Denis
05.04.2003, 15:41 |
Gibt es in deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn??? Thread gesperrt |
-->Meiner Meinung nach wird eine Senkung des Sozialhilfesatzes zu einem Fallen der Löhne im untersten Bereich kommen. Es sei denn, es gibt einen Mindestlohn. Gibt es diesen? Die sozialen Folgen möchte ich hier nicht weiter beschreiben. Wie seht Ihr das?
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Wal Buchenberg
05.04.2003, 18:59
@ Denis
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Re: Nein, und hoffentlich bleibt das so! Mindestlohn - nein danke! |
-->>Meiner Meinung nach wird eine Senkung des Sozialhilfesatzes zu einem Fallen der Löhne im untersten Bereich kommen. Es sei denn, es gibt einen Mindestlohn. Gibt es diesen? Die sozialen Folgen möchte ich hier nicht weiter beschreiben. Wie seht Ihr das?
Hallo,
sinkende Löhne in den unteren Lohnbereichen gibt es in Deutschland seit mindestens 15 Jahren. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Modernisierungsinnovationen, die die Nachfrage nach einfachen Qualifikationen reduzieren, die EU und EU-Erweiterung, wodurch das Arbeitsmarktangebot ungeheuer ausgeweitet wird, die Zuwanderung, die das Arbeitskräfteangebot vor allem im unteren Lohnbereich ausdehnt usw.
Was soll da ein gesetzlicher Mindestlohn? Meinst du durch einen Parlamentsbeschluss würden die Gesetze von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beseitigt?
Meinst du, die Parlamentsmuftis sollen das Recht bekommen, den Lohnarbeitern vorzuschreiben, mit welchem Mindestlohn sie auszukommen haben?
Gesetzlicher Mindestlohn - nein danke!
Komm jetz bloß nich, und behaupte, ein gesetzlicher Mindestlohn sei was Gutes für die Lohnarbeiter. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist die Aufforderung an alle Kapitalisten in den unteren Lohngruppen nur das absolute Minimum zu zahlen und keinen Cent mehr!
In den USA gibt es gesetzlichen Mindestlohn (ich glaube in Kaufkraft umgerechnet bei ca. 5 Euro die Stunde.) Das untere Lohnniveau in den USA ist deutlich tiefer als hier. Offenbar möchtest du den USA nacheifern!
Gruß Wal
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vasile
05.04.2003, 20:17
@ Wal Buchenberg
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Re: Nein, und hoffentlich bleibt das so! Mindestlohn - nein danke! |
-->>>Meiner Meinung nach wird eine Senkung des Sozialhilfesatzes zu einem Fallen der Löhne im untersten Bereich kommen. Es sei denn, es gibt einen Mindestlohn. Gibt es diesen? Die sozialen Folgen möchte ich hier nicht weiter beschreiben. Wie seht Ihr das?
>Hallo,
>sinkende Löhne in den unteren Lohnbereichen gibt es in Deutschland seit mindestens 15 Jahren. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Modernisierungsinnovationen, die die Nachfrage nach einfachen Qualifikationen reduzieren, die EU und EU-Erweiterung, wodurch das Arbeitsmarktangebot ungeheuer ausgeweitet wird, die Zuwanderung, die das Arbeitskräfteangebot vor allem im unteren Lohnbereich ausdehnt usw.
>Was soll da ein gesetzlicher Mindestlohn? Meinst du durch einen Parlamentsbeschluss würden die Gesetze von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beseitigt?
>Meinst du, die Parlamentsmuftis sollen das Recht bekommen, den Lohnarbeitern vorzuschreiben, mit welchem Mindestlohn sie auszukommen haben?
Du hast ja Recht. Ein Lohnarbeiter kommt bestimmt auch mit weniger als einem gesetzlichen Mindestlohn aus. Was erdreistet man sich, ihm einen höheren Lohn vorzuschreiben, wenn er auch mit weniger nicht leben und nicht sterben könnte.
Da kommen dann im Rahmen der EU-Osterweiterung Lohnarbeiter ausm Osten nach Deutschland, die das Lohnniveau hier ganz locker unterbieten können. Einfach weil ihr hier verdienten Geld in ihrer Heimat (nach der Rückkehr) um ein vielfaches mehr Kaufkraft hat. Mieten und Lebensmittel sind in diesen Ländern viel billiger als in Deutschland!
Ein Mindestlohn würde diese Horden davon abhalten hier in D. auf den Arbeitsmarkt zu drängen. Ein deutscher Arbeitgeber würde es sich bestimmt nicht zweimal überlegen, ob er sich lieber einen Polen oder Deutschen bei gleichem (Mindest-)Lohn einstellt.
Außerdem haben wir durch unseren Sozialhilfesatz sowieso eine Quasi-Lohnuntergrenze. Und die erreicht man sogar ohne zu Arbeiten. Was nützt es einem deutschen Arbeitnehmer, wenn er mit einem Tschechen konkurrieren muß, der für Lohn unter dem Sozialhilfesatz arbeitet? Bessere Frage: Was nutzt dies dem deutschen Steuerzahler? Noch bessere Frage: Wem nutzt es überhaupt jemandem in Deutschland?
