fridolin
10.04.2003, 14:25 |
Gold in Zentralbank-Bilanzen Thread gesperrt |
-->Hallo,
nachdem ich hier lange nur mitgelesen habe, habe ich als bilanzierungsmäßiger Laie mal eine Frage.
Wenn ich es richtig sehe, werden die Goldbestände von Deutscher Bundesbank und EZB mit dem Marktpreis zu Quartalsschluß bewertet - http://www.bundesbank.de/vo/download/mb/2003/03/200303mb.pdf
Andererseits scheint die amerikanische Fed ihre Goldbestände weiterhin nur mit dem offiziellen Interventionspreis von $42,22/oz in ihren Büchern zu führen - http://www.federalreserve.gov/releases/bulletin/0303assets.pdf
Mal ganz abgesehen von Überlegungen zur Einführung eines neuen Goldstandards mit wesentlich höherem Interventionspreis. Könnte (wenn die obigen Daten stimmen) die Fed nicht einfach auf die Idee kommen, ihre Goldbestände ebenfalls zum Marktpreis oder zumindest zu einem marktnahen Preis neu zu bewerten? Der entsprechende Aufwertungsgewinn in der Bilanz würde dann doch irgendwie an die US-Regierung ausgeschüttet werden müssen. Wäre das nicht eine recht einfache Methode, wenigstens einen Teil der Finanzprobleme der US-Regierung zu lösen? Wobei man ja einfach nur zu sagen brauchte, man passe sich mit der Bewertung lediglich den tatsächlich herrschenden Marktgegebenheiten an, handele also realistisch.
Gruß und danke für kompetente Aufklärung
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dottore
10.04.2003, 15:02
@ fridolin
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Re: Gold in Zentralbank-Bilanzen |
-->>Hallo,
>nachdem ich hier lange nur mitgelesen habe, habe ich als bilanzierungsmäßiger Laie mal eine Frage.
>Wenn ich es richtig sehe, werden die Goldbestände von Deutscher Bundesbank und EZB mit dem Marktpreis zu Quartalsschluß bewertet - http://www.bundesbank.de/vo/download/mb/2003/03/200303mb.pdf
Ja, aber letztlich bringt's nur, was in der Bilanz steht (1x im Jahr). Da (GB S. 183): 1 ozf = 326,83 €.
Der ganze Klumpatsch wird (GB 192) mit 28,062 Mio € passiviert ("Ausgleichsposten") und ist ergo bilanzneutral. Dazu:"Die Bewertungsgewinne... sind nicht ausschüttungsfähig", stehen aber zum Ausgleich von Bewertungsverlusten (Gold fällt z.B.) zur Verfügung. Gewinne werden bekanntlich immer passiviert. Ansonsten gibt es G+V-relevante (und ergo ausschüttungsrelevante) Vorgänge nur bei Abgängen.
Klartext: Das Buba-Gold müsste also verkauft werden, um dann was ausschütten zu können. Das waren 2002 bei Gold 60 Mio €, weil sich die Goldposition wg. der Prägung von 1-DM-Erinnerungsstücken um 0,3 Mio ozf verringert hatte.
Kann sich wiederholen, muss aber nicht. Die Buba kann ihr Gold nicht selbst ankaufen, da sie es schon hat. Sie muss sich da schon an den Weltmarktpreis halten, bei der Bewertung.
>Andererseits scheint die amerikanische Fed ihre Goldbestände weiterhin nur mit dem offiziellen Interventionspreis von $42,22/oz in ihren Büchern zu führen - http://www.federalreserve.gov/releases/bulletin/0303assets.pdf
Falsch. Die Fed (Board) hat kein Gold und die einzelnen Feds auch nicht. Es gehört einzig und allein US Treasury.
>Mal ganz abgesehen von Überlegungen zur Einführung eines neuen Goldstandards mit wesentlich höherem Interventionspreis. Könnte (wenn die obigen Daten stimmen) die Fed nicht einfach auf die Idee kommen, ihre Goldbestände ebenfalls zum Marktpreis oder zumindest zu einem marktnahen Preis neu zu bewerten?
Nein, da sie keins hat, physisch.
>Der entsprechende Aufwertungsgewinn in der Bilanz würde dann doch irgendwie an die US-Regierung ausgeschüttet werden müssen.
