Schlangenfuchs
04.05.2000, 23:09 |
Ich stelle mich zwischen Euch! NickLeeson, deine Frage von gestern! mT Thread gesperrt |
Man könnte es auch so nennen: Während Ihr schön Schlachten schlägt, führe ich das Board weiter. Ist schon eine etwas seltsam Situation, aber was soll's: solange ich den wirklichen Konflikt nicht verstehe, tue ich mein Bestes und denke, es können zwei Dinge klar werden: 1. Es geht nur miteinander und 2. Ich bin ein Phantast. Es gäbe noch eine dritte Lösung, aber an die will ich gar nicht denken und nenne sie darum nicht! Wiederhole: nicht!
Ich habe schon Schlimmeres gesehen auf Boards: nämlich, wie der Gemeinsinn das Mitdenken und Miteinander-Denken getötet hat. Alle denken das Gleiche und keiner hat mehr 'ne Idee! Stumpfsinn ist das!
Andererseits: elitärer 'Finanzdarvinismus' (nur der Beste überlebt)? Mag sein, aber trifft das hier auf uns zu und sind das überhaupt unsere Interessen, wo doch Finanzströme total persönlich sind?
Jedem, der solch eine Fragestellung radikalisiert, sage ich ganz willig: 'Dooooooooooooooooooom, der Futternapf ist eng geworden!'
Die anderen mögen weiter spucken, sie haben ja offenbar viel Grund dazu. Haben sie wirklich? Das ist eine psychologische Frage, die sich maßenpsychologisch auf das Ego übersetzt: wir sind die Stärksten, darum bin ich der Stärkste. (Daß dies eine Gleichung ist, die nie aufgeht, sieht jeder.)
P. Sloterdijk, ein in meinen Augen sehr weitsichtiger Philosoph unserer Zeit, hat irgendwo mal geschrieben, daß Philosophie der schmale Gang zwischen Manie (hier: die Selbstüberschätzung) und Depression (hier: die Selbstnegierung) sei! Das sollte sich jeder mal überlegen, aber auch wirklich jeder!
'Let's keep things going on!', sagen die Amerikaner und haben damit eine Stärke, die uns Europäern fehlt. Im Neid suchen wir noch den Neid und vergessen immer wieder, daß sich die Welt auch ohne uns dreht. Wir sollten also uns alle gegenseitig am Drehen halten, jeder gibt was, denn es ist wirklich wahr: die Welt dreht sich auch ohne uns - o h n e j e d e n e i n z e l n e n v o n u n s!
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Also Nick, dann wollen wir mal! Es wird ein langer Weg und zeigt bloß das wenige, was ich vom Problem verstanden habe. Vielleicht wissen andere noch zu ergänzen, zu korrigieren, zu destruieren. - Oder gar zu konstruieren?
Meldung in Yahoo am 17. April (http://biz.yahoo.com/rf/000407/y6.html) zu der von Doug genannten Firma Conesco, die Versicherungsgeschäfte macht und Finanzierungen von Krediten und Anleihen aller Art in einer vor zwei Jahren gekauften Einheit (Green Tree Financial) betreibt.
"The big story in asset-backed circles this week was the announcement made a week ago by Conseco Inc. (NYSE:CNC - news) that it plans to sell off its Conseco Finance Corp. unit, formerly Green Tree Financial, purchased by Conseco for $6 billion in 1998.
Spreads have widened on outstanding manufactured housing ABS issued by Green Tree, and sources said that a bid list of those bonds put out on Wednesday had trouble getting placed.
But Salmon said the underlying collateral was sound. ``As long as they're collecting checks and servicing the loans it's a non-issue,'' he said.
But Gjaja said there could be some fallout for the manufactured housing sector as investors react to the Conseco news."
Wenn etwas, das man vor zwei Jahren gekauft hat, schon wieder verkauft werden soll, dann beginnen die Händler zu flüstern, wie du oben siehst. Sie geben sich gelassen, man spürt aber die unterschwellige Argumentation, die man etwa so zusammenfassen kann:
Coneso (CNC) hat viele Hypothekarkredite vergeben und die als so genannte ABS (asset backed securities) an den Markt gebracht. Das Geld, das sie ausliehen, haben sie nachher am Kapitalmarkt wieder aufgenommen und dafür die Hauskredite als Sicherheiten gegeben.
Stell dir ganz einfach vor, du leihst mir 10 € und verkaufst dies 10 € danach an JÜKÜ mit dem Hinweis, daß er dafür die Sicherheit meines Kredites erhält. Du bekommst für den Kredit von mir 13% Zins und bezahlst an JÜKÜ 7%: die Differenz ist dein Verdienst, dein Risiko aber ist, dass du die 10 € von mir nicht mehr bekommst und du damit die Schuld, die du bei JÜKÜ hast nicht mehr bezahlen kannst. Du hast also bei JÜKÜ Geld aufgenommen und an mich verliehen, auch wenn es zeitlich andersherum war. 'Asset backed' heißt bloß 'durch Vermögenswerte gedeckt'. Die Deckung ist der Kredit (auch ein Vermögenswert, solange er bedient wird) an mich.
Der von Salomon sagt dazu, daß es kein Problem sei, solange du von mir Schecks bekommst für Zinszahlung (collecting checks) und du deiner Verpflichtung gegenüber JÜKÜ nachkommst (servicing the loans). Eine Non-Aussage, weil es klar ist!
