dottore
19.04.2003, 17:09 |
Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom"Geld netto" Thread gesperrt |
-->Hi,
es wurde kürzlich nach dem Posting mit der Kritik an HS gesucht.
Dies ist nun gefunden.
Der Witz bei der Sache ist, dass sich der dritte Absatz derzeit sehr schön im Irak bewährt: Dort wird das"Standardgut" (US-Dollar) genau so eingeführt, wie beschrieben und auch in den Schritten, die in der Alvarez-Debatte dafür vorgesehen waren:
Als erste erhält die"Machtschicht" (Staatsbedienstete) das"neue Geld". Wer es dann haben will, muss dieser Schicht Waren anbieten. Es bleibt also dabei: Nicht das"Geld" kauft Waren, sondern die Waren ertauschen sich das als Standardgut (zu Macht- und Abgabenzwecken)"von oben" eingeführte GZ.
Das H/S-Kritik-Posting
Im übrigen darf ich noch ein Mal darauf aufmerksam machen, dass im"heutigen" System niemals mit Geld gekauft wird, das Geld vielmehr das"Mittel" ist, um die beim Kaufkontrakt entstehende Verpflichtung des Käufers dem Verkäufer gegenüber abzulösen.
Daher kommt es zur bekannten, hier schon vorgestellten Doppelzählung innerhalb der sog."Geldmenge":
1. Die Kredite werden gezählt (nach Fristigkeit) bis hin zu M3 (recte müsste es Mtotal sein).
2. Mit diesen Krediten wurde bereits gekauft.
3. Teile dieser Kreditsumme werden anschließend in Form von entsprechenden Kredittiteln der ZB verpfändet, die dagegen in Summe 1: 1 ZB-Geld rausrückt.
4. Das dann - oh Wunder der modernen Welt! - noch ein Mal! - in die Geld"menge" gezählt wird.
Dass dies Unfug ist, muss nicht groß erläutert werden. Und all jene, die von"Geld netto" faseln oder davon träumen, jenes"irgendwie" doch zu Stande zu bringen ("Quantitäts-Theoretiker", High-Powered-Money-Friedman, Vollgeld-Huber, Gogo-Oldy etc.), um"es" dann"kursieren" zu lassen, befinden sich in schwerer See.
S.O.S.-Gruß!
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chiron
19.04.2003, 20:16
@ dottore
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Re: Geldeinführung im Irak - wie im Lehrbuch! Dazu da capo: die Mär vom"Geld netto" |
-->Hallo Dottore,
Sind Geldnoten und Buchgeld dann zwei grundverschiedene Dinge? Geldnoten sind nicht eingetriebene Steuerforderungen oder anderst gesagt Staatsverschuldung, richtig? Buchgeld hat aber mit dem Staat nichts zu tun, ist aber gleich viel wert. Könnte man das Buchgeld auch mit Punkten ersetzen, Europäische Punkte, Schweizer Punkte, Amerikanische Punkte.... Notenbankgeld erhält somit seinen Wert durch die Steuerabgabenpflicht. Muss Notenbankgeld und Buchgeld zu einem festen Satz austauschbar bleiben. Könnte man nicht das Notenbankgeld gegenüber dem Buchgeld aufwerten und so den Staat entschulden?
Eine lustige Geschichte, aber vielleicht hab ich von deinen Ausführungen auch überhaupt nichts verstanden.
Gruss Chiron
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dottore
19.04.2003, 21:32
@ chiron
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Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw. |
-->>Hallo Dottore,
>Sind Geldnoten und Buchgeld dann zwei grundverschiedene Dinge?
Ja. Noten haben, sofern in <b<Deiner[/b] Hand keine Fälligkeit. Wer sollte sie von Dir aufgrund welchen Kontraktes abfordern können?
Buchgeld ist täglich fällig. Das hast Du mit Deiner Bank bzw. Deine Bank mit Dir vertraglich (und also vollstreckbar) vereinbart.
