marsch
06.05.2003, 19:21 |
@dottore (oder auch andere) Nochmal zu den Zinsen aller Unternehmen Thread gesperrt |
-->Frage zu der Zinsaufstellung aus dem Posting weiter unten aus dem Buba-MB (http://www.bundesbank.de/vo/download/mb/2003/04/200304mb.pdf).
Zuerst einmal die genannte Aufstellung aus dem MB der Buba:
.
Allein die hier aufgelisteten Unternehmen hatten Zinsaufwendungen in Höhe von 52,96 Mrd. €.
Was ist hier falsch?
Vielen Dank
MARSCH
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marsch
06.05.2003, 19:26
@ marsch
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Ups, vergessen. Die Zahlen sind fĂĽr 2001! Sorry (owT) |
-->
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McShorty
06.05.2003, 20:59
@ marsch
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DANKE fĂĽr Bild! --- Zinssenkung + Wirkungen |
-->>Frage zu der Zinsaufstellung aus dem Posting weiter unten aus dem Buba-MB (http://www.bundesbank.de/vo/download/mb/2003/04/200304mb.pdf).
>Zuerst einmal die genannte Aufstellung aus dem MB der Buba:
>[img][/img]
>
Hallo Marsch,
Danke für´s Bildchen, ist doch echt nett anzuschauen + sagt mehr als 1000 Worte. (Tipp an dottore: sowas auch mal reinzustellen, dann hören die Sinnlosfragen auf)
Schon Gorbi sagte:"Weltanschauung kommt von Welt anschauen".
Besonders die ZF unten ist interessant, da sieht man mal, was ĂĽbrig bleibt + dass der Nettozinsaufwand unter 1 % liegt.
Ich habe mal bei der BUBA geschaut wie sich Zinsen entwickelt haben.
Die Kontokorrent-Zinsen für 0,5-2,5 Mio € lagen 12/2000 bei durchschn. 9,12 %. Im märz lagen sie bei 8,47 %. Das sind nur 0,65 %-PUNKTE weniger!!! Oder 7,1 % Senkung. Sind wir mal großzügig und rechnen mit 10 %. Dann hat sich der ganze Zinsaufwand der Unternehmen um 10 % von 1 % auf 0,9 % auf den Gesamtertrag reduziert! Think about it! Die realwirtschaftl. Wirkung der Zinssenkungen der EZB sind also rein rechnerisch PEANUTS! Psychologische Wirkungen laß ich mal außen vor, halte sie aber für wichtig.
Nun wissen wir warum Zinssenkungen den Firmen so gut wie nix bringen. Die Pferde saufen nicht, nicht in Japan + auch nicht hier.
Der EZB-Zins hat sich von 12/2000 von 5,75 auf 3,5 % (3/2003) verringert. Das sind -2,25 %-PUNKTE oder 39,1 % Senkung. Ein Konjukturprogramm fĂĽr die Banken also (will ich nicht verteufeln).
Ich denke hier wird klar, dass uns Zinssenkungen nicht aus der braunen Masse bringen werden. Hoffe anderen fällt noch was besseres ein.
Abendlicher GruĂź
McShorty, der nun zinsdesillutioniert ist
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Dieter
06.05.2003, 22:06
@ marsch
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betriebliche Beispielrechnung |
-->so gut klingen die Zahlen wieder nicht.
Beispiel: Mittelst. Betrieb 10 Mill Umsatz, Gewinn = 2% = 200.000
wären keine Zinsen angefallen, dann wären es 3%Gewinn gewesen = 300.000
Sollte sich der betriebliche Durchschnittszins von bspw. 6% auf 7,5% erhöhen, dann wären 25% mehr Zins angefallen = neuer Gewinn = 175.000 Gewinn, da sich aber mit leichter Verzögerung auch Leasingraten ändern würden, ist eher von einem Gewinn in Höhe von ca. 150.000 auszugehen.