Was steckt aber dahinter: Der Hypothekarmarkt ist stark von den Zinsen abhängig, die ja seit Januar 1999, also kurz nach dem Kauf der Green Tree durch Conseco, eine Wende vollzogen haben und nun steigen.
Bei solchen Zinswenden kommt es immer wieder zu Ausfällen von Krediten, weil die Leute ihre steigenden Hypotheken nicht mehr bezahlen können. Das Geld ist dann weg und oft geht das noch einher mit sinkenden Häuserpreisen, deren Kulminationspunkt im Januar war.
Darum meldet sich Gjaja im Geflüster mit 'fallouts', 'could be' etc. Wenn das Unternehmen nun verkauft, dann könnten sie das gleiche denken und suchen einen anderen, der das Risiko übernimmt. Stell dir ruhig vor, daß es an diesem Punkt schwierig sein wird, zu verkaufen, zumal die Zinstendenz keineswegs sicher ist und vorerst steigt, die Gefahr von weiteren Ausfällen also wächst.
Wenn ich also Ausfalle, dann beginnt das deine Rechnung durcheinander. Gleichzeitig steigen aber deine Kosten gegenüber JÜKÜ merklich, denn er will mehr Zins. Die Zinskosten sind für Conseco aufgrund zweier Quellen gestiegen: 1. Die Zinsen allgemein, 2. haben sich die Zinsen für Anleihen bei JÜKÜ stärker nach oben bewegt als die Staatszinsen. Wenn du das nicht an mich weitergeben kannst, weil ich blank bin, dann beginnen schwierige Zeiten für dich - klar, auch für mich, und vielleicht auch für JÜKÜ. Du mußt eventuell mehr Geld am Markte aufnehmen, um JÜKÜ seine Forderungen zu bedienen. Der Markt aber sagt, daß du ihm dafür noch höhere Zinsen bezahlen mußt, was dich in eine Schuldenspirale treiben kann. Nachzulesen für Conseco unter folgendem Link, der meldet, daß die Schulden von Conseco nur noch 'Junk' (=Trödel) sind: http://biz.yahoo.com/rf/000503/ky.html
Bis hier ist noch alles ohne Leverage, der aber ab jetzt in die Betrachtung einbezogen wird:
Du besitzt 10 € und leihst sie mir, worauf die sie wieder bei JÜKÜ holst. Nehmen wir an, dein Vermögen ist also 10 € und nicht mehr.
Du denkst dir aber, gut, solange die Zinsen fallen kann nichts schief gehen und leihst dir am Markt 22,7 €, verleihst sie an mich und versuchst die gleiche Summe bei JÜKÜ zu holen. Klar, wenn es gut geht, dann hast du 5% Gewinn nicht nur auf 10 €, sondern auf 22.7 €.
Das ist, was Conseco dachte, denn das Verhältnis Schulden / Eigenkapital beträgt 2.27 nach Angaben von Yahoo.
An Punkten, wo die Zinsentwicklung sich ändert, gibt es relativ viele Fehlspekulationen auf allen Seiten. Wenn dazu noch ein hohes Kreditniveau allgemein kommt, dann kracht es meist kräftig und viele Illusionen und Geld gehen dabei verloren. Die Analysten z.B. gehen in ihren Prognosen immer mit dem Trend und haben immer nur dann unrecht, wenn dieser ändert. Dann aber haben meistens alle unrecht. So ist es auch mit den Krediten.
Relativ viele unsaubere Kredite, eine verunsicherte Stimmung durch den Entzug der alten Berechnungsgrundlage (Trend gebrochen) zwingen deine Schuld gegenüber JÜKÜ zu immer höheren Zinszahlungen.
Deine Aktien fallen, Ratings werden herabgesaust usw. Das Problem ist, daß nicht nur ich Kredite aufgenommen habe, sondern auch du mehr Geld verliehen hast, als du wirklich besitzest, und - ev. auch JÜKÜ dir mit geliehenem Geld deine Schuld abkaufte. Das ist das Karussell, das sich dreht und dreht, bis es aus der Achse springt und alle Kinder fliegen wie Schweine durch die Luft.
Im Jahr 1998, während der Crashzeit, muß sind die Kreditspreads von Unternehmens- und Staatsanleihen noch etwas stärker auseinandergelaufen als heute, obwohl wie da vielleicht noch nicht am Ende sind. In dieser Zeit muß die FED die GSE's angewiesen haben mit kräftigen Käufen dagegenzuhalten und die Situation zu retten. Die haben eigentlich nichts anderes gemacht als Conseco 1998 tat, als sie Green Tree kauften: ein Portefeuille von Schulden zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwerben, weil danach der Zinsmarkt gegen sie läuft.
Weil die GSEs staatliche Deckung haben, wäre die Folge eines Ausfalls der GSE, daß der Staat Geld drucken müßte und damit inflationiert.
Die Banken haben dabei vielleicht und vor dem Crash '98 Anleihen z.B. von Conseco gekauft und sie dann im Crash, auf den Markt geworfen, was von den GSEs dann aufgefangen wurde.