Geht auch nicht, zumal die Einzel-Feds nicht einen Penny an US Gov ausschütten, sondern nur an ihre Member Banks die Minimal-Dividende. Rest wird thesauriert. Die Einzel-Feds ziehen ihren Profit ansonsten aus den Fed Fund Target Rates (Klartext: Geldmonopolsteuer) plus kleine Diskont-Positionen (weiter unten ausführlich erklärt).
>Wäre das nicht eine recht einfache Methode, wenigstens einen Teil der Finanzprobleme der US-Regierung zu lösen?
Nein.
>Wobei man ja einfach nur zu sagen brauchte, man passe sich mit der Bewertung lediglich den tatsächlich herrschenden Marktgegebenheiten an, handele also realistisch.
Dazu müssten die Feds von US Treasury die ca. 8000 t abkaufen. Das könnten sie zu jedem beliebigen Kurs/Preis tun. Dann hätte US Gov ca. 80 Mrd $ (Marktpreis) oder eben mehr.
Gruß!
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fridolin
10.04.2003, 18:53
@ dottore
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Re: Gold in Zentralbank-Bilanzen |
-->Vielen Dank.
In welcher Weise nutzt die U.S. Treasury als Eigentümerin der 8000 t Gold diesen Vorrat bereits jetzt zur Geldbeschaffung? Dieses Gold kann sicherlich beliehen werden, ohne das Eigentum aufzugeben.
Also nach dem Muster: 8000 t (= rund 260 Mio oz) Gold zu je $42.22/oz ergibt einen Beleihungswert von rund $11 Mrd. Die U.S. Treasury verpfändet das Gold als Sicherheit an die Federal Reserve und erhält hierfür eine entsprechende Gutschrift auf ihrem Konto. Bei Änderungen der staatlichen Goldbestände mehr oder weniger Kredit. Läuft das schon jetzt so?
Änderte sich der offizielle Goldpreis, würde das auch für den Beleihungswert gelten und damit für den Betrag, den die Fed der U.S. Treasury im Gegenzug gutschreiben könnte.
Richtig oder falsch?
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dottore
10.04.2003, 19:16
@ fridolin
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Re: Gold in Zentralbank-Bilanzen |
-->>Vielen Dank.
>In welcher Weise nutzt die U.S. Treasury als Eigentümerin der 8000 t Gold diesen Vorrat bereits jetzt zur Geldbeschaffung?
Überhaupt nicht. Es liegt da einfach nur herum.
>Dieses Gold kann sicherlich beliehen werden, ohne das Eigentum aufzugeben.
Der Staat bietet niemals (!) dingliche Sicherheit, wenn er Schulden (Inlandsschulden) macht. NIEMALS. Denn das würde dem eigentlichen Selbstverständnis des Staats widersprechen: Sich jederzeit mit Hilfe seines Gewaltmonopols jede Summe bei seinen Bürgern (Steuern und so) abholen zu können.
Bei Auslandsschulden beginnt sich das allmählich zu drehen, siehe die Argentinien-Debatte und das, was in Sachen Staatsbankrott usw. Frau Fisher vom IWF in die Debatte geworfen hat.
Eine Vollstreckung in den Staat durch Inländer ist letztlich (!) nicht möglich. Stell Dir vor, der Gerichtsvollzieher rückt zum Eintreiben einer Forderung gegen den Staat mit einem Polizei-Bataillon an, um eine vom Staat als"Sicherheit" für einen Kredit verpfändete Bundeswehr-Kaserne (den Hof voller Panzer und die Materialbunker voller Munition) zu besetzen....
>Also nach dem Muster: 8000 t (= rund 260 Mio oz) Gold zu je $42.22/oz ergibt einen Beleihungswert von rund $11 Mrd. Die U.S. Treasury verpfändet das Gold als Sicherheit an die Federal Reserve und erhält hierfür eine entsprechende Gutschrift auf ihrem Konto. Bei Änderungen der staatlichen Goldbestände mehr oder weniger Kredit. Läuft das schon jetzt so?
Nein, denn es muss so nicht laufen. Der Staat hat als infallibler, da also mit dem Gewalt- und Abgabenmonopol ausgestatteter Schuldner noch immer so viel"Kredit", dass er seine Titel unschwer unterbringt. Sie liegen im Zinssatz (die benchmark für den gesamten Kapitalmarkt!) immer noch unter jedem anderen Titel.
Das würde sich erst ändern, wenn neue Staatsanleihen nur zu Sätzen noch zu platzieren wären, die über denen lägen, die private Schuldner bieten müssten. Davon sind wir entfernter denn je.