Da der durchschnittliche Personalaufwand in etwa dem 20fachen des Zinsaufwands entspricht kann man sich natürlich vorstellen was es beudeutet, wenn sich die Personalkosten um 2% erhöhen würden durch Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich oder höhere Sozialabgaben, oder sogar durch Tariferhöhung, dann wäre in der Beispielrechnung der Gewinn bei ca. 110.000, bei Personalkostenerhöhung von 5% wäre der Durchschnittsgewinn bei 50.000. In dem Fall wären die Nettolöhne vermutlich um ca. 1% erhöht und wir hätten eine Umsatzrendite von 0,5%, was für einen Unternehmer mit 1 Mill Umsatz einen Jahresgewinn von 5.000 ausmachen würde.
GruĂź Dieter
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King Henry
07.05.2003, 01:47
@ Dieter
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Du muĂźt da noch was einrechnen... |
-->>Da der durchschnittliche Personalaufwand in etwa dem 20fachen des Zinsaufwands entspricht kann man sich natürlich vorstellen was es beudeutet, wenn sich die Personalkosten um 2% erhöhen würden durch Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich oder höhere Sozialabgaben, oder sogar durch Tariferhöhung, dann wäre in der Beispielrechnung der Gewinn bei ca. 110.000, bei
Das mit dem 20fachen kann nur beim Blick von oben aus hinkommen (soll wohl eine Rechtfertigung sein fĂĽr Entlassungen was?).
Alle Kosten, die ein Unternehmen hat, werden auf die Preise umgelegt, und so werden auch die anfallenden Zinsen auf die Preise geschlagen. Die Firma muß bei allen Einkäufen die Zinsen des Lieferanten mitbezahlen.
In den Personalkosten sind die Kosten fĂĽr die Sozialversicherunen drin, inkl. Zinsen, man denke nur an die 17 Mrd-Kredite der Kassen...
Also, tatsächlich doch viel mehr als es auf dem ersten Bick aussieht. Aber das mit den Personalkosten werte ich immer als Ausrede für Entlassungen...
Es ist nicht einfach, alle Kostenfaktoren zu berĂĽcksichtigen, gebe ich ja zu, aber manches ist doch ĂĽbertrieben.
Beste GrĂĽĂźe
Henry
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Miesespeter
07.05.2003, 02:45
@ King Henry
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Dieser Satz ist ganz falsch |
-->>Alle Kosten, die ein Unternehmen hat, werden auf die Preise umgelegt, und so werden auch die anfallenden Zinsen auf die Preise geschlagen. Die Firma muß bei allen Einkäufen die Zinsen des Lieferanten mitbezahlen.
Der Unternehmer kann absolut nichts 'auf Preise umlegen' oder 'auf die Preise schlagen'.
Der Unternehmer kann nur rechnen, was ihn die Herstellung eines Produktes kostet, dann einen Gewinnaufschlag hinzu*rechnen*, und die Summe als PREISVORSCHLAG in den Markt geben.
Ob er diesen Preis auch erzielt, und somit seine Umlagerechnung abgenickt wird, entscheidet allein der KONSUMENT. Der macht naemlich die Preise.
Und er entscheidet immer haeufiger, dass Produkte made in China genauso gut sind wie die made in Germany. Aber zum halben Preis. Oder aber er entscheidet, das Produkt einfach nicht zu kaufen.
Der Einzige, der dann umgelegt wird, ist der Unternehmer.
Nur der Staat kann so vorgehen wie DU schilderst: er schaut, was es ihn kostet, die Leistungen zu erbringen, welche er erbringen will, und dann legt er die Kosten einfach auf die Preise um. Der Konsument (Steuerzahler) *muss* dann nolens volens diese Preise bezahlen. Auch Nichtkaufen ist ausgeschlossen.
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Miesespeter
07.05.2003, 03:05
@ marsch
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Ups...uebersehen (und der Tod der Gewerkschaftsrhetorik) |
-->Vielen Dank, Marsch,
mich plagen selbige Unstimmigkeiten ebenfalls, wie in meinem weiter obenstehenden Beitrag angesprochen. Die Zahlen sind nicht einleuchtend.
