Tempranillo
07.06.2003, 09:58 |
R. Perle:"Militärschlag gegen Nord-Korea denkbar." Thread gesperrt |
-->Hallo,
wo die eigentlichen Urheber der Tragödien des 20. und, so wie es aussieht, 21. Jahrhunderts sitzen, wird von Tag zu Tag klarer. Auf Focus-Online liefert Richard Perle einen weiteren Beleg.
D-Land attestiert Perle, es habe ich auf die Seite Saddams gestellt, eines Machthabers, von dem die Amerikaner selbst gesagt haben,"he is our guy", und der im Auftrag und Interesse der USA gegen den Iran Krieg geführt hat, unter Verwendung von Giftgas, was damals keinen Ami gestört hat.
Wenn ich an die USA denke, fällt mir ein, was Deschner ganz zum Schluß seiner Kriminalgeschichte dieses Landes geschrieben hat, eine Utopie in der man unschwer eine berühmte Formulierung Brechts ("Von den Städten wird bleiben, der durch sie hindurchging: der Wind") wiedererkennt.
Karlheinz Deschner:"Das Einzige, was mich beim Niederschreiben dieser Chronik zwar nicht tröstet, aber doch etwas weniger trostlos stimmt, ist der Gedanke, dass eines Tages von ganz Washington und New York, von all den Städten des Westens und Ostens, des Nordens und Südens (...) nichts mehr da sein wird als Einsamkeit, als Wind, darunter nichts als Sauerampfer oder Macchia, als Gras."
FOCUS-Online:
US-Falke tönt von Präventivschlag
Der einflussreiche Pentagon-Berater Richard Perle hält einen Militärschlag gegen Nordkorea unter bestimmten Umständen für denkbar. Wenn sich damit die Weitergabe nordkoreanischer Nuklearwaffen verhindern lasse, sei ein Angriff gegen das Land gerechtfertigt, sagte Perle nach Angaben des Fernsehsenders N24 vom Freitag in einem Interview. Wenn man einen Präventiv-Schlag ausschließe, „würden wir den Nordkoreanern sagen, ihr könnt tun, was ihr wollt, wir werden auf keinen Fall Gewalt anwenden. Das würde doch unsere Diplomatie untergraben.“
Es sei nicht auszuschließen, „dass Nordkorea Nuklearwaffen weitergeben könnte“, sagte Perle. Die Frage sei, ob man eingreifen könne, bevor es zu einer solch verhängnisvollen Übergabe komme. „Hätten wir El Kaida vor dem 11. September angegriffen, wären heute 3000 Menschen noch am Leben.“ Die Vereinten Nationen bezeichnete Perle in diesem Zusammenhang als „heute weitgehend irrelevant“. Erst müsse die Satzung der UN die Unterstützung von Terroristen ahnden, „dann könnten die Vereinten Nationen wieder eine nützliche Rolle spielen“.
Polemik gegen Deutschland
Perle begründete zudem seine Ansicht, warum Deutschland in Irak allenfalls als Lieferant von Hilfslieferungen willkommen sei. „Deutschland hat sich auf die Seite Saddams gestellt - anders kann man die deutsche Position nicht bezeichnen. Da wäre es doch eine bittere Ironie, wenn sich Deutschland in Irak jetzt auf eine Stufe stellen dürfte mit den Staaten, die gekämpft haben, um Irak zu befreien.“ Deutsche Hilfsleistungen würden die Iraker sicher gerne annehmen, erklärte Perle. „Ganz anders sieht es aus, wenn deutsche Firmen jetzt in Irak Geschäfte machen wollen. Das werden die Iraker wahrscheinlich nicht so gerne sehen.“
Perle war Ende März wegen Vorwürfen über eine unzulässige Verquickung seines politischen Einflusses mit wirtschaftlichen Interessen als Vorsitzender des einflussreichen Politikausschusses im US-Verteidigungsministerium zurückgetreten. Er blieb aber einfaches Mitglied des Gremiums und sitzt im Vorstand mehrerer Waffenfirmen.
