an alle von -- Elli --
04.05.2003, 22:34 |
Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... Thread gesperrt |
-->[b]Ich musste gerade an 1989 denken, als die Mauer fiel. Ich habe die Fernsehbilder natürlich noch vor mir.
Aber: Wie kam es eigentlich genau dazu? Wie und wo fing es an (Leipzig?)? Wie war die Stimmung? Was haben die Leute gedacht? Was war ein eintscheidender Auslöser? usw. usf.
Hier haben doch sicher viele das Ganze hautnah erlebt und könnten darüber berichten. Auch über interessante Links würde ich mich freuen (aber bitte"vorsortiert", es gibt sicher Hunderte.
Es wird ja schließlich höchste Zeit, dass wir mal wieder unsere Meinung durchsetzen, und daran können wir nur lernen ;-)
[b]
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nasdaq
04.05.2003, 23:38
@ an alle von -- Elli --
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sehr interessant |
-->1989 war ich 11 Jahre alt und deshalb kann ich nicht auf einen großern Erfahrungsschatz zurückblicken:-) dennoch habe ich mich im Gegensatz zu den meisten"Kindern" damals für Politik interessiert. Da ich selbst in Jena geboren wurde und wir 1984 in die BRD ausreisten habe ich noch einige Erinnerungen an die DDR.
Zuerst möchte ich meine persönlichen Erinnerungen wiedergeben. Vielleicht kommen wir im Laufe der Diskussion auch auf die tiefgreifenden Hintergründe zu sprechen.
Ein Großteil unserer Verwandtschaft blieb bis 1989 in Thüringen und zog dann nach und nach in den schönen Schwarzwald um.
Glasnost und Perestroika haben zu einer gewissen Lockerung des ganzen Systems geführt. Zumal die 80er Jahre in der DDR nach den Erzählungen meiner Eltern nicht mit den 60-70ern vergleichbar waren. Alles war weniger stark militant und ein gewisser"Liberalismus" wurde geduldet.
Sicherlich waren die in der DDR lebenden Menschen auch stark von den in der BRD lebenden Verwandten und Bekannten geprägt. Kann mich noch gut daran erinnern, als 1983 der Mercedes Besuch aus dem"Westen" erschien.
Auch später kann ich mich noch erinnern, dass mein Vater oft lange Telefongespräche mit meinem Onkel im Osten geführt hat. Dieser hatte ein Telefon zu Hause, weil er eine kleine Kneipe unterhielt. Es wurde relativ offen über die Mißstände des Systems gesprochen und es wurden auch schonmal Witze über mögliche Stasi Spitzel gerissen, die just in dem Moment vielleicht die Leitung abgehört haben.
Besuchsanträge wurden offener gehandhabt als noch Jahre zuvor und meine Verwandtschaft konnte uns etwa ein Jahr vor den ersten Grenzöffnungen in Ungarn für zwei Wochen besuchen. Natürlich stellte mein Onkel sofort nach seiner Rückkehr einen Ausreiseantrag.
Ausschlaggebend für die Mobilisierung der Massen war meiner Meinung nach dann der Besuch Gorbatschow's anlässlich der 40 Jahr Feier. Dort und auch schon teilweise früher äusserte sich Gorbatschow wörtlich bzw. zwischen den Zeilen dahingehend, dass es bei einem Volksaufstand keine bewaffnete Gegenwehr der Sowjetunion geben würde. Der Polizeistaat DDR war damit auf sich allein gestellt.
Die Aufstände sind deshalb auf mehrere Punkte zurückzuführen. Die Menschen hatten die Schnauze vom System gestrichen voll und die Unterdrückung wurde nicht mehr mit der Härte verfolgt wie früher, was Platz für liberales Denken schaffte.
Der Mut der Bürger sich gegen das System zur Wehr zu setzen ist sicherlich hoch anzuerkennen, aber man sollte nicht vergessen, dass es mehrere Faktoren waren die dazu geführt haben, dass es erstens friedlich und zweitens erfolgreich verlief.
