absolut unglaubwürdig ist. Er fügt hinzu, dass Australien im Falle einer Teilnahme das internationale Recht brechen und sich an einer Destabilisierung der Welt beteiligen würde. Er führt ferner aus, dass biologische und bakterielle Waffen eine kurze Lebensdauer haben, taktisch schwer zu handhaben sind und dass selbst dann, wenn Bagdad solche besässe, kein Anlass für einen Einsatz bestünde. Ebenso würde Hussein derartige Waffen niemals an terroristische Gruppen liefern.
Bereits am 31. Januar 03 erschien in der ‚New York Times’ der Bericht von Stephen C. Pelletiere, führender Mitarbeiter der CIA und der US-Armee, der eine der hinterhältigsten Lügen zur Rechtfertigung des nächsten Krieges der USA gegen den Irak nicht nur entkräftet, sondern sie auch wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht hat. Es geht um die Behauptung, dass Hussein chemische Waffen gegen die Bürger seines eigenen Landes, nämlich gegen das wehrlose, in der Nähe der iranischen Grenze gelegene kurdische Dorf Halabja eingesetzt habe. Diese ist längst zum festen Bestandteil der Vorwürfe all jener geworden, die den Machthaber in Bagdad als Monster darzustellen versuchen, der nur noch mit einem »Präventivkrieg« von Schlimmerem abgehalten werden kann. In Halabja wurden im März 1988 gegen Ende des Kriegs angeblich bis zu 5000 Dorfbewohner getötet. In Wahrheit wissen wir nur, dass an diesem Tag die Kurden von Halabja mit Giftgas bombardiert wurden. Aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass es irakische Chemiewaffen waren, welche die Kurden getötet haben«. Aber das sei »nicht die einzige Verfälschung in der Geschichte«, so Pelletiere. »Die Vergasung von Halabja, und das wissen wir mit Sicherheit, erfolgte während einer Schlacht zwischen Irakern und Iranern. Der Irak setzte Chemiewaffen ein, um die Iraner zu töten, die das irakische Dorf besetzt hatten. Wenn also dabei kurdische Zivilisten getötet wurden, dann hatten sie das Pech, ins Kreuzfeuer der Chemiewaffen geraten zu sein. Aber ganz sicher waren sie nicht das Hauptziel der Iraker«, betont der ehemalige CIA-Auswerter, um dann auf einen »dunkleren Teil der Geschichte« hinzuweisen: »Unmittelbar nach der Schlacht von Halabja führte die DIA (der militärische Geheimdienst der US-Army) eine Untersuchung durch, deren Ergebnisse in einem Geheimbericht festgehalten wurden«, so Pelletiere. »In diesem Bericht stand ganz klar, dass iranisches Gas die Kurden getötet hatte und nicht irakisches. Die Agency (DIA) hatte herausgefunden, dass beide Seiten in der Schlacht um Halabja Giftgas eingesetzt hatten. Der Zustand der Leichen der Kurden deutete jedoch darauf hin, dass sie mit einem Gift getötet wurden, der über die Blutbahnen wirkt, d.h. mit einem Gas auf Zyankali-Basis, das, wie bekannt, vom Iran ein-gesetzt wurde. Die Iraker, bei denen von der Einsetzung von Senfgas ausgegangen wurde, hatten zu jener Zeit kein Gas, das über die Blutbahnen wirkt«, führt Professor Pelletiere seine Beweisführung über die Lügen der Regierungen Bush und Blair zu Ende. (Auszug aus der Übersetzung in 'Junge Welt' vom 3. Februar 2003 - http://www.jungewelt.de/2003/02-03/005.php)
Wie kommt also die NZZ in ihrem Leitartikel dazu, jetzt noch die folgende Aussage zu machen:"Auf Grund seiner Angriffskriege gegen den Iran und Kuwait und seiner C-Waffen-Attacken auf Kurden im eigenen Land hätte Saddam Hussein eigentlich längst auch vor ein internationales Kriegstribunal gehört." (Nr. 56 / 8.3.03) Man sollte ja wohl noch annehmen dürfen, dass eine Berichtigung von der Tragweite wie die von Pelletiere auch in die Redaktionsstuben der NZZ gedrungen ist. Und vor ein Kriegsgericht gehörten in erster Linie einmal die Kriegsgurgeln der USA, wozu ich allen voran Henry Kissinger und die Mehrheit der CIA-Agenten zähle.
Wir lesen weiter (Nr. 65):"Welches Unheil er (also Saddam Hussein) nun militärisch und auch terroristisch noch anzurichten vermag, werden die nächsten Stunden und Tage zeigen." Wenig bis nichts, wenn man die bereits abgeschlossene Infiltration des Iraks durch die USA und deren militärische Übermacht bedenkt, die auf ein ausgeblutetes und ausspioniertes Land einschlagen wird. Die Situation sieht an Hand kurzer Auszüge aus dem Artikel von Wolfgang Sofsky (Frankfurter Rundschau vom 11. Februar 2002) wie folgt aus: Im Frühjahr 2002 wies Bush die CIA in einem Geheimdekret an, den Sturz Saddams vorzubereiten. Dies schloss die Lizenz zum Töten ein..Im Spätsommer 2002 übten amerikanische Spezialeinheiten mit ihren jordanischen Waffengefährten den Angriff auf Depots und Transportwege (der Verbund Jordanien / USA dürfte mit ein Grund für die erneute Anwesenheit des jordanischen Königspaars am WEF in Davos sein). Entlang der irakischen Grenze bauten sie ein Netzwerk vorgeschobener Stützpunkte auf, die seitdem als Basis der Infiltration dienen. Seit September 02 sind rund 150 Angehörige der CIA und der Special Forces auf dem Gebiet des Iraks unterwegs. Sie überwachen Ã-lfelder und Befestigungen, markieren Minenfelder und Flugabwehrstellungen für den Luftangriff. Im Westen suchen sie, unterstützt von britischen SAS- und israelischen Shaldag-Leuten, nach mobilen Abschussrampen und Bunkerdepots, um frühzeitig einen Raketenangriff auf Israel oder Jordanien auszuschließen. Gleichzeitig werden die Routen für die Invasion der Luftlandetruppen aus dem Westen gesichert. Im Süden bereiten die Kommandos den Vormarsch auf der Hauptlinie aus Kuwait vor, bilden Sabotagetrupps aus und dirigieren in der Flugverbotszone die Jagdbomber per Laser und Laptop. Aus Bagdad gelangen Nachrichten über die neu errichteten Verteidigungsanlagen an die Stäbe. Im Norden ähnelt die Lage der Situation in Afghanistan. Der irakische Zentralstaat hat in Kurdistan nicht nur die Hoheit in der Luft, sondern auch am Boden längst eingebüsst. In der Bergregion Kurdistans können sich die alliierten Agenten und Elitesoldaten nahezu frei bewegen. Seit Anfang 2002 sind sie mit der Befestigung von Stützpunkten, der Erkundung möglicher Angriffsziele und der taktischen Ausbildung kurdischer Hilfstruppen beschäftigt Und um der Zerstörung der Ã-lfelder vorzubeugen, sollen britische Teams bereits in der Gegend von Mossul aktiv sein. Der Luftkrieg hat ebenfalls schon begonnen. Im September 2002, noch bevor an der jordanischen Grenze die Infiltration begann, gingen die Alliierten dazu über, die Führungs- und Nachrichtenzentren der irakischen Luftabwehr gezielt zu bombardieren. Mehr als 100 Flugzeuge waren an diesem Angriff beteiligt. Während der letzten Wochen nahmen die Attacken dramatisch zu. Nahezu täglich werden Radarstationen, Artilleriestellungen und Kabelleitungen im Süden und Norden unter Beschuss genommen. Die Patrouillenflüge dienen nicht mehr dazu, das Gebiet zu überwachen, sondern die Verbindungslinien im gesamten Land zu kappen, die Kommandozentralen zu zerstören und die Flugabwehr systematisch auszuschalten.' Ein albtraumartiges Szenarium.
“Weshalb es für Bagdad so leicht war, die Mitglieder des Sicherheitsrates gegeneinander auszuspielen, so dass sie das ursprüngliche Ziel aus den Augen verloren, ist eine andere Frage" (Nr. 65). Die Schuld daran, dass keine zweite Resolution zustande kam, schiebt die NZZ ganz einfach"in erster Linie Saddam Hussein zu." Von einem gegenseitigen Ausspielen kann nicht die Rede sein, sondern lediglich von der nüchternen Erkenntnis der Mitentscheidungsträger, dass man die USA infolge ihrer haltlosen Drohungen - den Einsatz von Atomwaffen eingeschlossen - schon lange nicht mehr als Partner, sondern nur noch als Usurpator betrachten kann, der mit Druck und Bestechung arbeitet. Um verlässliche Anführer für eine Revolte gegen Iraks Regime zu gewinnen, werden lokale Warlords derzeit mit Zehntausenden von Dollars bestochen (Frankfurter Rundschau, 11.2.03). Auch für die den USA Sukkurs gewährenden zentral- und südosteuropäischen Reformstaaten schaut ein 'Kriegsgewinn' in Form von massiven Zusagen wirtschaftlicher Art heraus.
