QuertreiBär
04.06.2003, 09:09 |
Quergetrieben!? Thread gesperrt |
-->Aufgrund jüngster Vorkommnisse und Äußerungen von Greenspan, kam mir letztes Wochenende folgende Theorie in den Kopf. Mir ist bewußt, daß sie in vieler Ohren recht unlogisch klingen mag. Falls ich damit also mal wieder quergetrieben haben sollte, verzeiht mir bitte, aber immerhin bin ich damit meinem Namen gerecht geworden.
Die Theorie:
1. Es ist unzweifelhaft eine wirtschaftliche Abwärtsdynamik vorhanden, zumindest in Europa und den USA (in (Ost-)Asien kann ich eine solche nicht wirklich erkennen). Die davon ausgehende Gefahr ist die Implosion der Wirtschaftstätigkeit, welche sich durch eine Deflation bemerkbar macht.
Bis hierher dürfte mir Eure Zustiummung noch sicher sein.
2. Diese Gefahr wurde von den großen Entscheidern (Greenspan, Bush) bereits erkannt und nun versuchen sie alles, um die Abwärtsspirale abzubremsen. Fiskalpolitische Maßnahmen, zu denen ich im weitesten Sinne auch die Kriege zählen würde, gehören genauso dazu wie geldpolitische Maßnahmen (Zinssenkungen).
3. Diese oben genannten Leute arbeiten bewußt auf eine massive Inflation hin. Entscheidend dabei ist, daß diese Inflation nach Strich und Faden vertuscht wird. Z.B. indem verfälschte Preisindizes veröffentlicht werden (hedonische Indizes) oder aber indem immer und immer wieder das Deflationsgespenst an die Wand gemalt wir, wie unlängst von Greenspan. Das heißt: Man warnt vor der einen Seite und arbeitet schon längst auf die andere Seite hin.
4. Die steigenden Geldmengen bzw. die anziehende aber in ihrem Ausmaß unterschätzte Inflation müßte eigentlich zu steigenden Zinsen führen. Dies aber ist genau das, was die Wirtschaft derzeit am allerwenigsten brauchen kann. Man denke nur an die Immobilienblase in den USA, die bei steigenden Zinsen vermutlich platzen dürfte.
5. Um diesem Problem zu begegenen, hat man sich einen teuflischen Plan ausgedacht. Auf die Idee dazu bin ich gekommen, als ich mir einen Ausspruch Greenspan verinnerlichte. Er sagte sinngemäß, daß man machtvolle Mittel besitze, um die langfristigen Zinsen nicht steigen zu lassen. Zu deutsch: Die Notenbank könnte ja beliebig viele Anleihen aufkaufen, um die Zinsen niedrig zu halten. Klaro. Allerdings um den Preis einer massiv ansteigenden Geldmenge, welche bei Flankierung durch „geeignete“ fiskalpolitische Maßnahmen (Krieg dürfte sehr wohl Bestandteil des Plans sein) auf lange Frist zu einer galoppierenden Inflation führen dürfte.
Fazit:
Greenspan & Co kitten mit ihrer Politik und der Vortäuschung von Non-Inflation kurzfristig (damit meine ich die nächsten 2, 3 Jahre) die Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Der schnelle Kollaps, der von vielen hier im Board erwartet wird, tritt gemäß meiner Theorie nicht ein. Allerdings wird ein derart großes Problempotential für die längerfristige Zukunft aufgebaut, daß einem beim Gedanken daran angst und bange werden könnte.
In zwei Sätzen: Der Untergang unseres Wirtschaftssystem ist zwar zwangsläufig, aber nicht so schnell, wie sich das viele hier denken/wünschen*. Und zweitens wird der Untergang nicht deflationärer Natur, sondern galoppierend-inflationärer Natur sein.
Was haltet Ihr von dieser Theorie?
* das Wort"wünschen" mag in diesem Zusammenhang unangebracht klingen, bei vielen Postings hat man aber wirklich das Gefühl, daß der Wunsch oft Vater eines Gedanken ist.
QTB
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Harry Popper
04.06.2003, 09:23
@ QuertreiBär
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here´s the plan (mL) (owT) |
-->
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Harry Popper
04.06.2003, 09:25
@ QuertreiBär
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nochmal, jetzt hoffentlich mit Link |
-->
<ul> ~ http://www.dallasfed.org/htm/research/pdfs/bd0503.pdf</ul>
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Euklid
04.06.2003, 09:42
@ QuertreiBär
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Re: Quergetrieben!? |
-->>Aufgrund jüngster Vorkommnisse und Äußerungen von Greenspan, kam mir letztes Wochenende folgende Theorie in den Kopf. Mir ist bewußt, daß sie in vieler Ohren recht unlogisch klingen mag. Falls ich damit also mal wieder quergetrieben haben sollte, verzeiht mir bitte, aber immerhin bin ich damit meinem Namen gerecht geworden.