Du siehst, es spielt keine Rolle, ob es nun Conseco ist oder eine andere Firma, das System der Abhängigkeiten (Kredit) ist entscheidend. Zuerst ist meistens Investitionseuphorie und darin wurden bis jetzt immer Abhängigkeiten geschaffen.
'Den letzten beißen die Hunde' heißt das Spiel oder auch 'wer nichts riskiert, gewinnt auch nichts'. Die Finanzmarkttheorie faßt das in den Begriffen 'Chance' und 'Risiko' zusammen, die Psychologie nennt es 'Angst' und 'Gier', der Spekulant muß dazu erraten ob 'rauf' oder 'runter', wobei es dann gleichgültig ist ob 'long' oder 'short'.
Doug schreibt, daß Conseco auch in Derivaten macht. Alle machen in Derivaten und erhöhen dadurch den Effekt auf ihre Positionen. Sie erhöhen den Effekt positiv und negativ gleichermaßen aber mit Hebelwirkung. Wenn nun die Derivate noch auf Kredite aufgebaut sind, dann haben wir Leverage aus zwei Quellen.
Der Leverage läßt sich im Grunde beliebig steigern. Dazu noch ein abschließendes Beispiel: Der LTCM-Fund besaß 4 Milliarden Kapital und hat sich mit diesem Kapital über Derivate und Kredite Zugang auf ein Portefeuille von etwa 100 Milliarden verschafft. Der Leverage beträgt hier 25 und beinhaltet Kredite und Derivate.
Wenn du rechnest: 4 Milliarden / 100 Milliarden = 4%!!!! Es brauchte also theoretisch bloß eine Wertschwankung von 4% um das Eigenkapital aufzubrauchen. Natürlich war das Portefeuille nobelpreisträgerlich ausgerichtet, so daß lange alles gut ging und dieser enorme Leverage anwachsen konnte. Ich behaupte ja nicht, daß alles an einem Tag entstand. Es hat sich aber in kurzer Zeit ziemlich fatal ausgewirkt!
So, jetzt bin ich wirklich getan, wie die Amerikaner sagen: 'I'm done for the day'.
Hoffe, daß du was daraus ziehen kannst! Ich poste es hier oben, weil es unten wohl vergessen gehen würde in der Hektik der momentanen Ereignisse. Und wehe, irgend ein Schmutzfink macht sich daran. LOL und LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL!
Mit Grüßen
Schlangenfuchs
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JüKü
04.05.2000, 23:31
@ Schlangenfuchs
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just great |
super Beschreibung
Ist der Artikel von Larry Parks bekannt?
http://www.fame.org/HTM/President16.htm
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Oldy
04.05.2000, 23:40
@ JüKü
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Re: just great und das passt dazu |
Also sprach Greenspan:
>>> Greenspan Has Markets Guessing on Rates
WASHINGTON (Reuters) - Less than two weeks ahead of a pivotal U.S.
interest rate meeting, Federal Reserve Chairman Alan Greenspan on
Thursday sidestepped the thorny issue of monetary policy and left markets
guessing about his next move.
Amid growing market speculation that the Fed may opt for a larger-than-usual
rate rise designed to force the runaway U.S. expansion back on track,
Greenspan stayed clear of discussing the economy when he addressed a
banking conference in Chicago.
Sticking closely to the topic at hand, he warned financial institutions that
improvements in risk management tools such as derivatives should not lull
them into complacency about the inherent risks of their business.
``There are undoubtedly legitimate concerns and avenues for significant
improvement of risk management practices,'' he said in his speech.
In his Chicago speech, Greenspan said the development of new products and
services that help banks manage risks was a ``net benefit'' for the economy.
But he warned that many of those instruments had not been tested in times
of heightened stress.
``During the recent phenomenal growth of the derivatives market, no
significant downturn has occurred in the overall economy to test the resilience
of derivatives markets and participants' tools for managing risks,'' he said.
``The possibility that market participants are developing a degree of
complacency or a feeling that technology has inoculated them against market
turbulence is admittedly disquieting. Such complacency is not justified,'' he
added.
Greenspan also cautioned market participants, and in particular private
investors, not to rely on the Fed to bail them out in the event of a bank failure.
``There are many that hold the misperception that some American financial
institutions are too big to fail,'' he said.
While the Fed and other supervisors would try to ensure an ''orderly
liquidation'' of a failed institution, Greenspan warned that ``shareholders would
not be protected, and I would envision appropriate discounts or 'haircuts' for
other than federally-insured liabilities''. <<<
Was sagt er aber eigentlich damit? Er sagt mit vielen Worten, was er mit einem Satz sagen könnte: „Zieht euch warm an, die Fed kann und will die Börse nicht mehr vor sich selber retten.“
Anscheinend rechnet auch er zumindest mit einem Kurseinbruch oder gar einer Recession und die Shareholders, die dabei nicht geschützt werden können sind auch in den pension funds und das trifft auch den Oldy
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JüKü
04.05.2000, 23:50
@ Oldy
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Greenspan wir immer deutlicher und massiver... |
... wie sehr kann er noch warnen? Wann kommt der Schock der Einsicht?
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Baldur der Ketzer
05.05.2000, 00:16
@ JüKü
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Re: Der Schock der Einsicht kommt, wenn. |
>... man früh sein Wap-Handy anmacht oder ins Internet geht und sieht, die Kursnotierung ist heute ausgesetzt, die Banken bleiben bis auf weiteres geschlossen, Geldautomaten bleiben zu.
