Tempranillo
21.05.2003, 00:21 |
SZ:"USA = Besatzer, Kolonialherr und Schöpfergott" Thread gesperrt |
-->Hallo,
Was ist denn in den Kommentator Stefan Ulrich gefahren, daß er in Bezug auf die USA so forsche Töne anschlägt? Er bezeichnet die großen Menschheitsbefreier frank und frei als"Besatzer", deren Rolle irgendwo zwischen"Kolonialherr und Schöpfergott" angesiedelt sei, spricht von einer"Ausbeutung der Ã-lquellen" und malt die Gefahr eines"Imperium Americanum" an die Wand, das nicht zögern wird, seine Interessen weitere Male per Angriffskrieg durchzusetzen.
Süddeutsche Zeitung vom 21.05.
Washingtons Wisch-und-weg-Konzept
Die US-Pläne zum Nachkriegs-Irak bedrohen die Grundsätze des internationalen Ordnungssystems
Von Stefan Ulrich
Der Resolutionstext, den die USA nun durch den Sicherheitsrat drücken wollen, ist wie ein großer Schwamm konzipiert. Er soll alle noch offenen Fragen zum Nachkriegs-Irak aufsaugen und die Streitigkeiten im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beiseite wischen. Selbst unter den bisherigen Kriegsgegnern in aller Welt mehren sich die Stimmen, die an diesem Wisch-und-weg-Konzept gefallen finden. Denn ist die Aussicht nicht verlockend, nach den zermürbenden Querelen des vergangenen Jahres endlich reinen Tisch zu machen und einen Neuanfang zu ermöglichen zwischen der Supermacht und ihren Kritikern?
Darüber ließe sich diskutieren, wenn es ausschließlich um die Irak- Probleme ginge.Tatsächlich droht der große Schwamm aber auch ein paar Grundsätze des internationalen Ordnungssystems zu beseitigen - die Ächtung des Krieges als Mittel der Politik und das Gewaltmonopol des Sicherheitsrats zum Beispiel. Wer daher heute Ja sagt zu den amerikanischen Plänen, der muss wissen, dass er damit eine Grundsatzentscheidung für die Welt von morgen trifft.
Auch der jüngste Textvorschlag aus Washington ist nämlich keineswegs so konziliant, wie er nun verkauft wird. Zwar enthält er gegenüber früheren Vorlagen kleinere Zugeständnisse an die Skeptiker im Rat; so sollen die Vereinten Nationen einen „Gesandten“ statt lediglich einen „Koordinator“ ins Post-Saddam-Reich entsenden können, und dieser Gesandte soll bei der Bildung einer irakischen Übergangsregierung „mitarbeiten“ statt nur „mitzuhelfen“. In der Substanz aber hat sich nichts geändert.
Amerika fordert für sich nach wie vor eine Rolle, die irgendwo zwischen Kolonialherr und Schöpfergott angesiedelt ist. Es will den Ã-lreichtum des Wüstenlandes ausbeuten - angeblich ausschließlich im Interesse des Mündels Irak. Und es möchte nach eigenem Gutdünken einen völlig neuen Staat formen auf dem Boden des Zweistromlandes. Diese Allmacht soll erst enden, wenn eine neue irakische Regierung die Verantwortung übernommen hat. Wann dies sein wird, läge allein im Belieben der Besatzer.
Folgt der Sicherheitsrat diesem Modell, hätte die Bush-Regierung für ihre Interventionspolitik nachträglich bekommen, was sie vor dem Krieg vergebens anstrebte: den Segen der UN und damit zumindest den Schein von Legalität und Legitimität. Die Mächtigen in Washington würden dann mit dieser Resolution wedeln und ihren Kritikern sagen: Seht her, der Sicherheitsrat hat uns als Herrscher über den Irak bestätigt. Er hat damit - implizit - unseren Feldzug anerkannt und darüber hinaus unsere ganze Präventivschlags-Doktrin. Das alte Völkerrecht ist tot, es lebe das Recht des Imperium Americanum.
Wenn der Rat das nicht will, muss er sich dem amerikanischen Ansinnen verweigern. Er sollte zwar die Irak-Resolutionen aufheben, ohne aber den Besatzungsmächten Absolution zu erteilen. Selbstbewusste Ratsstaaten würden den USA vielmehr einen Gegenvorschlag unterbreiten, der sich am einst im Kosovo gefundenen Modell orientiert: Washington erkennt die Oberaufsicht der Vereinten Nationen im Übergangsirak an und akzeptiert, dass die Bildung einer neuen, demokratischen Regierung im UN-Rahmen organisiert wird. Der Sicherheitsrat erteilt den Kriegsalliierten im Gegenzug das Mandat, mit ihren Truppen den Aufbau abzusichern.
