-->Steckt Israel
hinter Amerikas Kriegen?
Erst Irak, dann Syrien, dann Iran...
Bagdad blutet aus tausend Wunden, ungezählte irakische
Kinder haben das US-Gemetzel der vergangenen Wochen nicht
oder nur verstümmelt überlebt, das Chaos wütet vor den Augen
der"Befreier", doch Washington plant schon das nächste
Blutvergießen. Syrien soll als kommendes Opfer herhalten.
Warum? Amerikanische Kriegstreiber leiern die bekannte
Melodie herunter: Damaskus habe Massenvernichtungswaffen
versteckt und arbeite mit Terroristen zusammen. Das kommt
doch sehr bekannt vor. Springers"Welt" ist sich nicht zu blöd,
weitergehende"Beweise" zu präsentieren:"Am Samstag wurde
ein US-Marineinfanterist vor einem Krankenhaus in Bagdad
erschossen. Ein Angreifer wurde getötet, bei ihm fand man
einen syrischen Ausweis." Ohne Worte!
Fakt ist: Seit Wochen wetzen Amerikas Einflussreiche gegen
Syrien die Messer. Verteidigungsminister Rumsfeld und
Außenminister Powell bemühen sich, ein entsprechendes
Feindbild aufzubauen, Präsident Bush hat Damaskus mehrfach
zur"Zusammenarbeit" ermahnt, Vize-Stratege Wolfowitz
propagiert bereits, dass es"in Syrien einen Wechsel geben
muss", und Rumsfeld-Kumpel Richard Perle kündigte gegenüber der"International Herald Tribune" an, wieder
einmal"die volle Breite unserer Möglichkeiten ausschöpfen" zu wollen. Perle, gewohnt edel und selbstlos:
"Wenn wir keine Alternative haben, sind wir bereit, das zu tun, was notwendig ist, um Amerikaner und andere zu
verteidigen."
"Ganz im israelischen Interesse"
Syriens Außenminister Schara:"Das Ganze ist dazu angetan, von Amerikas Scheitern im Irak abzulenken."
Deutlicher formuliert eine Sprecherin des syrischen Außenministeriums:"Es gab niemals eine
Zusammenarbeit zwischen Damaskus und Bagdad. Unsere Unterstützung galt dem irakischen Volk, das die
Geißel des Krieges durchlitten hat." Die einzigen chemischen und biologischen Waffen der Region besitze
Israel, das seine Nachbarn bedrohe und deren Land besetze.
Ein hartes Vorgehen gegen Syrien wäre denn auch"ganz im israelischen Interesse", weiß der Korrespondent
der linken"taz". Und mehr noch:"Die meisten Falken, die jetzt in Washington gegen Syrien schreien, sind
bekanntermaßen Tauben, wenn es um Israel geht." Syriens Staatschef Assad erkennt, dass er den US-Plänen,
"ganz Nahost neu zu ordnen", im Wege steht:"Die USA wollen ihren Weg von Bagdad nach Jerusalem gehen,
um den Palästinenser-Konflikt zu lösen." Es verwundert also nicht wirklich, wenn Israels Ministerpräsident
Scharon von Washington bereits eine"harte Linie" gegen Syrien fordert und Israels Außenminister Schalom
Damaskus aufforderte, die Zusammenarbeit mit Terroristen zu beenden. Israelische Blätter wettern bereits
gegen den"gefährlichen Präsidenten Assad", der zu den"politisch Verrückten unserer Zeit" gehöre.
Die Drahtzieher
Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery (www.avnery-news.co.il) nimmt kein Blatt vor den Mund:
Kriegsgewinner seien die"so genannten Neo-Kons oder Neo-Konservativen, eine kompakte Gruppe, deren
Mitglieder fast alle jüdisch sind". Sie hätten, so Avnery, gleich nach dem 11. September 2001 zum Kampf
gegen die"Achse des Bösen" angestachelt. Ihre Kriegs- und Angriffspläne würden nun nach und nach
verwirklicht.