Besonders interessant aber finde ich - und dies wird auch durch jede analysierte Einzelbilanz erhaertet, wie unerbaermlich doch die Argumentation von linker Gewerkschaftsrhetorik bei einem beliebigen Blick in eine kurze summarische Bilanz zertruemmert wird, auch hier wieder:
Personalaufwand 600
Steuern 99
Nettogewinn 52,5
Anders ausgedrueckt:
Wuerden saemtliche Unternehmensgewinne abgeschafft, und den Arbeitnehmern auf die Gehaelter geschlagen, ergaebe sich ein durchschnittlicher Lohnzuwachs von knapp 9% (natuerlich wuerde dann niemand mehr irgendetwas unternehmen).
Fuer diese 9% wird seit einem Jahrhundert Klassenkampfrhetorik betrieben, als sei der Beelzebub daselbst auszutreiben, es wird zu Revolutionen aufgerufen, die Nationalisierung gefordert uswusf. Fuer 9% Lohnzuwachs maximal.
Ebenfalls interessant: Der Staat kassiert aus der Taetigkeit der Unternehmen doppelt so viel Gewinn wie die Unternehmen selbst. Wenn das kein weiterer Grund ist, die Steuern noch mal kraeftig anzuheben.
Gott ist mit den des Bilanzierens Unkundigen..........
<ul> ~ Weitere Unstimmigkeiten</ul>
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Dieter
07.05.2003, 09:26
@ King Henry
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Dann wirf einen Blick auf die Realität |
-->Hallo Henry,
das war ein Blick von oben von mir, denn in meiner Branche sieht es noch anders aus (fast nur Klein- und Mittelbetriebe). (Die offizielle Statistik wirkt da wirklich geschönt)
Wir haben durchschnittliche Personalkosten in Höhe von 50% des Umsatzes, Die Branche ist relativ kapitalintensiv, wobei der Frenmdkapitalanteil im Mittel bei 65% liegt. Die Eigenkapitalrendite liegt im Branchenschnitt im Minusbereich, der kalkulatorische Unternehmerlohn im Branchenschnitt unter dem eines Hilfsarbeiters. (Würden in unserer Branche die Unternehmer leben wie leitende Angestellte, gäbe es vermutlich lt. Statistik kaum noch Eigenkapital)
So, und wenn ich für mich entscheiden würde, ich hätte keine Lust mehr, kontinuierlich dazuzubuttern, den Bockmist meiner Mitarbeiter auszubaden, dann
wird entlassen und verkleinert oder geschlossen. Solange man die Schulden bedienen kann, ist man ein freier Mann. Nur die schlechten überschuldeten Betriebe können es sich nicht leisten, zu verkleinern, weil sie sonst mit dem nötigen Umsatz den Schuldendienst nicht mehr hinbekommen. Die Verkleinern erst mit der Insolvenz.
GruĂź Dieter
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dottore
07.05.2003, 12:18
@ marsch
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Re: Zinsklärung lt. Bundesbank |
-->Hi Marsch,
das zuständige Referat der Deutschen Bundesbank hat die Zahlen wie folgt erläutert:
1. Es handelt sich bei den Zinsaufwendungen um die tatsächlichen geleisteten Zinsen, die sich anhand der Jahresabschlüsse errechnen lassen (bzw. bei kleinen Unternehmen, deren Bilanzen noch nicht vorliegen, aufgrund bereits vorliegender früherer Bilanzen hochgerechnet wurden).
2. In den Zinsaufwendungen sind auch solche gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten, also nicht nur gegenüber Banken. Da in den entsprechenden anderen Bilanzen Zinserträge erscheinen, sind diese gegenzurechnen, so dass die gesamten Zinsen, die von den Unternehmen an den MFI-Sektor gezahlt wurden, sich für 2000 auf netto 28,5 Mrd € belaufen (49,5 minus 21).
3. Die Zinsbelastung der Unternehmen wird von der Bundesbank als"winzig" bezeichnet, sofern diese Belastung mit anderen, durch die G+V laufenden Belastungen wie Material, Personal, Abschreibungen, Steuern usw. verglichen wird. Bezogen auf die Gesamtleistung (siehe die Tabelle) in Höhe von knapp 4000 Mrd. € sind die 28,5 Mrd. € tatsächlich nur ca. 0,7 Prozent. Von einer"Zinsknechtschaft" oder Ähnlichem der deutschen Unternehmen könne keinerlei Rede sein.
