--> ~ In Deutschland stiegen die Erzeugerpreise im April um 1,6% gg. Vj. Die Energiepreise fielen im Vergleich
zum Vorjahr sogar um 5,1% höher aus; ohne Energie wäre der Erzeugerpreisindex lediglich um 0,6% gg.
Vj. gestiegen. Bemerkenswert sind die deutlichen Preisrückgänge bei Zement (-14,4% gg. Vj.) und Frischbeton
(-10,1%), die sowohl durch die schwache Baukonjunktur und einen damit verbundenen Preiskampf
innerhalb der Branche als auch durch das Kartellverfahren gegen führende Zementhersteller verursacht
sein dürften.
~ Der IWF hatte in einem am Wochenende veröffentlichten Bericht angesichts der Wachstumsschwäche in
Deutschland das Risiko eines anhaltenden Preisverfalls auf breiter Front als relativ hoch bewertet. In den
vergangenen Jahren hatte das Thema Deflation in den USA und Europa praktisch keine Rolle gespielt. Japan
dagegen steckt seit Jahren in einer Deflation. Der Preisverfall schlägt sich nicht nur unmittelbar in
rückläufigen Einnahmen der Unternehmen nieder, sondern führt indirekt auch zu einer sinkenden Nachfrage.
Verbraucher verschieben ihre Einkäufe und Firmen ihre Investitionen in der Hoffnung auf einen weiteren
Preisrückgang. Allerdings sieht der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung, Wolfgang Wiegard, ähnlich wie Kanzler Schröder und das Finanzministerium
in diesem und im nächsten Jahr keine sehr großen Deflationsgefahren in Deutschland.
~ Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten ihres Direktoriumsmitglieds Tommaso Padoa-
Schioppa derzeit keine Anzeichen für eine konjunkturbelastende Deflation in Europa und den USA. Allerdings
stelle das geringe Wirtschaftswachstum in beiden Währungsräumen weiter ein Problem dar. Darüber
hinaus bemerkte er, dass die Finanzpolitik nicht expansiver werden sollte um das schwache Wachstum zu
stimulieren.^
~ Die EZB erwartet nach Aussage ihres Präsidenten Duisenberg für 2003 offensichtlich
ein geringeres Wachstum. Zudem bekräftigt er das Interesse der EZB an
einem starken Euro. Die Definition des starken Dollars wolle er alleine der USSeite
überlassen. Duisenberg wolle „nicht darauf festgelegt werden“, ob das
Wachstum der Eurozone - wie bislang projiziert- um ein Prozent wachsen werde.
Er rechne mit einer stagnierenden Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr und einer
Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Deflationsgefahren für die Eurozone
sieht Duisenberg nicht.
~ Bundeskanzler Gerhard Schröder hat angekündigt, dass Betrieben eine Abgabe auferlegt werden soll,
wenn sie bis Ende des Jahres nicht genügend Lehrstellen geschaffen haben. Außerdem wurde im SPD-Vorstand
ein Perspektivantrag angenommen, der einen Verweis für eine Veränderung der Erbschaftsteuer
enthält. Der SPD-Vorsitzende sagte allerdings, dass dies noch keinen Beschluss bedeutet. Vielmehr würden
Diskussionsfelder für den SPD-Parteitag im November beschrieben. Die CDU-Chefin Angela Merkel
hat genauso wie CSU-Chef Edmund Stoiber den Widerstand der Union gegen diesen Antrag angekündigt.
~ EZB-Chef Wim Duisenberg sieht die Chancen für eine Wirtschaftserholung in Euroland gestiegen und erwartet
eine allmähliche wirtschaftliche Erholung im Laufe dieses und nächsten Jahres. Allerdings gibt es
seiner Meinung nach Risiken für das Wachstum, die einen schnellen Aufschwung unwahrscheinlich machen.
Weiterhin betonte er noch einmal, dass eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik der beste
Weg sei, um spekulative Blasen an den Kapitalmärkten zu verhindern. Insgesamt war seine gestrige Rede
recht neutral und hat die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juni nicht erhöht.
~ Nach einem Rückgang in den letzten beiden Monaten ist der Index der US-Frühindikatoren im April entsprechend
den Erwartungen um 0,1% gg. Vm. gestiegen. Damit liegt der Index nun etwas unter seinem Niveau
von Q1.
~ Das US-Finanzministerium hat erneut bekräftigt, dass es keine Änderung der Politik
des starken Dollars gebe.
~ Fed-Gouverneur Poole (nicht stimmberechtigt) hält das Risiko einer Deflation in
den USA für gering. Er verweist zudem auf das Potenzial für deutlich schnelleres
US-Wachstum, das noch immer vorhanden sei. Poole erklärt außerdem, dass die
Hoheit über die US-Währungspolitik in den Händen des Finanzministeriums liege.
Die Notenbank behalte die Effekte der Wechselkursentwicklung aber sehr wohl
im Auge.
~ Die japanische Notenbank hat eine Anhebung ihres Liquiditäts-Zielbands von 22-
27 Bio JPY auf 27-30 Bio JPY beschlossen. Als Grund werden die fehlende Stabilität
des Devisen- und Aktienmarktes, konjunkturelle Risiken sowie die Unsicherheit
nach der Finanzspritze für die Großbank Resona genannt.
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