Ohne den äusseren Einfluss (Intershop, Westfernsehen, Verwandte, Berlin etc.) wäre eine Revolution in der DDR vielleicht anders verlaufen oder wäre in dieser Form nicht ausgebrochen.
Allein des"Volkes-Wille" reicht bei der Umsetzung von Umsturzvorhaben nicht immer aus (Nordkorea) auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.
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- Elli -
04.05.2003, 23:46
@ nasdaq
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Re: sehr interessant / Nachfrage |
-->Danke für deine Ausführungen.
Du schreibst:
>Die Aufstände sind deshalb auf mehrere Punkte zurückzuführen. Die Menschen hatten die Schnauze vom System gestrichen voll und die Unterdrückung wurde nicht mehr mit der Härte verfolgt wie früher, was Platz für liberales Denken schaffte.
Vermutlich deshalb, weil die Unterdrückung ausführenden Personen selber ein bisschen die Schnauze voll hatten, oder?
Also müsste man bei den Beamten ansetzen... ;-)
Baldur wird Pflichtlektüre für Beamte!!!
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nasdaq
05.05.2003, 00:03
@ - Elli -
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vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen |
-->gelungene und gescheiterte Revolutionen und wo liegen die Unterschiede. Wäre bestimmt interessant. Es ist schon spät und morgen fängt der Ernst des Überlebens wieder an, deshalb werde ich mich heute nicht mehr darum kümmern können. Aber vielleicht finde ich noch was...
Wenn meine Vermutung stimmt, dann kann eine Revolution nur dann erfolgreich sein, wenn"die Macht" selbst revolutioniert. Das dabei immer ein paar ganz oben den Kopf verlieren sollte dabei nicht weiter stören.
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Wassermann
05.05.2003, 01:10
@ an alle von -- Elli --
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Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... |
-->>[b]Ich musste gerade an 1989 denken, als die Mauer fiel. Ich habe die Fernsehbilder natürlich noch vor mir.
>Aber: Wie kam es eigentlich genau dazu? Wie und wo fing es an (Leipzig?)? Wie war die Stimmung? Was haben die Leute gedacht? Was war ein eintscheidender Auslöser? usw. usf.
>Hier haben doch sicher viele das Ganze hautnah erlebt und könnten darüber berichten. Auch über interessante Links würde ich mich freuen (aber bitte"vorsortiert", es gibt sicher Hunderte.
>Es wird ja schließlich höchste Zeit, dass wir mal wieder unsere Meinung durchsetzen, und daran können wir nur lernen ;-)
>[b]
Dummerweise war ich damals erst 13 und so hab ich was den politischen Hintergrund angeht nur bruchstückhafte Erinnerungen. Ich war aber Ostern 88 und Pfingsten 1989 wegen Todesfällen in der Familie für 2 Wochen in der DDR bei Verwandten und ich habe die Bilder von damals noch lebhaft in Erinnerung. Ebenso die Diskussionen meiner Eltern mit meinem Onkel und meiner Tante uber die politische Situation in der DDR. Speziell mit meiner mittlerweile verstorbenen Großtante die als glühende Kommunistin ca. 1950 in die DDR gegangen ist. Außerdem wohne ich nur einen erweiterten Steinwurf von der Zonengrenze entfernt und kann mich noch gut an die Ankunft der Züge aus Ungarn am Hofer HBf erinnern. Was haben wir damals alles organisiert: Kaffe, Tee, Babywindeln+Klamotten... Oder an die Grenzöffnung als wir auf der Autobahnbrücke bei Rudolphstein standen und nachher über Waldwege nach Hause fahren mussten weil alle Straßen verstopft waren...
Ich glaube daß der entscheidende Faktor war nicht die platte Indoktrination sondern die Versorgungslage mit Konsumgütern welche die letztendlich das Faß zum überlaufen brachte. Die Bürgerrechtsbewegung war dan nur der Kristallisationspunkt für den Massenaufstand. Den B90-Leuten ging es ja eher um eine Reform der DDR als um eine Wiedervereinigung geschweige den um den letztendlich erfolgten Anschluß.