So würde in die Neuordnung des Irak jeder einbringen, was er zu bieten hat: Der Rat Legitimität und Amerika Stärke. Die USA würden so zwar ihr Allmachtsgefühl verlieren, aber etwas Wertvolleres gewinnen: den Rückhalt der Welt bei der Neuordnung des Nahen Ostens. Das ganze kühne Projekt wäre damit allemal erfolgsversprechender.
Dass es so kommt, wird immer unwahrscheinlicher. Kriegsgegner wie Deutschland und Frankreich, die sich vor dem Feldzug als standhaft erwiesen, laufen nun Gefahr, in Feigheit vor dem Freunde einzuknicken. Sie alle lockt die vermeintlich leichte Lösung: Schwamm drüber.
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Tassie Devil
21.05.2003, 00:55
@ Tempranillo
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Re: @Tempranillo - Riecher |
-->Hi Tempranillo,
ich habe da so ein gewisses Etwas actually im Riecher, dass genau zu diesem Thema"Menschheitsbefreier" und"Besatzer" in den kommenden Wochen und Monaten Dinge abgehen werden, die Dir alle Kopfoeffnungen sperrangelweit oeffnen.
Wundere Dich nicht, aber ich meine stark, dass dabei Dinge hochkommen werden, was Du Dir selbst, auch in Deinen kuehnsten Traeumen, niemals zuvor haettest vorstellen koennen, Du niemals gedacht haettest.
Im Klartext jetzt: Es ist nur eine Vermutung von mir.
Gruss
TD
P.S. Und immer schoen locker und froehlich bleiben! [img][/img]
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Tempranillo
21.05.2003, 01:32
@ Tassie Devil
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Re: Tassie und die sieben Schleier ;-))) |
-->Ach Tassie,
manchmal ist es eine Qual mit Dir. Du bist schlimmer als Salome mit ihrem Tanz der sieben Schleier. Hier eine Andeutung, dort ein kokettes Füßchenzucken, ein bißchen was sehen lassen, aber wann, wann kommt endlich das zum Vorschein, worauf wir warten?
>ich habe da so ein gewisses Etwas actually im Riecher, dass genau zu diesem Thema"Menschheitsbefreier" und"Besatzer" in den kommenden Wochen und Monaten Dinge abgehen werden, die Dir alle Kopfoeffnungen sperrangelweit oeffnen.
Von den sieben Schleiern ist noch nicht mal der erste gefallen. Wie muß Herodes gelitten haben, in seiner Gier nach Enthüllung!
>Wundere Dich nicht, aber ich meine stark, dass dabei Dinge hochkommen werden, was Du Dir selbst, auch in Deinen kuehnsten Traeumen, niemals zuvor haettest vorstellen koennen, Du niemals gedacht haettest.
Ich wäre selbst für zarte Andeutungen überaus empfänglich. Etwas mehr Fleisch darf schon sein, so schicklichkeitsversessen sind wir hier nicht.
>Im Klartext jetzt: Es ist nur eine Vermutung von mir.
Aus welchen Quellen speist sich Deine Vermutung? Könntest Du mir bitte sagen, wo ich mit eigenen Recherchen ansetzen könnte?
>P.S. Und immer schoen locker und froehlich bleiben! [img][/img]
Das ist definitiv zu viel verlangt.
Tempranillo
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Turon
21.05.2003, 02:18
@ Tempranillo
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@ Tempranillo |
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>>P.S. Und immer schoen locker und froehlich bleiben! [img][/img]
>Das ist definitiv zu viel verlangt.
>Tempranillo
Ach komm! So schlimm ist das doch alles gar nicht. Dabei ist es wohl die beste Einstellung, jetzt einfach mal locker zu bleiben und sagen,
es könnte noch viel, viel schlimmer kommen (wo unabhängig davon, man locker bleibt, und fröhlich - denn am Ende kommt es schlimmer.
Sehe keinen Grund jetzt traurig zund desorientiert zu sein, dazu haben wir ja auch in der Zukunft noch Zeit.
Gruß
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Tassie Devil
21.05.2003, 03:02
@ Tempranillo
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Re: @Tempranillo - no comprendo? |
-->>Ach Tassie,
Mensch Tempranillo,
>manchmal ist es eine Qual mit Dir. Du bist schlimmer als Salome mit ihrem Tanz der sieben Schleier. Hier eine Andeutung, dort ein kokettes Füßchenzucken, ein bißchen was sehen lassen, aber wann, wann kommt endlich das zum Vorschein, worauf wir warten?