Dies sind einige wenige der in der NZZ publizierten Fakten, die entweder exakten Recher-chen nicht standhalten oder deren extreme Einseitigkeit zu relativieren wäre. Vollends in den Bereich der Fabel verweise ich die Behauptung des Chefredaktors Dr. H. Bütler, der sich nicht zu schreiben scheut (Nr. 56), dass die Zeiten für Rohstoffkriege seit 1989 / 91 wohl vorbei sind. Nein, sie fangen erst richtig an. Aufhorchen lässt auch seine Sicht, dass man (unter den jetzt gegebenen Umständen des Scheiterns der Resolution)"die UNO als potentielle 'Weltregierung' a priori nicht ernst nimmt". Ich danke für diese von niemand gewünschte Weltregierung, als deren hauptsächlichsten Drahtzieher ich die USA mit ihren seit Pearl Harbour geführten zahllosen Angriffskriegen sehe. Und die zum Teil massiv kor-rupten Mitgliedsstaaten, die auf Kosten der Steuerzahler am Dauertropf des Internationalen Währungsfonds hängen, tragen keineswegs dazu bei, die UNO glaubwürdig zu machen.
Darüber hinaus finden sich in der NZZ Beurteilungen der Kriegsgegner, die für meine Begriffe masslos arrogant sind. Gerhard Schröder bekommt jeweils eine volle Breitseite ab. Hier einige Ausschnitte: Schröder wird immer wieder unterstellt, dass sein Nein zu einem Irakkrieg aus wahltaktischen Gründen erfolgte. Entsprechende Darstellungen fanden sich auch in der Presse der BRD. Die Wahrheit ist, dass in dieser Frage praktisch das ganze Volk geschlossen hinter dem Kanzler steht. und dass die Reaktion der CDU überwiegend mit Empörung registriert wird. In dem Essay 'Vom Guten Geist verlassen' (NZZ 20 / 25. 1. 03) lesen wir u.a.:"Mit Bestürzung nahm man dort (in den USA) zur Kenntnis, dass Schröder zur Rettung seines Wahlkampfes willens war, die deutsch-amerikanischen Beziehungen so nachhaltig zu stören. Das gegenseitige Verhältnis hat sich seither nicht mehr erholt'. Kommentar: Wenn ich mich, um meine Beziehungen zu einer Weltmacht wie die USA nicht zu stören, zum Handlanger eines gegen alle moralischen Prinzipien verstossenden Angriffs machen soll, kann ich auf diese verzichten, denn dann stellen sie keine tragbare Beziehung mehr da, sondern die totale Abhängigkeit. Ferner:"Wie schon sein (Schröders) Verhalten im letzten Herbst, ist der neueste Schachzug eine billige, brüskierende Provokation der Amerikaner, die ja nie eine Teilnahme der Deutschen gefordert hatten." Letztere wurde vielleicht nicht laut ausgesprochen, sie war aber implizit immer gegeben. Der Autor täte gut daran, den in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' veröffentlichten Forderungskatalog der Regierung Bush an die BRD zu lesen, der unter"Deutschland eine 'zweite Chance"' geben" läuft. Er käme zu einem ganz anderen Ergebnis. Das gesamte Essay enthält aus meiner Sicht nicht nur völlig absurde pro-amerikanische Aussagen, sondern ist darüber hinaus von einer unaussprechlichen Häme gegen Schröder. Dieser wird u.a. auch als 'Anhängsel Chiracs' be-zeichnet, man spricht von"Schröder im Morast seiner Irakpolitik" und die Ablehnung des Krieges durch Frankreich und Deutschland figuriert unter"Eskapaden eines Chiracs und noch mehr eines Schröders". Es wird ihnen angelastet,"kurzsichtige innenpolitische Erwägungen über alles andere stellen". Kein Wunder, dass Blair von Seiten der Redaktion im Ruf der Standhaftigkeit steht. Es mag sich jeder seine Gedanken machen, ob man hier noch von einer objektiven freien Presseberichterstattung sprechen kann.
Die Ausgabe vom 31. 12. 2002 belehrt uns:"Als letztes Mittel muss eine militärische Intervention legitim sein. Sie muss zulässig sein, um einen höchst unberechenbaren Potentaten zu stürzen, von dem die Welt zu fürchten hat, dass er Massenvernichtungsmittel einsetzt oder sie terroristischen Netzwerken zuhält." Nun, der Krieg hat leider trotz weltweiter Proteste begonnen, womit die amerikanische 'Mutter aller Bomben' in Aktion tritt. Die Frage des Besitzes von Massenvernichtungsmitteln wird sich nie mehr klären lassen, da der Irak mit Sicherheit plattgewalzt wird. Für Scott Ritter stammen Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Perle aus dem Umfeld einer neokonservativen Denkfabrik, die äusserst enge Beziehungen zu Israel unterhält und die den Irak als Bedrohung für Israel und die Vereinigten Staaten ansieht. Sie haben sich ideologisch, intellektuell und politisch darauf eingeschworen, Saddam Hussein zu beseitigen (Krieg gegen den Irak, S. 89f) Wenn man bedenkt, dass an diesen zuletzt die Forderung ergangen ist, im irakischen Fernsehen öffentlich zu erklären, dass er Massenvernichtungswaffen besitzt, könnte man glauben, vernunftslosen, total enthemmten und sich der primitivsten Mittel bedienenden Regierungsspitzen ausgeliefert zu sein.
Bettingen, den 20. März 2003</font>
Gruß
G.
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No_Fear
21.03.2003, 12:49
@ Galiani
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Sehr, sehr einseitig.... |
-->wäre vielleicht erwähnenswert, dass insbesondere Deutschland und Frankreich sehr, sehr gut an der Aufrüstung Husseins verdient haben. Deutschland durch den Bau mehrere Giftgasfabriken und dem Verkauf von Bakterienkulturen und Chirac durch den Verkauf einer Nuklearanlage (die dann allerdings von den Israelis zerstört wurde).
insgesamt waren 22länder an der Aufrüstung von Saddam beteiligt, die USA lieferte Waffen, Raketen usw., alles Waffen die sich abnützen und einmal untauglich werden, Deutschland trägt aber die Schande, Know How geliefert zu haben!!
zum lesen und nachdenken!!!!!!!
Die Bagdad-Connection
In den achtziger Jahren verdiente die deutsche Industrie gut an der Aufrüstung des Irak. Um das Geschäft wieder aufnehmen zu können, fordert ihr Lobbyverband BDI politische Unterstützung.
Von Hans Branscheidt
»Es ist nicht ungefährlich, was die Deutschen da gebaut haben«, erklärte Haschim, »die Hauptwindrichtung geht auf Bagdad, daher die Maulwurfstätigkeit und die Batterien der SA 2-Luftabwehrraketen, die du überall hier siehst. Dazu die Gebäudeattrappen, die angreifende iranische Flugzeuge irreleiten sollen. Ob eure Techniker das alles übersehen haben?«
1988, in der letzten Phase des ersten Golfkrieges, fuhr ich mit Haschims Hilfe in das Sperrgebiet von Samarra. Fotografieren war überall streng verboten. Draußen in der Wüste, 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und weitläufig eingezäunt, hatten die Iraker in den SEPP genannten Komplexen Ahmed I und Ahmed II ihre Anlagen zur Herstellung chemischer Kampfstoffe errichtet.
Auch an Sicherungsmaßnahmen gegen Luftangriffe des Kriegsgegners Iran dachten die Ingenieure. »Einen wesentlichen Teil der 45 Quadratkilometer großen Fabrik haben sie unter die Erde verlegt, dazu gehören die automatischen Abfüllanlagen für die Konfektionierung in Granaten und Bombenkanister, aufgeteilt auf mehrere voneinander getrennte Produktionsstraßen.« Haschim hielt diese Maßnahmen nicht für ausreichend: »Sicher ist das trotzdem nicht. Die Iraner haben längst Bomben, deren Sprengkraft bis in 30 Meter Tiefe reicht. Treffen sie gezielt, entweichen die Giftstoffe in großen Mengen und bedrohen die Bevölkerung Bagdads.«
Die westdeutschen Techniker und ihre geschäftsführenden Auftraggeber, die selber gar nicht bestreiten, hier aktiv geworden zu sein, wollen dennoch nicht bemerkt haben, dass sie an einer militärischen Anlage arbeiteten. »Sie waren zu Dutzenden hier«, bemerkte Haschim, »und ich war 1984 einer der Zuständigen für ihre Abschirmung.« Der deutschsprachige Haschim erinnerte sich genau an »Herrn Michael Fraenzel, den Bagdader Büroleiter der Firma Kolb / Pilot Plant«, und er ist mit sichtlichem Vergnügen imstande, den südhessischen Dialekt von Ewald G. aus Großwallstadt nachzuahmen, der für die Firma Hammer aus Kleinostheim bei Aschaffenburg hier beschäftigt war.
