mat
11.05.2003, 13:19 |
Grundsätzliches zu den Ansichten der"Gesellfritzen"(©R.Deutsch:) ) Thread gesperrt |
-->Hallo!
Da ich das Gefühl habe, dass hier noch ein bißchen Aufklärungsbedarf herrscht, was dieses Thema betrifft schreibe ich Euch mal meine Sicht, auch wenn ich nicht weis, ob ich einer der"Fritzen" bin:
Also wie gesagt geht es nicht um ein Zinsverbot, auch wenn dies mittlerweile klar sein dürfte.
Sondern:
Es wird davon ausgegangen, dass in einem freien Markt zwangsläufig Zinsniveaus von 0 (zumindest) vorkommen müssen. Wenn der Markt ideal ist dann gibt es ausschließlich Zinsniveau 0, weil alle Knappheiten sofort beseitigt werden. Dass dies nicht vollkommen abwegig ist, zeigt schon, dass auch theoretisch bei vollkommener Konkurrenz die Gewinne von Realkapital verschwinden müssen.
Leider ist der Markt ja weder ideal, noch gibt es immer vollkommene Konkurrenz. Aber ich gehe mal davon aus, dass er evolutionär dort hinkonvergiert, und deshalb das Zinsniveau immer näher 0 kommen muss.
Nun wird man natürlich stutzig: Sieht man sich die Realtität an, so hat man praktisch nur Zinsniveaus über 0, und die Märkte, die Nahe 0 sind, sind alles andere als"ideal", im Gegenteil.
Man kann nun denken, dass die Zinsen immer über 0 sein müssen, weil der Markt ständig im Ungleichgewicht ist, weil sich ständig die Ansprüche ändern.
Aber was ist, wenn der Markt mal ins Schwarze trifft, und die Ansprüche genau erfüllt, wie es das Ideal täte? Was ist, wenn sich die Ansprüche nicht ändern? Was ist, wenn der Markt die Ansprüche übererfüllt, weil er ja nicht"ideal" ist?
Noch absurder ist die Realität bei den niedrigen Zinsniveaus: Man sollte eigentlich annehmen, dass die Ansprüche der Leute in diesen Märkten ziemlich erfüllt seien, aber man hört nur von Wirtschaftskrisen, Bankenkrisen, Deflation und Arbeitslosigkeit.
Dann scheint man eine riesige Angst vor diesen niedrigen Zinsniveaus zu haben, und ich habe irgendwie das Gefühl, dass deshalb die Märkte absichtlich"unideal" gemacht werden: Der Staat verschuldet sich stellvertretend, ohne die zu fragen, die eigentlich der"Staat" sein sollten; Eine Fusion nach der anderen; Immer mehr Monopole werden toleriert und geschaffen, weil man mit denen noch Gewinne machen kann; Die für einen funktionierenden Markt so wichtige"Information" wird verfälscht und manipuliert.
Als Lösungsvorschlag wird hier oft das"Abschaffen" dieser Zustände propagiert, was auch das Verlangen nach einem niedrigeren Zinsniveau impliziert. Da aber niedrige Zinsniveaus anscheindend aus irgendeinem Grund nicht besonders gut vertragen werden, kann ich mich damit als ausschließliche Maßnahme leider nicht anfreunden.
Also irgendetwas muss es da haben. Irgendwie scheint es unmöglich sein, dass die Märkte ihre"Vollendung" erreichen.
Irgendwas verbaut den Weg zum"idealen" Markt, auch wenn dieser nie erreicht werden kann.
Das ist die Problemstellung. Ist das so abwegig? [img][/img]
Dass es dazu auch eine Problemanalyse und konkrete Lösungsvorschläge gibt, ist eine andere/weitere Geschichte.
mat
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XSurvivor
11.05.2003, 13:24
@ mat
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Zustimmung - Problematik erkannt. o.T. |
-->>Hallo!
>Da ich das Gefühl habe, dass hier noch ein bißchen Aufklärungsbedarf herrscht, was dieses Thema betrifft schreibe ich Euch mal meine Sicht, auch wenn ich nicht weis, ob ich einer der"Fritzen" bin:
>Also wie gesagt geht es nicht um ein Zinsverbot, auch wenn dies mittlerweile klar sein dürfte.
>Sondern:
>Es wird davon ausgegangen, dass in einem freien Markt zwangsläufig Zinsniveaus von 0 (zumindest) vorkommen müssen. Wenn der Markt ideal ist dann gibt es ausschließlich Zinsniveau 0, weil alle Knappheiten sofort beseitigt werden. Dass dies nicht vollkommen abwegig ist, zeigt schon, dass auch theoretisch bei vollkommener Konkurrenz die Gewinne von Realkapital verschwinden müssen.
