-->SPIEGEL ONLINE - 07. Mai 2003, 15:32
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Affäre um Irak-Krieg
Lukrative Investment-Tipps vom Rumsfeld-Berater
Richard Perle steht im Mittelpunkt eines neuen Skandals. Einem Zeitungsbericht zufolge informierte der einflussreiche Pentagon-Berater kurz nach einem Geheimdiensttreffen Investoren über Gewinnchancen im Irak und Nordkorea - und zwar Wochen bevor der Krieg gegen das Regime in Bagdad begann.
Los Angeles - Im Februar nahm Perle an einer internen Informationsveranstaltung des Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA) teil, berichtet die"Los Angeles Times". Das Thema der geheimen Zusammenkunft seien die Krisen im Irak und Nordkorea sowie ihre Auswirkungen auf die künftige US-Politik gewesen.
Nur drei Wochen später saß Perle dem Blatt zufolge in einer Konferenz der Investmentgesellschaft Goldman Sachs. Der Titel der Veranstaltung:"Implikationen eines bevorstehenden Krieges: Irak jetzt. Nordkorea als nächstes?" Auf der Konferenz soll Perle, einer der engsten Vertrauten von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Investoren über Profitmöglichkeiten des damals noch bevorstehenden Golfkriegs und des Konfliktes mit Nordkorea informiert haben.
Perle trat Ende März als Vorsitzender des einflussreichen Defense Policy Board im US-Verteidigungsministerium zurück, nachdem bekannt geworden war, dass er auch als Berater für den Kommunikationskonzern Global Crossing arbeitete. Das Unternehmen bemühte sich seinerzeit beim Pentagon um die Erlaubnis für den Verkauf von Unternehmensanteilen an asiatische Investoren.
Perle trat nach Medienberichten über die Affäre vom Vorsitz des Defense Policy Board zurück, bestritt allerdings jedes Fehlverhalten und blieb einfaches Mitglied des Beratergremiums. Der Politiker, der im Vorstand mehrerer Waffenfirmen sitzt, war einer der größten Verfechter des Krieges gegen den Irak und stellte immer wieder die Zuverlässigkeit von engen Verbündeten wie Frankreich oder Saudi-Arabien in Frage. Im vergangenen Oktober empfahl er Bundeskanzler Gerhard Schröder den Rücktritt, um wieder eine Verbesserung im deutsch-amerikanischen Verhältnis herbeizuführen.
In den achtziger Jahren war Perle stellvertretender Verteidigungsminister in der Regierung von Präsident Ronald Reagan. Er übernahm den Beraterposten für die jetzige Regierung kurz nach Rumsfelds Amtsantritt als Pentagon-Chef. In der Reagan-Regierung hatte sich Perle vehement gegen Abrüstungsabkommen mit der Sowjetunion ausgesprochen. Das brachte ihm damals den Beinamen"Fürst der Dunkelheit" ein.
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