Cisco (und wohl etliche anderer Nasdaq-Werte) die Kunst entdeckt, aus nichts Geld zu machen, was historisch als einmalige Leistung betrachtet werden muss, da selbst Rumpelstilzchen wenigstens Stroh braucht, um daraus Gold zu machen.
Das Rezept, wenn ich das richtig kapiert habe, funktioniert so, dass ich an meine Angestellten Optionen gebe, die diese dann versilbern. Dieser Betrag wird vor dem Fiskus mit dem Gewinn steuermindernd verrechnet. Die Optionen kosten mich also Geld (ist ja klar, es werden Unternehmensanteile verschleudert), die steuerlich als Verluste behandelt wurden, aber in der Bilanz nicht als Verlust ausgewiesen werden.
Warum so etwas nicht als Betrug gilt, verstehen wohl nur Juristen. Der feine Unterschied zwischen legal und legitim eben.
Und die Folgen? Der ausgewiesene Unternehmensgewinn bläht sich auf, die Optionen gewinnen an Wert, der steuerliche Verlust steigt, durch diese Abschreibung steigt der ausgewiesene Unternehmensgewinn weiter, die Optionen gewinnen weiter an Wert, der steuerliche...
Und eines Tages PENG...
Es fällt mir schwer zu glauben, dass außerhalb meines Märchenbuches solche Sachen tatsächlich existieren sollen und bitte deshalb die intelligenteren Boardteilnehmer mich über meinen Denkfehler aufzuklären.
Viele Grüße
R.
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>Cisco (und wohl etliche anderer Nasdaq-Werte) die Kunst entdeckt, aus nichts Geld zu machen, was historisch als einmalige Leistung betrachtet werden muss, da selbst Rumpelstilzchen wenigstens Stroh braucht, um daraus Gold zu machen.
>Das Rezept, wenn ich das richtig kapiert habe, funktioniert so, dass ich an meine Angestellten Optionen gebe, die diese dann versilbern. Dieser Betrag wird vor dem Fiskus mit dem Gewinn steuermindernd verrechnet. Die Optionen kosten mich also Geld (ist ja klar, es werden Unternehmensanteile verschleudert), die steuerlich als Verluste behandelt wurden, aber in der Bilanz nicht als Verlust ausgewiesen werden.
>Warum so etwas nicht als Betrug gilt, verstehen wohl nur Juristen. Der feine Unterschied zwischen legal und legitim eben.
>Und die Folgen? Der ausgewiesene Unternehmensgewinn bläht sich auf, die Optionen gewinnen an Wert, der steuerliche Verlust steigt, durch diese Abschreibung steigt der ausgewiesene Unternehmensgewinn weiter, die Optionen gewinnen weiter an Wert, der steuerliche...
>Und eines Tages PENG...
>Es fällt mir schwer zu glauben, dass außerhalb meines Märchenbuches solche Sachen tatsächlich existieren sollen und bitte deshalb die intelligenteren Boardteilnehmer mich über meinen Denkfehler aufzuklären.
>Viele Grüße
>R.
So ist es, mein Lieber. Wenn auch mit einigen Variationen, aber grundsätzlich läuft's genau so. Mein Kompliment für Deinen Scharfsinn!
Und falls Du noch nicht im creative accounting tätig bist - sofort bewerben! Deine Zukunft ist mit Gold gepflastert, jetzt ehrlich! Denn in Zukunft haben nur zwei Berufsgruppen eine große Chancen: Die creative accountants und die Konkursverwalter.
Aber zum Thema selbst:
Ich darf das Ganze Mal auf deutsche Verhältnisse übertragen: Unternehmen gibt Optionen aus, die noch liegen bleiben müssen (Zeitsperre; bei deinem Beispiel oben ändert sich nur marginal was, aber das ist wirklich wurscht).
Die Optionen sind Calls auf Aktien, die das Unternehmen hat. Damit dieser Vorgang bewertet werden kann, wird so getan als seien die Optionen schon sofort zum aktuellen Kurs zu Geld gemacht worden - durch Bezug der Aktien bei der Firma selbst (und dem angenommenen Weiterverkauf der Aktien an Dritte, Vierte, Fünfte).
Dieses - weitere Subsumption - führt beim Unternehmen zu einem Verlust, der unter Umgebung der G+V direkt in die Bilanz übernommen wird (so wie neu zu bildende Rückstellungen, weil ein Prozess gerade reingeschneit ist).
G+V-relevant ist das ganze nicht, weil keinerlei Kohle geflossen ist.
Was haben wir also nun?
1. Einen steuerlich relevanten Verlust, denn diese Position kann sofort in der Steuerbilanz eingesetzt werden, als gewinnmindernd.
2. Da die Handelsbilanz eine ganz andere Sache ist als die Steubi wie wir wissen und nur ex Habi Erträge, Gewinne, Ausschüttungen usw. abgeleitet werden, wird dort die verminderte Steuerzahlung natürlich höchst erfreulich ergebniswirksam.
Oder ganz simpel gerechnet:
Erlöse 100, Kosten 50 = Ertrag 50. Führt zu Steuern von 20, also Ausschüttung (Gewinn): 30.
Jetzt Ausgabe von Optionen (wie beschrieben bewertet): 20. Wird mit der an sich fälligen Steuerzahlung von 20 verrechnet. Steuern also: 0.
Ausschüttung (Gewinn) jetzt also 50.
Natürlich ist 50 mehr als 30. Und bei 50 ist der Jubel an der Börse größer als bei 30.
Der Jubel soll ja die Aktienkurse immer weiter in die Höhe treiben, denn je höher der Kurs, desto wundervoller kann ich dieses Spiel betreiben. Zum Schluss habe ich sogar noch einen Anspruch auf Steuergutschrift gegen Uncle Sam. Und wenn der die auch noch auszahlt, katapultiere ich den Aktienkurs vollends in die Blauschwärze des Weltalls! TRAUMHAFT! TOTALREKORD! JAHRTAUSEND-EVENT!
Das ist es in dürren Worten. Natürlich geht's mit den Tricks vom Cisco und Consorten jetzt erst los. Zum Beispiel, wenn ich eine fremde Firma kaufe und dafür eigene Aktien raus tue, usw., usw. Die eigenen Aktien haben mich ja nichts gekostet, usw., usw.
Ganz dumm nur, wenns in die andere Richtung läuft, aber das kannst du selbst unschwer ausrechnen (Aktie wird nicht bezogen, weil Kurs zu niedrig; ergo kein neues Kapital, ergo muss die bereits erfolgte Steuergutschrift rückgängig gemacht werden, sprich Staat greift sich jetzt den Ertrag voll, usw, usw.)
Dass einem langjährigen professionellen Bilanzbuchhalter, wie den gutem Abe Briloff, der schon mehr Bilanzen testiert hat als alle Cisco-Cracks zusammen an Jahren zählen, nun der Zeitpunkt gekommen war, das alles aufzudecken, Chapeau!
Er titelt seinen Beitrag auch prompt"Pooling and Fooling". Das ist schon harter Tobak.
Liebe Freunde im Board!
Was sich auch hier wieder Mal erwiesen hat, und das nicht von Gurus, Hetzern, Crash-Fetischisten und ähnlichem Gewölle, sondern von einem der gestandensten Männer des Bilanzwesens, die es weltweit überhaupt gibt - das ist u n g e h e u e r l i c h!!!
Und kein Staatsanwalt findet sich, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Drum wird's der Markt, die ultimative Instanz, erledigen. Ohne Revisionsmöglichkeit.
Schönen Abend noch!
d.
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