-->leider ist alles noch viel schlimmer...
gruß
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"Im Zweifel empfehlen die Banken den eigenen Fonds"
Kai Wiecking bezweifelt die Unabhängigkeit der Beratung und kritisiert die Blauäugigkeit der Kunden
FRAGE: Herr Wiecking, immer mehr Großbanken vermarkten auch Fonds der Konkurrenz. Bekommt denn der Kunde dort wirklich eine Auswahl der besten Fonds auf dem Markt?
ANTWORT: Nein. Die meisten Finanzinstitute haben Sondervereinbarungen mit einigen wenigen Fondsunternehmen. Bei der Auswahl wird neben der Qualität auch darauf geachtet, welche Gesellschaft am meisten Provision für die Vermarktung bezahlt. Ausländische Fonds zahlen dabei deutlich mehr, weil sie kein eigenes Vertriebsnetz haben. Daher sind sie in den Fremdfonds-Konzepten der Banken auch stark vertreten. Fairerweise muß man aber auch dazusagen, daß viele ausländische Fonds besser sind als die deutschen.
FRAGE: Profitieren die ausländischen Fonds davon?
ANTWORT: Sehr wenig. Die großen fünf Anbieter DWS, Dit, Adig, Deka und Union halten mehr als 80 Prozent Marktanteil. Lediglich Fidelity hat es mit hohem finanziellen Aufwand geschafft, am Neugeschäft einen zweistelligen Anteil zu erkämpfen. Templeton folgt mit Abstand. Die anderen haben keine nennenswerte Bedeutung.
FRAGE: Das läßt daran zweifeln, ob die Kunden wirklich eine objektive Beratung über den besten Fonds bekommen?
ANTWORT: Richtig. Es wird immer Vorgaben an die Mitarbeiter geben, wieviel eigene Fonds sie verkaufen müssen. Und im Zweifel werden die Bankangestellten das eigene Produkt empfehlen, auch wenn es nicht das beste ist.
FRAGE: Und vielleicht auch nur, weil sie diesen Fonds einfach besser kennen?
ANTWORT: Untersuchungen über die Qualität der Fondsberatung sind nicht sehr ermutigend. Leider glauben die Kunden in Deutschland aber häufig noch, daß die Banken Experten für die richtige Auswahl von Fonds sind. Sie mißachten die finanziellen Interessen, die hinter der Beratung stehen. Wenn sie einen anderen Fonds wollen, der nicht auf der Empfehlungsliste steht, werden sie manchmal mit exorbitanten Kosten bestraft.
FRAGE: Also alles nur Marketing?
ANTWORT: Viel davon ist tatsächlich reine Werbung. Dennoch ist der Vertrieb von Fremdfonds grundsätzlich zu unterstützen, weil er die Auswahl an Fonds für die Anleger erhöht.
FRAGE: Wird sich das langfristig durchsetzen?
ANTWORT: Es gibt kein Zurück mehr, der Kunde will es so. Bedrohlich für das Konzept sind aber die Pläne der Finanzaufsicht, die Haftung von Anlageberatern zu verstärken und eine Mindestkapitalausstattung zu fordern. Das können nur große Banken leisten. Das mildert den Druck von unabhängigen Finanzvertrieben, der einer der Gründe für die Ã-ffnung der Institute für Fremdfonds war. dys.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.05.2003, Nr. 21 / Seite 41
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