>Änderte sich der offizielle Goldpreis, würde das auch für den Beleihungswert gelten und damit für den Betrag, den die Fed der U.S. Treasury im Gegenzug gutschreiben könnte.
>Richtig oder falsch?
Das ist schon richtig gedacht, aber Du siehst in dem Staat so etwas wie einen privaten Schuldner, der (mit Gold als"backing") so vorgehen würde oder könnte.
Der Staat hat das nicht nötig. Denn er hat die Macht.
Gruß!
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Euklid
10.04.2003, 19:31
@ dottore
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Re: Gold in Zentralbank-Bilanzen |
-->Ich bitte um Varianten wie wir die Macht aufs Kreuz legen.
Kann mir vorstellen daß sie da einiges im Petto hätten.
Oder scheitert das an einem Verbot?
Eine Variante mit Gehirnschmalz und ohne Prügel wäre mir am liebsten;-))
Hirn siegt eigentlich doch immer über Gewalt,es sei denn Al Capone steht gerade mit der geladenen Pistole vor mir;-))
Gruß EUKLID
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dottore
10.04.2003, 20:01
@ Euklid
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Re: Lieber Euklid, da ist einiges in petto... |
-->... aber es funktioniert nur, wenn es auch in petto (pectus = lat. die Brust) bleibt.
Nur so viel:
Der Staat hängt bekanntlich in seinen Entscheidungen von"Statistiken" ab. Darüber hören wir jeden Tag etwas (Prozent rauf, runter; Summen höher, niedriger). Den Rest kannst Du Dir leicht ausmalen.
Dann gibt es noch eine besonders delikate Nummer, die etwas mit der ZB und deren offener Flanke zu tun hat. Als aufmerksamer Leser wirst Du sicher wissen, in welchem Zeitraum die Flanke ungedeckt ist.
Alles bewegt sich im Hack-the-Pack-to-Hell-Bereich. Alles ganz legal, logo. Hochkarätige, hochmotivierte Desinformations- und Computer-Spezialisten sind zugange. Erste kleine Tests verheißen Positives.
Kurzum: Irgendwann wird etwas nicht mehr wissen,"woran" es selber ist.
Dann kommt der Blattschuss. Full metal jacket. Das Zielfernrohr ist schon justiert. Jetzt muss nur geduldig gewartet werden, bis"es" ahnungslos auf der Lichtung erscheint. Schaumermal...
Gruß!
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dottore
11.04.2003, 15:02
@ fridolin
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Re: Gold in Zentralbank-Bilanzen |
-->>Vielen Dank.
>In welcher Weise nutzt die U.S. Treasury als Eigentümerin der 8000 t Gold diesen Vorrat bereits jetzt zur Geldbeschaffung?
Nicht.
>Dieses Gold kann sicherlich beliehen werden, ohne das Eigentum aufzugeben.
Ja, aber wozu denn? US Gov kriegt jedes Geld, das es will (Kongress muss nur zustimmen).
>Also nach dem Muster: 8000 t (= rund 260 Mio oz) Gold zu je $42.22/oz ergibt einen Beleihungswert von rund $11 Mrd. Die U.S. Treasury verpfändet das Gold als Sicherheit an die Federal Reserve und erhält hierfür eine entsprechende Gutschrift auf ihrem Konto. Bei Änderungen der staatlichen Goldbestände mehr oder weniger Kredit. Läuft das schon jetzt so?
Nein. Die Feds können lt. Gesetz nur US-Titel, aber keine Beleihungs-Papiere reinnehmen. Daher auch "Fed FUND Target rate".
>Änderte sich der offizielle Goldpreis, würde das auch für den Beleihungswert gelten und damit für den Betrag, den die Fed der U.S. Treasury im Gegenzug gutschreiben könnte.
Theoretisch hast Du Recht, aber das Ganze ist akademisch und außerdem sind die 11 Mrd. $ schlicht ein Klacks. Bush hat sich eben erst vom Kongress mühelose ca. 70 Mrd über neue Kredite beschafft.
>Richtig oder falsch?
Technisch ist das richtig. Aber warum sollte irgendwer das machen? Abgesehen davon, dass das Fed-Gesetz geändert werden müsste. Greenspan wollte schon Titel von Fannie Mae usw. zur Reinnahme beantragen.
Gruß!
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