JüKü
04.05.2000, 23:48 |
Mal eine Idee zum Gold. Thread gesperrt |
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Gold immer einen (wenn auch schwankenden) Wert haben wird, wie seit Jahrtausenden.
Was aber, wenn die Propaganda gegen das Gold am Ende so wirkungsvoll ist, dass Gold wirklich (fast) keinen Wert mehr hat - auch und gerade in einer richtigen Krise.
Stellt euch vor: Jemand hat für Notzeiten haufenweise Gold gehortet, dann kommt die Not und er geht mit einem Stück Gold zu einem Bauern und sagt:"Gib mir Kartoffeln dafür." Und der Bauer:"Was soll ich mit einem Stück Metall, das kann ich nicht essen." Zu extrem?
Ist es denkbar, dass Gold seinen"Wert", seinen Reiz, eines Tages doch verliert?
Wert hat etwas nur, solange es allgemein als wertvoll anerkannt wird. Es gibt sogar Leute, die halten Papier für wertvoll, nur weil es hübsch bunt ist und irgendwas von"Bundesbank" drauf steht.... Aber wenn niemand mehr dieses Papier haben will? Oder auch Gold?
Ist das zu sehr ersponnen?
<center>
<HR>
</center> |
loYol
05.05.2000, 00:08
@ JüKü
|
Ich denke..... |
ähnlich wie Du. Gold verliert meines Erachtens immer mehr an Bedeutung. Früher waren die Währungen durch den Gegenwert in Gold gesichert oder ganz früher sogar reine Goldwährung in Form von Goldmünzen. Dies gibt es heute in dieser Form nicht mehr. Gold verliert seine Macht und auch Bedeutung. Jedoch wird dies ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen vollzieht. Ich würde heute im Falle einer globalen Inflation mein Geld nicht in Gold, sondern in andere Sachwerte wie z.B. Blue Chips oder Immobilien stecken. Natürlich langfristig gesehen.
Gute Nacht
<center>
<HR>
</center> |
Baldur der Ketzer
05.05.2000, 00:10
@ JüKü
|
Re: Mal eine Idee zum GAU |
Hallo, JüKü,
theoretisch mag das sein.
Woraus besteht aber die Bevölkerung?
Verschiedene Alters- und Erfahrungsstufen, verschiedene Kulturen.
Araber und Inder hatten schon immer große Achtung vor Gold.
Alle - älteren - Leute, die 1948 noch mitbekommen haben, sicher auch.
Yuppies möglicherweise nicht, da hast Du Recht.
Wenn Dein Szenario eintreffen sollte, was ich mir durchaus lebhaft vorstellen kann, trifft eine Masse von Illiquiden auf ein paar Supplier, sagen wir es halt neuhochdeutsch.
Der Konsum wird ja von nur einigen wenigen Handelsketten befriedigt.
Wenn es mal keinen Diesel mehr gibt oder allgeminer Aufruhr die LKWs nicht mehr fahren läßt, (1.Mai Kreuzberg etc.), heißt es nur noch, think local.
Hunger? Der Bauer nebenan hat Kartoffeln im Keller.
Wenn man die extreme Variante einmal unberücksichtigt läßt, daß der Mob (ja, dann wird jeder hingrige zum Bestandteil Mob, das ist nur die dann momentan einschlägige Verhaltensbezeichnung, nicht irgendwelchen Werdegänge vorher) sich mit Gewalt alles holt, wo noch was ist, dann gibt es die End- und Nachkriegssituation wieder.
Wenn der Familienvater seine Scheibenpistole herauskramt, um seine Kinder satt zu kriegen, und der Bauer seine Gänseflinte holt, damit man ihm nicht die letzte Kuh schlachtet und frißt, dann haben wir alle ein Problem, über das ich nicht nachdenken möchte.
Was kann man tauschen?
Nur etwas, was man in Händen hat. Keine Rechte, keine Ansprüche.
Früher waren das Bilder, Pelzmäntel,teilweise Bargeld, und natürlich Goldmünzen, 1/1 Kruger sind dann suboptimal, also besser mal ein Säckchen 1/10er kaufen.
Wenn man denkt, was ein Mensch zurücklassen würde, wenn er seine Wiedergeburt erwarten könnte, dann wäre das zwangsläufig ein Kasten mit Goldmünzen, irgendwo sicher versteckt.