Avnery stellt einige Mitglieder dieser Gruppe vor:"Paul Wolfowitz, der Vater des Krieges, ist die Nummer Zwei
im Verteidigungsministerium, wo Douglas Feith den Pentagon-Planungsrat leitet. John Bolton ist
Unterstaatssekretär im Außenministerium. Eliot Abrams, im Nationalen Sicherheitsrat für den Nahen Osten
verantwortlich, war in den Iran-Contra-Israel-Skandal verwickelt. Der Hauptheld des Skandals, Oliver Noth, sitzt
im Jüdischen Institut für Nationale Sicherheitsangelegenheiten zusammen mit Michael Leeden, dem zweiten
Helden dieses Skandals. Er befürwortet nicht nur einen totalen Krieg gegen Irak, sondern auch gegen Israels
andere Feinde, Iran, Syrien, Saudi-Arabien und die Palästinensische Behörde. Dov Zakheim ist
Rechnungsprüfer im Verteidigungsministerium."
Für diese einflussreiche Gruppe ginge es um einen Kampf der"Kinder des Lichts" (Amerika und Israel) gegen
die"Kinder der Finsternis" (Araber und Muslime). Da passt es ins Bild, dass der demokratische
US-Abgeordnete Eliot L. Engel gemeinsam mit seiner republikanischen Kollegin Ileana Ros-Lehtinen bereits
einen Gesetzesentwurf vorgelegt hat, in dem es u.a. heißt:"Die USA dürfen nicht länger tolerieren, dass Syrien
nach wie vor die tödlichsten Terrororganisationen der Welt unterstützt und weiter Massenvernichtungswaffen
entwickelt." Der"Standard" (Ã-sterreich) erklärt:"Im Gesetzentwurf wird dem US-Präsidenten die Verhängung
von Strafmaßnahmen gegen Syrien erlaubt,,falls dieser Schurkenstaat sein Verhalten nicht unverzüglich‘
ändere, erklärte Engel: Andererseits müsse Syrien die,Konsequenzen tragen‘." Klar, dass solche Töne in
Israel gut ankommen. Scharons Verteidigungsminister Mofaz beeilte sich denn auch zu versichern, dass man
"die amerikanischen Anstrengungen" mittragen werde:"Wir haben eine lange Liste von Forderungen, die wir
den Syrern vorlegen werden", sagte Mofaz.
"Pure Propaganda"
Es fasziniert vor allem die enorme Dreistigkeit, mit der israelische und amerikanische Mächtige die Welt
belügen. Selbst der"Süddeutschen Zeitung" fällt auf."Alles in allem liefert Syrien, was angebliche
Massenvernichtungswaffen angeht, bislang nicht einmal einen Vorwand für einen Präventivkrieg. Der von
US-Geheimdiensten in den vergangenen Tagen lancierte Hinweis, der Irak habe aus Furcht vor
US-Bombardements Massenvernichtungswaffen über die Grenze nach Syrien verschafft, scheint pure
Propaganda zu sein." - Der österreichische"Kurier":"In der arabischen Welt dominiert die Meinung, dass es
den USA um Israel gehe."
Spekulationen über den Zeitpunkt eines neuen US-Angriffes gibt es genug. Möglicherweise will man das völlig
wehrlose Syrien jetzt noch vernichten, um zur Wiederwahl von Bush in 15 Monaten Ruhe zu haben.
Anschließend könnte dann der Vernichtungsfeldzug weitergeführt werden. Die"taz" vermutet:"Es könnte sein,
dass vielen Amerikanern die,Stars and Stripes‘ auf einer Saddam-Statue in Bagdad ausreichend Genugtuung
sind für die Anschläge in New York und Washington. Es kann aber auch sein, dass die Bush-Administration
alles tut, um die Kriegsstimmung aufrechtzuerhalten: Wenn die Wiederwahl Bushs in anderthalb Jahren wegen
der schlechten wirtschaftlichen Lage gefährdet sein sollte, könnten seine Berater eine neue Konfrontation für
nützlich halten, um die Wahlbürger wieder hinter dem Oberbefehlshaber im Weißen Haus zu sammeln."
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