Der Zinsanteil in den Preisen der Produkte und Leistungen der Unternehmen ist also weit entfernt von dem, was gelegentlich behauptet wird (40 % usw.!). Würden die Zinsen komplett aus der Kalkulation aller Unternehmen verschwinden, würde eine Ware statt zu 100 zu ca. 99,3 € im Regal stehen.
4. Vergleichen mit dem Jahresergebnis vor Gewinnsteuern sieht es dagegen anders aus. Dieses lag 2000 (siehe Tabelle) bei 109,5 Mrd., so dass ein Wegfall der Nettozinsbelastung (28,5 Mrd.) dieses um etwa ein Viertel erhöhen würde. Wären die Unternehmen also komplett schulden- und ergo zinszahlungsfrei, würden sie 138 Mrd. € vor Steuern verdient haben.
5. In der Statistik fanden nur die Bereiche Eingang, die in Deutschland produzieren bzw. leisten, damit man auch deren G+V-mäßige Belastung in Deutschland erkennen kann (inkl. Zinsbelastung) weshalb keine Konzernbilanzen von international tätigen Unternehmen genommen wurden. Deshalb sind die aus Konzernbilanzen entnommenen gezahlten Zinsen nicht zu rechnen (Telekom / Voicestream, DaimlerChrysler, VW, RWE, BASF usw.).
Die Allianz entfällt ebenso wie die Hypovereinsbank, da es sich bei diesen Unternehmen um Versicherungen bzw. MFIs handelt, deren Ergebnisrechnung völlig anders konstruiert ist, da sie Zinserträge bzw. Beitragserträge und Prämienzahlungen bzw. Zinsaufwendungen verbuchen. Zu den Zinserträgen der Banken komme ich in einem gesonderten Posting.
Summa: Die Zahlen der Tabelle geben genau das wieder, was in Deutschland tätige Unternehmen bzw. Konzernteile an Zinsaufwendungen haben, um Waren bzw. Leistungen zu erbringen. Es bleibt dabei: Die Zinsen spielen als Kostengröße de facto keinerlei Rolle.
Von einer"explodierenden Verschuldung", im Sinne einer alle Unternehmen als zinstragende Verschuldung zu entsprechender Kalkulation von"riesigen Zinslasten" zwingenden oder gar deshalb gefährenden Größe zu sprechen, ist nichts als dummes Zeugs.
GruĂź!
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chiron
07.05.2003, 16:46
@ dottore
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die Dinosaurier werden bald aussterben |
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>5. In der Statistik fanden nur die Bereiche Eingang, die in Deutschland produzieren bzw. leisten, damit man auch deren G+V-mäßige Belastung in Deutschland erkennen kann (inkl. Zinsbelastung) weshalb keine Konzernbilanzen von international tätigen Unternehmen genommen wurden. Deshalb sind die aus Konzernbilanzen entnommenen gezahlten Zinsen nicht zu rechnen (Telekom / Voicestream, DaimlerChrysler, VW, RWE, BASF usw.).
>Die Allianz entfällt ebenso wie die Hypovereinsbank, da es sich bei diesen Unternehmen um Versicherungen bzw. MFIs handelt, deren Ergebnisrechnung völlig anders konstruiert ist, da sie Zinserträge bzw. Beitragserträge und Prämienzahlungen bzw. Zinsaufwendungen verbuchen. Zu den Zinserträgen der Banken komme ich in einem gesonderten Posting.
Interessanterweise werden genau in diesen nicht in den Zahlen aufgeführten Unternehmen, die grössten Schulden gemacht, die grössten Abfindungen gezahlt, die grössten Mangager-Options-Dingsda-Pläne gebastelt. Hier und nur hier ist das Problem. Zugegebenermassen ist der wunde Punkt dieser Unternehmen nicht der Zinseffekt sondern das zu grosse Vertrauen der Massen in diese Dinosaurier. Und darum können sie sich auch genau so verhalten wie der Staat. Von den netten Verbindungen der Manager mit der Politik (Cheney, Kohl,...) wohl wir gar nicht mal reden.
Gruss Chiron
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marsch
07.05.2003, 18:59
@ dottore
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Recht herzlichen DANK!! (owT) |
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