Gold ist weltweit und kulturunabhängig ein originärer Wert, er war es immer.
Wenn wir Zeiten wie oben bekommen sollten, zählt Benzin und Diesel sicher noch mehr als Gold.
Aber die langjährig eingeredeten Wertlosigkeitsfloskeln werden dann von der realen Not des Alltags hinweggewischt, ich denke, innerhalb von 3 Stunden wird sich keiner mehr an das Geschwätz erinnern.
Dann ginge es um das Überleben.
Gold ist zwar nutzlos und wertlos, aber der kleinste gemeinsame Nenner, weil wir besseres nicht haben.
Ich kann selbst sehen, ob eine Münze echt ist (spezifisches Gewicht über Wasserverdrängung messen), brauche keine Lupe und kenntnisse wie bei Diamanten oder Edelsteinen, es konzentriert Wert auf kleinem Raum und wird von jedermann sofort verstanden.
Wie gesagt, vielleicht zählen Messinghülsen dann mehr als Goidmünzen, es kann auch parallel gehen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein echter Crash ohne Bürgerkrieg ablaufen könnte, Plünderungen a la Thailand etc.
Ein Seher aus Bayern, Alois Irlmaier, sagte das mal voraus, lag aber zeitlich falsch, WER ETWAS HAT, DEM WIRD ES GENOMMEN, KRIEG WIRD SEIN IN JEDEM HAUS, JEDER IST ÜBER DEM ANDEREN, RAUFEN TUT ALLES, NIEMAND KANN DEM ANDEREN MEHR HELFEN.
Also, solange ich nichts besseres weiß, sind mir die 1/10er, 1/4er, 1/2er und 1/1er näher als eine Creditcard.
Es grüßt Baldur, hier wieder als großer Ketzer
<center>
<HR>
</center> |
Baldur der Ketzer
05.05.2000, 00:28
@ JüKü
|
Re: NOT und Inflation unterscheiden |
Bitte haltet akute Not und Inflation einmal auseinander.
Inflation haben und ahtten viele Länder, ohne daß es zu Not ausartete (Südamerika etc.).
Bei Inflation kann also eine staatliche Ordnung und die Gewährleistung von Rechten aufrechterhalten bleiben.
In der Not nicht, da zählt die Macht des, ich sage mal, in der Situation überlegenen.
Ein Bauer mag zwar selbst Aktien haben, aber wir haben doch selbst keine Aktien mehr, sondern einen Depotauszzug einer Bank, die uns auf einem Zettel ausdruckt, daß sie für uns angeblich irgendwo diese Aktien verwahren läßt. Wo?
Wenn ich zum Bauern in Obergurgl gehe und ihm einen Depotauszug der DISCOUNTBROKERSOWIESOONLINEBANKTRADER zeige, der lacht mich doch aus, vielleicht schenkt er mir was.
Aber das sind doch keine Sachwerte, daß sind trojanische Löcher.
Rechte und Ansprüche, die sich mit einem Ordnungszerfall verflüchtigen.
Blue Chips, was hilft mir dann eine Microsoft-Aktie im Depot, wenn ich im Schwarzwald am Kanonenofen hocke und es durchs Dach regnet?
Immobilien sind auch nur ertragreich, wenn sie vermietet werden UND die Mieten bezahlt werden (im Notfall wie???), oder eben Früchte tragen, also Landwirtschaftsflächen.
Nur, wer glaubt, seine Kartoffeln dann früh noch in der Prärie vorzufinden, wird sich so täuschen wie die Bullen, wenn es denn mal so kommt - es ist nur sicher, was man über-sehen kann.
Ein Einödhof beispielsweise.
Immobilien werden überdies regelmäßig mit Lastenausgleich und Grundabgaben abgeschröpft, also ist auch das problematisch.
Und von einer Mietwohnung mit einem illiquiden Mieter kann ich auch nicht abbeißen.
Fazit: mir sind meine coins am liebsten, es soll mir erst mal jemand etwas besseres sagen
<center>
<HR>
</center> |
Baldur der Ketzer
05.05.2000, 00:41
@ Baldur der Ketzer
|
Re: NOT und Tauschobjekt |
nachtrag
was es in einem totalen Crash-Crash nicht mehr geben dürfte, ist Strom.