>Die Theorie:
>1. Es ist unzweifelhaft eine wirtschaftliche Abwärtsdynamik vorhanden, zumindest in Europa und den USA (in (Ost-)Asien kann ich eine solche nicht wirklich erkennen). Die davon ausgehende Gefahr ist die Implosion der Wirtschaftstätigkeit, welche sich durch eine Deflation bemerkbar macht.
>Bis hierher dürfte mir Eure Zustiummung noch sicher sein.
>2. Diese Gefahr wurde von den großen Entscheidern (Greenspan, Bush) bereits erkannt und nun versuchen sie alles, um die Abwärtsspirale abzubremsen. Fiskalpolitische Maßnahmen, zu denen ich im weitesten Sinne auch die Kriege zählen würde, gehören genauso dazu wie geldpolitische Maßnahmen (Zinssenkungen).
>3. Diese oben genannten Leute arbeiten bewußt auf eine massive Inflation hin. Entscheidend dabei ist, daß diese Inflation nach Strich und Faden vertuscht wird. Z.B. indem verfälschte Preisindizes veröffentlicht werden (hedonische Indizes) oder aber indem immer und immer wieder das Deflationsgespenst an die Wand gemalt wir, wie unlängst von Greenspan. Das heißt: Man warnt vor der einen Seite und arbeitet schon längst auf die andere Seite hin.
>4. Die steigenden Geldmengen bzw. die anziehende aber in ihrem Ausmaß unterschätzte Inflation müßte eigentlich zu steigenden Zinsen führen. Dies aber ist genau das, was die Wirtschaft derzeit am allerwenigsten brauchen kann. Man denke nur an die Immobilienblase in den USA, die bei steigenden Zinsen vermutlich platzen dürfte.
>5. Um diesem Problem zu begegenen, hat man sich einen teuflischen Plan ausgedacht. Auf die Idee dazu bin ich gekommen, als ich mir einen Ausspruch Greenspan verinnerlichte. Er sagte sinngemäß, daß man machtvolle Mittel besitze, um die langfristigen Zinsen nicht steigen zu lassen. Zu deutsch: Die Notenbank könnte ja beliebig viele Anleihen aufkaufen, um die Zinsen niedrig zu halten. Klaro. Allerdings um den Preis einer massiv ansteigenden Geldmenge, welche bei Flankierung durch „geeignete“ fiskalpolitische Maßnahmen (Krieg dürfte sehr wohl Bestandteil des Plans sein) auf lange Frist zu einer galoppierenden Inflation führen dürfte.
>Fazit:
>Greenspan & Co kitten mit ihrer Politik und der Vortäuschung von Non-Inflation kurzfristig (damit meine ich die nächsten 2, 3 Jahre) die Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Der schnelle Kollaps, der von vielen hier im Board erwartet wird, tritt gemäß meiner Theorie nicht ein. Allerdings wird ein derart großes Problempotential für die längerfristige Zukunft aufgebaut, daß einem beim Gedanken daran angst und bange werden könnte.
>In zwei Sätzen: Der Untergang unseres Wirtschaftssystem ist zwar zwangsläufig, aber nicht so schnell, wie sich das viele hier denken/wünschen*. Und zweitens wird der Untergang nicht deflationärer Natur, sondern galoppierend-inflationärer Natur sein.
>Was haltet Ihr von dieser Theorie?
>* das Wort"wünschen" mag in diesem Zusammenhang unangebracht klingen, bei vielen Postings hat man aber wirklich das Gefühl, daß der Wunsch oft Vater eines Gedanken ist.
>QTB
Ein Volltreffer denn er trifft genau auch meinen Gedankengang.
Das Gerede von der Deflation soll die Leute in Sicherheit wiegen.
Dabei haben sie schon längst die Weichen gestellt und werden uns mit Zahlen füttern die kein Mensch nachzuprüfen vermag.
Solange die Leute noch dran glauben daß die Deflation vor der Tür steht werden sie nicht kaufen.
Und das ermöglicht den Strippenziehern die genau wissen was läuft noch schnell großartige Schnäppchen zu machen.
Sollte in Amerika die Inflation ins Laufen kommen ist der gefürchtete Immo-Kollaps nicht mehr möglich.
Hier hat es ja bereits eine brutale Inflation gegeben.
Die Drahtzieher sind raus aus den Aktien und haben in Reales investiert.
Jetzt muß diese Preissteigerung nur noch abgesichert werden und die Banken sitzen wieder auf festen Bilanzen.
