vasile
26.03.2003, 14:01 |
@ Dottore wg. Infla/Defla Thread gesperrt |
-->Hallo,
hat zwar leider etwas gedauert, aber hier meine Antwort.
Du schriebst Folgendes:
Hi,
Die Preissteigerungen sind das Symptom, die Inflation die Ursache. Die Inflation ist das Symptom, die Geldmengenausweitung > BIP-Wachstum die Ursache. Soweit Deine Erklärung, wenn ich sie richtig verstanden habe.
Zwei Fragen dazu:
1. Wer oder was weitet die Geldmenge aus?
2. Wer oder was lässt das BIP wachsen?
Meine Antwort magst Du kennen: Die GM ist die Summe aller Kredite, von M3 zurück bis MZM (zero"maturity" kann sich immer nur auf einen Kredit beziehen, da nur ein Kredit eine"maturity" haben kann; die"Fälligkeit" definiert den Kredit).
Zustimmung
Die Kredite schaffen, da sie buchungsgleich den Schulden sind, just den Erfüllungsdruck, der das BIP"wachsen" lässt. Entfällt der Erfüllungsdruck = weniger oder schließlich gar kein Zwang mehr, BIP zu erstellen = Inflation.
Entfällt der Erfüllungsdruck besteht kein Interesse mehr zur Rückzahlung. Somit steigen die Preise dauerhaft, da keine Rückzahlung der Schulden = Inflation. Bin ich einer Meinung.
Jedes (private) Wirtschaften startet mit einem Kredit, der auf ein bereits vorhandenes BIP trifft und ergo die Preise steigen lässt. Die Erfüllung des Kredits in Form von Rückzahlung (Tilgung plus Zins) nach vermarktetem BIP schafft just die Produktion, die danach die Preise wieder auf den Ausgangspunkt zurück holt.
Zustimmung, s.o.
Tritt ein Schuldner auf, der nicht (nie) leisten muss = tendenzielle Dauerinflation. Nehmen die Kreditierungs- und Verschuldungsmöglichkeiten relativ zu den zur Tilgung plus Verzinsung erforderlichen ab = Dauerdeflation.
Du meinst, etwas weniger theoretisch ausgedrückt, wenn sich nicht genügend WiSus zur Neuverschuldung bereit finden (um die Zinslast zu erbringen), stagniert das System und implodiert durch die folgende Pleitewelle. Ursache ist der Schuldner der nie leistet = Staat. Sehe ich das richtig?
Falls Du es anders erklärst, würde es mich freuen, dazu etwas zu lesen.
Dank + Gruß!
Weißt Du zuffällig, was die Zentralbanken mit der Gebühr aus der Geldproduktion tun, bzw. wer diese kassiert. Die EZB oder FED sind ja im Privatbesitz, oder? Leider habe ich dazu trotz eifrigster Recherche nur Stuss gefunden.
Grüße
vasile
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dottore
26.03.2003, 17:11
@ vasile
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Re: @ Dottore wg. Infla/Defla |
-->Hi vasile,
Danke für die Kommentare. Zu den noch offenen Fragen:
>
>Tritt ein Schuldner auf, der nicht (nie) leisten muss = tendenzielle Dauerinflation. Nehmen die Kreditierungs- und Verschuldungsmöglichkeiten relativ zu den zur Tilgung plus Verzinsung erforderlichen ab = Dauerdeflation.
>
>
>Du meinst, etwas weniger theoretisch ausgedrückt, wenn sich nicht genügend WiSus zur Neuverschuldung bereit finden (um die Zinslast zu erbringen), stagniert das System und implodiert durch die folgende Pleitewelle. Ursache ist der Schuldner der nie leistet = Staat. Sehe ich das richtig?
Ja, so ist es. (Der nicht leistende Schuldner - oder andere, eben Steuerzahler, nicht zur Leistung zwingende - Schuldner Staat verhindert vor allem den Zwang,"privatkapitalistisch" zu arbeiten, also mit Risiko usw.; dadurch nimmt die Schicht (Bevölkerungsteile oder auch Haushaltsanteile) derer, die arbeitslose (risikolose) Einkommen beziehen, zu, was den gesamten Prozess so lange retardiert, bis er in der Dauerstagnation und schließlich deflationären Depression endet).
>[/i]
>Weißt Du zuffällig, was die Zentralbanken mit der Gebühr aus der Geldproduktion tun, bzw. wer diese kassiert. Die EZB oder FED sind ja im Privatbesitz, oder? Leider habe ich dazu trotz eifrigster Recherche nur Stuss gefunden.