Du siehst, ein überdenken Deiner Position, wäre durchaus nicht verkehrt. Natürlich nur unter der Prämisse, daß Du nicht die Sozialhilfe abschaffen möchtest. Aber Du als alter Marxist ;-). Das kann ich mir nicht vorstellen.
>Gesetzlicher Mindestlohn - nein danke!
>Komm jetz bloß nich, und behaupte, ein gesetzlicher Mindestlohn sei was Gutes für die Lohnarbeiter. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist die Aufforderung an alle Kapitalisten in den unteren Lohngruppen nur das absolute Minimum zu zahlen und keinen Cent mehr!
Was denn, weiter oben behauptest Du noch, der Markt regele Angebot und Nachfrage. Sicher würde er das mit Mindestlohn auch tun; dann eben nur bis zu dieser Grenze. Widersprüche über Widersprüche!
>In den USA gibt es gesetzlichen Mindestlohn (ich glaube in Kaufkraft umgerechnet bei ca. 5 Euro die Stunde.) Das untere Lohnniveau in den USA ist deutlich tiefer als hier. Offenbar möchtest du den USA nacheifern!
>Gruß Wal
[b]Das in den USA liegt aber nicht am Mindestlohn. Gäbe es keine Mindestlöne dort, würde das Lohnniveau (auch begünstigt durch die vielen illegalen Einwanderer und mangelnde Marktmacht (Gewerkschaften!) vieler Arbeitnehmer noch weiter absinken. Dort gibt es nämlich keine Sozialhilfe, wie in D.
Grüße
vasile
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Miesespeter
05.04.2003, 21:50
@ Wal Buchenberg
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Gratulation! |
-->>>Meiner Meinung nach wird eine Senkung des Sozialhilfesatzes zu einem Fallen der Löhne im untersten Bereich kommen. Es sei denn, es gibt einen Mindestlohn. Gibt es diesen? Die sozialen Folgen möchte ich hier nicht weiter beschreiben. Wie seht Ihr das?
>Hallo,
>sinkende Löhne in den unteren Lohnbereichen gibt es in Deutschland seit mindestens 15 Jahren. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Modernisierungsinnovationen, die die Nachfrage nach einfachen Qualifikationen reduzieren, die EU und EU-Erweiterung, wodurch das Arbeitsmarktangebot ungeheuer ausgeweitet wird, die Zuwanderung, die das Arbeitskräfteangebot vor allem im unteren Lohnbereich ausdehnt usw.
>Was soll da ein gesetzlicher Mindestlohn? Meinst du durch einen Parlamentsbeschluss würden die Gesetze von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beseitigt?
>Meinst du, die Parlamentsmuftis sollen das Recht bekommen, den Lohnarbeitern vorzuschreiben, mit welchem Mindestlohn sie auszukommen haben?
>Gesetzlicher Mindestlohn - nein danke!
Wenn's nicht als Satire gemeint waere, koenntest Du Dich als Reformer im marxistischen Lager wohl verdient machen......
Es macht aber wirklich der Wirtschaft wenig aus, ob Mindestloehne eingefuehrt sind oder nicht. auch bei Mindestloehnen gilt: wenn der Verbraucher nicht bereit ist, fuer ein Gut einen Preis zu zahlen, der alle in ihm enthaltenenen Kosten abdeckt, dann wird dieses Gut nicht lange hergestellt werden koennen. Ergo: Der Verbraucher bestimmt den Mindestlohn. Zu teure Produkte werden nicht gekauft, und somit erst gar nicht hergestellt, womit die Lohnkosten dann auf null fallen.
Umgekehrt wird ebenso ein Schuh draus: Wenn der Verbraucher einen Preis bezahlt, der nur Loehne erlaubt, zu denen niemand arbeiten moechte, dann wird das Produkt ebenfalls nicht hergestellt.
Den Preispunkt zu finden, an dem das Produkt zu optimalen Nutzen moeglichst vieler Arbeiter und Verbraucher hergestellt werden kann, ist Funktion des Marktes. Diese Funktion ist so keoplex, dass sie nicht mathematisch beschrieben werden kann. Dementsprechend laecherlich ist die Vorstellung, ein durchschnittlicher Sozilakunde-Realschullehrer (Parlamentarier) koennte sie loesen.
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Denis
06.04.2003, 00:45
@ Miesespeter
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Re: Gratulation! |
-->Meine Überlegung dabei war, das die Sozialhilfe mit den untersten Löhnen konkuriert. Wenn wie manche fordern, die Sozialhilfe gesenkt wird, damit Arbeit mit geringem Lohn angenommen wird, hat es zur Folge, das die Löhne im unteren Bereich noch weiter fallen und sich der neuen Sozialhilfe annähern. Eine weitere Verarmung der Gesellschaft wäre die Folge.
Oder sieht das jemand anders?? Können durch weniger Stütze die Arbeitslosenzahlen verringert werden?