>Geldnoten sind nicht eingetriebene Steuerforderungen oder anderst gesagt Staatsverschuldung, richtig?
Beides (sehr gut beobachtet). Ihr"Wert" hängt ausschließlich davon ab, sie nicht zu haben (Wert = entspricht der dann gegen Dich verhängten Sanktion) und nicht etwa, sie zu haben.
Sie sind zugleich Staatsverschuldung, da sie einen Vorgriff auf Staatseinnahmen, siehe eben (Sanktion macht deren"Wert" aus), darstellen.
Entfällt entweder die Abgabe insgesamt oder wird die Rückzahlung von Vorgriffen auf die Abgaben gestrichen, enden die Geldnoten im"Wert" bei Null.
Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.
Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.
Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
>Buchgeld hat aber mit dem Staat nichts zu tun, ist aber gleich viel wert.
Nein. Buchgeld ist ohne Noten, die zediert, also bei einer Bank eingereicht werden, nicht vorstellbar. Ganz konkret hat die Note immer ein Aufgeld gegenüber der Buchgeldforderung. Sonst müssten nicht Banken den Tagesgeldsatz bezahlen, um an Noten zu kommen bzw. die ZB-Steuer ("Leitzins") - weshalb auch beides immer zusammenhängt.
Die Banknote"verdient" ihr Geld nur nicht selbst. Dazu muss sie schon den Tag über"angelegt" werden, dann ist ihr Kurs just das, was Tagesgeld: 360/365 ausmacht.
>Könnte man das Buchgeld auch mit Punkten ersetzen, Europäische Punkte, Schweizer Punkte, Amerikanische Punkte....
Leider nein. Es kann niemals"als solches" existieren, da sie ein Nominal haben ("Summe in....") und ergo Banknoten voraussetzen. Das Nominal erscheint nur auf Banknoten. Banknoten"ohne Nominal" sind kompletter Nonsens (siehe diverse Geld-Heilslehren). Es muss ein Nominal darauf stehen (selbst wenn es"1 Schein" hieße), denn sonst ließe sich niemals eine Forderung darauf aufbauen (Schuldrecht). Es wäre dann nur möglich jeweils eine Sache zu fordern (Sachenrecht), die kann jedoch niemand fordern, wenn er sie nicht vorher verliehen hat. Deshalb sind vermietete (rückforderbare) Sachen niemals zu aktivieren (Besitz kann nicht in der Bilanz erscheinen) und niemals zu passivieren - als Sachen, sondern immer nur zum Nominal.
>Notenbankgeld erhält somit seinen Wert durch die Steuerabgabenpflicht.
Ja. Perfekt erkannt. Ohne Steuern, die auf Notenbankgeld (= GZ) lauten, sind alle"Notenbanknoten" genau das wert, was sie wert sind: Papier.
>Muss Notenbankgeld und Buchgeld zu einem festen Satz austauschbar bleiben.
Den Satz gibt es als"fest" nicht.
Beispiel: Du hast 1 Mio. € in Noten. Die gibst Du morgens (0 h) zur Bank und sagst, abends bitte in Cash zurück (24 h). Dann haben Deine Noten dadurch, dass sie zu Guthaben werden (vor Dir aus gesehen) und zu über den Tag hin verfügbaren täglichen Fälligkeiten der Bank werden (Schulden von ihr aus, aber während der 24 Stunden ein Aktivum, über das sie nach Herzenslust verfügen können), ein Aufgeld, nämlich just den jeweils geltenden (am Markt erzielten) Geldmarktsatz, geteilt durch 365 (oder 360 - je nach Usancen).
>Könnte man nicht das Notenbankgeld gegenüber dem Buchgeld aufwerten und so den Staat entschulden?
