-->Deutscher Bundestag Drucksache 15/0000
I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Im Zuge der <font color="#FF0000">konjunkturellen Schwäche und struktureller Fehlentwicklungen ist das gemeldete Ausbildungsstellenangebot in Deutschland dramatisch gesunken</font>. Im Berufsberatungsjahr 2001/2002 lag die Zahl der unversorgten Bewerber Ende September 2002 bei 23.400 und Ende Dezember 2002 trotz <font color="#FF0000">Nachvermittlungsaktion </font>der Bundesanstalt für Arbeit <font color="#FF0000">immer noch bei 12.400</font>. Außerdem meldeten sich weitere 25.300 Bewerber für eine sofortige Ausbildung. <font color="#FF0000">17.200 von ihnen waren am Jahresende noch nicht vermittelt</font>. Insgesamt standen Ende Dezember 8.900 offene Lehrstellen 29.500 noch nicht vermittelten Bewerbern gegenüber. <font color="#FF0000">Damit war das Lehrstellendefizit deutlich größer als im Dezember 2001</font>.
Den Arbeitsämtern im Osten wurden Ende Dezember 2002 111.400 Ausbildungsstellen
(-10.000 oder <font color="#FF0000">-8,2 %</font>) gemeldet, darunter 70.000 betriebliche Ausbildungsstellen (-9.300 oder <font color="#FF0000">-11.7 %</font>). Demgegenüber standen 205.300 Bewerber um einen Ausbildungsplatz. Die <font color="#FF0000">Zahl der nicht vermittelten Bewerber ist im Osten stark auf 8.800 (+1.400 oder +19,6 %) angestiegen</font>. Der <font color="#FF0000">prozentual höhere Rückgang an Ausbildungsstellen im Westen </font>hat die regionalen Diskrepanzen auf dem Ausbildungsmarkt im Osten weiter <font color="#FF0000">verschärft</font>. In <font color="#FF0000">allen</font> Arbeitsamtsbezirken Ostdeutschlands war Ende Dezember 2002 die Zahl der gemeldeten Stellen geringer als die Zahl der gemeldeten Bewerber. Auch in Berlin ist die Situation für die Jugendlichen schwieriger geworden.
Vor allem für Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben sich die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschlechtert. Während sie unter den gemeldeten Bewerbern insgesamt mit 32,8 % (2001: 31,6 %) vertreten waren, <font color="#FF0000">lag ihr Anteil an den noch nicht vermittelten Bewerbern mit 39,6 % (2001: 37,5 %) deutlich höher als im Vorjahr </font>(+2,1 %). Besonders ungünstig sieht es für ostdeutsche Hauptschulabsolventen aus, deren Anteil an den Bewerbern 21,2 %, an den nicht vermittelten Bewerbern dagegen 34,9 % beträgt.
<font color="#FF0000">In den neuen Bundesländern ist die Mobilitätsbereitschaft nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau</font>. Aus den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen haben 14.650 Jugendliche eine Berufsausbildung <font color="#FF0000">in den alten Bundesländern aufgenommen</font>. Aufnehmende Regionen waren hier insbesondere Bayern mit 4.000 Einmündungen von Jugendlichen aus den neuen Länden, Niedersachsen mit 3.200 und Baden-Württemberg mit 1.800.
<font color="#FF0000">Die Situation verschärft sich zunehmend</font>. Für den Beginn des neuen Ausbildungsjahres im Herbst 2003 stehen mit Stand Ende Januar 2003 336.797 gemeldeten Ausbildungsplätzen 428.147 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. <font color="#FF0000">Bundesweit verringerten sich die gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen stark um 52.940 oder um 13,6 %</font>. Besonders gravierend ist die Situation in den neuen Ländern.
Das Ausbildungsstellenangebot hat sich <font color="#FF0000">von einer bereits niedrigen Basis ausgehend, nochmals deutlich verringert</font>. Gegenüber dem Vorjahr wurde jede zehnte betriebliche Ausbildungsstelle nicht mehr gemeldet. 124.483 gemeldete Ausbildungssuchende stehen nur 41.663 Berufsausbildungsstellen gegenüber. <font color="#FF0000">Hinter den dramatischen Zahlen verbergen sich viele persönliche Einzelschicksale</font>.
Wenn sich die Bundesregierung effektiver für zusätzliche Ausbildungsplätze eingesetzt hätte, <font color="#FF0000">brauchten sich jetzt nicht so viele junge Menschen - und mit ihnen ihre Familien - so große Sorgen um ihre Zukunft zu machen</font>.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat diese Jugendlichen mit ihren Sorgen allein
gelassen. Das Versprechen im Bündnis für Arbeit: „Alle Jugendlichen, die können
und wollen, erhalten einen Ausbildungsplatz angeboten“, wurde gebrochen. Von der
Ausbildungsplatzgarantie 2002 hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder sang und
klanglos verabschiedet.