Also, ein größerer Generator, genügend Treibstoff (es geht rein technisch gesehen übrigens auch normales Pflanzenöl, wie im Fernsehen gezeigt, ich habe es ausprobiert, sauberes Abgas und Frittengeruch, ist ab und zu billiger als Diesel, und wird nicht für motorische Zwecke im enegeren Sinne verwendet), und man bekommt aus der ganzen Nachbarschaft das beste Eingemachte dafür.....
ohne Strom geht keine Zentralheizung, die Gefriertruhe geht hopps samt Inhalt, nachts im Finsteren hocken und Angst haben ist auch nicht schön, kein Herd geht mehr, kein warmes Wasser, wahrscheinlich läuft dann auch aus der Leitung nichts mehr, weil die Wasserwerke auch keinen Strom mehr haben.....
Keine Alarmanlagen........ das wird heftig.
Keine ISDN-Telefone mehr, um die Polizei zu rufen.
Keine Handys mehr, weil der Sendemast keinen Saft mehr hat.
Return to local roots. Nix mehr global thinking. Kohldampf ist heimisch.
War jetzt sehr ketzerisch, aber geht vom NOTfall aus, nicht von Inflationsszenarien.
Trotzdem geruhsame Nacht, es ist ja noch nicht so weit gekommen.
<center>
<HR>
</center> |
NickLeeson
05.05.2000, 01:51
@ JüKü
|
Re: Mal eine Idee zum Gold. |
Hallo Jürgen,
Du bringst es genau auf den Punkt: Gold hat KEINERLEI INNEREN WERT!! Dies insbesondere deshalb, weil es, abgesehen von der Vergoldung elektrischer Kontakte und Zahnersatz, keine industrielle Verwendung gibt. Lediglich die Tatsache, daß es als Zahlungsmittel allgemein akzeptiert wird macht Gold wertvoll, genauso wertvoll wie diese lustigen Papierstücke...
Einen Unterschied gibt es allerdings, und den hat Schlangenfuchs in seiner Antwort auf meine"Frage zum leverage" (an dieser Stelle schon mal vielen Dank, ich werde später nochmal dazu äußern) bereits genannt:
"Weil die GSEs staatliche Deckung haben, wäre die Folge eines Ausfalls der GSE, daß der Staat Geld drucken müßte und damit inflationiert."
Wenn der Staat neues Geld druckt, werden alle die, die keine Schulden haben, um ihre Ersparnisse betrogen (sofern sie diese nicht in Sachanlagen investiert haben). Mit Gold wäre ein derartiger Betrug jedoch unmöglich. Aber das ist noch nicht entscheidend, da dies auch für jedes andere chemische Element gilt. Platin zum Beispiel ist auf der Erde genauso selten wie Gold und hat darüber hinaus noch einige wichtige technische Anwendungen. Trotzdem würde der Bauer wahrscheinlich genauso reagieren wie von Dir beschrieben. Warum? Weil die"Absatzfähigkeit" nicht gegeben ist.
Wenn ich der Bauer wäre, dann würde ich von Dir als Gegenleistung (oder Bezahlung) für die Kartoffeln nur etwas akzeptieren was ich selbst benötige (Tauschhandel), oder etwas von dem ich glaube, daß ich es mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen etwas tauschen kann, das ich benötige. Also etwas, das eine hohe Absatzfähigkeit hat. Der Gegenstand mit der höchsten Absatzfähigkeit (sowohl in großen als auch in kleinen Mengen!) wird als"Geld" bezeichnet. In der Vergangenheit war dies Gold, zumindest im größten Teil der Welt. Es gibt aber einige abgeschiedene Südseeinseln, auf denen es kein Gold gibt. Die Bewohner dieser Inseln haben stattdessen seltene Muscheln als Geld verwendet.
Wenn es also gelingt Gold zu"entmonetarisieren", d.h. eine Mehrheit der Bevölkerung dazu zu bringen Gold nicht mehr als Zahlungsmittel zu akzeptieren (bzw. zu glauben, daß die anderen es nicht akzeptieren werden), in dem Moment wäre Gold in der Tat völlig wertlos.
Ich denke, zu einem Teil ist dies bereits erreicht. Eine erschreckende Entwicklung, wie ich finde, denn dadurch werden wir letztendlich unserer Freiheit beraubt!
mfg, NickLeeson
PS: der ganze Mist über die"Absatzfähigkeit" stammt natürlich gar nicht von mir sondern aus der berühmten östereichischen Schule (Menger, Böhm-Bawerk,...)