Genau das habe ich doch angedeutet, Mann!
Zumindest habe ich es versucht, aber Tempranillo nix kapische!
In Deinem Vorbeitrag hast Du doch Augenbrauen hochziehend und Stirne runzelnd einen Zeitungsschreiber konstatiert, der Worte und Begriffe in die Waende seines Blattes gemeisselt hat, die noch vor 10-15 oder meinetwegen 5 Jahren diese Republik haetten umgehend explodieren und danach zusammenfallen lassen!
Wichte bitte mal genau den Zeitrahmen und die Gewichte an der Federwaage!
Genau auf diese gemeisselten Gewichte richtet sich nun mein
"ich habe da so ein gewisses Etwas actually im Riecher, dass genau zu diesem Thema"Menschheitsbefreier" und"Besatzer" in den kommenden Wochen und Monaten Dinge abgehen werden, die Dir alle Kopfoeffnungen sperrangelweit oeffnen."
und mein
"Wundere Dich nicht, aber ich meine stark, dass dabei Dinge hochkommen werden, was Du Dir selbst, auch in Deinen kuehnsten Traeumen, niemals zuvor haettest vorstellen koennen, Du niemals gedacht haettest."
Mein letztes Statement vollendet, was mein erstes geoeffnet hat: es ging mir nicht um Dinge, die Du Dir ggf. nicht vorstellen kannst, sondern um das aus tiefster Versenkung betriebene Hochkommen von Dingen (vor allem der Vergangenheit) in einer Qualitaet und Quantitaet, die Deine kuehnsten Traeume uebersteigen, weil genau diese Angelei eine politische Waffe mit nicht einzuschaetzender und unschaetzbarer Wirkungsweise in den wenigsten gewissen Staaten dieser Erde ist.
Tempranillo, ich glaube und meine, es geht jetzt los, wir muessen alle Augen und Ohren aufsperren.
Ich muss allerdings zu Deinen Gunsten jetzt unumwunden zugeben, dass meine beiden Statements genauso missverstaendlich interpretiert werden koennen, wie es Dir gerade passiert ist:
Wir schalten wieder um ins Emu-Stadion zum Qualifikationsspiel Deutschland - Tassie. Am Mikrofon sitzt Helbelt Zimmelmann.
Quiiieeeeetsch - rrraauuusccchhh - pppfffeeeiiiffffff - rruuummmmmms - knack:
Tooooor! Tooooor! Tooooor!
Ja, meine Herrschaften, das ist Fussball! Soeben erhoehte der deutsche Mittelstuermer Tempranillo in der 66. Spielminute, nach einer verunglueckten Ballrueckgabe des rechten tasmanischen Aussenverteidigers Devil zu seinem Torhueter und Mannschaftskapitaen Lullaby, mit einem fulminanten Fallrueckzieher unhaltbar ins obere rechte Toreck zum 3:0...
Gefaellts Dir? [img][/img]
Gruss
TD
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stocksorcerer
21.05.2003, 08:04
@ Tempranillo
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Ein feiner Text.... |
-->Hallo zusammen, [img][/img]
....aber im Gegensatz zu Tassie möchte ich konstatieren, dass das, was eine SZ publiziert, nicht die Breitenwirkung hat, die jemanden nervös werden lassen könnte.
Bei der vergleichsweisen geringen Leserschaft möchte ich nicht von einem publizistischem Umschwung reden. Noch immer sitzen Christiansen und die anderen"bezahlten Wegbereiter" an ihren Plätzen und erreichen diejenigen, die gemeinhin nach dovifat´scher Meinungsführerschaft als"öffentliche Meinung" gfk´scher Feststellung gelten. Das ist eine andere Klientel als die Frankfurter Rundschau oder die taz oder die SZ.
Wenn die BILD in ihrem typischen Sprachgebrauch auf die amerikanische Politik einprügelt, dann sehe ich eine Chance auf Veränderung. Ausreißer dagegen bestätigen für mich leider bloß den Vorzeige- Status Quo, dass in Deutschland auch wirklich jede Meinung zugelassen wird.
winkääää
stocksorcerer
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Emerald
21.05.2003, 08:11
@ stocksorcerer
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Re: Ein feiner Text.... |
-->>
und welches Blättchen schreibt für den Washingtoner-Wallfahrer Koch.
Diese Stip-Visite des Abgeordneten hatte beinahe etwas"Krankhaftes"
an sich.
Emerald.
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