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silvereagle
07.06.2003, 11:37
@ Tempranillo
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Völkermordphantasien |
-->Hi Tempranillo,
> Karlheinz Deschner:"Das Einzige, was mich beim Niederschreiben dieser Chronik zwar nicht tröstet, aber doch etwas weniger trostlos stimmt, ist der Gedanke, dass eines Tages von ganz Washington und New York, von all den Städten des Westens und Ostens, des Nordens und Südens (...) nichts mehr da sein wird als Einsamkeit, als Wind, darunter nichts als Sauerampfer oder Macchia, als Gras."
Mehr als die Betreffszeile fällt mir dazu wirklich nicht mehr ein. Hab Dank für das Zitat, ein Beleg mehr, mir den Herrn Karl-Hetz Deschner erst gar nicht geben zu müssen.
Gruß, silvereagle
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Standing Bear
07.06.2003, 11:52
@ silvereagle
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Re: Völkermordphantasien |
-->>Hi Tempranillo,
>> Karlheinz Deschner:"Das Einzige, was mich beim Niederschreiben dieser Chronik zwar nicht tröstet, aber doch etwas weniger trostlos stimmt, ist der Gedanke, dass eines Tages von ganz Washington und New York, von all den Städten des Westens und Ostens, des Nordens und Südens (...) nichts mehr da sein wird als Einsamkeit, als Wind, darunter nichts als Sauerampfer oder Macchia, als Gras."
>Mehr als die Betreffszeile fällt mir dazu wirklich nicht mehr ein. Hab Dank für das Zitat, ein Beleg mehr, mir den Herrn Karl-Hetz Deschner erst gar nicht geben zu müssen.
>Gruß, silvereagle
Hallo Silberadler,
überinterpretierst Du da nicht? Wenn ich Deschner richtig verstehe (habe sein Buch nicht gelesen, sonder bisher nur"Ami go home" von R. Winter), dann meint er damit, daß es wohl eben WEGEN des amerikanischen Großmachtanspruches und des daraus folgenden KRIEGES zur Vernichtung der amerikanischen"Zivilisation" kommt, wie wir sie heute kennen. Und ob die Welt ohne Amerika schlechter dastünde, ist die Frage. Wie ich auch zu Hause immer sage: Die Menschen und Völker wollen keinen Krieg und vertragen sich meistens gut. Sie wissen auch um die Macht der heutigen Waffen. Leider gibt es immer wieder Politiker, die Auseinandersetzungen für gewinnbar halten und die SICH am Krieg bereichern. Über Skull & Bones, CFR, Trilaterale etc. haben sie Amerika unterwandert und erziehen seine Bürger zu"Patri(d)ioten der übelsten Sorte. DIE versauen die Amerikaner und davon geht geht die Gefahr für die ganze Welt aus. Bush und sein verschworenes Pack für immer in den Knast und Deschner hätte den Satz so nicht zu schreiben brauchen. Aber leider regieren die und die Gefahr wird immer größer...
Gruß
SB
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Tempranillo
07.06.2003, 14:46
@ silvereagle
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Re: Der blinde Fleck der Geschichte ist das eigentlich Interessante |
-->>Hi Tempranillo,
>> Karlheinz Deschner:"Das Einzige, was mich beim Niederschreiben dieser Chronik zwar nicht tröstet, aber doch etwas weniger trostlos stimmt, ist der Gedanke, dass eines Tages von ganz Washington und New York, von all den Städten des Westens und Ostens, des Nordens und Südens (...) nichts mehr da sein wird als Einsamkeit, als Wind, darunter nichts als Sauerampfer oder Macchia, als Gras."
>Mehr als die Betreffszeile fällt mir dazu wirklich nicht mehr ein. Hab Dank für das Zitat, ein Beleg mehr, mir den Herrn Karl-Hetz Deschner erst gar nicht geben zu müssen.