Das ist real. Das wirkt. So wie körperlicher Schmerz.
Virtuelle Mahnungen wirken nicht mehr. Das ist so wie das OWiG, das mahnt, fahre nachts nicht schneller, als du (sprachlich jetzt holprig, aber kurz) als Bremsweg übersiehst..., weiß jeder, macht keiner.
Nur die Macht des Faktischen, und das ist, wenn ich früh beim Bäcker keine Semmeln mehr bekomme, weil ich nur noch 36 Pfg. in der Tasche habe.....
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Black Elk
05.05.2000, 09:37
@ Baldur der Ketzer
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Re: Der Schock der Einsicht kommt, wenn. |
Hi Baldur,
genau dann wenn du deiner Freundin erklären mußt, daß wir das gleiche Auto noch 5 Jahre fahren müssen und die nächsten Jahre Skiurlaub und Reisen in tropische Länder ausfallen. UUhh das gibt Probleme, ich verbiete dir hiermit jemals wieder Aktien zu kaufen.Punkt.
Wo ist die Schmerzgrenze, wieviel müssen die Leute insbesondere am Neuen markt verlieren, damit der Schritt aus der virtuellen Welt mit Monopoly-Geld hin in die Realität getan wird? Nach meinen Erfahrungen von 1998 tut ein 30% Verlust bei vollem Investitionsgrad schon seine Wirkung. Aber ich kenne genug Leute, die weiterhin auf Kredit spekulieren, natürlich nur mit defensiven Werten, aber auch hier zieht der Gewinn(Verlust)hebel.
Habe mir übrigens mal die Seite von Ed Down angeschaut. Er sagt ja Dow 7.800 sind das Ziel. Ob nun Diamond Pattern oder Broadening Top..beide sind sich recht ähnlich und führen kurzfristig zum gleichen Ziel, nämlich zu fallenden Kursen.
Bis denn,
Black Elk
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NickLeesong
06.05.2000, 01:17
@ Schlangenfuchs
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vielen Dank für die ausführliche Antwort! mT |
Hallo Schlangenfuchs,
ersma vielen Dank für die ausführliche Antwort. Aber so ganz, wie sollte es anders sein, bin ich damit immer noch nicht zufrieden. Ich habe mich daher heute noch mal 'drangesetzt und bei Doug Noland und Richebächer ganz genau nachgelesen und jetzt hab' ich's endlich kapiert.
Hier ist nochmal ein Auszug aus Deiner Antwort:"Stell dir ganz einfach vor, du leihst mir 10 € und verkaufst dies 10 € danach an JÜKÜ mit dem Hinweis, daß er dafür die Sicherheit meines Kredites erhält. Du bekommst für den Kredit von mir 13% Zins und bezahlst an JÜKÜ 7%:..."
Meine Probleme mit dieser Antwort sind nun zweierlei: 1) warum sollte Jürgen so dumm sein, mir für läppische 7% p.a. hoch-riskante ABS abzukaufen? Schließlich gibt es doch Rating-Agenturen!
ABSs gibt es auch in Deutschland, die sog. Pfandbriefe, allerdings dürfen die zugrundeliegenden Sicherheiten in diesem Fall nur zu maximal 60 % des Beleihungswertes (liegt in der Regel unter dem Marktwert) beliehen sein. Und dazu hat man ja auch noch das Eigenkapital der emittierenden Hypothekenbank als Sicherheit. Ein Freund von mir hat im Frühjahr '99 ein Haus gekauft und dazu eine Hypothek aufnehmen müssen: Zinssatz etwa 4.5 % bei einer Laufzeit über 10 Jahre! Nun der Commerzbank-Jumbo-Pfandbrief-Index zum Vergleich: Rendite 5.015 % bei einer Restlaufzeit von 7 bis 10 Jahren. In meinen Ohren klingt das nicht nach einem sehr gewinnträchtigen Geschäft!
Problem Nr. 2) laut Doug Noland sind diese"leveraged investors" maßgeblich am Entstehen der Credig Bubble beteiligt. Wenn ich mir aber von Jürgen Geld leihe und das an Dich weiterverleihe, dann habe ich lediglich die Funktion eines Vermittlers (intermediary), trage aber im Unterschied zu den Banken nicht zu einer inflatorischen Geldvermehrung bei.
Was läuft also wirklich ab? Die ganze Sache ist so grotesk (sofern Doug Noland recht hat; und Zinsderivate im Nennwert von 28 Billionen $ sprechen dafür, daß er recht hat), daß ich mehrfach lesen mußte. Des Rätsel Lösung scheint darin zu liegen, daß die nur spärlich mit Eigenkapital bestückten intermediaries zum einen zwar lang (z.B. 10 Jahre und mehr) verleihen, aber selbst immer nur kurz- bis mittelfristige Kredite aufnehmen und zum anderen, und jetzt kommt's, die Risiken über Derivate abzusichern versuchen. (Wenn nun die Kreditaufnahme auch noch über Geldmarktfonds erfolgt, führt das ganze zusätzliche zu der postulierten ungehemmten Geldvermehrung!)