Warum das in der Form nicht nocheinmal klappt? Das Überdruckventil heute heißt Freizügigkeit. Auch weil es keinen sichtbaren Gegenpol als Anschauungsobjekt gibt und weil es den meisten Leuten völlig egal ist unter welcher Herrschaftsform sie leben solange es ihnen halbwegs gut geht. Klassisches Beispiel ist der Spruch:"Was hast Du denn dagegen wenn Du nix zu verbergen hast", wenn man die Einschränkung der Privatsphäre, die Überwachung auch im Internet, Abhörverbot etc. pp. zur Sprache bringt. Oder die Einstellung"Staatseidank ist der private Waffenbesitz verboten - stell dir vor der böse Nachbar der [hier schwachsinnigen Nachbarschaftsstreit einfügen] hätte auch noch eine Waffe. Oder die gesetzestreuen Lemminge z.B. Schützenverein bei Vorstellung des neuen Waffenrechts: ja ganz toll, sehr gut, uns triffts ja nicht weil wir die gesetzestreuen Bürger sind und den Vereinen die nur zum Waffenbesitz gegründet worden sind wird damit die Grundlage entzogen. Auf die Frage wie denn der Unterhund in Schilys Ministerium die Beiden unterscheiden soll kam dan nur Gestammel. Und jetzt haben die den Salat. Die Ausführungsverordnung kommt spät aber sie kommt. Zeitnah, kaum ein Jahr später als das Gesetz, mit Ermächtigungsparagraphen und nun dürfen sie die Hälfte ihrer Waffen abgeben und die Hälfte ihrer Aktivitäten sind auch verboten wenn ihr Dachverband nicht noch was rausholt. Lustigerweise ist nun soweit ich verstanden hab auch ne Armbrust nur noch für Erwachsene erlaubt - bei uns war am Wiesenfest für die Jungen Sternschießen üblich - mal schauen was die dieses Jahr machen. (Waffengesetz
Anlage 1, Abschnitt 1 Unterabschnitt 1, Nr. 1.2.2)
Was Baldurs Pflichtlektüre für Beamte angeht, glaub mir da kursiert mehr ketzerisches Gedankengut als man denkt.
-roland
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Baldur der Ketzer
05.05.2003, 01:48
@ Wassermann
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Re: wo die Vereinigung die DDR zum Vorbild nahm |
-->Klassisches Beispiel ist der Spruch:"Was hast Du denn dagegen wenn Du nix zu verbergen hast", wenn man die Einschränkung der Privatsphäre, die Überwachung auch im Internet, Abhörverbot etc. pp. zur Sprache bringt. Oder die Einstellung"Staatseidank ist der private Waffenbesitz verboten - stell dir vor der böse Nachbar der [hier schwachsinnigen Nachbarschaftsstreit einfügen] hätte auch noch eine Waffe. Oder die gesetzestreuen Lemminge z.B. Schützenverein bei Vorstellung des neuen Waffenrechts: ja ganz toll, sehr gut, uns triffts ja nicht weil wir die gesetzestreuen Bürger sind und den Vereinen die nur zum Waffenbesitz gegründet worden sind wird damit die Grundlage entzogen. Auf die Frage wie denn der Unterhund in Schilys Ministerium die Beiden unterscheiden soll kam dan nur Gestammel. Und jetzt haben die den Salat.
Hallo, Roland,
in der DDR hatten VoPos und Stasis ihre Vollzugsinstrumente, und (handverlesene, auf Konformität geprüfte) Jäger konnten sich ihren Drilling bei der Behörde holen und mußten nach Revierbesuch ihre Patronen wieder abgezählt vorweisen bzw. die leere Hülse).
Tolle Vorbildfunktion, fast unverhohlen - dazu paßt der Bericht aus dem DWJ:
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15.04.2003
Verordnungsentwurf bei den Ministerien
Seit kurzem liegt den zuständigen Landesbehörden sowie Ministerien ein weiterer"Entwurf einer Allgemeinen Verordnung zum Waffengesetz" vor. Dieser soll nun zunächst intern und sodann mit den beteiligten Verbänden abgestimmt werden. Neben Präzisierungen der Aufbewahrungsvorschriften, wie sie zum Teil in den vorläufigen Vollzugshinweisen schon vorweg genommen wurden, sowie der Bestimmung des Gutachtens über die persönliche Eignung unter 25-jähriger, sind es vor allem die Paragrafen über vom Schießsport ausgeschlossene Waffen sowie unzulässige Übungen im Schießsport, die auf ihre Weise bemerkenswert sind.