Hallo Silvereagle,
Du möchtest doch, daß man Dir ausführliche Antworten schreibt, bei Gefahr, Dein Posting in seine Einzelteile zerlegt zu sehen. Ich werde es mal versuchen. Ob ich Dir damit einen Gefallen tun kann, sei im Moment dahingestellt.
1. Ob Du Dir den Deschner antust, steht Dir selbstverständlich frei. Ich würde es natürlich empfehlen; so wie ich ganz grundsätzlich empfehle, sich mit den vernachlässigten Seiten der Geschichtssschreibung auseinanderzusetzen. Egal, ob das Thema Kirchengeschichte lautet (Päpste, Inquisition), Deutsches Reich von 1871, Amerika, Cäsar oder - was gestern zu sehen war - der römische Kaiser Caligula, möglicherweise ein Opfer systematischer, interessengebundener Verunglimpfung.
2. Der eigentliche geistige Urheber des Zitats ist Bert Brecht, der sich mal vor dem McCarthy-Ausschuß für"Unamerikanische Umtriebe" rechtfertigen mußte.
3. Die Stelle ist sowohl bei Brecht als auch bei Deschner bewußt unscharf gehalten. Von Völkermord, erst recht von seiner Rechfertigung, zu reden, ist eine m.E. unzulässige Verengung der inhaltlichen Dimension(en).
4. Völkermord ist der eigentliche Urgrund der US-amerikanischen staatlichen Existenz. Gesetzt den Fall, der Völkermord würde eines Tages -"Denn alle Schuld rächt sich auf Erden" (F. Schiller) - auf seine Urheber zurückfallen, was wäre so schlimm daran? Wäre die Welt ohne die USA nicht ein sehr viel schönerer, angenehmerer und sicherer Platz?
5. Mich überrascht immer wieder, wie sensibel viele reagieren, wenn ausnahmsweise mal die USA mit einem ähnlichen Sprachgebrauch bedacht werden wie das im Falle D-Lands seit eh und je der Fall ist. Ich sage nur Morgenthau, Kaufman, Nizer. Wenn wir davor die Augen verschließen, werden wir die antideutschen Völkermordphantasien nicht aus der Welt schaffen.
Tempranillo
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Tempranillo
07.06.2003, 15:10
@ silvereagle
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Re: Bert Brecht @ Silvereagle |
-->Hallo Silberadler,
ich kann es mir jetzt doch nicht verkneifen, nochmal nachzukarten und Dir den Ursprung der von Dir so genannten"Völkerm...phantasie" zu präsentieren:
Vom armen B.B.
Ich, Bertolt Brecht, bin aus den schwarzen Wäldern.
Meine Mutter trug mich in die Städte hinein
Als ich in ihrem Leib lag. Und die Kälte der Wälder
Wird in mir bis zu meinem Absterben sein.
In der Asphaltstadt bin ich daheim. Von allem Anfang
Versehen mit jedem Sterbsakrament:
Mit Zeitungen. Und Tabak. Und Branntwein.
Mißtrauisch und faul und zufrieden am End.
Ich bin zu den Leuten freundlich. Ich setze
Einen steifen Hut auf nach ihrem Brauch.
Ich sage: es sind ganz besonders riechende Tiere
Und ich sage: Es macht nichts, ich bin es auch.
In meine leeren Schaukelstühle vormittags
setze ich mir mitunter ein paar Frauen
Und ich betrachte sie sorglos und sage ihnen:
In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen.
Gegen Abend versammle ich um mich Männer
Wir reden uns da mit"Gentlemen" an.
Sie haben ihre Füße auf meinen Tischen
Und sagen: Es wird besser mit uns. Und ich
Frage nicht: Wann?
Gegen Morgen in der grauen Frühe pissen die Tannen
Und ihr Ungeziefer, die Vögel fängt an zu schrein.
Um die Stunde trink ich mein Glas in der Stadt aus
Und schmeiße
Den Tabakstummel weg und schlafe beunruhigt ein.
Wir sind gesessen, ein leichtes Geschlechte
In Häusern, die für unzerstörbare galten
(So haben wir gebaut die langen Gehäuse des Eilands Manhattan
Und die dünnen Antennen, die das atlantische Meer unterhalten).