Das Fed-Board (Greenspan und die) gehört in diesem Sinne keinem, es ist eine US-Behörde (Greenspan wird nach Senatshearing vom US-Präsidenten ernannt) und hat auch keinerlei nennenswerte Aktiva, das Fed-Gebäude in D.C. gehört formell der US Treasury.
Die einzelnen Fed-Banken, z.B. Fed N.Y., Fed Atlanta, usw. gehören den Member Banks (das geht runter bis zu kleinen local land banks), die aber daraus nur eine Mini-Festverszinsung beziehen. Die Entscheidungen, die sie treffen können (Diskont an wen vor allem) sind minimal (haben nichts mit den vom Board festgesetzten Fed Funds Raten etc.) zu tun. Die Entscheidungegremien sind also Erfüllungsgehilfen Greenspans und bestehen aus Banken und lokalen Größen (wurde schon mal in einem früheren Posting auseinander gefieselt).
Die EZB gehört anteilig den nationalen Notenbanken, was ihre (EZB) Aktiva betrifft, und nicht etwa der EU oder so. Würde sie aufgelöst, fiele alles an die nationalen ZBs zurück. Der EZB-Gewinn ist gering, da die EZB selbst keine Noten ausgibt, sondern nur die"Geldpolitik" macht. Die EZB profits werden an die nationalen ZBs ausgekehrt (im 1. GJ hatte die EZB noch dickes Minus und derzeit füllt sie erst mal ihre Passivseite auf, Rücklagen usw., so dass da nicht viel kommt bzw. kommen dürfte).
Der sog."Zinsüberschuss" (dann Gewinn) der nationalen ZBs, aus deren Banknotenmonopol geht an die nationalen Etats, bei ZBs, die noch private Aktionäre haben (z.B. CH) gibt es eine Standarddividende (minimal).
Die ZB-"Gewinne" sind eine besondere Delikatesse, da die Buba z.B. selbst keine Kasse hat (außer bisschen Scheidemünzen). Sie muss also den auf ihrer Passivseite im GB erscheinenden Gewinn so behandeln, dass die auf ihrer Aktivseite erscheinenden sog."Kredite" an GBs (tatsächlich die Pfänder der GBs, die diese hinterlegen mussten, um ZB-Gutschriften bzw. Banknoten zu erhalten) auf GB-Konten des Staates übertragen werden, was unterm Strich nichts ändert, da der ZB-Mechanismus weiter läuft (Rückgabe vor Ablauf der Pfänder).
Davon merkt man nichts, da der Staat ohnehin im Minus ist und mit seiner Gutschrift bei den GBs die bei den GBs (als ZB-Pfänder) liegenden Staatstitel in genau der Höhe (plus Fälligkeit) ausbucht, sobald er von der ZB"seinen" Gewinn bekommen hat, mit dem er die Titel im Portefeuille der GBs, die gerade fällig werden,"bezahlt".
Das Ganze wäre erst interessant, wenn der Staat keine Titel zu bedienen hätte bzw. ablösen müsste. Wäre das Staatsdefizit verschwunden wären ja auch die Titel weg, gegen die ZB-"Geld" rauskommen könnte.
Dann könnte die ZB nur private Titel re-diskontieren (der gute alte"Diskontsatz" käme wieder zu Ehren). Die Einnahmen der ZB aus diesem Diskontsatz würden dann dem Staat gutgeschrieben. Das wiederum liefe auf eine direkte Besteuerung all jener hinaus, die bei der ZB rediskontieren lassen. Und zwar in Höhe der Einnahmen aus dem Re-Diskont abzüglich der Verwaltungskosten der ZB.
Auch daraus ergibt sich, dass die ZB nicht etwa einen"Zins" erhebt, sondern kurz und bündig eine Steuer. Im Fall des"Diskonts" eben eine Handelswechselsteuer.
Schönen Gruß!
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McShorty
26.03.2003, 17:56
@ dottore
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Frage dazu bezüglich Staatstitel und Handelswechsel |
-->Hallo,
da ich das ganze Geldsystem immer noch nicht voll kapiert habe, hier ein paar Fragen.
Es scheint ja bei FED und ECB gängigige Praxis zu sein, fast nur noch Staatstitel zu diskontieren und damit GZ zu schaffen. Die damit verbundenen Folgen von Nicht-Leisten-Müssen und immer weiter aufschulden sind ja hier schon ausreichend diskutiert worden. Da wird ja sozusagen Geld mit Geld geschaffen, oder?