Der Staat hat doch selbst nichts. Hätte er, sagen wir 10 Billionen € in Cash, dann könnte er die 10 Bios am Geldmarkt anlegen, sagen wir zu 3,6 %, macht 360 Mrd geteilt durch 360 Zinstage = 1 Mrd. Damit wäre der"Tagesbedarf" zumindest des Bundes gedeckt. (Nur den Geldmarkt gibt's sowieso nicht).
<bAber er hat außerdem die 10 Bios nicht![/b] In Cash schon gar nicht.
>Eine lustige Geschichte, aber vielleicht hab ich von deinen Ausführungen auch überhaupt nichts verstanden.
Im Gegenteil, das haut schon hin. Je"ungewöhnlicher" die Fragen, desto deutlicher wird, dass jemand bestens in die Materie steigt.
Gruß!
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-- Elli --
19.04.2003, 21:46
@ dottore
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Re: Bargeld / Buchgeld / Banknoten usw. / kommt in die d.-Sammlung (owT) |
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chiron
19.04.2003, 22:22
@ dottore
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Danke Dottore, das Thema beginnt mir Spass zu machen (owT) |
-->>>Hallo Dottore,
>>Sind Geldnoten und Buchgeld dann zwei grundverschiedene Dinge?
>Ja. Noten haben, sofern in <b<Deiner[/b] Hand keine Fälligkeit. Wer sollte sie von Dir aufgrund welchen Kontraktes abfordern können?
>Buchgeld ist täglich fällig. Das hast Du mit Deiner Bank bzw. Deine Bank mit Dir vertraglich (und also vollstreckbar) vereinbart.
>>Geldnoten sind nicht eingetriebene Steuerforderungen oder anderst gesagt Staatsverschuldung, richtig?
>Beides (sehr gut beobachtet). Ihr"Wert" hängt ausschließlich davon ab, sie nicht zu haben (Wert = entspricht der dann gegen Dich verhängten Sanktion) und nicht etwa, sie zu haben.
>Sie sind zugleich Staatsverschuldung, da sie einen Vorgriff auf Staatseinnahmen, siehe eben (Sanktion macht deren"Wert" aus), darstellen.
>Entfällt entweder die Abgabe insgesamt oder wird die Rückzahlung von Vorgriffen auf die Abgaben gestrichen, enden die Geldnoten im"Wert" bei Null.
>Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.
>Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.
>Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
>>Buchgeld hat aber mit dem Staat nichts zu tun, ist aber gleich viel wert.
>Nein. Buchgeld ist ohne Noten, die zediert, also bei einer Bank eingereicht werden, nicht vorstellbar. Ganz konkret hat die Note immer ein Aufgeld gegenüber der Buchgeldforderung. Sonst müssten nicht Banken den Tagesgeldsatz bezahlen, um an Noten zu kommen bzw. die ZB-Steuer ("Leitzins") - weshalb auch beides immer zusammenhängt.
>Die Banknote"verdient" ihr Geld nur nicht selbst. Dazu muss sie schon den Tag über"angelegt" werden, dann ist ihr Kurs just das, was Tagesgeld: 360/365 ausmacht.
>>Könnte man das Buchgeld auch mit Punkten ersetzen, Europäische Punkte, Schweizer Punkte, Amerikanische Punkte....
>Leider nein. Es kann niemals"als solches" existieren, da sie ein Nominal haben ("Summe in....") und ergo Banknoten voraussetzen. Das Nominal erscheint nur auf Banknoten. Banknoten"ohne Nominal" sind kompletter Nonsens (siehe diverse Geld-Heilslehren). Es muss ein Nominal darauf stehen (selbst wenn es"1 Schein" hieße), denn sonst ließe sich niemals eine Forderung darauf aufbauen (Schuldrecht). Es wäre dann nur möglich jeweils eine Sache zu fordern (Sachenrecht), die kann jedoch niemand fordern, wenn er sie nicht vorher verliehen hat. Deshalb sind vermietete (rückforderbare) Sachen niemals zu aktivieren (Besitz kann nicht in der Bilanz erscheinen) und niemals zu passivieren - als Sachen, sondern immer nur zum Nominal.