Dessen volle Identität teilte ich der zuständigen Staatsanwaltschaft Darmstadt mit. Doch das Interesse der deutschen Justiz an einer Verfolgung der Todeshändler war damals nicht größer als heute. Sie waren anerkannte Geschäftsleute in einer Bundesrepublik, deren oberstes wirtschaftliches Credo lautete, dass jeder Export erlaubt ist. In den achtziger Jahren wurde die noch geteilte Republik zum größten Exporteur der Welt und rangierte auf dieser Skala vor den USA und Japan. Nur die Ausfuhr von Rüstung und sensibler Elektronik, von Nuklear- und kriegswaffentauglicher Chemietechnologie war untersagt oder musste extra genehmigt werden.
Zwar war diese Verbotsliste umfangreich, aber die Praxis galt als äußerst liberal. Die 75 000 pro Jahr beim Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn eingehenden Anträge wurden von weniger als 70 Beschäftigten bearbeitet. Und der Kommentar zum Außenwirtschaftsgesetz stellte großzügig fest, dieses sei »im Zweifelsfall zugunsten des Freiheitsprinzips« auszulegen. Um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden, ließ die Bundesregierung die »Angaben zu Rüstungsexporten auf ein begrenztes Maß an Publizität« beschränken. Der damalige Staatssekretär Ludolf von Wartenberg, im Jahre 2002 im Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) erneut für das Irak-Geschäft zuständig, betonte 1988 ausdrücklich: »Die Veröffentlichung von Ausfuhrwerten nach Empfängerländern kommt nicht in Betracht.«
Für solche Restriktionen gab es gute Gründe. Ende 1980, kurz nach Beginn des ersten Golfkrieges, warf die iranische Regierung dem Irak erstmals den Einsatz von Giftgas vor. Nach Angaben des schwedischen Forschungsinstituts Sipri ist es allein in den Jahren 1980 bis 1984 etwa 140 Mal zu Giftgaseinsätzen Iraks gegen iranische Truppen gekommen, die schließlich 1986 erstmals vom UN-Sicherheitsrat als solche festgestellt und verurteilt wurden.
Im Juli 1988 gestand der damalige irakische Außenminister Tariq Aziz diese Tatsache explizit ein. Abgelegt wurde das Geständnis am geeignetsten Ort, auf einer Pressekonferenz in Bonn, wo diese Mitteilung mit einer beachtlichen Gratifikation honoriert wurde. Aus »einer Hermes-Bürgschaft über 300 Millionen Mark … (wurde) ihm die letzte Rate erlassen« (1). Die hoch defizitäre irakische Kriegsindustrie sollte zwecks Fortsetzung des blutigen Geschäfts spürbar entlastet werden.
Unmittelbar nach der Rückkehr von Aziz aus Bonn wurde der chemische Krieg gegen iranische Truppen ergänzt durch dieselbe Kriegsführung gegen die im Irak lebenden Kurden. Erst nach der chemischen Vernichtung Halabjas im Jahre 1988, nach massiven iranischen, israelischen und US-amerikanischen Protesten bequemte sich die Bundesregierung, den Bundestag über »den Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts der Ausfuhr von Ausrüstungsteilen zur Produktion chemischer Kampfstoffe im Irak« zu unterrichten.
Nicht mehr zu leugnen war nämlich die 1984 bereits in der New York Times erschienene Meldung, dass zwei deutsche Unternehmen, die Firmen Karl Kolb und deren Tochter Pilot Plant (Frankfurt), Laboranlagen geliefert hätten, die zur Herstellung der verwendeten toxischen Kampfmittel geeignet seien. Gegen den 1987 ausgesprochenen »Genehmigungsvorbehalt« in Sachen Kolb klagte die Firma vor einem hessischen Gericht - und bekam Recht. So konnte auch die finale Lieferung an den Irak noch durchgeführt werden.
Hitler-Reden als Kundenservice
Zeichnet man die inzwischen gut dokumentierten Grundzüge der deutsch-irakischen Giftgasproduktion nach, so beginnt deren Geschichte Anfang der achtziger Jahre mit der Errichtung des SEPP-Chemiekomplexes innerhalb einer riesigen Sperrzone von 160 Quadratkilometern. Nach offiziellen irakischen Angaben diente die gewaltige Anlage mit 40 Kilometern Straßen und Hunderten von Gebäuden der Herstellung von Pestiziden, ausgerechnet für die im Krieg niedergegangene Dattelkultivierung.
Beteiligt am Aufbau des Kombinats waren die deutschen Firmen Preussag, Heriger, Hammer und Rhein-Bayern sowie die notorische Firma Kolb. Hinzu kam ein weiteres unverzichtbares Unternehmen, das unter den Buchstaben W.E.T. ins Handelsregister Hamburg eingetragen war. Es gehörte handelsrechtlich einem irakischen Beamten und einem Mitglied des Bundesnachrichtendienstes.
Dass von Pestiziden nur zur Tarnung die Rede war, ergibt sich unter anderem aus der Lieferung »einer Gaskammer, in der auch die Wirkung von chemischen Kampfstoffen an Hunden und Katzen überprüft werden kann« (2) durch Kolb/Pilot Plant nach Bagdad. Über die Firma Rhein-Bayern, die Speziallabors für Lkw lieferte, berichtete der stern: »Für Kunden aus dem Irak hat der Eigentümer Anton Eyerle eine Überraschung vorbereitet, aus einem originalen Volksempfänger dröhnen die Reden von Adolf Hitler. Für Eyerle (...) findet der Kampf ums Vaterland in der Golfregion statt.« Allein Eyerles Jahresumsatz in diesen Geschäften lag bei 30 Millionen Mark. Dieselbe Ausgabe des stern erwähnt eine weitere brisante Lieferung: »›Rhein-Bayern‹ lieferte via ›Kolb‹ acht mobile toxikologische Labors«, nämlich Chemielabors in sandfarbenen Magirus-Iveco-Lkw. Der Chemiewaffenexperte Adolf-Henning Frucht charakterisierte die Gefährte später so: »Dieses Gerät ist hervorragend geeignet, um taktische Gemische von verschiedenen chemischen Kampfstoffen bestimmen zu können.«
Außer dem Komplex nahe Samarra entstand ab 1985 die zweitgrößte irakische Giftstofffabrikation bei Falluja, südwestlich von Bagdad. Auftragsnehmer bei einem Volumen von 20 Millionen Mark war auch in diesem Fall die Hamburger Firma W.E.T., die in enger deutsch-französischer Kooperation das Irak-Geschäft betrieb. Ein weiteres militärisches Primärprojekt des Ba’ath-Regimes wurde unter der Code-Bezeichnung SAAD 16 in der Nähe von Mossul errichtet und fungierte als Schwerpunkt für die Raketentechnologie. Die Treibsätze, die hier entwickelt wurden, sollten den Bau von Raketen mit großer Reichweite und dreifacher Schallgeschwindigkeit ermöglichen.
Gleichzeitig war man hier mit der Frage beschäftigt, wie es möglich sei, die Raketenköpfe mit tödlichen Nervengasen und bakteriologischen Stoffen zu bestücken. Der Bau der Anlage, deren weit reichende Massenvernichtungskraft ausdrücklich für den »zionistischen Feind Israel« bestimmt war, geriet fast ausschließich zum Werk deutscher Firmen. Generalunternehmer für den Gesamtkomplex war die Gildemeister Protecta, eine Tochterfirma des gleichnamigen Bielefelder Werkzeugmaschinenherstellers. Weiter engagiert waren die Firmen MBB, Karl Kolb, Schneck und Integral Sauer.
Auch die eigentliche Endfertigungsstätte für den irakischen Raketenbau, die südlich von Bagdad bei Mahmudiya lag, wurde mit deutscher Beteiligung errichtet. Unter der Leitung des Consen-Subunternehmers Fenneberg wurden ab August 1987 die drei Anlagenkomplexe in Tag- und Nachtarbeit von 7 500 Arbeitsmigranten aus Indien und Pakistan errichtet. Siemens lieferte für das Raketenwerk die Schaltanlagen und Transformatoren. Genau hier entstanden mit substanzieller deutscher Hilfe auch jene Raketen, deren mit Giftgas gefüllte Köpfe später auf das Ziel Tel Aviv ausgerichtet werden sollten.