Wie wäre es nun, wenn die ZB nur noch Titel diskontieren würden, für die geleistet werden MUSS! Also die guten alten Handelswechsel und event. Unternehmensanleihen! Früher hat die Buba ja meines Wissens einen bedeutenden Anteil GZ gg. gute Handelswechsel rausgegeben.
Ließen sich damit die negat. Folgen (Infla, Defla, ausufernde Verschuldung u.s.w.) der heutigen Geldpolitik vermeiden? Würde sich damit das Ende des kapital. System hinaus zögern lassen?
Gruß aus HH
McShorty
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dottore
26.03.2003, 18:50
@ McShorty
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Re: Ja, Wechsel-Rediskont plus Goldankauf - das wäre die Hinauszögerung |
-->Hi Mäc,
>Es scheint ja bei FED und ECB gängigige Praxis zu sein, fast nur noch Staatstitel zu diskontieren und damit GZ zu schaffen. Die damit verbundenen Folgen von Nicht-Leisten-Müssen und immer weiter aufschulden sind ja hier schon ausreichend diskutiert worden. Da wird ja sozusagen Geld mit Geld geschaffen, oder?
Ja, vor allem kann die ZB nie befriedigt werden wie beim GS, wo sie Gold als ultimativ tilgende Leistung (= Auslösung von Wechseln z.B.) akzeptieren musste.
>Wie wäre es nun, wenn die ZB nur noch Titel diskontieren würden, für die geleistet werden MUSS! Also die guten alten Handelswechsel und event. Unternehmensanleihen!
Sehr gut! Nur: Erstens gibt es kaum noch erstklassige Handelswechsel, damit wird nicht mehr gearbeitet, sondern mit der bekannten Umlauffinanzierung durch Banken. Und zweitens und ganz wichtig: Die Staatstitel erfüllen jetzt die Funktion von GM- und KM-Benchmarks, sind also sozusagen die Basis auf der das gesamte Geld- und Kreditgebäude"ruht". Die ZB, die keine öff. Titel mehr reinnimmt, würde damit sofort einen KM-Crash auslösen, das Vertrauen in alles wäre komplett ruiniert und die Marktzinsen schössen senkrecht in die Höhe.
Es halt leider, leider zu spät.
>Früher hat die Buba ja meines Wissens einen bedeutenden Anteil GZ gg. gute Handelswechsel rausgegeben.
Ja, damals gab's nur die plus Gold, das sie ebenfalls akzeptierte, womit derjenige aus dem Schneider war, der gegen Gold (siehe oben) seine"Pfänder" auslösen konnte.
Der Abgang vom GS war schon schlimm genug, das Sich-Kein-Gold-Mehr-Andienen-Lassen ist noch viel verheerender - es war das Tor zu dem Gebäude, über dem in fetten Lettern steht: Staatssozialismus.
Und jetzt wollen die Idioten sich (siehe Japan) am Markt mit Aktien (= Anteile an"Realien", wenn auch nur sozusagen Goldverschnitt) eindecken, um die untergehenden Banken noch ein wenig über der Wasserlinie zu halten. So marschiert der Staatssozialismus auf immer breiterer Front.
Gegen die Generäle Lenin, Trotzki & Co. sind Franks, Myers usw. Pupenjungs!
>Ließen sich damit die negat. Folgen (Infla, Defla, ausufernde Verschuldung u.s.w.) der heutigen Geldpolitik vermeiden? Würde sich damit das Ende des kapital. System hinaus zögern lassen?
Ich kann nur nochmals meinen Alt-Vorschlag herausholen: Die ZBs müssen Gold ankaufen! (Sobald sie das tun würden, ich halte es für ausgeschlossen, BW-Bank-Studie hin oder her, bin ich der erste, der dabei wäre).
Besten Gruß!
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vasile
26.03.2003, 20:37
@ dottore
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Danke für die umfangreiche Antwort! owT |
-->>Hi vasile,
>Danke für die Kommentare. Zu den noch offenen Fragen:
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>>Tritt ein Schuldner auf, der nicht (nie) leisten muss = tendenzielle Dauerinflation. Nehmen die Kreditierungs- und Verschuldungsmöglichkeiten relativ zu den zur Tilgung plus Verzinsung erforderlichen ab = Dauerdeflation.
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>>Du meinst, etwas weniger theoretisch ausgedrückt, wenn sich nicht genügend WiSus zur Neuverschuldung bereit finden (um die Zinslast zu erbringen), stagniert das System und implodiert durch die folgende Pleitewelle. Ursache ist der Schuldner der nie leistet = Staat. Sehe ich das richtig?