<center>
<HR>
</center> |
Oldy
05.05.2000, 03:53
@ Baldur der Ketzer
|
Re: NOT und Tauschobjekt, Goldwert |
Gold ist in echten Krisenzeiten weniger wert als manche Leute glauben. Wie schon gesagt wurde kann man es weder essen noch trinken und auch als warme Kleidung ist es denkbar ungeeignet. Ich habe Zeiten erlebt, wo eine Goldmünze für welche man heute 30 l Schnaps bekommt kaum eine Flasche kaufen konnte oder wo ein Kilo Schweinschmalz so eine Goldmünze kostete für deren Gegenwert man heute 50 Kilo bekommen würde.
Fast noch schlimmer ist es mit Schmuck. Warmer Wintermantel für Brilliantring, dessen Wert in normalen Zeiten 100 Wintermäntel ausmachen würde oder echter Perserteppich für einen Sack Kartoffel gab es da auch und mit den Staatsanleihen konnte man sich die Wände tapezieren. Die besten Tauschmittel waren Alkohol und Zigaretten, nur ist das Problem mit den Zigaretten, daß sie austrocknen und daß man beim Schnaps auch nicht wußte, was für ein Fusel da in der Flasche war. Man war also in den meisten Fällen auf umständlichen reinen Tauschhandel angewiesen, wo man für ein gewünschtes Gut etwas anbieten mußte, was der andere gebrauchen konnte. Das ist aber nicht einfach und man muß sein Tauschgut oft lange herumschleppen bis man jemand findet, der es will und der willig ist dafür etwas zu geben, was man dringend braucht, wie irgend etwas zu essen.
Dabei kann es passieren, daß man Leuten begegnet, die nichts zum Tauschen haben, dafür aber eine Waffe und dann ist man sein Tauschgut auch noch los und ist noch immer hungrig.
Wer so ein Szenario für gänzlich ausgeschlossen ansieht, weiß nicht was passiert, wenn das Tauschmittel versagt. Gold ist also, wie gesagt auch keine Lösung und ich glaube kaum, daß die Tauschgesellschaften, welche heute immer populärer werden, eine sein werden. Aber was sonst? Ich für meinen Fall habe mich jedenfalls für den Fall des Falles mit Alkohol eingedeckt und etwas Speiseöl. Andere Lebensmittel werde ich mir schon dafür eintauschen können und im schlimmsten Fall sauf ich mich eben zu Tode - ich bin ja sowieso schon - der Oldy
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
05.05.2000, 09:38
@ loYol
|
Das waren interessante Ansichten... |
... von"Gold ist der kleinste gemeinsame Nenner" bis"Gold hat keinen inneren Wert".
Ich tendiere zu der Variante, dass in Notzeiten getauscht werden muss und dass Gold als Tauschmittel dafür ideal ist. Ein Tauschmittel muss keinen inneren Wert haben (siehe buntes Papier), es muss nur allgemein als Tauschmittel akzeptiert werden. Und ich denke, das wird es, angesichts der schlechteren Alternativen (Zigaretten, Alkohol, Benzin, etc.).
Das heißt aber nicht, dass Gold eine Werterhaltungsfunkition haben muss, dass man also für eine Unze immer einen Gegenwert in Waren bekommt, der dem heutigen Goldpreis entspricht (z. B. 100 Pfund Kaffee für eine Unze). Praktischer ist vielleicht"ein Stück Gold gegen ein Pfund Kaffee".
Na ja, ich will im Moment nicht länger darüber nachdenken - positiv denken ist gesünder.
<center>
<HR>
</center> |
Black Elk
05.05.2000, 09:47
@ Oldy
|
Re: Aber trink nicht alles alleine aus! |
>Hi Oldy,
das sind ja recht interessante Ansichten zu einem Krisenszenario, auch wenn ich glaube das es nicht so hart kommt. Mein Opa hat immer von den Bauern erzählt, die nach dem Krieg Berberteppiche in der Scheune hatten. In Zeiten der Not zählt Landbesitz und Naturalien, die Dinge halt die wirklich zu Überleben nötig sind. Wer einen bekannten Bauern in der Nähe hat und gute Kontakte zum Bäcker, Fleischer der holt sich dann noch die Flasche Schnaps raus und die Welt ist wieder in Ordnung...
Bis denne,
Black Elk
<center>
<HR>
</center> |