Für die deutsche Rüstungsindustrie war dies nicht nur ein gigantisches Geschäft, das potenziell den Zugriff auf irakische Devisenreserven in Höhe von 30 Milliarden Dollar versprach. Es war zugleich auch die Lehrzeit für die Kultivierung aller späteren deutschen Camouflagen, an Exportverboten vorbei ungehindert tödliches Gerät in alle Welt liefern zu können. Am Beispiel Irak probten die Deutschen das Verfahren, Rüstungsgüter prinzipiell als zivile Waren zu deklarieren. Mit Hilfe des diskreten Kunden Saddam Hussein gelang eine umfassende militärische Kooperation zwischen Deutschland und Irak, die ganz besonders auch die Elaborierung und Produktion moderner Massenvernichtungsmittel umfasste.
Erst Anfang 1990 nahm eine der im Bundestag vertretenen Parteien die Sache immerhin so ernst, um den nahe liegenden Gedanken an einen parlamentarischen Untersuchungsauschuss zu erwägen. Unmittelbarer Anlass war den Grünen der äußerst lückenhafte »Bericht über die Ausfuhren in den Irak«, den der damalige Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann dem Parlament übergeben hatte. Möllemanns »Irak-Bericht«, Aktenzeichen AZ V B4-296-92-VS, war als Verschlusssache klassifiziert und daher nur wenigen Parlamentariern bekannt. Auf 64 Seiten hatten Beamte des Wirtschaftsministeriums unter Möllemanns kundiger Aufsicht - er fungierte in der zu untersuchenden Periode des Waffentransfers als Staatsminister im Auswärtigen Amt - vornehmlich bereits bekannte Informationen aufbereitet.
Dabei musste allein schon das Volumen der genehmigten Exporte stutzig machen, sowie dass sie während der gesamten Dauer des irakisch-iranischen Kriegs erfolgt sind und damit in die Amtsperiode von drei FDP-Wirtschaftsministern fallen: Otto Graf Lambsdorff, Martin Bangemann und Helmut Haussmann. Die genehmigten Exporte umfassten unter anderem 111 militärisch einsetzbare Lkw, Computerelektronik, Radar und Chiffriergeräte, Waffen und Munition. Der neutralisierte Report widerlegte nicht zuletzt die ständige Beteuerung Möllemanns, die Regierung habe zwischen 1981 und 1990 keinem Export von Kriegswaffen in den Irak zugestimmt.
Im Zweifel zugunsten der Exportbilanz
Auf Seite 19 des Berichts steht: »Entsprechend den rüstungsexportpolitischen Grundsätzen hat die Bundesregierung bei der Genehmigungserteilung für Zulieferung ins Partnerland (gemeint ist: das Transferland Frankreich) dem Kooperationsinteresse Vorrang eingeräumt.« Im Klartext: Dem Münchner Rüstungsunternehmen wurde die Lieferung von Lenkwaffenteilen nach Frankreich gestattet, die von der hier ansässigen Firma Euromissile, die zu 50 Prozent MBB gehörte, dann als komplettierte Waffensysteme in den Irak verschifft wurden. Derart wurden aus Deutschland via Frankreich in den Irak geliefert: 133 Flugabwehrraketen-Systeme Roland mit 4 250 Raketen, 262 Startanlagen der Panzerabwehrwaffen HOT mit 10 953 Raketen und 372 Startanlagen der Panzerabwehrwaffen Milan mit 12 386 Raketen.
Ein Arsenal zur Führung kompletter Schlachten. Und ein frühes Zeichen des deutsch-französischen »Schulterschlusses« in Sachen Irak, von dem Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Zeit so sehr schwärmt. Jacques Chirac war damals selber unmittelbar im Irak-Geschäft tätig, er lieferte dem Ba’ath-Regime hochwertige Nukleartechnologie.
Sensationell las sich schließlich die Seite 22, wo die Beteiligung der nicht wegzudenkenden Firma Kolb/Pilot Plant am Aufbau des irakischen C-Waffenprogramms referiert wird. Explizit bestätigt der Bericht, dass die Regierung Deutschlands schon 1982 erste Hinweise auf die Beteiligung bundesrepublikanischer Unternehmen an diesem Komplex besaß. Statt unverzüglich eine genaue Außenwirtschaftsprüfung vorzunehmen, schlug sie nun »informelle Gespräche« mit den Vertretern der Firma vor.
Im Möllemann-Bericht heißt es bitter: »USA und Israel bleiben weiterhin von einer Beteiligung deutscher Firmen an der irakischen Giftgasproduktion überzeugt und berichteten mehrfach über ihnen vorliegende Erkenntnisse.« Erst ein Jahr nach der vollen Aufnahme der Chemiewaffenproduktion in Samarra leitete die Staatsanwaltschaft Darmstadt im November 1987 ein Ermittlungsverfahren gegen Kolb ein. Trotzdem erklärte Wirtschaftsminister Bangemann noch im Dezember 1987, die Anlagen von Kolb seien »nicht zur Herstellung chemischer Waffen geeignet«. Wie mangelhaft die Bonner Maßnahmen waren, belegt sogar der Bericht Möllemanns auf Seite 29 mit der beiläufigen Information, dass die Firma Kolb 1988/89 damit begonnen hatte, an der neuen Chemiewaffenproduktion in Falluja mitzuarbeiten - dem Dossier zufolge eine weitere Fertigungsanlage, die »moderner noch und funktionsfähiger als in Samarra konzipiert« sei.
Auf der Seite 29 des Reports war schließlich auch zu erfahren, auf welche Art die immer mehr unter Druck geratende Bundesregierung ihre angebliche Ahnungslosigkeit zu erklären suchte, wenn ausgeführt wird, dass das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung 1989 der Darmstädter Staatsanwaltschaft »leider« keine Amtshilfe leisten konnte, weil es »über keine Wissenschaftler oder Fachleute zur Beurteilung derartiger Chemieanlagen oder Fertigungsanlagen verfügte«. Man log wie Saddam: Entwickeln konnte man, liefern auch, und im Irak mit deutschen Technikern auch alles installieren. Nur »beurteilen« konnte man nicht, was man tat.
Gezwungenermaßen beschäftige sich der Bericht Möllemanns auch mit dem Wirken der dubiosen Firma W.E.T. in Hamburg, die von Eingeweihten als Tarnunternehmen des Bundesnachrichtendienstes begriffen wurde. Ihre Gründung fiel in die Zeit, als der heutige heftige Gegner einer US-Intervention, Klaus Kinkel (FDP), Herr des Dienstes war. W.E.T. soll »nach hier vorliegenden Erkenntnissen« Mitte der achtziger Jahre an »biotechnischen Exporten in den Irak« beteiligt gewesen sein.
Seit März 1990 lagen dem Hause Möllemann nach eigenem Eingeständnis noch weit mehr Hinweise auf die entscheidende Mitwirkung Deutscher an der Elaboration von biologischen Kampfstoffen vor. Von den Toxinen Botulinus A und B ist offen die Rede. Welcher Art die »Erkenntnisse« sind, verschweigt der Bericht. Er geht auch nicht auf die Behauptungen ein, dass ein BND-Mitarbeiter aktiv an den Machenschaften der W.E.T. teilgenommen habe. Dagegen aber macht der Report deutlich, dass der Irak mit deutsch-französischer Beteiligung in die Lage versetzt worden ist, den Entwicklungszeitraum zur Herstellung von Atomwaffen von zehn auf fünf Jahre zu verkürzen.
Für nicht zur weiteren Behandlung geeignet erachtete man die offene Frage, weshalb die Bielefelder Firma Gildemeister bis 1989 an der Fertigstellung des Militärprojekts SAAD 16 in Mossul mitarbeiten durfte, obwohl dem Bonner Wirtschaftsministerium seit 1981 vage, seit 1982 konkrete Erkenntnisse über die Errichtung des militärischen Raketenkomplexes mit deutscher Beihilfe vorlagen. Die Firma Havert hatte für ihre diesbezüglichen Exporte sogar aus Steuergeldern eine Hermes-Bürgschaft in Höhe von 2,4 Millionen Mark erhalten. Erst später gab man zu, dass das Geschäft besonders konstruierte Bestandteile von Raketen betraf.