Es ist doch ganz offensichtlich, daß im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs, wenn Schuldner in großer Zahl ausfallen (1998 immerhin 1.4 Mio!) irgendjemand für die faulen Kredite aufkommen muß (Doug Noland versucht das am Beispiel einer Hochwasserversicherung klar zu machen).
Ich schätze, daß zu Zeiten von Black&Scholes der gesunde Menschenverstand keine Rolle mehr spielt. Stattdessen verläßt man sich auf komplizierte mathematische Modelle, die wahrscheinlich kaum einer richtig durchblickt.
Ich kenn' das aus meinem eigenen Berufsfeld: da wird ersma wild drauflosgerechnet, und je komplizierter die Rechnung, desto mehr konzentriert sich der Zuhörer auf die mathematischen Details. Daß bereits in den zugrundeliegenden Annahmen ein eklatanter Denkfehler liegt, geht dabei dann völlig unter.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen Bericht der EZB verweisen:"Asset prices and banking stability" (http://www.ecb.int/pub/pdf/assetprices.pdf). Danach scheinen die Hypothekenkredite tatsächlich eines der Hauptrisiken der europäischen Banken zu sein. Dort findet man auch sehr interessante Statistiken über die Situation in Europa. Und es sieht so aus, als wenn sich auch in einigen europäischen Staaten (z.b. Irland und die Niederlande) eine real estate bubble gebildet hätte. Die Daten für die USA sehen hingegen relativ harmlos aus.
Abschließend noch ein ganz anderes Thema: den letzten Beitrag aus"strategic alert" hat jemand ja bereits vor einiger Zeit ins Forum gestellt (Ich bin bei allem was LaRouche sagt immer sehr skeptisch; ich halte ihn für einen Ideologen). Es gibt allerdings noch einen zweiten Artikel, der meines Wissens noch nicht hier im Forum erschienen ist und den ich für sehr interessant halte:
<A NAME='W1'></A>
<H3>US-Familien sind Geiseln der Aktien-Blase. </H3>
Nach den jüngsten Zahlen der Federal Reserve hatten 1998 die
US-Familien 53,9 Prozent ihres Geldvermögens in Aktien
angelegt - 1989 waren es nur 27,8%! In dieser Zeit stieg der
Wert des privaten Aktienbesitzes von 2,13 Bio.$ auf mehr als das
Dreifache (7,39 Bio.$). Ein Kollaps der Aktienmärkte würde die
US-Familien also verheerend treffen.
<center>Zusammensetzung des Geldvermögens der US-Familien:
<table cellpadding=10 border=1>
<tr><td>Â <td colspan=2 align=center>1989<td colspan=2 align=center>1992<td colspan=2 align=center>1995<td colspan=2 align=center>1998</tr>
<tr><td>Â <td align=right>Mrd.$<td align=right>% <td align=right>Mrd.$ <td align=right>%<td align=right>Mrd.$<td align=right>% <td align=right>Mrd.$ <td align=right>%
<tr><td>Giro- und Sparkonten <td align=right> 1461<td align=right>19,1<td align=right>1314<td align=right>17,5<td align=right>1337<td align=right>14,0<td align=right>1559<td align=right>11,4
<tr><td>Einlagenzertifikate<td align=right>782<td align=right>10,2<td align=right>604<td align=right>8,1<td align=right>535<td align=right>5,6<td align=right>595<td align=right>4,3
<tr><td>Babybonds<td align=right>112<td align=right>1,5<td align=right>86<td align=right>1,2<td align=right>129<td align=right>1,4<td align=right>92<td align=right>0,7
<tr><td>Anleihen<td align=right>782<td align=right>10,2<td align=right>633<td align=right>8,4<td align=right>594<td align=right>6,2<td align=right>585<td align=right>4,3
<tr><td>Lebensversicherungen
(Barwert)<td align=right>456<td align=right>6,0<td align=right>451<td align=right>6,0<td align=right>693<td align=right>7,3<td align=right>872<td align=right>6,3
<tr><td>Sonstiges*<td align=right>1925<td align=right>25,2<td align=right>1884<td align=right>25,1<td align=right>2247<td align=right>25,5<td align=right>2615<td align=right>19,1
<tr><td>Aktienbesitz
(direkt und indirekt)<td align=right>2125<td align=right>27,8<td align=right>2528<td align=right>33,7<td align=right>3809<td align=right>40,0<td align=right>7388<td align=right>53,9
<tr><td>[b]Gesamt<td align=right>[b]7643<td align=right>[b]100,0<td align=right>[b]7500<td align=right>[b]100,0<td align=right>[b]9344<td align=right>[b]100,0<td align=right>[b]13706<td align=right>[b]100,0
<tr><td colspan=9>
(<font size=-1>* der Teil der Renten- und Investmentfonds, der nicht in Aktien
angelegt ist.</font>)
</table></center>
mfg, NickLeeson
<center>
<HR>
</center> |
Das Orakel
06.05.2000, 01:36
@ NickLeesong
|
US-Familien sind Geiseln der Aktienblase |
genau aus diesem Grunde wird es keinen Jahrhundert-Crash in den USA geben.
Greenspan hat schon 1987 sein Geschick in Krisensituationen bewiesen.
Das Orakel
<center>
<HR>
</center> |
Schlangenfuchs
07.05.2000, 10:37
@ NickLeesong
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Ideen dazu |
Hallo Nick,
Ich hab es ja gesagt: es wird ein langer Weg. Gehen wir also gleich weiter, wenn du erlaubst!