Gelingt dies nicht ist die Defla wirklich nicht mehr aufzuhalten.
Es gibt halt immer noch einen Unterschied zwischen Aktien (Papier plus Vertrauen) zu Gold und Immobilien.
Bei den letzten beiden hat man halt etwas in der Hand.
Gold kann nicht pleite gehen.
Die Immobilie auch nicht,höchstens deren Eigentümer;-))
Bei Aktien kann das Papier im Konkursfall seinen Wert auf Null reduzieren.
Gruß EUKLID
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Toby0909
04.06.2003, 09:43
@ QuertreiBär
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generelle Zustimmung |
-->Wobei ich ein"Anhänger der Währungen" bin. So sind die offiziellen Zahlen zwar geschönt und die offizielle Inflation beträgt 1 - 3 %. Die echten Zahlen liegen viel höher. Auf der anderen Seite haben die Deflationisten auch recht - wenn man den Wechselkurs mit einbezieht - so haben wir in den USA eine massivste Deflation gesehen - und in EU eine massive Inflation (wie auch jeder Verbraucher immer gemerkt hat, was aber alles vertuscht wurde).
Interessant in diesem Zusammenhang die letzten Daten der EU: Nahrungsmittel usw. waren bei über 4,5 %! Nur Elektronikschrott war tatsächlich ein bisserl billiger....
Toby
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Euklid
04.06.2003, 10:02
@ Toby0909
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Re: generelle Zustimmung |
-->>Wobei ich ein"Anhänger der Währungen" bin. So sind die offiziellen Zahlen zwar geschönt und die offizielle Inflation beträgt 1 - 3 %. Die echten Zahlen liegen viel höher. Auf der anderen Seite haben die Deflationisten auch recht - wenn man den Wechselkurs mit einbezieht - so haben wir in den USA eine massivste Deflation gesehen
Das war aber bei Immos in den USA nach meiner Meinung ganz und gar nicht der Fall.
Immo-Trend war voll inflationär.
Gruß EUKLID
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Pancho
04.06.2003, 10:44
@ QuertreiBär
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Re: Quergetrieben!? - 100% einverstanden |
-->>Aufgrund jüngster Vorkommnisse und Äußerungen von Greenspan, kam mir letztes Wochenende folgende Theorie in den Kopf. Mir ist bewußt, daß sie in vieler Ohren recht unlogisch klingen mag. Falls ich damit also mal wieder quergetrieben haben sollte, verzeiht mir bitte, aber immerhin bin ich damit meinem Namen gerecht geworden.
>Die Theorie:
>1. Es ist unzweifelhaft eine wirtschaftliche Abwärtsdynamik vorhanden, zumindest in Europa und den USA (in (Ost-)Asien kann ich eine solche nicht wirklich erkennen). Die davon ausgehende Gefahr ist die Implosion der Wirtschaftstätigkeit, welche sich durch eine Deflation bemerkbar macht.
>Bis hierher dürfte mir Eure Zustiummung noch sicher sein.
>2. Diese Gefahr wurde von den großen Entscheidern (Greenspan, Bush) bereits erkannt und nun versuchen sie alles, um die Abwärtsspirale abzubremsen. Fiskalpolitische Maßnahmen, zu denen ich im weitesten Sinne auch die Kriege zählen würde, gehören genauso dazu wie geldpolitische Maßnahmen (Zinssenkungen).
>3. Diese oben genannten Leute arbeiten bewußt auf eine massive Inflation hin. Entscheidend dabei ist, daß diese Inflation nach Strich und Faden vertuscht wird. Z.B. indem verfälschte Preisindizes veröffentlicht werden (hedonische Indizes) oder aber indem immer und immer wieder das Deflationsgespenst an die Wand gemalt wir, wie unlängst von Greenspan. Das heißt: Man warnt vor der einen Seite und arbeitet schon längst auf die andere Seite hin.
>4. Die steigenden Geldmengen bzw. die anziehende aber in ihrem Ausmaß unterschätzte Inflation müßte eigentlich zu steigenden Zinsen führen. Dies aber ist genau das, was die Wirtschaft derzeit am allerwenigsten brauchen kann. Man denke nur an die Immobilienblase in den USA, die bei steigenden Zinsen vermutlich platzen dürfte.
>5. Um diesem Problem zu begegenen, hat man sich einen teuflischen Plan ausgedacht. Auf die Idee dazu bin ich gekommen, als ich mir einen Ausspruch Greenspan verinnerlichte. Er sagte sinngemäß, daß man machtvolle Mittel besitze, um die langfristigen Zinsen nicht steigen zu lassen. Zu deutsch: Die Notenbank könnte ja beliebig viele Anleihen aufkaufen, um die Zinsen niedrig zu halten. Klaro. Allerdings um den Preis einer massiv ansteigenden Geldmenge, welche bei Flankierung durch „geeignete“ fiskalpolitische Maßnahmen (Krieg dürfte sehr wohl Bestandteil des Plans sein) auf lange Frist zu einer galoppierenden Inflation führen dürfte.