Während Möllemanns Dossier mehr oder minder geschickt jede Regierungsverantwortung für Giftgasexporte leugnete, äußerten sich Vertreter der beteiligten Firmen gelegentlich mit zynischer Offenheit. Die Darmstädter Verfahren, in denen am Ende nur geringe Ordnungswidrigkeitsstrafen verhängt wurden, kommentierte der Kolb-Geschäftsführer Dieter Backfisch: »Für die Leute in Deutschland ist Giftgas eine ganz furchtbare Sache, Kunden im Ausland stört das nicht« (3). Heute gilt dieser Satz wohl eher umgekehrt.
»Die deutschen Todeskrämer lieferten den technischen Sachverstand und Material für die Produktion von Giftgas an den Irak, an Syrien und Libyen«, schrieb William Safire 1989 in der New York Times. »Dabei sollte man erwarten, dass die gegenwärtige Generation von Deutschen, die sich der Schuld ihrer Väter am Vergasen von Millionen Menschen vor gar nicht so langer Zeit bewusst sein sollten, besonders empfindlich auf die Möglichkeit reagieren würde, Deutsche könnten einem terroristischen Diktator beim Gasmord in irgendeiner Weise helfen.« Der Fall des Irak beweist aber, dass die Deutschen sich erneut entschlossen, den Massenmord zum Produktionsziel zu erklären, nachdem sie zuvor im Ersten Weltkrieg im belgischen Ypern und später in Auschwitz als Vergasende tätig geworden waren.
Nicht zu leugnen war auch die rege und äußerst lukrative Beteiligung der Deutschen Demokratischen Republik an der Aufrüstung des Irak. Ihre Ifa-Lastwagen stellten das Rückgrat der Kriegslogistik des Landes dar. Und ihre realsozialistischen Nachgeborenen erdreisten sich heute in der jungen Welt, den Giftgaseinsatz Saddams im Einklang mit der NPD schlankweg als »Bushs Genozid« zu leugnen.
Die Deutschen liefern auch schon wieder: Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelte und verurteilte inzwischen in Zusammenarbeit mit dem Kölner Zollkriminalamt sechs Mitarbeiter deutscher Unternehmen, denen die Lieferung von illegaler Technologie an den Irak nachgewiesen werden konnte. Einer dieser Fälle betraf Spezialbohrgeräte für das weit reichende 210-Millimeter-Geschütz al-Fao.
Romantische Anhänglichkeit
Dass der Druck, den Export potenziell militärisch nutzbaren Materials strenger zu kontrollieren, nach dem Ende des zweiten Golfkriegs gewachsen war, mochte die deutsche Industrie nicht hinnehmen. Doch um das lukrative Exportgeschäft voll wieder aufnehmen zu können, bedurfte es nun einer politischen Intervention gegen die Irak-Politik der USA. Mit ihren Vorstößen in diese Richtung waren die Wirtschaftsvertreter bei der rot-grünen Koalition erfolgreich, lange bevor Schröder im Spätsommer 2001 den Frieden als Wahlkampfthema entdeckte. Die strategische Option, gemeinsam mit Frankreich die US-Politik zu torpedieren, wurde bereits vor mehr als zweieinhalb Jahren auf einem Treffen von Industrie- und Regierungsvertern diskutiert.
Am 29. Juni 2000 traf sich auf Einladung des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) ein diskret firmierender »Gesprächskreis Irak«, im Berliner Hotel Radisson SAS, dessen bloße personelle Zusammensetzung schon darlegt, dass die alten Geschäfte mit dem Irak auch von den alten Beteiligten weitergeführt werden sollen. Versammelt waren, unter neutralem Namen bei der Hotel-Reception avisiert, die Teilnehmer einer BDI-Delegationsreise im Mai 2000 nach Bagdad, die nun in Berlin deren Ergebnisse auswerten wollten, um die angestrebten neuen Verträge auch unter Dach und Fach bringen zu können.
Als wäre nie etwas gewesen, erfolgte die artige Begrüßung durch den BDI-Hauptgeschäftsführer Dr. von Wartenberg, der jahrelang kraft seiner Position im Auswärtigen Amt zur Hochzeit des Giftgas-Technologietransfers jede prekäre Lieferung an den Irak bestritten hatte und nunmehr idealerweise zuständig für die Vermittlung der aktuellen privatwirtschaftlichen Interessen der deutschen Irak-Lobby war. Von Wartenberg lobte in lyrischen Wendungen eingangs die irakische »fast romantische Anhänglichkeit gegenüber Deutschland« und erinnerte die ergriffen Lauschenden daran, dass die irakischen Eliten in den dreißiger Jahren einmal die deutsche und die italienische Sprache gelernt hätten - wohl auch damals in romantischer Verzückung.
Dann trug er das Schreiben des BDI an den »BM Fischer« vor, dessen Verlesung der anwesende deutsche Geschäftsträger in Bagdad, Dr. Claude Robert Ellner, mit zustimmendem Kopfnicken folgte. Von Wartenberg betonte, es sei »höchste Zeit« für »die Durchsetzung nationaler deutscher Interessen sowohl in Irak als auch bei den UN einzutreten«, denn »insbesondere gegenüber dem UN-Sicherheitsratsmitglied USA, aber auch gegenüber anderen müsse verdeutlicht werden, dass mit der bislang verfolgten Politik in New York deutsche Wirtschaftsinteressen stark beeinträchtigt würden«.
»Dr. Ellner ergänzt aus seiner Sicht zunächst mit dem Dank an die Teilnehmer der Reise im Mai 2000, die durch ihre beeindruckende Anzahl und ihr engagiertes Auftreten dem Vertreter der Bundesregierung vor Ort die Arbeit erleichtert habe - nicht zuletzt, weil Präsident Saddam Hussein persönlich den Besuch der BDI-Delegation goutiert hätte. In einer Vielzahl von Gesten der Sympathiebekundung und dem Rahmen des Besuchs, der normalerweise nur hochrangigen offiziellen Besuchen vorbehalten bliebe, hätte sich dies widergespiegelt. Nach der Kabinettssitzung hätte Präsident Saddam im Fernsehen erklärt, (…) eine Arbeitsgruppe werde unter Tariq Aziz eingesetzt, um die Zusammenarbeit BDI/IFI unterstützend zu begleiten.«
Dann waren die Teilnehmer dran. Es eröffnete ein Redner, dessen Firma dem früheren Giftgastechnologie-Transfer geradezu einen historischen Namen gegeben hatte: Dr. Michael Fraenzel aus dem Hause Kolb beklagte sich darüber, dass neue Geschäfte nur schleppend in Gang kämen, obwohl man doch die eigenen Angebote extra über die »österreichische Zweigniederlassung eingebracht hätte«. Kolb nämlich weiß, wofür der Name Kolb steht, und bringt sich deshalb mithilfe anderer Unternehmen wieder ins Geschäft. Die deutschen Anwesenden störte das nicht.
Der diskrete Charme des BDI
Vor allem aber klagten die beiden folgenden Redner der Firmen Terramar und VA Tech von der Bundesregierung die Lösung des Problems der »Gesamtbesteuerung« ein, weil sie gern im Irak, weniger gern in Deutschland versteuern möchten. »Herr Schmid, Dresdner Bank, äußert Misstrauen und sagt sogar große Probleme voraus, wenn nennenswerte Altforderungen (in beiden Richtungen!) nach Aufhebung des Embargos zur Verhandlung anstünden. Den Reparaturbedarf der irakischen Ã-lindustrie könne man zwar auf 30 Milliarden US-Dollar beziffern, der allerdings in zehn Monaten und nicht in zehn Jahren zu decken sei. Dies ließe sich aber auch nicht annähernd im Rahmen von Oil-for-Food Geldern und ohne Hermes-Abdeckungen (aus Steuermitteln) oder die Hilfe der Banken bewerkstelligen.«
Die Bundesregierung soll aus eigenen Mitteln die alten sehr guten Irak-Konditionen für die deutsche Wirtschaft wieder gewähren. »Jenseits des Embargos«, sagte einer der Teilnehmer in der Pause, »aber ruhig im Rahmen eines Containments.« Für jenen großartigen Vorschlag wollte man eben auch den »BM Fischer« gewinnen, damit die deutsche Industrie, gewappnet mit vielen Krediten und steuerlichen Erleichterungen, ihren eigenen Kampf zur »Eindämmung« Saddam Husseins weiterführen kann.
An irakischen Vorbehalten würde die Exportoffensive gewiss nicht scheitern: »Herr Schröers, Firma Atecs Mannesmann, betonte, dass das Geschäft nun anlaufe, dass der Irak deutsche Produkte wolle. Es müsse möglich sein, die Vergangenheitsbewältigung (Altschulden) mit der Zukunft (Neugeschäft) zu verbinden.« Es ist wohl dieses beabsichtigte »Neugeschäft« und diese Art der »Vergangenheitsbewältigung«, die sich positiv auf die alten Fundamente der irakischen Diktatur bezieht und von einem regime change nichts wissen will, die deutsche Unternehmer und ihre Regierung derart furios gegen eine US-Regierung aufgebracht hat, die auf der Beendigung aller wirtschaftlichen Beziehungen zum Ba’ath-Regime bestand und besteht.