Ich bediene mich dabei deines Textes, weil ich etwas in Eile bin und würde mich freuen, wenn du meine Zeilen in den seltensten Fällen als Einwände, sondern vielmehr als Ideen zu deinen Texten verstehen würdest. Meine Form hier ist aus Zeitgründen eher sach- und weniger sozial- oder personenbezogen.
Also los:
Zuerst nochmals der Link zum Text:
http://www.gold-eagle.com/gold_digest_00/noland050300.html
Meine Probleme mit dieser Antwort sind nun zweierlei: 1) warum sollte Jürgen so dumm sein, mir für läppische 7% p.a. hochriskante ABS abzukaufen? Schließlich gibt es doch Rating-Agenturen!
Warum legen so viele Leute ihr Geld in Geldmarktfonds an und erhalten läppisch tiefe Zinsen dafür, während die Bank das Geld nimmt und es zu viel höheren Sätzen an riskantere Schuldner ausleiht und dann das ganze auch noch als Pfandbrief oder ABS am Markt verkauft?
Die Ratings von CNC sind, solange die Dinge gut laufen besser als dasjenige ihrer Schuldner (Kreditnehmer). D.h. solange es gut geht muß CNC weniger Zinsen bezahlen, wenn sie Geld aufnehmen, als daß sie von ihren Kreditnehmern erhalten. Das Rating von CNC sinkt mit der Verschlechterung der Finanzierungsparameter, was wiederum direkt von den Kreditnehmern, dem Eigenkapital und den Schulden abhängt.
ABSs gibt es auch in Deutschland, die sog. Pfandbriefe, allerdings dürfen die zugrundeliegenden Sicherheiten in diesem Fall nur zu maximal 60 % des Beleihungswertes (liegt in der Regel unter dem Marktwert) beliehen sein.
Pfandbriefe entsprechen den Mortgage-Backed-Securities und ABS den Asset-Backed-Securities.
Ein Freund von mir hat im Frühjahr '99 ein Haus gekauft und dazu eine Hypothek aufnehmen müssen: Zinssatz etwa 4.5 % bei einer Laufzeit über 10 Jahre! Nun der Commerzbank-Jumbo-Pfandbrief-Index zum Vergleich: Rendite 5.015 % bei einer Restlaufzeit von 7 bis 10 Jahren. In meinen Ohren klingt das nicht nach einem sehr gewinnträchtigen Geschäft!
Je stärker die Konkurrenz, desto margenschwächer auch das Geschäft. Das gilt nicht nur für die Courtagen beim Online-Handel, sondern auch beim Kreditgeschäft. Das System wird enger und Fusionen wie auch Restrukturierungen finden statt.
Noch etwas: Diesem Problem versucht CNC durch den Leverage zu entgehen, indem durch Volumen die Margen kompensiert werden sollten.
Problem Nr. 2) laut Doug Noland sind diese"leveraged investors" maßgeblich am Entstehen der Credit Bubble beteiligt. Wenn ich mir aber von Jürgen Geld leihe und das an Dich weiterverleihe, dann habe ich lediglich die Funktion eines Vermittlers (intermediary), trage aber im Unterschied zu den Banken nicht zu einer inflatorischen Geldvermehrung bei.
Das ist richtig: Bis hierher war's der Leverage, was mal bloß Kredit heißt. In einem Kreditsystem wie dem unseren ist es durchaus ratsam zu fragen, wann eine Kreditexpansion zur Verminderung des inneren Wertes des Geldes beiträgt. Dieser Punkt ist dann erreicht, wenn auf da ganze System bezogen Schulden oder Kredite nicht mehr durch Ersparnisse gedeckt sind und dennoch als Kredite gesprochen werden. Der gesamte Vorrat des Systems an Geld ist aufgebraucht, also kein Geld mehr vorhanden, aber trotzdem werden weiter Kredite gesprochen? Wie geht das? Das geht ganz einfach, indem in der Zentralbank und für die Zentralbank in einem Computer eine neue Zahl eingetragen wird mit ein paar Nullen hinten. Mit diesem 'frischen Geld' kann nun eine Anleihe von den GSEs gekauft werden und das ohne Problem. Die GSEs können weiter Schulden (Hauskredite vor allem) aufkaufen und dafür wieder Anleihen im Markt begeben, ohne daß die Zinsen steigen, was sie ja eigentlich müßten.
Du merkst sicher, daß Noland nicht an einer Beschuldigung der Leverage-Investoren interessiert ist. Ich glaube auch, daß es ihm ziemlich egal ist, ob man nun sagt, die GSEs würden zur Geldvermehrung beitragen oder die Fed, weil ja die Fed technisch die Schulden der GSEs garantieren muß. Ich glaube vielmehr, daß er ein System anklagt, daß Schulden über viele Intermediäre am Ende doch in die GSEs fließen und dort von der Notenbank gedeckt werden. Technisch gesehen sind die GSEs privatrechtlich und darum spricht der Chairman von Fannie Mae auch wie ein Unternehmer, wenn er sagt:"(Fannie Mae) did establish a goal of doubling EPS over five years that would require a 14.9% growth rate each year, which was higher than the 13.6% that we had had over the prior five years."