Denn wenn die Vorschriften so verabschiedet würden, wäre das das Ende des Großkalibersports sowie aller dynamischer Schießdisziplinen wie IPSC oder Duell. Das DWJ wird sie über die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich auf dem Laufenden halten.
Im Anschluss finden Sie den Entwurf für die entsprechenden Paragrafen 6 und 7 der Verordnung. WICHTIG: Es handelt sich um einen Entwurf, nicht um die Endfassung. Die nachgenannten Punkte wurden gegenüber dem DWJ bereits von Vertretern des Wirtschaftsministeriums und des BKA als in weiten Teilen"völlig überzogen" dargestellt.
Hier sind nun die Verbände und das Forum Waffenrecht gefordert, in den Dialog mit der Politik zu treten. Wer diese Verhandlungen durch Briefe und Emails an Politiker unterstützen möchte, sollte dies in sachlicher und höflicher Form tun. Polemik und Hetze, so sehr sie einem beim Lesen des über das Ziel weit hinaus schießenden Entwurfstextes auf der Zunge liegen mag, sind kontraproduktiv.
"§ 6 Vom Schießsport ausgeschlossene Schusswaffen
(1) Vom sportlichen Schießen sind ausgeschlossen:
1. Angriffs- oder Verteidigungswaffen, die bei einer militärischen Einheit, einer Polizei oder sonstigen Einrichtung mit Sicherheitsaufgaben eingeführt waren oder sind,
2. Jagdwaffen, ausgenommen Einzellader-Langwaffen mit glatten Läufen,
3. Schusswaffen mit einem Lauf von weniger als 3 Zoll Länge.
Das sportliche Schießen sowie dessen Veranstaltung mit den in Satz 1 bezeichneten Schusswaffen sind unbeachtet des Absatz 3 verboten.
(2) Das Verbot des Schießsports mit Schusswaffen und Munition im Sinne der Anlage 2 Abschnitt 1 des Gesetzes bleibt unberührt.
(3) Das Bundesverwaltungsamt kann auf Antrag eines anerkannten Schießsportverbandes Ausnahmen für bestimmte Schusswaffen im Sinne des Absatzes 1 zulassen, insbesondere wenn es sich um in national oder international bedeutenden Schießsportwettkämpfen verwendete Schusswaffen handelt.
Ermächtigung: § 15 Abs. 7 Satz 2 Nr. 1 WaffG.
Erläuterung: Nach § 15 Abs. 7 Satz 2 Nr. 1 WaffG ist das Bundesministerium des Innern ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unter Berücksichtigung der berechtigten Interessen des Schießsports Vorschriften über die Anforderungen und Inhalte der Sportordnungen zum sportlichen Schießen zu erlassen und insbesondere zu regeln, dass vom Schießsport bestimmte Schusswaffen wegen ihrer Konstruktion, ihrer Handhabung oder Wirkungsweise ganz oder teilweise ausgeschlossen sind.
Diese Ermächtigung erstreckt sich nicht auf das jagdliche Schießen. Zu Absatz 1: In der Vergangenheit hat eine häufig nicht ausreichend vorhandene waffentechnische und schießsportliche Sachkenntnis von Waffenbehörden einerseits, die unreflektierte Hinnahme des Grundsatzes der Autonomie des Sports anderseits dazu geführt, dass heute im Schießsport Schießdisziplinen offenbar nahezu für alle Schusswaffen angeboten werden, sofern es sich nicht um verbotene Schusswaffen wie vor allem Kriegswaffen oder typische Verbrecher-/Wildererwaffen handelt.