Von diesen Städten wird bleiben: der durch sie
Hindurchging, der Wind!
Fröhlich machet das Haus den Esser: Er leert es.
Wir wissen, daß wir Vorläufige sind
Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes.
Bei den Erdbeben, die kommen werden, werde ich hoffentlich
Meine Virginia nicht ausgehen lassen durch Bitterkeit
Ich, Bertolt Brecht, in die Asphaltstädte verschlagen
Aus den schwarzen Wäldern in meiner Mutter in früher Zeit.
<ul> ~ Bert Brecht, dann is´ scho recht</ul>
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Tempranillo
07.06.2003, 15:25
@ Tempranillo
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Re: Der blinde Fleck der eigenen (Halb-) Bildung |
-->Oh weh, oh weh!
Was habe ich denn da für ein Eigentor fabriziert.
>"Denn alle Schuld rächt sich auf Erden" (F. Schiller)
Das ist in etwas so, als würde man im Smalltalk beiläufig fallen lassen, daß man neulich ein ganz tolles Theaterstück gesehen habe,"Die Faust" von Schiller.
In Wahrheit ist die Zeile aus einem Gedicht von Goethe, und aus einem, das wahrlich nicht unbekannt ist.
Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)
Wer nie sein Brot mit Tränen aß
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.
Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt den Armen schuldig werden,
Dann überlaßt ihr ihn der Pein,
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.
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silvereagle
07.06.2003, 17:19
@ Tempranillo
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Re: Der blinde Fleck der Geschichte ist das eigentlich Interessante |
-->Hallo Tempranillo,
> Du möchtest doch, daß man Dir ausführliche Antworten schreibt, bei Gefahr, Dein Posting in seine Einzelteile zerlegt zu sehen. Ich werde es mal versuchen. Ob ich Dir damit einen Gefallen tun kann, sei im Moment dahingestellt.
Naja, Du wirst Dir schwer tun, ein Drei-Zeilen-Posting in seine Bestandteile zu filetieren... ;-)
> Ob Du Dir den Deschner antust, steht Dir selbstverständlich frei. Ich würde es natürlich empfehlen; so wie ich ganz grundsätzlich empfehle, sich mit den vernachlässigten Seiten der Geschichtssschreibung auseinanderzusetzen. Egal, ob das Thema Kirchengeschichte lautet (Päpste, Inquisition), Deutsches Reich von 1871, Amerika, Cäsar oder - was gestern zu sehen war - der römische Kaiser Caligula, möglicherweise ein Opfer systematischer, interessengebundener Verunglimpfung.
Das mit Caligula ist mir nicht bekannt, komme in letzter Zeit kaum dazu, hier zu lesen oder gar zu schreiben. Selbstverständlich kann es grundsätzlich nie schaden, sich mit anderen historischen Sichtweisen zu befassen. Von Deschner's"Moloch" habe ich mittlerweile wirklich genug Sekundärstoff mitbekommen, so dass ich ihn für Zeitverschwendung halte. Mich interessieren keine derart hetzenden Schwarz-Weiss-Darstellungen; höchstens, um daraus zu lernen, woran es liegt, mit solchen platten Griffen in die Demagogie schriftstellerischen Erfolg zu haben...
> Der eigentliche geistige Urheber des Zitats ist Bert Brecht, der sich mal vor dem McCarthy-Ausschuß für"Unamerikanische Umtriebe" rechtfertigen mußte.
Das ändert doch nichts daran, oder?
> Die Stelle ist sowohl bei Brecht als auch bei Deschner bewußt unscharf gehalten. Von Völkermord, erst recht von seiner Rechfertigung, zu reden, ist eine m.E. unzulässige Verengung der inhaltlichen Dimension(en).
Bei Brecht ist es mit dem (auch unzweideutigen) Kurzstatement getan; Deschner schmückt das Ganze noch recht botanisch aus, damit auch wirklich jeder versteht, was ihm vorschwebt (das hatte Brecht offenbar nicht nötig).