>>Notenbankgeld erhält somit seinen Wert durch die Steuerabgabenpflicht.
>Ja. Perfekt erkannt. Ohne Steuern, die auf Notenbankgeld (= GZ) lauten, sind alle"Notenbanknoten" genau das wert, was sie wert sind: Papier.
>>Muss Notenbankgeld und Buchgeld zu einem festen Satz austauschbar bleiben.
>Den Satz gibt es als"fest" nicht.
>Beispiel: Du hast 1 Mio. € in Noten. Die gibst Du morgens (0 h) zur Bank und sagst, abends bitte in Cash zurück (24 h). Dann haben Deine Noten dadurch, dass sie zu Guthaben werden (vor Dir aus gesehen) und zu über den Tag hin verfügbaren täglichen Fälligkeiten der Bank werden (Schulden von ihr aus, aber während der 24 Stunden ein Aktivum, über das sie nach Herzenslust verfügen können), ein Aufgeld, nämlich just den jeweils geltenden (am Markt erzielten) Geldmarktsatz, geteilt durch 365 (oder 360 - je nach Usancen).
>>Könnte man nicht das Notenbankgeld gegenüber dem Buchgeld aufwerten und so den Staat entschulden?
>Der Staat hat doch selbst nichts. Hätte er, sagen wir 10 Billionen € in Cash, dann könnte er die 10 Bios am Geldmarkt anlegen, sagen wir zu 3,6 %, macht 360 Mrd geteilt durch 360 Zinstage = 1 Mrd. Damit wäre der"Tagesbedarf" zumindest des Bundes gedeckt. (Nur den Geldmarkt gibt's sowieso nicht).
><bAber er hat außerdem die 10 Bios nicht![/b] In Cash schon gar nicht.
>>Eine lustige Geschichte, aber vielleicht hab ich von deinen Ausführungen auch überhaupt nichts verstanden.
>Im Gegenteil, das haut schon hin. Je"ungewöhnlicher" die Fragen, desto deutlicher wird, dass jemand bestens in die Materie steigt.
>Gruß!
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igelei
20.04.2003, 00:46
@ dottore
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hallo dottore:-) du hast mir heute das Motiv geliefert.. mkT |
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Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
Für den Greens-panschen irren Aktionismus bei LTCM. Danke!
MfG
igelei
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Jochen
20.04.2003, 10:42
@ dottore
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Re: Geldeinführung im Irak - auch kein allgemein akzeptieres Geld/Gold usw. |
-->Interessant auch, daß sich im Irak weder Gold noch sonst was als"natürliches" Tauschmittel durchgesetzt hat, nichts in Sicht von wegen"allgemeiner Übereinkunft", freiwillig akzeptierter Standard usw. Wären doch beste Voraussetzungen gewesen: Anarchie usw.
Gruß
Jochen
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fridolin
20.04.2003, 11:47
@ dottore
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Nachfrage: Notenbank-Konkurs? |
-->>Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.
>Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.
>Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
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Verstehe ich nicht ganz.
Die Zentralbank gibt Banknoten an die Geschäftsbanken gegen Verpfändung von Staatspapieren (z.B. Bundesanleihen). Geht die Geschäftsbank pleite und kann ihre Schuld nicht rechtzeitig ablösen, dann verfällt das Pfand. Das heißt, die Notenbank kann die Staatspapiere verwerten und sich aus dem Erlös bedienen.
Wieso wäre dann zugleich die Aktivseite der Notenbank teilweise weg und die Notenbank möglicherweise selbst insolvent? Die Forderung an den Staat (verbrieft in den Staatsanleihen) wäre doch durch den Konkurs einer Geschäftsbank gar nicht betroffen, die Staatspapiere würden (sofern nur in vernünftigem Umfang beliehen) die Aktivseite der Notenbank-Bilanz ausgleichen.
