-->Virtuelle Vandalierer
Tausende von"Hacktivisten" protestieren gegen den Irak-Krieg
von Hannelore Crolly
Berlin - Eigentlich ist Pacifica nur ein unaufgeregtes kalifornisches Touristennest in der Nähe von San Francisco. Seelöwen gibt es dort, jede Menge Möwen, mehr nicht. Warum Hacker ausgerechnet die Pacifica-Webseite zum Protest gegen den Irak-Krieg benutzt haben, ist unklar. Vielleicht lag es am Namen, der an Pazifismus erinnert. Auf jeden Fall fand sich www.ci.pacifica.ca.us durch Anti-Kriegs-, Anti-Bush- und Anti-Amerika-Parolen entstellt, kurz, nachdem die ersten Bomben im Irak gefallen waren."Wie die USA mit der Welt tut, was sie will, werden wir mit dem Internet tun, was wir wollen", warnten die virtuellen Vandalierer und forderten die"US-Terroristen" auf, den Irak zu verlassen. Der reale Krieg hat auch im World Wide Web zu einer wahren Welle von Cyber-Attacken geführt. Die britische Sicherheitsfirma F-Secure hat bereits mehr als 10.000 Irak-bezogene Angriffe auf Webseiten von Firmen und Institutionen registriert. Und die tatsächliche Zahl der"Hacktivisten", so F-Secure, liegt sicher noch höher."Viele Entstellungen werden so schnell wieder beseitigt, dass sie nicht bestätigt und dokumentiert werden können."
In den virtuellen Grafitis werden die USA und ihr Präsident mit Terroristen oder Verbrechern verglichen, und nicht selten finden sich sogar Hakenkreuze neben dem Sternenbanner. Die Verursacher zu orten ist meist unmöglich; iDefense, eine Sicherheitsfirma aus Virginia, ist sich allerdings sicher, dass es sich zumindest bei der Hackergruppe"Unix Security Guards", die gerade 400 Webseiten mit Parolen in englischer und arabischer Schrift verunziert hat, um pro-Islamisten aus Kuwait, Indonesien, Marokko und Ägypten handelt.
Den Hackern ist es angeblich gelungen, Anti-Kriegs-Parolen auf einem Rechner des US-Geheimdienstes NSA zu platzieren. Auch die Homepage des Weißen Hauses soll zumindest für kurze Zeit verunziert worden sein, ebenso wie jene der Navy. Das zumindest behauptet eine jener Gruppen, die Berichte über angeblich erfolgreiche"Hacks" an die Beobachterseite www.zone-h.org mailen - eine Dokumentationsstelle für Hacker-Attacken. Zwar gibt es für keinen dieser Angriffe Belege. Aber dennoch ist der Schaden groß: Nach Schätzungen von Mi2g richten virtuelle Graffiti-Attacken allein im März mehr als zwei Mrd. Euro Schaden weltweit an.
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