Unter Abwägung des vitalen Interesses der Allgemeinheit an einer strikten Limitierung des Schusswaffenbesitzes ("So wenig Waffen wie möglich ins Volk") einerseits (wer hat dieses Interesse so postuliert? im GG steht davon nichts) und dem Interesse des Einzelnen an der Ausübung des Hobbys"Schießsport" andererseits wird daher der Schießsport im Grundsatz auf Sportwaffen beschränkt und werden Schusswaffen, die für die Verteidigung oder die Jagd hergestellt und bestimmt sind, vom Schießsport ausgeschlossen.
(Autos, die zum Fahren gebaut wurden, sind von der Benutzung auf öffentlichen Straßen ausgeschlossen?)
Für diese Beschränkung ist auch der Umstand maßgebend, dass Verteidigungs- und Jagdwaffen in der Regel wegen ihrer geringeren Präzision gegenüber Sportwaffen weniger geeignet zum Schießsport sind, so dass auch unter diesem Gesichtspunkt das Bedürfnis des einzelnen Sportschützen an der Ausübung des Schießsports mit allen (nicht verbotenen) Schusswaffen gegenüber den Belangen der Allgemeinheit in vertretbarem Umfang zurückzutreten hat.
Insbesondere bei Kurzwaffen für den Dienstgebrauch kommt gemäß ihrer Zweckbestimmung hinzu, dass bei ihnen konstruktionsbedingt Handlichkeit und verdeckte Trageweise sowie robuste Funktionssicherheit und damit insgesamt effektive und rasche Einsetzbarkeit eine besonders hohe Missbrauchsgefahr bedingen.
das erinnert mich betreffend Sinnhaftigkeit an die verschwundenen Krankenkassen-Milliarden oder an die Beratungsmillionen für Hürland-Büning und, und, und.....dieses o.a. Argument ist derart idiotisch, daß einem wieder mal die Worte fehlen.......
Zu Absatz 2: Diese Vorschrift hat lediglich klarstellende Funktion.
Zu Absatz 3: Mit dem prinzipiellen Ausschluss von Verteidigungs- und Jagdwaffen vom Schießsport soll ein unkontrollierter Erwerb praktisch aller (nicht verbotenen) Schusswaffen zum Zwecke des Schießsports verhindert werden.
Unkontrolliert? Für alles und jedes braucht man eine WBK vom Landratsamt, im Allgemeinen sogar mit Voreintrag, was man kaufen darf - von wegen unkontrolliert, das ist pure Volksverhetzung, nein, -verhöhnung
Dies schließt aber nicht aus, dass verbandsbezogen durch das Bundesverwaltungsamt unter Beteiligung des Fachbeirats einzelne Arten derartiger Waffen unter sorgfältiger Abwägung ihrer Schießsporttauglichkeit und ihrer Verwendung im nationalen oder internationalen Schießsport einerseits, der Belange der öffentlichen Sicherheit andererseits zum Schießsport zugelassen werden können
jawollja, DDR, alles, was nicht explizit erlaubt ist, ist verboten .
§ 7 Unzulässige Schießübungen im Schießsport
(1) Im Schießsport ist die Durchführung von Schießübungen in der Verteidigung mit Schusswaffen (§ 22) und solche Schießübungen und Wettbewerbe verboten, bei denen
1. das Schießen aus Deckungen heraus erfolgt,
2. Hindernisse überwunden werden müssen,
3. das Schießen in der Bewegung erfolgt oder mit einem läuferisch zu bewältigendem Parcours verbunden ist,
damit ist Biathlon verboten - ach, unten wirds wieder erlaubt - Schilda pur
4. das schnelle Reagieren auf plötzlich und überraschend auftauchende, sich bewegende Ziele gefordert wird, ausgenommen das Schießen auf Wurfscheiben,
damit ist das Schießen auf laufenden Keiler und Kipphasen verboten, toll, echt
5. das Schießen mit der"Nichtschusshand" oder das Überkreuzziehen von mehr als einer Waffe (Cross Draw) gefordert wird,
6. Schüsse ohne genaues Anvisieren des Ziels (Deutschüsse) abgegeben werden oder
das ist beim Wurftaubenschießen der Fall, was also hierüber wieder verboten wird
7. der Ablauf des Schießens dem Schützen nicht auf Grund zuvor festgelegter Regeln bekannt ist.