> Völkermord ist der eigentliche Urgrund der US-amerikanischen staatlichen Existenz.
Weißt Du, Tempranillo, mit diesem Einwand habe ich zu dausend Prozent gerechnet... ;-) Wenn Du willst, können wir auch das noch einmal ordentlich relativieren: Mir ist so gut wie kein Staat bekannt, dessen Existenz NICHT auf Massenmord und Unterdrückung gegründet wurde... (einzige zulässige Ausnahme wäre diesbezüglich die Schweiz, nach heutiger Geschichtsschreibung).
> Gesetzt den Fall, der Völkermord würde eines Tages -"Denn alle Schuld rächt sich auf Erden" (F. Schiller) - auf seine Urheber zurückfallen, was wäre so schlimm daran?
Auf die Urheber des Völkermordes an den Indianern kann und soll alles zurückfallen. Schuld ist mE nicht vererbbar. Dass Dein Ego lieber mit gleicher Münze zurückzahlt, obwohl die eigentlich Schuldigen längst auf dem Friedhof liegen, nehme ich zur Kenntnis. Es hilft, die Geschichte besser zu verstehen. Dennoch könnte ich persönlich darauf verzichten.
> Wäre die Welt ohne die USA nicht ein sehr viel schönerer, angenehmerer und sicherer Platz?
Ach was. Dann sucht man sich für seine Umtriebe ein neues Werkzeug. Die Welt als Ganzes kann nie besser oder schlechter gewesen sein als heute. Und wird es auch nie werden. Alles, was man tun kann, ist, die eigene Situation zu verbessern.
> Mich überrascht immer wieder, wie sensibel viele reagieren, wenn ausnahmsweise mal die USA mit einem ähnlichen Sprachgebrauch bedacht werden wie das im Falle D-Lands seit eh und je der Fall ist.
Das liegt vielleicht daran, dass im allgemeinen mit dem S(tar) S(prangled) Banner keine relativ frische und unverhohlene Weltkriegs- und Völkermordabsichten assoziiert werden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass der einzige Weg darin bestünde, Schuld bei den schuldigen Individuen zu belassen. Es gibt (etwa in den Kirchen) gar nicht so wenige Stimmen, die das offen fordern. Warum es praktisch kein einziger deutscher Politiker praktiziert, liegt wohl daran, dass man sich dieses netten Instruments auf der anderen Seite gar nicht entledigen möchte. Ein gewisser Tempranillo bestätigt dies mit jeder Zeile seiner von mir gern gelesenen Postings immer wieder. ;-) Ich nehme es wiederum zur Kenntnis und stelle mich entsprechend darauf ein.
> Ich sage nur Morgenthau, Kaufman, Nizer.
Ja, Deschner ist nicht allein. Jedes „Volk“ (was immer das eigentlich sein mag) hat ein Recht auf seine Faschisten (wobei ich mit „Nizer“ nichts anzufangen weiss).
> Wenn wir davor die Augen verschließen, werden wir die antideutschen Völkermordphantasien nicht aus der Welt schaffen.
So wie es aussieht, werden wir (beide) sie ohnehin nicht aus der Welt schaffen. Dazu fehlen uns die Bande, die Beziehungen, der Glaube und zuguterletzt die Erfahrung und die Verschlagenheit. Wir haben ganz andere Probleme. Und solange es bei bloßen Phantasien bleibt, soll es mir im Grunde auch recht sein.
„Glücklich ist, wer vergisst,
was doch nicht zu ändern ist.“
Gruß, silvereagle
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Tempranillo
07.06.2003, 18:50
@ silvereagle
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Re: Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe, und seltsame Ausnahmen |
-->Hallo Silberadler,
so ohne weiteres will ich nicht darauf verzichten, Dir vielleicht doch noch eine Feder herauszuziehen. Die steck´ ich mir dann in die Haare, in memoriam der ausgemordeten indianischen Urbevölkerung. > Mich interessieren keine derart hetzenden Schwarz-Weiss-Darstellungen; höchstens, um daraus zu lernen, woran es liegt, mit solchen platten Griffen in die Demagogie schriftstellerischen Erfolg zu haben...