Schönen Gruß
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dottore
20.04.2003, 15:09
@ fridolin
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Re: Ja, die Aktivseite lässt sich nur zu 100% bewerten bzw."realisieren" |
-->>>Noten werden bei den meisten ZBs gegen Verpfändung von Staatspapieren ausgegeben und müssen spätestens einen Tag vor Fälligkeit der Titel wieder ausgelöst werden.
>>Würden sie nicht wieder ausgelöst (Banken, die eingereicht hatten, in Konkurs, da in Noten gesehen illiquide) geht die Notenbank ebenfalls in Konkurs (Aktivseite ist weg) und ihre Noten sind wenig später ebenfalls wertlos.
>>Deshalb sind die Notenbanken so scharf darauf, keine Bankpleiten mehr"zuzulassen" - weil sie nämlich dann selbst pleite wären (Insolvenz wg. Überschuldung). Und ihre"Geldnoten" Toilettenpapier oder Kellerbar-Tapeziermaterial.
>-------------------------------------
>Verstehe ich nicht ganz.
>Die Zentralbank gibt Banknoten an die Geschäftsbanken gegen Verpfändung von Staatspapieren (z.B. Bundesanleihen). Geht die Geschäftsbank pleite und kann ihre Schuld nicht rechtzeitig ablösen, dann verfällt das Pfand. Das heißt, die Notenbank kann die Staatspapiere verwerten und sich aus dem Erlös bedienen.
Hi fridolin,
wie sollte sie"verwerten"? Sie hat das Pfand und ihr Geld ist draußen. Das Geld wird nach einer Bankpleite sicher nicht in"Anlagen" gehen, sondern von den restlichen Banken schnellstmöglich ebenfalls abgeholt, d.h. Cash wird im Publikum gehalten ("Run","Abheben", usw.). Die ZB wird auf dem Kapitalmarkt das Staatspapier vermutlich nicht los. Falls überhaupt, dann nur mit hohem Disagio.
Da sie das Papier aber zu 100 % reingenommen hatte (als Pfand), bekommt sie für das Papier (siehe die"üblichen Verdächtigen", z.B. Argentinien) nur zu 10 oder 30 % gegen ZB-Geld (in bar also) los. Macht die ZB das trotzdem, muss sie die Aktivseite entsprechend korrigieren, d.h. sie macht Verlust (aktiv bilanziert) und endet in spätestens drei Monaten (bis dann müsste alles ZB-Geld wieder an sie zurück, es bleibt aber"draußen" bis auf die vielleicht 20 %, die über den Markt an sie zurückströmen) in Überschuldung (formelle Feststellung der Insolvenz).
Beispiel: Buba hat ca. 120 Mrd € aus"Hauptrefinanzierungsgeschäft" an die Banken zu fordern. Davon kommen nur 20 % wieder durch verwertete Pfänder wieder rein = 24 Mrd, d.h. der Verlust liegt bei fast 100 Mrd. €. Dagegen hat die Buba ca. 5 Mrd GK und Rücklagen, und könnte ca. 40 Mrd. bilanziell dazu packen ("Ausgleichsposten aus Neubewertung", vor allem Gold) plus Sonstiges auflösen, so dass sie vielleicht die Passivseite um 50 Mrd mindern könnte.
Bleibt ein Bilanzverlust (Passiva > Aktiva) von ca. 50 Mrd. = Ende der ZB.
Ansonsten kann sie noch auf Fälligkeit der Papierr warten, diese weiterhin hoffnungsfroh zu 100 % bilanzieren und dann versuchen beim Staat zu kassieren. Der hat aber erst Recht kein Geld.
Wieder Ende.