>>>Meiner Meinung nach wird eine Senkung des Sozialhilfesatzes zu einem Fallen der Löhne im untersten Bereich kommen. Es sei denn, es gibt einen Mindestlohn. Gibt es diesen? Die sozialen Folgen möchte ich hier nicht weiter beschreiben. Wie seht Ihr das?
>>Hallo,
>>sinkende Löhne in den unteren Lohnbereichen gibt es in Deutschland seit mindestens 15 Jahren. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Modernisierungsinnovationen, die die Nachfrage nach einfachen Qualifikationen reduzieren, die EU und EU-Erweiterung, wodurch das Arbeitsmarktangebot ungeheuer ausgeweitet wird, die Zuwanderung, die das Arbeitskräfteangebot vor allem im unteren Lohnbereich ausdehnt usw.
>>Was soll da ein gesetzlicher Mindestlohn? Meinst du durch einen Parlamentsbeschluss würden die Gesetze von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beseitigt?
>>Meinst du, die Parlamentsmuftis sollen das Recht bekommen, den Lohnarbeitern vorzuschreiben, mit welchem Mindestlohn sie auszukommen haben?
>>Gesetzlicher Mindestlohn - nein danke!
>Wenn's nicht als Satire gemeint waere, koenntest Du Dich als Reformer im marxistischen Lager wohl verdient machen......
>Es macht aber wirklich der Wirtschaft wenig aus, ob Mindestloehne eingefuehrt sind oder nicht. auch bei Mindestloehnen gilt: wenn der Verbraucher nicht bereit ist, fuer ein Gut einen Preis zu zahlen, der alle in ihm enthaltenenen Kosten abdeckt, dann wird dieses Gut nicht lange hergestellt werden koennen. Ergo: Der Verbraucher bestimmt den Mindestlohn. Zu teure Produkte werden nicht gekauft, und somit erst gar nicht hergestellt, womit die Lohnkosten dann auf null fallen.
>Umgekehrt wird ebenso ein Schuh draus: Wenn der Verbraucher einen Preis bezahlt, der nur Loehne erlaubt, zu denen niemand arbeiten moechte, dann wird das Produkt ebenfalls nicht hergestellt.
>Den Preispunkt zu finden, an dem das Produkt zu optimalen Nutzen moeglichst vieler Arbeiter und Verbraucher hergestellt werden kann, ist Funktion des Marktes. Diese Funktion ist so keoplex, dass sie nicht mathematisch beschrieben werden kann. Dementsprechend laecherlich ist die Vorstellung, ein durchschnittlicher Sozilakunde-Realschullehrer (Parlamentarier) koennte sie loesen. >
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Dieter
06.04.2003, 01:00
@ Wal Buchenberg
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da gibt´s noch Mischformen |
-->schließlich behält sich die Bundesregierung regelmäßig vor, von ihrem Recht Tarifverträge unter die Allgemeingültigkeitsklausel zu stellen, Gebrauch zu machen.
Beispiel Baubranche:
Hier sind die Lohneinteilungen lt. Tarif gleichzeitig die Mindestlöhne, da die Regelung der Regierung besagt, daß alle nicht tarifgebundenen Arbeitgeber, unabhängig vom Gewerk, sofern sie irgendwelche Bautätigkeiten ausführen, zum Tarif des Bauhauptgewerbes laufen.
Der Mindestlohn ist der Tariflohn - und der gilt für alle, ob tarifgebunden oder nicht - per Gesetz.
Wer also Gartenpflege macht, und keinen Arbeitgeber mit Tarifbindung hat, der muß zum Mindestlohn der Maurer entlohnt werden.
Gruß Dieter
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Miesespeter
06.04.2003, 01:32
@ Denis
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Theoretisch ja, praktisch nein |
-->>Oder sieht das jemand anders?? Können durch weniger Stütze die Arbeitslosenzahlen verringert werden?
Theoretisch ja, weil dann auch Arbeiten angenommen werden wuerden, die ein Arbeitsloser heute nicht annimmt.
Praktisch nein. Weil die Lohnnebenkosten und allgemeinen Standortskosten (Steuern, Mieten, Strom usw) so hoch sind, dass auch ein 10% niedriger Nettolohn es nur wenigen Unternehmer ermoeglichen wuerde, ihre Unternehmensrechnung zu revidieren und neue Arbeitsplaetze zu schaffen.
Ausserdem werden Niedrigstlohnarbeiten heute ohnehin im Ausland besser erledigt, und voellig unproblematisch. Und sogar von motivierten Arbeitern, weil dort eben die Lebenshaltungskosten auch deutlich niedriger sind.
Zuguterletzt sind gerade Sozialhilfeempfaenger oftmals unvermittelbare Arbeitskraefte (Alkoholiker, Junkies, psychisch aus der Bahn geworfene Menschen) oder Leute, die gar nicht arbeiten wollen (Kleinkriminelle, alleinerziehende Muetter). Auch eine niedrigere Sozialhilfe bewirkt hier gar nichts, ausser mehr Elend fuer die Betroffenen (denen aber eh nicht zu helfen ist).
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