Die Abneigung der Eliten der deutschen Industrie gegenüber einem Regimewechsel im Irak hat schlicht zum Grund, dass einem im Falle einer Demokratisierung des Zweistromlands die privilegierte Geschäftsbeziehung flöten geht. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Moosbauer, früher Mitglied in Möllemanns Deutsch-Arabischer-Gesellschaft und erstmals Gast in dieser Runde, regte laut Protokoll an, die »französische EU-Präsidentschaft solle sich um eine eigenständige europäische Irak-Politik bemühen, dies wolle er im Auswärtigen Ausschuss anregen«.
Moosbauer, der genau weiß, dass weit vor allen US-Lieferungen in der Vergangenheit Chirac einmal der Schrittmacher bei der Aufrüstung des Regimes gewesen ist, möchte Frankreich dafür gewinnen, als Türöffner zu deren Fortsetzung zu dienen. »BM Fischer sei der französischen Haltung gegenüber aufgeschlossen, (…) es müsse eine neue Definition für dual-use-Güter gefunden werden«, bemerkte Moosbauer damals. »Dr. von Wartenberg bedankt sich herzlich für die Darlegungen. Bedeutsam wäre, wenn die deutsche Industrie ihre Vorstellungen in die politischen Leitlinien des Bundestages einfließen lassen könnte.« Das dürfte mittlerweile geschehen sein, das Bemühen um deutsch-französische Koordination ist jedenfalls nicht ohne Erfolg geblieben.
Die politische Brisanz ihrer wirtschaftspolitischen Offensive und die potenziellen Stolpersteine waren den Beteiligten bewusst: »Herr Müller, IMAG, forderte staatliche Beihilfen für die Beteiligung an der geplanten Messe in Bagdad. Herr Mayr sprach die bekannte Problematik des Israel-Boykottschreibens an. Herr Dr. Ellner (AA) sagte zu, dies mit dem Handelsministerium erneut aufzunehmen.« Ratsam schien ihnen daher, sich um Diskretion zu bemühen: »Dr. von Wartenberg fasst zusammen: Die Irak-Reise war ein big event. Im irakischen Fernsehen lassen wir uns gerne feiern, in unseren Medien ist uns etwas mehr Zurückhaltung lieber.«
Dr. Ellner, der deutsche Geschäftsträger in Bagdad, nahm am Ende der Begegnung - man gab sich inzwischen humanitär - die »spontane Zusage« der deutschen Wirtschaft zur Einrichtung eines Kinderkrankenhauses im Irak dankend entgegen. Diese Absicht ist ganz besonders auch die gleichfalls mit einem Vertreter anwesende Deutsch-Irakische-Gesellschaft e.V. (DIG) verpflichtet. Die DIG organisierte seit 1991 mindestens zehn »humanitäre Reisen« in den Irak, darunter auch den berüchtigten Solidaritätsflug nach Bagdad im Juni 2001, an dem Jamal Karsli und der Ehrenvorsitzende der deutschen Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), Professor Ulrich Gottstein, teilnahmen.
Beim BDI-Treffen war der Vorsitzende dieser Gesellschaft zu Gast, der Marburger Professor Walter Sommerfeld, der als »Friedensfreund« und »Embargogegner« weithin als Referent und Experte für unmenschliche Sanktionen gegen den Irak auf Veranstaltungen hoch im Kurs steht. Sommerfeld saß zwischen dem Vertreter der Firma Kolb und dem Delegierten der in allen armen Ländern dieser Erde berüchtigten Geisenheimer Waffenschmiede Fritz Werner.
Sie alle wissen ganz genau, weshalb sie das störende Embargo beseitigt wissen wollen. Doch bedeutet die deutsche Treue zu dem jetzt ernsthaft bedrohten Saddam mehr als nur »romantische Anhänglichkeit«. Hinter ihr steht eine elementare, durchaus realistische Furcht. Anlässlich eines Kampfes um Bagdad könnten die noch vorhandenen Reste der deutschen Chemie- und Biowaffenproduktion zum Einsatz kommen, gegen Iraker wie Amerikaner. Die moralisch-politischen Auswirkungen wären wie die Schadenersatzforderungen ungeheuerlich. Zumal da nach dem Sturz Saddam Husseins alle Archive geöffnet werden könnten.
Anmerkungen
(1) Frankfurter Rundschau vom 6. Januar 1989. Mit Hermes-Bürgschaften werden riskante Handelsgeschäfte und Investitionen abgesichert.
(2) stern vom 10. Dezember 1987
(3) Frankfurter Rundschau vom 6. Januar 1989
(4) Alle Zitate stammen aus dem mir vorliegenden Protokoll.
Hans Branscheidt ist Mitarbeiter der Koalition für einen demokratischen Irak (KDI) und seit 1988 Mitarbeiter von Medico International
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No_Fear
21.03.2003, 12:51
@ No_Fear
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Wir sind die Guten... |
-->Wir sind die Guten
Und für wen wir sind, der kann nicht schlecht sein. Achtzig Jahre deutscher Kriegs- und Friedenspropaganda von Löwen bis Halabscha
Thomas Uwer/ Thomas von der Osten-Sacken
Knappe vier Jahre ist es her, daß Rudolf Scharping dem deutschen Bundestag den Hufeisenplan enthüllte und mit tränenerstickter Stimme erklärte, serbische Soldaten grillten die Föten kosovarischer Frauen. Der offensichtliche Unfug reichte aus, einen deutschen Kriegseintritt zu rechtfertigen und knüpfte vermutlich ganz unwissentlich an eine lange Tradition der Tatsachenverweigerung an, die im August 1914 begründet wurde. Bereits als deutsche Truppen Belgien verwüsteten, die Stadt Löwen zerstörten, die dortige Bibliothek niederbrannten und mit größter Grausamkeit völlig unbeteiligte Zivilisten exekutierten, zeigten die Deutschen jene vollständige Resistenz gegen Tatsachen, die nicht in ihr Weltbild passen.
"Die deutschen Zeitungen waren von der ersten Woche an voll von Geschichten über die 'abscheulichen Grausamkeiten' der Belgier, von 'Geistlichen, die bewaffnet an der Spitze der Freischärler kämpften... von heimtückischen Überfällen auf Patrouillen und Posten, die man später mit ausgestochenen Augen und abgeschnittenen Zungen gefunden' habe", schreibt Barbara Tuchmann über die den Einmarsch in Belgien flankierende deutsche Propaganda. Voller Unverständnis und moralischer Empörung sah man, daß sich Belgien, ein neutrales Land, gegen die deutsche Invasion wehrte. Nicht der eigene Überfall, sondern die Gegenwehr der Überfallenen erschien den Deutschen als Ungeheuerlichkeit und Verletzung des internationalen Kriegsrechts. Tuchmann:"Verletzung des Völkerrechts - das war bei den Deutschen zur fixen Idee geworden. Sie brachten es fertig, den Verstoß, den ihre eigene Anwesenheit in Belgien darstellte, zu verdrängen und den Blick nur auf das Unrecht zu richten, das die Belgier ihrer Ansicht nach begingen, wenn sie sich gegen diese Anwesenheit wehrten."
Als ein deutscher Offizier nach der Besetzung Löwens erschossen wurde, brannten deutsche Truppen die Stadt zur Strafe nieder, nachdem sie zuvor schon Hunderte von Geiseln erschossen und Dörfer zerstört hatten. In zivilisierten Ländern erregte diese Form der Kriegsführung Entsetzen."Stammt ihr von Goethe ab oder vom Hunnenkönig Attila?" fragte etwa der Humanist Romain Rolland. In Deutschland aber fanden sich 93 hochrangige Petitionäre, vor allem Professoren, Schriftsteller und Künstler, die einer ungläubig staunenden Welt erklärten:"Es ist nicht wahr, daß wir die Neutralität Belgiens verbrecherisch verletzt haben... Es ist nicht wahr, daß unsere Truppen Löwen brutal zerstört haben." Die Vorwürfe gegen die Deutschen seien haltlos und eine infame Beleidigung des Volkes, das Goethe hervorgebracht habe.