Es sei denn, es sei denn, der Staat holt sich das Geld zur Bedienung der Papiere durch immer neue Papiere, die von der ZB direkt angekauft werden, um die"alten" abzulösen. Das bedeutet dann, dass die Staatspapiere immer kürzere Laufzeit haben müssen. Falls das durchgezogen wird (Direktkredite der ZB gegen Titel des Staates allerdings seit Maastricht verboten), endet das Ganze logischerweise in der Hyperinflation, weil der Staat ja nicht nur zur Auslösung der alten Titel neue in die ZB schiebt, sondern sein dann riesiges Defizit der Einfachheit halber gleich auf dem selben Wege"finanziert".
Sobald das Verbot also fällt, wissen wir, woran wir sind.
>Wieso wäre dann zugleich die Aktivseite der Notenbank teilweise weg und die Notenbank möglicherweise selbst insolvent?
Weil die ZB die Titel nicht mehr zu 100 % gegen ZB-Geld"draußen" realisieren könnte. Siehe oben.
>Die Forderung an den Staat (verbrieft in den Staatsanleihen) wäre doch durch den Konkurs einer Geschäftsbank gar nicht betroffen, die Staatspapiere würden (sofern nur in vernünftigem Umfang beliehen) die Aktivseite der Notenbank-Bilanz ausgleichen.
Ja, solange die Titel nach wie vor zu 100 % bilanziert würden. Das geht aber nicht, wenn der Markt diese Papiere (die ja auch am Markt bewertet werden) nur noch zu < 100 % auspreist. Bilanzverfälschung geht bei der ZB nur, wenn die WPs (KPMG, Ernst & Young) mitmachen. Dass die sich dann strafbar machen, versteht sich von selbst.
Mal sehen, wer sich wann was traut.
Es gibt freilich noch eine sehr interessante Variante, die gerade in Japan zu bestaunen ist. Dort"legen" die Leute ihren Cash nicht mehr bei Banken (die praktisch keinen Geldmarkt mehr kennen)"an", sondern beim Staat, dem sie über alle Maßen vertrauen (also bei sich selbst). So halten die jap. Staatstitel Kurs und alte Titel wurden so stark gg. Cash nachgefragt, dass ihre Rendite inzwischen auf nahe Null gefallen ist.
Das lässt sich eine Zeit lang durchhalten, selbst wenn die Ratingsagenturen die jap. Govs runterstufen und eigentlich die Zinssätze für neue Emissionen steigen müssten. Kritisch wird's sofort, wenn sich dieser Trend umkehrt, also die Renditen (Zinssätze) wieder > Null stiegen. Der Hebel ist immens! Dann würden die jap."Sparer" (in Staatstiteln, Umweg: Postbank) möglichst schnell versuchen, Kasse zu machen, also kämen Titel in immensen Massen auf den Markt. Damit hätte die ZB wieder das gleiche Problem (Verfall ihrer Aktivseite wg. Kursverlusten), siehe oben.
Die sog."Verkündung eines Inflationsziels", das die BoJ jetzt predigt (siehe MoMs von Elli) ist extrem heikel. Würde es geglaubt, fallen natürlich die Kurse der jap. Govs subito unter 100 % und der Schlund der Hölle öffnet sich, weil die Banken dann auch noch ihre Nostro-Bestände an Staatspapieren, von deren Kursanstieg sich sich bisher über Wasser hielten (obwohl ohnehin längst pleite), dann zum nächsten 1. 4. (Geschäftsjahr) massiven Wertberichtigungsbedarf hätten und dann wirklich nicht mehr zu halten wären.
Großmaulig eine"Inflation" zu versprechen und nicht zu sehen, dass diese nur mit einem Kursverlust aller Papiere einher gehen würde, ist albernes Geschwätz. Der Versuch, bei einer 2 %-Inflation ein Staatspapier weiterhin mit 0 % unterzubringen, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Steigt bei 2 %-Inflation der Kapitalmarktzins (Rendite) auf 2 %, was das Mindeste wäre - game over! Der Verlust am Kurswert aller Papiere wäre gigantisch. Und der Verlust zerschlüge die Aktivseiten sämtlicher Bilanzen bis hin zu ZB.
No way out!
Gruß!
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