<font color="#FF0000">Von ca. 711.000 Bewerbern um einen Ausbildungsplatz schafften am Ende des Berufsberatungsjahres 2001/2002 nur etwa 342.700 den Sprung in eine reguläre Ausbildung</font>.
Das sind <font color="#FF0000">48,2 Prozent</font>. Über 50 Prozent der Jugendlichen wurde, wie schon in den Jahren zuvor, in <font color="#FF0000">Ersatzmaßnahmen und unsinnigen Warteschleifen geparkt</font>.
Das JUMP-Programm der Bundesregierung hat sich auch im vergangenen Jahr nicht
bewährt. <font color="#FF0000">Es zeigt deutlich: Staatlich finanzierte Maßnahmen sind nur eine Notlösung</font>.
<font color="#FF0000">Gebraucht werden, um nach der Ausbildung auch in Arbeit zu kommen, aber vor allem betriebliche Ausbildungsplätze</font>.
Betriebe und öffentliche Arbeitgeber planen bei der Ausbildung vorsichtig, solange die Beschäftigung ihrer Mitarbeiter nicht sichergestellt ist. Man kann außerdem nicht erwarten, dass die Betriebe über ihren eigenen Bedarf hinaus ausbilden, wenn sie an anderen Stellen zusätzlich belastet werden. Deshalb sind die von der Bundesregierung gerade den kleinen Unternehmen auferlegten Belastungen, von der Unternehmensbesteuerung, höheren Sozialabgaben bis hin zum neuen Betriebsverfassungsgesetz, nicht geeignet, die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zu stärken. Die differenzierte regionale Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt ist stark von der wirtschaftlichen Erwartung der Unternehmen in der jeweiligen Region abhängig. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen wird in den kommenden Jahren zunächst deutlich steigen, im Westen stärker als im Osten. Der Höhepunkt wird in den Jahren 2004 bis 2005 erreicht und danach auf Grund der demografischen Entwicklung in den neuen Ländern ab 2005/2006 drastisch und in den alten Ländern ab dem Jahr 2009 moderat zurückgehen. Das Ausbildungsengagement der Unternehmen muss daher auf hohem Niveau gehalten und möglichst noch gesteigert werden, um die starken Jahrgänge der Schulabsolventen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und den Facharbeiternachwuchs langfristig zu sichern. Ab 2007 werden ausbildungswillige und -fähige Jugendliche zu einem knappen Gut [Kommentar: Dann werden die Folgen die in PISA bereits belegt wurden wohl immer mehr ihre volle Wirkung entfalten...]. Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses für die nächsten Jahre muss daher zu einem entscheidenden Kriterium der Berufsbildungspolitik werden.
Die Modernisierung des Systems der beruflichen Ausbildung ist die Kernfrage für die Zukunft der dualen Berufsausbildung in Deutschland. Damit das System auch in unserer modernen Informations- und Dienstleistungsgesellschaft attraktiv, bedarfsorientiert und international wettbewerbsfähig bleibt, müssen kontinuierliche strukturelle Veränderungen vorgenommen werden. Die Ausbildungsordnungen müssen konsequent weiterentwickelt werden; mehr Differenzierung und Flexibilisierung sind nötig, z. B. durch Einführung von Wahlpflicht- und Wahlfächern. Das gilt gleichermaßen für Inhalte, Methoden, Ausbildungsformen und Prüfungen. Die Interessen und Begabungen der Jugendlichen müssen besser als bisher aufgegriffen werden; der sich schnell wandelnde Qualifikationsbedarf in unterschiedlichen Branchen und Unternehmen aller Größen muss zügiger aufgegriffen und gedeckt werden. Dies darf allerdings nicht zu Lasten der beruflichen Grundbildung gehen. Grundlegende Qualifikationen sind schließlich Voraussetzung dafür, im Berufsleben weitere Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten zu finden. Berufsschulen und Betriebe klagen häufig über eine <font color="#FF0000">schlechte Vorbildung der Schulabgänger besonders in den Kernfächern Deutsch und Mathematik</font>. <font color="#FF0000">Auch Leistungsbereitschaft und Motivation der Schüler lassen häufig zu wünschen übrig</font>. Hier sind in erster Linie die allgemein bildenden Schulen gefordert, die Schüler für die anschließende
Berufsausbildung besser zu qualifizieren, zu motivieren und für technische
Berufe zu interessieren.
Insbesondere die Berufsschulen stehen vor großen Herausforderungen. Eingeengt
durch Rahmenbedingungen, die aus innovationsärmeren Zeiten stammen, drohen
die Berufsschulen bei der wachsenden Berufspalette und der immer komplexeren
Ausbildung in den Betrieben den Anschluss zu verlieren. Die Ausstattung entspricht oft nicht dem Stand der Technik. Zudem besteht an den Berufsschulen schon jetzt ein akuter Lehrermangel.
Quelle: http://www.cducsu.de/aktuelles/init...D757E60FE311348-34xge3bh.pdf[/b]
Ist zwar parteigefärbt aber zeigt in etwa/ganz grob die Katastrophe auf dem Lehrstellenmarkt...
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