Die Veranstaltung und die Teilnahme als Sportschütze an Schießübungen nach Satz 1 sind verboten.
(2) Das Verbot von Schießübungen des kampfmäßigen Schießens (§ 15 Abs. 6 Satz 2 des Gesetzes) und mit verbotenen oder vom Schießsport ausgeschlossenen Schusswaffen (§ 6) bleibt unberührt.
Ermächtigung: § 15 Abs. 7 Satz 2 Nr. 1 WaffG.
Erläuterung: Mit der Regelung sollen neben den bereits bestehenden Verboten des § 15 Abs. 6 Satz 2 des Gesetzes Disziplinen vom Schießsport ausgeschlossen werden, die in besonderem Maße über den Zweck der zielsicheren Abgabe eines Schusses und des Treffens eines vorbestimmten Ziels hinaus die Übung mit sachfremden Elementen anreichern, die ihren Hintergrund nur in der Übung des Umgangs mit Schusswaffen zu Verteidigungszwecken oder gar zum kampfmäßigen Schießen haben können.
Die Übung solcher Fertigkeiten ist von den berechtigten Interessen des Schießsports nicht mehr gedeckt.
das sagte auch Erich Mielke schon
Nicht ausgeschlossen wird durch die Bestimmung des Absatzes 1 Nr. 3 der Biathlon; dort steht im Vordergrund die läuferische Leistung, d.h. ohne läuferisches Erreichen des Ziels erfolgt keine Bewertung, das Verfehlen des Ziels mit der Schusswaffe schließt dagegen eine erfolgreiche Teilnahme nicht aus."
ja, beim Verfehlen aller Ziele wird sogar der Sieg nicht ausgeschlossen, wenn sich nämlich alle anderen Teilnehmer das Bein brechen oder ihr Mittagessen rauskotzen müssen derweilen
Es ist nicht zu fassen.
Wie sagte mal ein politisch Verfolgter des Naziregimes?
Als man die Kommunisten abholte, schwieg ich, denn ich war ja kein Kommunist.
Als man die Sozialisten abholte, schwieg ich, denn ich war ja kein Sozialist.
Als man die Juden abholte, schwieg ich, denn ich war ja kein Jude.
Als man die Schwulen abholte, schwieg ich, denn ich war ja nicht schwul.
Als man mich abholte, schwieg auch jeder. Und es war keiner mehr da, der etwas hätte sagen müssen.
In diesem Sinne Gute Nacht!
beste Grüße vom Baldur
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Ecki1
05.05.2003, 12:32
@ nasdaq
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Re: vielleicht sollte man mal eine kleine Aufstellung machen |
-->Wenn meine Vermutung stimmt, dann kann eine Revolution nur dann erfolgreich sein, wenn"die Macht" selbst revolutioniert. Das dabei immer ein paar ganz oben den Kopf verlieren sollte dabei nicht weiter stören.
Diese Aussage stammt sinngemäss auch von einem meiner Bekannten, der als Jurist zur Zeit der Perestroika in Moskau zu einem Vortrag eingeladen war. Dass"die Grenzen und Meinungsunterschiede zwischen Herrschenden und Beherrschten verschwimmen", empfand er als ein ganz wesentliches Element einer Revolution.
Auch in der deutschen Richterschaft (immerhin 3. Gewalt) gärt es mittlerweile, habe da mit ein paar interessanten Leuten gesprochen.
Gruss!Ecki
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Baldur der Ketzer
05.05.2003, 13:20
@ - Elli -
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Re: sehr interessant / Nachfrage |
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>>Die Aufstände sind deshalb auf mehrere Punkte zurückzuführen. Die Menschen hatten die Schnauze vom System gestrichen voll und die Unterdrückung wurde nicht mehr mit der Härte verfolgt wie früher, was Platz für liberales Denken schaffte.
>[b]Vermutlich deshalb, weil die Unterdrückung ausführenden Personen selber ein bisschen die Schnauze voll hatten, oder?