>Leider ist der Markt ja weder ideal, noch gibt es immer vollkommene Konkurrenz. Aber ich gehe mal davon aus, dass er evolutionär dort hinkonvergiert, und deshalb das Zinsniveau immer näher 0 kommen muss.
>Nun wird man natürlich stutzig: Sieht man sich die Realtität an, so hat man praktisch nur Zinsniveaus über 0, und die Märkte, die Nahe 0 sind, sind alles andere als"ideal", im Gegenteil.
>Man kann nun denken, dass die Zinsen immer über 0 sein müssen, weil der Markt ständig im Ungleichgewicht ist, weil sich ständig die Ansprüche ändern.
>Aber was ist, wenn der Markt mal ins Schwarze trifft, und die Ansprüche genau erfüllt, wie es das Ideal täte? Was ist, wenn sich die Ansprüche nicht ändern? Was ist, wenn der Markt die Ansprüche übererfüllt, weil er ja nicht"ideal" ist?
>Noch absurder ist die Realität bei den niedrigen Zinsniveaus: Man sollte eigentlich annehmen, dass die Ansprüche der Leute in diesen Märkten ziemlich erfüllt seien, aber man hört nur von Wirtschaftskrisen, Bankenkrisen, Deflation und Arbeitslosigkeit.
>Dann scheint man eine riesige Angst vor diesen niedrigen Zinsniveaus zu haben, und ich habe irgendwie das Gefühl, dass deshalb die Märkte absichtlich"unideal" gemacht werden: Der Staat verschuldet sich stellvertretend, ohne die zu fragen, die eigentlich der"Staat" sein sollten; Eine Fusion nach der anderen; Immer mehr Monopole werden toleriert und geschaffen, weil man mit denen noch Gewinne machen kann; Die für einen funktionierenden Markt so wichtige"Information" wird verfälscht und manipuliert.
>Als Lösungsvorschlag wird hier oft das"Abschaffen" dieser Zustände propagiert, was auch das Verlangen nach einem niedrigeren Zinsniveau impliziert. Da aber niedrige Zinsniveaus anscheindend aus irgendeinem Grund nicht besonders gut vertragen werden, kann ich mich damit als ausschließliche Maßnahme leider nicht anfreunden.
>Also irgendetwas muss es da haben. Irgendwie scheint es unmöglich sein, dass die Märkte ihre"Vollendung" erreichen.
>Irgendwas verbaut den Weg zum"idealen" Markt, auch wenn dieser nie erreicht werden kann.
>Das ist die Problemstellung. Ist das so abwegig? [img][/img]
>Dass es dazu auch eine Problemanalyse und konkrete Lösungsvorschläge gibt, ist eine andere/weitere Geschichte.
>mat
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R.Deutsch
11.05.2003, 14:08
@ mat
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Antwort vom Goldfritzen |
-->Hallo mat,
darf ich Dich darauf hinweisen, dass im Goldstandard die Zinsen über viele Jahre bei 2-3% lagen und bei diesen Zinssätzen riesige private Investitionen vorgenommen wurden (Eisenbahnen, Kanäle, Industrieentwicklung). Ein Zinssatz von null würde bedeuten, es gibt keine lohnenden Investitionen mehr.
Gruß
R
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Silberfuchs
11.05.2003, 14:44
@ mat
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kleiner Beitrag |
-->Auch wenn Helmut Creutz hier schon angezweifelt wurde, wird er wohl in einer Beziehung recht haben. Ist der Marktzins für Geld zu niedrig, beginnt dieses zu"streiken". Es werden weniger langfristige Kredite vergeben und der Vorteil von reinem cash kommt zum Tragen, da kein oder nur wenig Zinsverlust bei niedriger Inflation.
Einfaches Beispiel:
Derzeitige Bundesschatzbriefzinsen (Typ B) sind so mies, dass ich mir doch überlege auslaufende Anlagen wieder neu zu investieren. Ich werde, auch im Anbetracht des Bankrottrisikos, an die Vorzüge von Silber oder anderen Edelmetallen denken.
Andere Sparer gehen vielleicht zu einer Bank mit Tagesgeldkonten, die immer noch bessere Konditionen haben als Bundesschätze die ein Jahr fest sind...
Worum es mit hier geht ist schlicht und einfach die Vermutung, dass zwar reichlich liquide Mittel vorhanden sind, diese jedoch nicht in Umlauf kommen, ist der Zins zu gering. Geld lagert in cash unter diversen deutschn Betten oder in Tresis, so krass das jetzt klingen mag.
Eine andere Vermutung ist, dass unser Finanzsys umso länger noch hält, jeh mehr der Kapitalmarktzins gegen 0 tendiert. Schuldenfallentendenzen werden abgemildert/verzögert.