Nun sagt Noland: "For perspective, Fannie Mae more than doubled the size of its balance sheet (largely mortgage holdings) over the past five years to $557 billion, increasing EPS by 90%. How enormous does Mr. Raines plan to expand Fannie Mae's balance sheet over the next five years? Are Fannie's plans consistent with the stability of the US financial system and economy? And are these plans consistent with the Fed's goal of slowing the overheated US economy? And, importantly, who is going to buy the flood of new agency debt created?
Und jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir fragen müssen, was denn das Ziel hinter dieser Strategie von Fannie Mae ist, wenn doch dadurch unmittelbar Kredite in die Welt gesetzt werden, die nur noch durch Sparguthaben gedeckt sind, die zuerst bei der Notenbank geschaffen werden müssen?
Die Frage ist nun, was ist eigentlich das Ziel dieser Strategie und hierzu zitiert Noland den Chairman wie folgt: "... We simply try to make whatever leverage in the economy exists more affordable for homeowners. Das hört sich an wie eine Servicekompanie im Finanzsektor. Im Klartext heißt das, daß dahinter ein Programm für private Wohnungsbauförderung steht und ich denke, daß es das ist, was Noland stört. Es wird das Wohneigentum gefördert und dabei die Sparguthaben abgewertet.
Man sieht leicht, daß dieses Vorgehen eine politische Dimension mit Blick auf die Wahlen hat und dies ganz besonders in einer Quotendemokratie, wie die USA es sind. Ein solches Vorgehen muß ganz bestimmt den Einspruch der Gegenparteien hervorrufen, die in anderen Segmenten der Bevölkerung Stimmen zu gewinnen suchen.
Was läuft also wirklich ab? Die ganze Sache ist so grotesk (sofern Doug Noland recht hat; und Zinsderivate im Nennwert von 28 Billionen $ sprechen dafür, daß er recht hat), daß ich mehrfach lesen mußte.
Diese Zahl ist in der Größenordnung bestimmt richtig und kann für die vergangenen Quartale relativ genau nachgerechnet werden unter dem folgenden Link:
http://www.occ.treas.gov/ftp/deriv/dq499.pdf
Es handelt sich um Off-balance-sheet Kortrakte (nicht als Verbindlichkeiten in der Buchhaltung aufgeführt), die größtenteils außerbörslich und ziemlich streng geheim gehandelt werden. Das Risiko, das daraus erwächst, ist nicht kalkulierbar, was nicht unbedingt bedeuten muß, das es sehr groß ist. Die Unwägbarkeiten sind einfach enorm und werden zur Hauptsache von ganz wenigen Banken dominiert. Bankers Trust gehört übrigens unter die ersten 10. Ich glaube auch, daß solche Sachen in Deutschland Einzug gehalten haben. Hier gibt es aber wie in vielen wichtigen Fragen kein Material dazu.
Des Rätsel Lösung scheint darin zu liegen, daß die nur spärlich mit Eigenkapital bestückten Intermediäre zum einen zwar lang (z.B. 10 Jahre und mehr) verleihen, aber selbst immer nur kurz- bis mittelfristige Kredite aufnehmen und zum anderen, und jetzt kommt's, die Risiken über Derivate abzusichern versuchen. (Wenn nun die Kreditaufnahme auch noch über Geldmarktfonds erfolgt, führt das ganze zusätzliche zu der postulierten ungehemmten Geldvermehrung!)
Es gibt verschiedene Sorten Intermediaries, die alle nach amerikanischem Recht privatrechtlich organisiert sind. CNC wie auch Fannie Mae etc. Der Unterschied bei der letzteren ist aber, daß sie Staatsgarantie hat, CNC jedoch nicht. (Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, daß die GSNs nach der letzten Banken- und Immobilienkrise gegründet wurden zum Auffangen der Krise und jetzt zum Feinsteuern der Kreditproblematik der Fed.)
Hedging und sämtlich Finanzierungs- und Tradingtricks werden bestimmt alle zu mobilisieren versuchen, um noch ein letztes Prozent aus dem Ergebnis herauszuholen. Mit im Spiel sind auch Devisenüberlegungen, wie die zahlreichen europäischen Emissionen von Anleihen aus dem Hause Fannie Mae zeigen: Euro-, Pfund-, Franken- oder Yen-Anleihen, was de willst! Nicht allen gelingt es, denn der Markt richtet sich gerne mal gegen einen.
Die Geldmarktfonds sind, sind sie mal im Fond drin, 'echtes' Geld, meist Spargeld, das dort angelegt wird.
Das Problem mit den Derivaten it eher, daß in dem Moment, wo etwas schief geht, eine Lawine losbricht und nicht bloß ein Schneeball den Hang runter rollt. Weil Derivate mit einem Hebel auf das Underlying reagieren, also ein Vielfaches an Punkten verloren werden im Vergleich zu dem Underlying, Muß schnell und heftig reagiert werden und im Extremfall kann das eines nach dem anderen nachsichziehen, was in einem Kreditsystem zusätzliche negative Effekte ausübt. Denn jeder will oder muß aus der Schieflage herauskommen und der Markt fängt das nie wohlwollend auf. Im Gegenteil, jeder, der davon Wind bekommt, wartet ab. Die Spreads werden riesig gegen unten und der Verkäufer kann nicht warten, bis alles wieder zu Ask-Kurs kaufen will. Haben wir am Nasdaq kürzlich erlebt.