>Also müsste man bei den Beamten ansetzen... ;-)
Hallo, Elli,
nach einem Grundsatz der einschlägigen Literatur (ich glaube, es stand wohl in Major von Dach, ein Werk, das einen fiktiven Angriff aus der kommunistischen Sowjetunion zur Grundlage hat und die möglichen Reaktionen der Schweizer Bevölkerung) hat eine sogenannte politische Tat, also irgendeine initiale Handlung zur Herbeiführung anderer Verhältnisse, nur dann Sinn, wenn davon sicher ausgegangen werden kann, daß ohne weitere Absprache selbst dann umgehend einschlägige Nachfolgetaten stattfinden werden, wenn der Ersttäter eingeknastet wird - vorher seien alle irgendwie gearteten Versuche sinnlos.
Es muß also von selbst weiterlaufen.
Wobei der Nagel auf den Kopf getroffen ist - die Kacke muß derart am Dampfen sein, daß überall ein Haß auf das bestehende System herrscht (bei Major vD ist das ein fiktives kommunistisches Besatzungsregime).
1923 waren die Verhältnisse in Deutschland auch desaströs, Inflation, Kriegsfolgen, dennoch schlug der Marsch auf die Feldherrnhalle fehl.
10 Jahre später war die Zeit *reif*, denn alle anderen *Alternativen* hatten sich im Bewußtsein eines maßgeblichen Bevölkerungsteils sämtlich als unhaltbar erwiesen - 1923 gabs noch Illusionen.
Daß das 3.Reich dann genauso den Bach runter gegangen wurde, hat mit den Mechanismen der Systemablösung erst mal nichts zu tun. Tatsache ist, daß allen Zeitzeugen, die ich befragen konnte, die seichte erfolglose Weimarer Waffelei restlos zum Halse raushing.
Ein Wechsel wurde als überfällig herbeigesehnt.
Davon ist heutzutage nichts zu sehen.
Wenngleich ich die Wahlergebnisse schon lange für nicht authentisch halte, so gibt es doch kaum Proteststimmen. Wenn es nicht mal dazu reicht, demonstrativ ein NEIN zu wählen, wie will man dann davon ausgehen, daß eine gemeinsame Anstrengung beim Neuanfang zu erwarten wäre?
Nee, es gibt weder eine Persönlichkeit, die den Widerstand tragen und verkörpern könnte, noch die Aussicht auf eine Mehrheit. Beispiele gabs zuhauf, auch solche, die keine personellen Katastrophen veranstalteten (z.B. Bund Freier Bürger als DIE Eurogegner, das Ergebnis ist bekannt, 1,1% bei der Europawahl 1996).
Die deutschen Beamten, die ich kenne, haben schon lange die Schnauze voll, sind aber total resigniert, haben innerlich gekündigt.
Die lassen den Schwachsinn, den sie täglich umwälzen müssen, schon gar nicht mehr ran an ihren verstand, agieren nur noch als Roboter.
Voller Widerwillen.
Ich hatte mal eine Gerichtsverhandlung, bei der mir der Klagegegner in Person des höchstmöglichen Regierungssowiesodirigenten im Gang entgegenkam und mir versicherte, er müsse nun in der Verhandlung völligen Schwachsinn vertreten, und zwar ausdrücklich gegen seine eigene Überzeugung, aber ich möge bitte Verständnis haben, daß er amtsintern nicht anders könne.
Das gibts nicht alle Tage, gell?
Das ist die BRDDR. Es ist unfaßlich.
Man könnte auf die Beamten zählen, denn die sind überwiegend belesen, integer und haben durchaus den Horizont, das Verhängnisvolle zu erkennen, was auf uns alle zuwabert.
Aber sagen dürfen die nichts, sonst---schwupps.
Wobei mir allerdings auffiel, daß in den Ämtern, die ich kenne, sehr laut und bei offenen Türen gesprochen wurde, und was da offen thematisiert wurde, dürfte dem Otto aus Berlin sowohl die Zornes- als auch die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Hilft bloß nix, ist die Faust in der Hosentasche des kleines Mannes, der unterm Tisch kauert, weil oben seine Alte keift.
Hoffnungslos.