Schönes Wochenende
Silberfuchs
<ul> ~ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3548354564/qid=1052656718/sr=1-8/ref=sr_1_0_8/028-7540287-3280525</ul>
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mat
11.05.2003, 14:59
@ R.Deutsch
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Investitionsbedarf |
-->Hallo!
>darf ich Dich darauf hinweisen, dass im Goldstandard die Zinsen über viele Jahre bei 2-3% lagen und bei diesen Zinssätzen riesige private Investitionen vorgenommen wurden (Eisenbahnen, Kanäle, Industrieentwicklung). Ein Zinssatz von null würde bedeuten, es gibt keine lohnenden Investitionen mehr.
Heisst das, dass es nie dazu kommen darf, dass es keine lohnenden Investitionen mehr gibt?
Es ist doch der Sinn eines Marktes Bedarf zu decken?
Und wenn der Bedarf gedeckt ist, gibt es keinen Neuinvestitionsbedarf und damit keine"lohnenden" Investitionen. Es kommt nur darauf an, wie schnell der Markt auf Bedarfsänderungen reagiert. Ich glaube, dass es in ziemlich gut entwickelten Märkten immer relativ schnell zu der Situation kommen sollte, wo kein Neuinvestitionsbedarf mehr herrscht.
Danke,
mat
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CRASH_GURU
11.05.2003, 23:07
@ R.Deutsch
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Re: Antwort vom Goldfritzen -- und ich dachte Silber... |
-->Ein Zinssatz von null würde bedeuten, es gibt keine lohnenden Investitionen mehr.
>Gruß
>R
In der kuscheligen kleinen Welt des Sauerlandes mag es ja bei Zinssatz = 0 keine Eigentumswohnungen, Investitionen, Kneipen etc. mehr geben.
Mich quaelt aber jetzt die Frage wie das wohl in diesen islamischen Staaten bzw. bei den strengen Muslims funktioniert. Ob deren Eigentumswohnungen direkt von Allah finanziert wurden????????? Oder haben die womöglich eine Weg gefunden der dem Geldtheoretiker verborgen blieb? Kann eigentlich nicht sein oder doch?
gruss
cg
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Euklid
11.05.2003, 23:13
@ CRASH_GURU
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Re: Antwort vom Goldfritzen -- und ich dachte Silber... |
-->>Ein Zinssatz von null würde bedeuten, es gibt keine lohnenden Investitionen mehr.
>>Gruß
>>R
>In der kuscheligen kleinen Welt des Sauerlandes mag es ja bei Zinssatz = 0 keine Eigentumswohnungen, Investitionen, Kneipen etc. mehr geben.
>Mich quaelt aber jetzt die Frage wie das wohl in diesen islamischen Staaten bzw. bei den strengen Muslims funktioniert. Ob deren Eigentumswohnungen direkt von Allah finanziert wurden?????????
Dann fahr am besten mal dorthin und schau Dir die Eigentumswohnungen mal an.
Ja sieh Dich mal um in Staaten wie dem Iran oder Kuba.
Die Ã-lmullahs im Iran haben bestimmt schicke Wohnungen.Aber der Rest der Bevölkerung?
Eigentumswohnung unter der Brücke?
oder im erweiterten Fuchsbau?
Ja der Nullzins in den islamischen Ländern funktioniert so gut daß die Leute nichts zu fressen haben.
Vergelts dem Allah
Gruß EUKLID
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CRASH_GURU
11.05.2003, 23:32
@ Euklid
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Re: Antwort vom Goldfritzen -- und ich dachte Silber... |
-->>>Ein Zinssatz von null würde bedeuten, es gibt keine lohnenden Investitionen mehr.
>>>Gruß
>>>R
>>In der kuscheligen kleinen Welt des Sauerlandes mag es ja bei Zinssatz = 0 keine Eigentumswohnungen, Investitionen, Kneipen etc. mehr geben.
>>Mich quaelt aber jetzt die Frage wie das wohl in diesen islamischen Staaten bzw. bei den strengen Muslims funktioniert. Ob deren Eigentumswohnungen direkt von Allah finanziert wurden?????????
>Dann fahr am besten mal dorthin und schau Dir die Eigentumswohnungen mal an.
>Ja sieh Dich mal um in Staaten wie dem Iran oder Kuba.
>Die Ã-lmullahs im Iran haben bestimmt schicke Wohnungen.Aber der Rest der Bevölkerung?
>Eigentumswohnung unter der Brücke?
>oder im erweiterten Fuchsbau?
>Ja der Nullzins in den islamischen Ländern funktioniert so gut daß die Leute nichts zu fressen haben.
>Vergelts dem Allah
>Gruß EUKLID
Und ich Ungläubiger dachte immer die Kubaner seien Katholiken, na ja da habe ich wahrscheinlich auch was falsch verstanden.
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