-->Irakische Kultur eingestampft.
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ARABISCHE PRESSESCHAU
SPIEGEL ONLINE - 07. April 2003, 13:43
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,243739,00.html
"Die Wut wird nicht sterben"
Von Carola Richter und Daniel Kinitz
Der Kampf um Bagdad beschäftigt heute die arabischen Zeitungen. Kaum einer bezweifelt noch, dass die Alliierten den Irak in Kürze militärisch überwältigen werden.
Die libysche Zeitung"al-Jamhariya" macht sich demzufolge über ein anderes Schlachtfeld rund um Bagdad lustig:"Du nimmst die Fernbedienung, um die Dementis der Nachricht zu hören. Da siehst du den irakischen Informationsminister, der dir verkündet: 'Wir haben die Ungläubigen geschlagen' und sie seien jetzt vom Flughafen vertrieben worden. Auf einem anderen Kanal erzählt dir ein pensionierter General, dass der Flughafen der Schlüssel zur Schlacht um Bagdad ist. Auf dem nächsten Sender schwächt ein anderer pensionierter General die Bedeutung des Flughafens ab. Ein dritter pensionierter General sagt dir, dass man durch die Einnahme des Flughafens hinter die irakischen Verteidigungslinien gekommen sei. Ein vierter pensionierter General wird dich beruhigen, indem er sagt, dass dies vielleicht nur eine Falle für die Amerikaner ist, weil sie nun von den irakischen Verteidigern eingekreist und überfallen werden könnten. Wem glaubst du? Das Ziel des Krieges ist nicht der Überfall auf den Irak, sondern ein Angriff auf den Verstand der Iraker und Nichtiraker", schlussfolgert das Blatt.
Die meisten Zeitungen beschäftigen sich jedoch schon mit dem, was nach dem Fall Bagdads kommen wird."Wie sollen wir uns im Angesicht dieses düsteren Krieges verhalten?" fragt ein Kommentator in"al-Ahram"."Die Karte der Region wird bald völlig neu und von fremder Hand gezeichnet werden. Israel wird machen können, was es will und die arabischen Völker werden mit ihren Reichtümern, ihrer Zukunft und ihrer Würde bezahlen. Doch die Wut der Araber wird nicht sterben und ihre Trauer wird sich nicht in Luft auflösen. Es wird nicht bloß ein paar Demonstrationen geben oder Slogans, die im Wind verhallen, denn die Wut sitzt tief und ist beschämend", prognostiziert die ägyptische Zeitung.
Das in London erscheinende Blatt"Asharq al-Awsat" macht sich bereits Gedanken über den Ã-lpoker nach dem Krieg und sieht einen möglichen"Zusammenbruch der Opec" voraus."Der Irak könnte die Opec in die Bredouille bringen, wenn er mehr fördern will, als das Opec-System erlaubt. Der Irak will ebenso viel Ã-l fördern dürfen wie Iran, also so viel, wie vor dem Krieg 1990. Der ägyptische Ã-lminister sagte gestern, dass jede nicht abgesprochene Erhöhung der irakischen Fördermenge zu einem Einbruch des Ã-lpreises führen würde.“
Mohammed al-Husseini von"Asharq al-Awsat" macht der irakischen Opposition heftige Vorwürfe zu ihrer treibenden Rolle für einen Angriff auf den Irak: "Wie viel Verantwortung tragt ihr an der Zerstörung des Landes? Wie haltet ihr es mit denen aus euren Reihen, die beim Einschlagen der Raketen von 'der schönsten Musik sprachen, die ihre Ohren je gehört haben'? Wie hoch ist eure Verantwortung für einen zu erwartenden Bürgerkrieg? Wie viel Verantwortung tragt ihr für die Überführung des Irak-Problems aus der Hand der Völkergemeinschaft in die Hegemonie der Amerikaner? Ich weiß schon, dass ihr auf all diese Fragen eine 'irakische' Antwort habt. Ihr werdet wie aus einem Munde sagen, dass für alles was passiert ist und noch passieren wird, Saddam Hussein und seine diktatorische Clique verantwortlich ist."
Die libanesische Zeitung"an-Nahar" meldet, dass die irakische Opposition und das amerikanische Außenministerium bereits neue Schulbücher konzipiert haben, aus denen die irakischen Kinder nach dem Krieg lernen werden."Der Auftrag zum Druck der neuen Bücher im Wert von 65 Millionen Dollar wurde an das amerikanische Unternehmen 'Creative Associates International' vergeben, das bereits für Afghanistan einen Auftrag über 17 Millionen Dollar erhielt. Die Bücher, die an den irakischen Schulen und Universitäten verteilt werden, enthalten nichts über die Heimat, die Baath-Partei und über die Feindschaft mit Israel."
Immerhin gibt es auch gute Nachrichten. In Katar beginnt heute das"Forum zum islamisch-christlichen Dialog", wie die in London erscheinende Zeitung"al-Hayat" meldet. An der Tagung nehmen"30 islamische und christliche Vertreter teil, unter anderem Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury" und religiöses Oberhaupt von 70 Millionen Anglikanern weltweit. Es gehe um die Zukunft des islamisch-christlichen Dialogs und die Probleme der Stunde. Organisiert hat das schon seit Monaten geplante Forum die Organisation Islamische Konferenz, der weltweit größte islamische Verband.
Und das kuweitische Blatt"al-Watan“ verkündet, dass"auf Erlaubnis des kuweitischen Verteidigungsministeriums jede Einheit der kuweitischen Armee bis zu fünf Prozent ihrer Soldaten reduzieren könne, da keine Gefahr mehr für das Land besteht."
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