>Ja, so ist es. (Der nicht leistende Schuldner - oder andere, eben Steuerzahler, nicht zur Leistung zwingende - Schuldner Staat verhindert vor allem den Zwang,"privatkapitalistisch" zu arbeiten, also mit Risiko usw.; dadurch nimmt die Schicht (Bevölkerungsteile oder auch Haushaltsanteile) derer, die arbeitslose (risikolose) Einkommen beziehen, zu, was den gesamten Prozess so lange retardiert, bis er in der Dauerstagnation und schließlich deflationären Depression endet).
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>>Weißt Du zuffällig, was die Zentralbanken mit der Gebühr aus der Geldproduktion tun, bzw. wer diese kassiert. Die EZB oder FED sind ja im Privatbesitz, oder? Leider habe ich dazu trotz eifrigster Recherche nur Stuss gefunden.
>Das Fed-Board (Greenspan und die) gehört in diesem Sinne keinem, es ist eine US-Behörde (Greenspan wird nach Senatshearing vom US-Präsidenten ernannt) und hat auch keinerlei nennenswerte Aktiva, das Fed-Gebäude in D.C. gehört formell der US Treasury.
>Die einzelnen Fed-Banken, z.B. Fed N.Y., Fed Atlanta, usw. gehören den Member Banks (das geht runter bis zu kleinen local land banks), die aber daraus nur eine Mini-Festverszinsung beziehen. Die Entscheidungen, die sie treffen können (Diskont an wen vor allem) sind minimal (haben nichts mit den vom Board festgesetzten Fed Funds Raten etc.) zu tun. Die Entscheidungegremien sind also Erfüllungsgehilfen Greenspans und bestehen aus Banken und lokalen Größen (wurde schon mal in einem früheren Posting auseinander gefieselt).
>Die EZB gehört anteilig den nationalen Notenbanken, was ihre (EZB) Aktiva betrifft, und nicht etwa der EU oder so. Würde sie aufgelöst, fiele alles an die nationalen ZBs zurück. Der EZB-Gewinn ist gering, da die EZB selbst keine Noten ausgibt, sondern nur die"Geldpolitik" macht. Die EZB profits werden an die nationalen ZBs ausgekehrt (im 1. GJ hatte die EZB noch dickes Minus und derzeit füllt sie erst mal ihre Passivseite auf, Rücklagen usw., so dass da nicht viel kommt bzw. kommen dürfte).
>Der sog."Zinsüberschuss" (dann Gewinn) der nationalen ZBs, aus deren Banknotenmonopol geht an die nationalen Etats, bei ZBs, die noch private Aktionäre haben (z.B. CH) gibt es eine Standarddividende (minimal).
>Die ZB-"Gewinne" sind eine besondere Delikatesse, da die Buba z.B. selbst keine Kasse hat (außer bisschen Scheidemünzen). Sie muss also den auf ihrer Passivseite im GB erscheinenden Gewinn so behandeln, dass die auf ihrer Aktivseite erscheinenden sog."Kredite" an GBs (tatsächlich die Pfänder der GBs, die diese hinterlegen mussten, um ZB-Gutschriften bzw. Banknoten zu erhalten) auf GB-Konten des Staates übertragen werden, was unterm Strich nichts ändert, da der ZB-Mechanismus weiter läuft (Rückgabe vor Ablauf der Pfänder).
>Davon merkt man nichts, da der Staat ohnehin im Minus ist und mit seiner Gutschrift bei den GBs die bei den GBs (als ZB-Pfänder) liegenden Staatstitel in genau der Höhe (plus Fälligkeit) ausbucht, sobald er von der ZB"seinen" Gewinn bekommen hat, mit dem er die Titel im Portefeuille der GBs, die gerade fällig werden,"bezahlt".
>Das Ganze wäre erst interessant, wenn der Staat keine Titel zu bedienen hätte bzw. ablösen müsste. Wäre das Staatsdefizit verschwunden wären ja auch die Titel weg, gegen die ZB-"Geld" rauskommen könnte.
>Dann könnte die ZB nur private Titel re-diskontieren (der gute alte"Diskontsatz" käme wieder zu Ehren). Die Einnahmen der ZB aus diesem Diskontsatz würden dann dem Staat gutgeschrieben. Das wiederum liefe auf eine direkte Besteuerung all jener hinaus, die bei der ZB rediskontieren lassen. Und zwar in Höhe der Einnahmen aus dem Re-Diskont abzüglich der Verwaltungskosten der ZB.
>Auch daraus ergibt sich, dass die ZB nicht etwa einen"Zins" erhebt, sondern kurz und bündig eine Steuer. Im Fall des"Diskonts" eben eine Handelswechselsteuer.
>Schönen Gruß!
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