Ich verstand die Warnung von Noland, bezogen auf die Derivate, eher so. Er beschreibt die Situation wie ein Damoklesschwert, das aber nicht unbedingt fallen muß. Die Geldvermehrung sieht er aber ganz aktuell im Gange.
Es ist doch ganz offensichtlich, daß im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs, wenn Schuldner in großer Zahl ausfallen (1998 immerhin 1.4 Mio!) irgend jemand für die faulen Kredite aufkommen muß (Doug Noland versucht das am Beispiel einer Hochwasserversicherung klar zu machen).
Ich schätze, daß zu Zeiten von Black&Scholes der gesunde Menschenverstand keine Rolle mehr spielt. Stattdessen verläßt man sich auf komplizierte mathematische Modelle, die wahrscheinlich kaum einer richtig durchblickt.
Ich kenn' das aus meinem eigenen Berufsfeld: da wird ersma wild drauflosgerechnet, und je komplizierter die Rechnung, desto mehr konzentriert sich der Zuhörer auf die mathematischen Details. Daß bereits in den zugrundeliegenden Annahmen ein eklatanter Denkfehler liegt, geht dabei dann völlig unter.
Ich stimme dir völlig zu! Einfach ausgedrückt: Das Risiko kann zwar zwischen Individuen (Institutionen) verschoben werden, bleibt aber trotzdem dem System erhalten. Diese Systeme sind schon sehr elaboriert, können aber auch immer an einen Punkt gelangen, wo sie brechen. Das ist das Risiko. Solange es nicht bricht, gelten Kredite und Schulden als Investitionen (außer Konsumkredite). Das ist es was Greenspan in einer seiner letzten reden meinte, als er darauf hinwies, daß jede Investition ihren Ertrag bringen muß. Damit stellte er ein wenig in Frage, daß das im Fieber der letzten Monate noch sichergestellt ist. Den Banken rät er schon lange zum Zurückfahren der Kredite.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen Bericht der EZB verweisen:"Asset prices and banking stability" (http://www.ecb.int/pub/pdf/assetprices.pdf). Danach scheinen die Hypothekenkredite tatsächlich eines der Hauptrisiken der europäischen Banken zu sein. Dort findet man auch sehr interessante Statistiken über die Situation in Europa. Und es sieht so aus, als wenn sich auch in einigen europäischen Staaten (z.B. Irland und die Niederlande) eine real estate bubble gebildet hätte. Die Daten für die USA sehen hingegen relativ harmlos aus.
Zuerst mal danke für den Link. Habe das Papier überflogen und dabei die folgenden Eindrücke bekommen:
1. Sehr seriöses Papier, das die Betonung auf die Risiken der Investitionen legt und weniger von den Chancen spricht
2. Der Mangel an Zahlen für Europa ist klar ersichtlich
3. eine interessante Ideen im Literaturteil (S. 27):
Restriktionen für Short-selling in einem Markt kann eine Bubble fördern, da die Investoren in Maßen einseitig und alle in die gleiche Richtung konditioniert werden
4. Tafeln:
GB,NL,B und Spanien hatten historisch die höchsten Dividendenrenditen. Auch interessant, daß die für USA mit 3.6% angegeben wird für den Zeitraum von 1973 bis jetzt. Dehnt man diesen Zeitraum rückwärts weiter aus, dann denke ich kommt man auf noch höhere Zahlen.
TB 4/5: wegen Zahlenmangel nicht auf dem neuesten Stand und darum uninteressant
Abschließend noch ein ganz anderes Thema: den letzten Beitrag aus"strategic alert" hat jemand ja bereits vor einiger Zeit ins Forum gestellt (Ich bin bei allem was LaRouche sagt immer sehr skeptisch; ich halte ihn für einen Ideologen). Es gibt allerdings noch einen zweiten Artikel, der meines Wissens noch nicht hier im Forum erschienen ist und den ich für sehr interessant halte:
Ich glaube, du tust sehr gut daran, bei allem was du liest zu fragen, was es ist, worauf es hinausläuft, was da eigentlich geschrieben steht. Gerade im Moment ist Wahlkampfzeit, die in ökonomischen Fragen schon schon kocht. Die Argument und die Köpfe laufen heiß und in den Meinungsäußerungen spielen immer mehr auch politische Motive eine wesentliche Rolle. Was gibt es da geeigneteres als das Thema 'Schulden' und 'Kredite'? Alle Parteien versuchen damit Punkte beim Publikum zu gewinnen. Die einen nennen Investitionen Schulden, die anderen Schulden Investitionen. Tatsache ist, daß die Geldmenge M3 drastisch gestiegen ist und zugleich die Zinsen raufgingen.
So, jetzt wünsche ich dir einen schönen Sonntag
Schlangenfuchs
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Schlangenfuchs
07.05.2000, 10:44
@ JüKü
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Re: just great |
Danke!
"Ist der Artikel von Larry Parks bekannt?
http://www.fame.org/HTM/President16.htm"[/i]
Nein, ich kenne diesen Artikel erst seit jetzt. Na, brilliant scheint er mir nicht wirklich zu sein.
mit freundlichen Grüssen
Schlangenfuchs
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