Ist eh alles vorbestimmt (Lied der Linde, bis der Tag kommt, an dem sich glaubt verdammt, wer berufen wird zu einem Amt).
beste Grüße vom Baldur
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Pulpo
05.05.2003, 16:00
@ an alle von -- Elli --
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Re: Ich habe einen Wunsch und Vorschlag... |
-->Soweit ich mich erinnere (ich war 1989 16 Jahre alt und im Osten), war die Stimmung in den Jahren vorher schon recht gespannt. Ausreisende waren ziemlich offen als Leute angesehen, die's drauf haben. Es gab sehr starke Jugendbewegungen, die DDR-gegensaetzliche Ideale bezogen [Skinheads, Punks im Prenzlauer Berg, Grufties,...], deren Leben wurde allgemein als erstrebenswerter angesehen, als das"Jeden Morgen in den VEB"-Schicksal der meisten. Ich kann mich beispielsweise von klein auf daran erinnern, dass meine Oma meinem Opa immer vorhielt, dass er in den 50'er lieber seinen Hof im Osten weitergefuehrt hat, als im West-Baubetrieb eines seiner Kriegsfreunde arbeiten zu gehen und mit Ihr dorthin umzusiedeln. Das wurde in den 80'er von fast allen als besser angesehen.
Aber richtig los ging's erst als im Sommer 89 in Ungarn plötzlich die Grenze nach Ã-stereich auf war. Da fassten sich viele ein Herz und fuhren auf gut Glück nach Ungarn in den"Urlaub" auch wenn sie gar nicht frei hatten...
Solch Verhalten stoert natuerlich eine volkseigene Staatswirtschaft, und schwuppdiwupp war die Reise nach Ungarn verboten. Das bewog viele Ostdeutsche stattdessen in die Botschaften der BRD in Warschau und Prag zu reisen... also waren ganz schnell die Grenzen nach Tschechei und Polen auch zu.
Ab diesen Punkt (September) bekamen dann die Montagsdemos so richtig Zulauf. Und dann gab es mit Unterstuetzung des Westfernsehens (ich erinnere mich hier besonders an die Ansprache von Genscher in der pickepackevollen Prager Botschaft) kein Halten mehr. Ab da galt es auch bei den Letzten Verfechtern als falsch noch hinter diesem Staat zu stehen (Als Cottbuser hatte ich beispielsweise in diesen Monaten immer einen schlechten Stand, weil in Cottbus die kleinsten Montagsdemos von allen 12 Bezirks(haupt)staedten stattfanden).
Nun und der Rest musste dann wahrscheinlich so passieren. Es blieb gar nichts anderes mehr uebrig als die Grenzen nach Osten wieder zu öffnen und in Folge dessen auch die Westgrenzen, da man damit vielleicht noch verhindern konnte, dass die besten Leute fuer immer ausreisen...
Bezogen auf heute laesst sich das Geschehen nicht so ganz vergleichen, da der"Rutsch" nach meiner Meinung erst dadurch zustande kam, da plötzlich fuer jeden der wollte eine Alternative offenstand ohne, dass es allzu weh tat (man wurde ja mit offenen Armen empfangen und viele hatten auch Verwandschaft drueben, jedenfalls schien 1989 der Neuanfang im Westen sehr sehr einfach). Diese Alternative fehlt heute leider, so dass alle erstmal weiterwurschteln und man eher dumm angeguckt wird, wenn man nicht mehr so richtig mitmachen will. Im Osten dagegen war es zumindest fuer 16-jaehrige schick nach der Schule nach Berlin zu gehen und dort den Punk zu geben. Heute scheint eher die neueste Handygeneration, teure Kosmetik, Solariumbraeune und nen geiles Motorrad/Auto schick zu sein.
Links hab ich leider keine, aber einen guten Tip fuer ein Buch, das die wirtschaftlichen Verhaeltnisse unmittelbar vor und waehrend der Wende und Wiedervereinigung behandelt. Geschrieben von einem ehemaligen Mitglied der Planungskommision der DDR:
"Was war die DDR wert?" von Siegfried Wenzel
Gruss,
Pulpo
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