>Fazit:
>Greenspan & Co kitten mit ihrer Politik und der Vortäuschung von Non-Inflation kurzfristig (damit meine ich die nächsten 2, 3 Jahre) die Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Der schnelle Kollaps, der von vielen hier im Board erwartet wird, tritt gemäß meiner Theorie nicht ein. Allerdings wird ein derart großes Problempotential für die längerfristige Zukunft aufgebaut, daß einem beim Gedanken daran angst und bange werden könnte.
>In zwei Sätzen: Der Untergang unseres Wirtschaftssystem ist zwar zwangsläufig, aber nicht so schnell, wie sich das viele hier denken/wünschen*. Und zweitens wird der Untergang nicht deflationärer Natur, sondern galoppierend-inflationärer Natur sein.
>Was haltet Ihr von dieser Theorie?
>* das Wort"wünschen" mag in diesem Zusammenhang unangebracht klingen, bei vielen Postings hat man aber wirklich das Gefühl, daß der Wunsch oft Vater eines Gedanken ist.
>QTB
Wobei diese Meinung auch durch EW gedeckt ist. Analysen folgen später.
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Standing Bear
04.06.2003, 10:53
@ QuertreiBär
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Bingo. |
-->Deswegen geht Hans auch jetzt vom Konsolidierungskurs ab. Wenn der Dollar abwertet, müssen die Euroländer alles tun, um den Euro nicht zu sehr erstarken zu lassen. Also Schulden machen, Geldmenge hoch. Alles wird gegen Edelmetall abwerten. Kein Stück verkaufe ich.
Gruß
SB
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Dimi
04.06.2003, 11:54
@ QuertreiBär
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Re: Quergetrieben!? - Inwiefern quer? |
-->Lieber Querumtreiber!
Nicht erst seit kurzem, seit seiner Taufe im 87er Krach, betreibt Greenspan eine Antideflationspolitik:
a.) Stützung von Aktienkursen
b.) Verhinderung von Bankrotten von Banken und Finanzunternehmen im Krisenfall
Beides erledigte er diskret, um Paniken zu vermeiden, was den Aufwand erheblich erhöht hätte.
Seit 93 kommt hinzu:
c.) Senkung der öffentlichen Inflationserwartung insbesondere durch die Goldpreismanipulation. Die Logik dabei ist: Wenn die Guthabenbesitzer glauben, die Preise seien stabil, geben sie ihre Guthaben nicht aus, sondern sparen weiter, und die Preise bleiben stabil.
Seit ca. 95 kommt hinzu:
d.) Verstärkte ZB-Käufe von Anleihen, erst durch Japan, seit ca. einem Monat auch durch die FED.
Flankiert werden die ZB-Maßnahmen durch staatliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen via Deficitspendig der öffentlichen Haushalte. Alle diese Maßnahmen haben tatsächlich seit Jahrzehnten eine Deflation verhindert, die wir sonst schon längst gehabt hätten.
Ob diese Politik dabei Deflationsvermeidungs- oder Anti-Krisen- oder Wirtschaftsstabilisierungspoltik hieß, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Das notwendige Korrelat zu dieser Politik war freilich eine Aufblähung der Schulden bzw. Guthaben. Diese werden voraussichtlich in endlicher Zeit nachfragewirksam werden, was galoppierende Inflation bedeuten würde. Dazu notwendig wäre aber, daß a.) - d.) und ggf. weitere deflationsverhindernde Maßnahmen auch künftig greifen.
Gruß, Dimi
<ul> ~ Tradingtipps bei Inflation und Deflation -> www.seasonalcharts.de</ul>
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Toby0909
04.06.2003, 13:58
@ Euklid
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eben drum! |
-->Hallo Euklid...
das ist es eben: Inflation im Land und Deflation von aussen her.
Das sind übrigens ganz typische Muster. Nimm Südamerika Ende der 80er - damals im Land dramatischste Inflation aber durch Währungsverluste für Ausländer eine Deflation, die sich gewaschen hat! Man konnte damals ganz Argentinien für ein paar Dollar kaufen....
ODer die Asienkrise oder die aktuellen Krisen in Südamerika....
Immer wieder das Selbe.
Nur in den USA wird es keine kurzfristige Krise, sondern ein langfristiger Prozeß, der dann irgendwann in einem GAU enden wird...
Toby
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