Der Überfall auf Belgien und seine nationale Verarbeitung führten ein auch heute virulentes Syndrom vor, dem Karl Kraus damals den Titel"Deutschland, die verfolgende Unschuld" gegeben hat. Es besteht im völligen Fehlen jedes Unrechtsbewußtseins, in der Verkehrung der eigenen Taten in die Greuel des Gegners und einer tiefen emotionalen Übereinstimmung mit den eigenen Lügen. Die Empörung über belgische Frauen, die angeblich deutschen Offizieren die Augen ausstachen, war genauso authentisch, wie der Glaube, eine Nation, die Goethe hervorgebracht habe, könne nicht Bibliotheken niederbrennen.
80 Jahre später empörte sich die deutsche Friedensbewegung über den"us-amerikanischen Vernichtungskrieg" gegen den Irak. Als Eliteeinheiten des Irak, auf dessen Seite die Deutschen sich nicht nur emotional gestellt hatten, im Norden und Süden des Landes die eigene Bevölkerung niedermachten, blieb jeder Protest aus. Als 1,5 Millionen kurdische Flüchtlinge aus Angst vor einem erneuten Angriff mit Giftgas frierend und hungernd an der türkischen und iranischen Grenze auf Einlaß ins sichere Hinterland hofften, waren die weißen Laken aus den Fenstern verschwunden, das letzte Friedensgebet längst verstummt. Auch in den Jahren 1987/88, als der Irak mindestens 41 Giftgasangriffe gegen die eigene Zivilbevölkerung flog, während gleichzeitig deutsche Ingenieure in den Produktionsstätten von Samarra und Faluja Kammern zur Erprobung der Wirksamkeit des von ihnen gelieferten"Pflanzenschutzmittels" an Eseln und Hunden errichteten und sich liebevoll um die Camouflage der Anlagen kümmerten, empörte sich in Deutschland niemand."Dabei sollte man erwarten" schrieb 1989 der Kolumnist William Safire,"daß die gegenwärtige Generation von Deutschen, der Schuld ihrer Väter am Vergasen von Millionen Menschen vor gar nicht so langer Zeit bewußt, besonders empfindlich auf die Möglichkeit reagieren würde, Deutsche könnten einem terroristischen Diktator bei Gasmord in irgend einer Weise helfen."
Als der ehemalige CIA-Agenten Stephen C. Pelletiere jetzt in der"New York Times" seine zehn Jahre alte Behauptung wiederholen durfte, der Giftgasangriff auf Halabja im März 1988 sei aller Wahrscheinlichkeit vom Iran ausgegangen, erntete er einen Sturm der Entrüstung vor allem in linken Medien der USA wie der"New Republic". Dafür griffen deutsche Friedensfreunde um so begieriger zu. Rainer Rupp entlarvte in der"jungen Welt" die"Halabja-Lüge":"Pelletiere hat, aufgrund seiner Biographie und seines Wissens als führender Mitarbeiter der CIA und der US-Army, eine der hinterhältigsten Lügengeschichten zur Rechtfertigung des nächsten US-Krieges gegen Irak nicht nur entkräftet, sondern sie wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht. Es geht um die Behauptung, daß Saddam Hussein chemische Waffen gegen die Bürger seines eigenen Landes eingesetzt habe."
Daß an der Täterschaft wie auch an der Herkunft des Giftgases, das in Halabja eingesetzt wurde, keine ernsthaften Zweifel bestehen, scheint irrelevant. Augenzeugen haben die irakischen Hoheitszeichen der tieffliegenden Angreifer identifiziert, iranische Truppen hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in unmittelbarer Nähe der Stadt auf, das eingesetzte Gift wurde vom Iran nicht verwendet, Dokumente der irakischen Regierung, die 1991 in den Besitz der Aufständischen und von dort zur Uno gelangten, dokumentieren die Planung und Durchführung der Giftgaseinsätze. Alles gefälscht, alles erfunden?
In Halabja wurde, wie in anderen kurdischen Städten auch, Giftgas aus deutscher Produktion eingesetzt. Im Bereich der Massenvernichtungswaffen, der Belieferung mit Komponenten, Fertigungsstätten und dem Know How zur Produktion chemischer und biologischer Kampfstoffe, hat die deutsche Wirtschaft siebzig Prozent des Gesamtvolumens für sich eingeheimst. Die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf Frankreich, die Sowjetunion, die USA und andere Staaten. Diese prozentuale Verteilung gibt selbst lediglich einen Teil der deutschen Verantwortung wieder. Im Gegensatz beispielsweise zur amerikanischen Konkurrenz hat die deutsche Wirtschaft nicht nur Produkte, sondern den gesamten Produktionsapparat gleich mitgeliefert.
Die angebliche Wahrheit über die"Halabja-Lüge" fand sich bereits einen Tag nach der Veröffentlichung in der"jungen Welt" auf unzähligen deutschen Internetseiten, bei attac-Regionalgruppen, Ortsvereinen der PDS und in den einschlägigen Portalen der Friedensbewegung. Im Leugnen realer Massaker sind die Deutschen so einfallsreich wie im Erfinden. Vergangenes Jahr hatte die"junge Welt" noch erklärt:"Die humanitäre Katastrophe, die im Kosovo behauptet wurde, ist in Palästina eine unleugbare Tatsache." Gemeint war das"Massaker von Jenin", von dem die"Palästina-Expertin" Viktoria Waltz behauptete, die Israelis hätten 800 Leichen in Abfallgruben und auf Friedhöfen verscharrt und"die Bewohner gezwungen, der Exekution ihrer Kinder, Freunde, Brüder und Nachbarn zuzusehen". Scharpings gegrillte Föten, das Massaker von Jenin, die Wahrheit über Halabja sind nur drei Beispiele, wie recht Bernhard Shaw 1914 hatte, als er resigniert bemerkte, die Deutschen brächten der menschlichen Vernunft wie auch dem menschlichen Glück nichts als Verachtung entgegen.
Zur Ehre nicht der"jungen Welt", aber der jüngst dort gelandeten ehemaligen PDS-Abgeordneten Ulla Jelpke, muß gesagt werden, daß sie drei Tage nach ihrem Kollegen Rupp Peletieres Erzählungen ausführlich widerlegt hat
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Sushicat
21.03.2003, 13:09
@ Galiani
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Don´t mess with U.S.! |
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Hussein war jedoch durch den Krieg mit 65 Milliarden US-$ verschuldet, der ideale Zustand für Henry Kissinger und die USA, um von ihm zu verlangen, Iraks Ã-lfelder zu privatisieren, was er ablehnte.
Damit nicht genug: Hussein hatte früh erkannt, dass sich die Araber mit Japan, Russland und Europa verbünden sollten, um den Einfluss der USA in der Region zurückzudrängen, was er in seiner Rede vor dem Arabischen Kooperationsrat in Amman im Frühjahr 1990 öffentlich vortrug Er forderte die ölreichen arabischen Staaten auf, sich zusammenzutun, ihre konkurrenzlosen Energiequellen zu nutzen und die Beziehungen zu Europa, Japan und der Sowjetunion auf eine Weise auszubauen, die ihnen so schnell wie möglich Vorteile brächte.
Damit war sein Niedergang sozusagen vorprogrammiert. Und die USA und England sannen von diesem Moment an auf Möglichkeiten, den Irak in eine Lage zu manövrieren, die den Vorwand für eine militärische Intervention liefern sollte, dies unter dem Deckmantel der Sicherung der Weltölversorgung. </font>
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Und dann auch noch Ã-l in Euro abrechnen, das ging nun wirklich nicht mehr.
Phantastischer Text! Danke!
Aber wie es aussieht, interessiert das bald überhaupt keinen mehr. Business as usual. Schulterzucken. Miesmacher! Ist ja alles nicht so schlimm.... Die Medien werden es schon richten. Und wenn der Dollar wieder rollt, kräht kein Hahn mehr nach den schmutzigen, kleinen Details.
Mir bleibt nur zu hoffen, daß sie dieses Mal nicht damit durchkommen
Sushicat
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stocksorcerer
21.03.2003, 13:14
@ Galiani
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Re: Hier ein längerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg |
-->Hallo Galiani,
Fantastisches Resumee. Danke.
Das Manko ist und bleibt irgendwie, dass Journalisten überall auf der Welt entweder zu wenig Mut oder zu wenig Wissen bzw. Gewissen haben, um diese Fakten beim Namen zu nennen, wenn sie fallen. Und das ist meines Erachtens auch zum Teil das Ziel von diesen Volksverdummungs-Shows wie"Christiansen","Berlin-Mitte" und andere, in denen schlecht informierte oder"geführte" Moderatoren/Innen Leute zu Wort kommen lassen, die die bereits hunderttausend mal aufgezählten Lügen auf ein einhunderttausendunderstes Mal behaupten können, wie die beschriebene absichtlich verfremdete und Giftgas-Katastrophe in dem kurdischen Grenzdorf.