Ein, was man gar nicht oft genug betonen kann, sehr sympathischer und nobler Standpunkt. Wäre halt schön, wenn ihn auch andere beherzigten. Für mich stellt sich das Problem, was man tun soll, wenn man jahrzehntelang mit Dreck beworfen wird? Anders als Du bin ich mittlerweile zur Ansicht gekommen, daß man den Schmutz endlich mal zurückwerfen sollte.
Neben der linken Wange auch noch die rechte hinzuhalten ist nichts für mich. Darin haben wir einen ganz fundamentalen und im Grunde nicht oder kaum diskutierbaren Dissens, was ja kein Unglück ist, wir drehen uns halt immer im Kreis, sobald wir an diesem Punkt angelangt sind.
>> Der eigentliche geistige Urheber des Zitats ist Bert Brecht, der sich mal vor dem McCarthy-Ausschuß für"Unamerikanische Umtriebe" rechtfertigen mußte.
>Das ändert doch nichts daran, oder?
Nein, aber Brecht als Propagandisten des Völkermordes hinzustellen, wird nicht so einfach sein.
>Weißt Du, Tempranillo, mit diesem Einwand habe ich zu dausend Prozent gerechnet... ;-)
Einmal hin, einmal her, rundherum, das war nicht schwer. Das ist der, wie Du richtig festgestellt hast, vorhersehbare Verlauf der Diskussion.
>Wenn Du willst, können wir auch das noch einmal ordentlich relativieren: Mir ist so gut wie kein Staat bekannt, dessen Existenz NICHT auf Massenmord und Unterdrückung gegründet wurde... (einzige zulässige Ausnahme wäre diesbezüglich die Schweiz, nach heutiger Geschichtsschreibung).
Das war auch nicht der Punkt. Es ging darum, daß es Länder gibt, bei denen dieser Sachverhalt bekann ist, und die dafür zahlen und geknechtet werden bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, und andere, bei denen das nicht der Fall ist.
>Auf die Urheber des Völkermordes an den Indianern kann und soll alles zurückfallen. Schuld ist mE nicht vererbbar. Dass Dein Ego lieber mit gleicher Münze zurückzahlt, obwohl die eigentlich Schuldigen längst auf dem Friedhof liegen, nehme ich zur Kenntnis. Es hilft, die Geschichte besser zu verstehen. Dennoch könnte ich persönlich darauf verzichten.
Ja, mit gleicher Münze zurückzahlen. Anders geht es doch nicht. Wer sich dauernd erniedrigen läßt, macht sich am Ende zum Deppen der ganzen Welt. Dagegen sollte man etwas unternehmen. Die Wahl der Mittel wäre sekundär.
>> Wäre die Welt ohne die USA nicht ein sehr viel schönerer, angenehmerer und sicherer Platz?
>Ach was. Dann sucht man sich für seine Umtriebe ein neues Werkzeug. Die Welt als Ganzes kann nie besser oder schlechter gewesen sein als heute. Und wird es auch nie werden. Alles, was man tun kann, ist, die eigene Situation zu verbessern.
Vielleicht hast Du Recht. Mir ist Dein Standpunkt zu fatalistisch, daraus ließe sich für jedes beliebige Terrorregime, jede auf Angriffs- und Präventivkriege versessene Nation, ein rechtfertigendes Mäntelchen schneidern.