Schade auch, dass solche Themen ständig in parteipolitischen Grabenkämpfen ausgeschlachtet werden. Was dieser Tage im Bundestag läuft ist schäbig und durchtrieben. Die CDU wird von mir - solange Frau Merkel noch eine Position innehat - keines Blickes mehr gewürdigt werden.
Man muß fast sagen, dass die Unterhaus-Debatte in London (in groben Zügen den ganzen Abend über im Live-Ticker des Guardian(online) besser war und nicht so fahrlässig mit dem Thema umgegangen worden ist, wenn sie dort auch kein gutes Ende genommen hat.
winkääää
stocksorcerer
In unserem Bundestag wirkt der Irak-Krieg leider immer, wie ein Mittel zum Zweck für Polarisierung in Sachen Parteipolitik. Eine Schande.
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stocksorcerer
21.03.2003, 13:17
@ No_Fear
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Albern |
-->Wenn man das Thema nicht widerlegen kann, sucht man historische Brotkrumen, die noch irgendwie die eigene Position stützen und vom Thema ablenken. Das ist Dämagogie.
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Jochen
21.03.2003, 13:27
@ No_Fear
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Re: sehr schön, vielen Dank! (owT) |
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silvereagle
21.03.2003, 13:30
@ No_Fear
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die Muster sind überall die gleichen |
-->Wirklich toll, dies hier live miterleben zu dürfen. Hier entwickelt sich allmählich eine Dialektik, die wohl selbst Engels neidisch hätte werden lassen.
Hüben wie drüben wird mit"DIE...","DIE...","DIE..." um sich geworfen, dass es eine helle Freude ist."Individuelle" Verantwortung interessiert keinen, nein, hier wird pauschalisiert, in einen Topf geworfen, über Jahrhunderte gegenseitig aufgerechnet und in der Folge dann polarisiert, radikalisiert. Die Positionen werden bezogen - und schon kanns losgehen!
Fröhliches Hochschaukeln wünscht
silvereagle
P.S.: Das erste Mal wäre ich nun gern Boardmaster. Ein paar gelbe Karten zu verteilen täte meinem Seelenfrieden sehr, sehr gut... ;-)
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No_Fear
21.03.2003, 14:03
@ stocksorcerer
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für dich ist es vielleicht albern.... |
-->Weil es nicht in dein Weltbild passt....
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Euklid
21.03.2003, 14:04
@ silvereagle
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Re: die Muster sind überall die gleichen |
-->Hallo silvereagle
darf ich das ganze mal auf den Punkt bringen?
Alle westlichen Nationen haben ein Verteilungsproblem.
Früher durfte jede Nation mal ran mit den Schweinereiverkäufen;-)
Da waren sicher auch wir Deutschen mit dabei.
Nun wird eben im Zuge der Weltwirtschaftskrise der Konsens aufgekündigt.
Die Amis liefern und der Rest der Welt zahlt.
Oder anders rum.
Der AMI ist der große Arbeitgeber der die Arbeit zuteilt.
Manchmal muß man sogar finanziell in Vorlage treten und die Kohlen auch noch mitbringen damit man zuarbeiten darf.
Ganz genau wie in dem Verhältnis Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Auch da wurde inzwischen der Konsens gekündigt.
Du arbeitest länger für das gleiche Gehalt.
Aus 8 mach 10 h je Tag und verkünde im offiziellen Tagblatt daß die Überstunden auf dem tiefsten Niveau seit Kriegsende sind.
Das soll suggerieren daß keine Arbeit mehr da wäre.
Wer jetzt seine sieben Sinne beisammen hat und die Beleuchtung in den Büros beobachtet stellt fest daß die Lampen noch nie so lange brannten;-)
Kein Wunder daß die Überstunden so tief liegen wenn man keine mehr zahlt;-)
In der Statistik gibt es nämlich die unbezahlten Überstunden nicht.
Aber sie wachsen mit traumhaften Raten ähnlich der Schwarzarbeit.
Irgendwie sehe ich bei den Angestellten in vielen Büros zu denen ich komme nur noch gefrustete Leute.
Das paßt alles zusammen.
Entweder es gibt jetzt weltweit den Konsens daß eine Zusammenarbeit stattfindet und Afrika sowie der Nahe Osten aufgebaut wird damit der Terrorismus verschwindet oder es gibt den finalen Krieg entweder auf den Schlachtfeldern oder aus den Büros und Werkstätten.
Oder am Ende sogar beides?
Neuerdings führt die SPD ja sogar wieder Zwangsarbeit ein.
Ich würde das Amerikanisierung auf hohem Niveau nennen.
Ein untrügliches Zeichen daß der Staat mit dem Latein am Ende ist.
Die letzte Wegstrecke werden wir jetzt auch noch schaffen.
Da wir jedoch nicht in den hohen Zirkeln der Giftgaslieferanten und Massenvernichtungslobby beschäftigt waren sind unsere Rücklagen etwas bescheidener.Aber wir müssen ja nicht unbedingt Schreiber heißen der sein Auskommen in Kanada hat.
Oder Holger Pfahls?
Nein dieses schmutzige Geld haben wir doch nicht nötig und lieber essen wir doch mal ab und zu Pellkartoffeln mit Sahnequark anstatt weiße Trüffeln.
Auch der Schlaf wird es uns danken.
Und vor allem am jüngsten Tag werden wir von den ganz großen Schurken getrennt und können wenigstens noch in den Spiegel schauen.
Lieber Fußgänger als krimineller Fahrer eines Mercedes 500.
Man muß ja nicht alles haben auf dieser Welt.Zufriedenheit und Glück in der Familie macht das Leben aus.
Wenn dazu ein bisserl Sicherheit gegeben ist kann man sich erlauben anständig zu bleiben.
Und geben wir denen wenigstens ein Stück Brot die sich das Anständigsein irgendwann nicht mehr leisten können.
Unsere Kultur muß nicht unbedingt mit der amerikanischen übereinstimmen.
Anschauungsunterricht gibt es dazu immer in Frankreich und bei Mamamia in Italien.
Gruß EUKLID
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No_Fear
21.03.2003, 14:05
@ silvereagle
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du meinst.... |
-->Zensur zu üben und damit Demokratie verbieten täte deinem Seelenfrieden sehr,sehr gut...
willkommen in der Diktatur;-(
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Emerald
21.03.2003, 14:06
@ Galiani
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Re: Hier ein längerer, interessanter deutscher Hintergrund-Artikel zum Irakkrieg |
-->Die"altehrwürdige NZZ (Neue Zürcher Zeitung) ist absolut nicht neutral,
sondern der Freisinnigen Partei der Schweiz massiv verpflichtet.
So schreibt sie heute wiederum abschätzig über unsere Aussen-Ministerin
Frau Micheline Calmy-Rey, weil diese mutige Dame die US-Politik negativ
beurteilt. Die NZZ findet man sollte als neutrales Land bzw. die Vertreter
dieses Landes sollten sich da nicht zu stark"beduselt" fühlen.
Gleichzeitig lobt sie Couchepin, den jetzigen Bundespräsidenten welcher
sehr US-freundliche Worte von sich gibt.
Die NZZ ist viel zu nahe von Banken und Kapital und deshalb alles andere
als objektiv.
Ich weiss wovon ich schreibe, die NZZ lese ich seit 30 Jahren als Abonnement.
Die Redaktions-Mitglieder wirken oftmals sogar arrogant, was aber jedermann
in der Schweiz und im Ausland längstens weiss.
Emerald.
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stocksorcerer
21.03.2003, 14:25
@ No_Fear
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Na klar. Wissenschaftlich beste Methode: Falsifizieren Sie, wenn Sie können (owT) |
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silvereagle
21.03.2003, 15:36
@ No_Fear
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Wenn Du es so siehst... |
-->>Zensur zu üben und damit Demokratie verbieten täte deinem Seelenfrieden sehr,sehr gut...
>willkommen in der Diktatur;-(
Aber das finde ich doch reichlich überzogen... ;-) Mir gefällt nur dieses Pauschalisieren und Aufhetzen nicht. Wäre das mein Board... ist es aber nicht.
In einem rein privaten Board gelbe Karten zu verteilen - das ist für Dich Zensur und Diktatur?
Ich lasse mich gern eines besseren belehren.
Gruß, silvereagle
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No_Fear
21.03.2003, 15:36
@ stocksorcerer
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vielleicht... |
-->hast du`s ja gelesen, was ich geschrieben habe. Verstanden hast du es aber mit Sicherheit nicht...
Sowas wie dich nennt man im allgemeinen einen"Klugscheißer"!
No_Fear
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stocksorcerer
21.03.2003, 16:25
@ No_Fear
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Such Dir einen anderen Gesprächspartner, wenn Du persönlich werden mußt. (owT) |
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