Mich interessiert auch nicht die Welt als Ganzes, darüber kann ich mir sowieso kein Urteil erlauben - die Frage ist so wenig zu beantworten, wie die, ob die Geschichte zum Fortschritt geführt hat -, sondern einzig und allein meine eigene. Und da ist, im Hinblick auf die USA, die Antwort sonnenklar. Ich muß natürlich sagen, daß das Ausbleiben zweier Weltkriege für mich in jedem Fall erstrebenswert gewesen wäre. Wie Du die Sache siehst, weiß ich natürlich nicht, ich kann jetzt nicht sagen, wo Dein Relativismus seine Grenzen findet? [img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
>> Mich überrascht immer wieder, wie sensibel viele reagieren, wenn ausnahmsweise mal die USA mit einem ähnlichen Sprachgebrauch bedacht werden wie das im Falle D-Lands seit eh und je der Fall ist.
>Das liegt vielleicht daran, dass im allgemeinen mit dem S(tar) S(prangled) Banner keine relativ frische und unverhohlene Weltkriegs- und Völkermordabsichten assoziiert werden.
Aber muß ich diesem Irrtum durch Stillschweigen das ewige Leben verschaffen? Es müßte dem Letzten Schnarchsack klar werden, daß das SSB die blau-weiß-rote Variante der Hakenkreuzfahne ist.
>Ich stehe auf dem Standpunkt, dass der einzige Weg darin bestünde, Schuld bei den schuldigen Individuen zu belassen.
Du verstehst es, bemerkenswert elegant am Problem vorbeizuschreiben, haarscharf, aber eben doch vorbei. Die Frage war doch von Anfang an, warum Dein Standpunkt für uns Deutsche eben NICHT gilt, warum Generationen und Abergenerationen die Vergangenheit ihrer Vorfahren abbüßen, und warum es für andere Nationen, insbesondere für die USA, von"Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe" durch nichts zu rechtfertigende Ausnahmen gibt?
>Es gibt (etwa in den Kirchen) gar nicht so wenige Stimmen, die das offen fordern. Warum es praktisch kein einziger deutscher Politiker praktiziert, liegt wohl daran, dass man sich dieses netten Instruments auf der anderen Seite gar nicht entledigen möchte.
Mir ist jetzt nicht klar, warum Du die deutschen Politiker der"anderen Seite" zuordnest? Weshalb dieses Instrument, die Auschwitzkeule, unablässig zum Einsatz kommt, verstehe ich. Anders als Du meine ich aber, wenn man jahrzehtelang mit der Keule auf die Rübe gehauen wird, sollte man sich mal Gegenmaßnahmen überlegen.
>Ein gewisser Tempranillo bestätigt dies mit jeder Zeile seiner von mir gern gelesenen Postings immer wieder. ;-) Ich nehme es wiederum zur Kenntnis und stelle mich entsprechend darauf ein.
Besten Dank.
"Flieht auch manche Illusion,
Die dir einst dein Herz erfreut,
Gibt der Wein dir Tröstung schon,
Durch Vergessenheit!
Glücklich ist, wer vergißt..."
Nach ein paar Gläschen geht´s mir genau so. Nur politikfähig ist eine solche Einstellung natürlich nicht. Vielleicht in einer Operettenrepublik.
>> Ich sage nur Morgenthau, Kaufman, Nizer.
>Ja, Deschner ist nicht allein. Jedes „Volk“ (was immer das eigentlich sein mag) hat ein Recht auf seine Faschisten (wobei ich mit „Nizer“ nichts anzufangen weiss).
Nizer war einer der übelsten antideutschen Hetzer. Er plädierte für die Besetzung D-Lands, seine militärische und wirtschaftliche Lähmung und ein großangelegtes Programm der Umerziehung (!!!).
Auf die drei genannten Herren komme ich deshalb wiederholt zu sprechen, weil deren Texte inhaltlich an die übelste NS-Propaganda, nur mit anderen Vorzeichenm, erinnern, und weil bis heute noch keine amerikanische Stelle sich davon distanziert, geschweige sich entschuldigt hat, so daß man davon ausgehen muß, daß die entsprechenden Absichten nach wie vor - latent zumindest - vorhanden sind.
>„Glücklich ist, wer vergisst,
>was doch nicht zu ändern ist.“
Und womit bestreitet Dr. Guido Knopp dann seine Sendungen, womit ließe sich D-Land dann noch erpressen?
Tempranillo
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