buckfish
23.10.2000, 23:28 |
Warum die Vollautomation wohl nicht funktioniert? Die Masse macht´s! Thread gesperrt |
Ein gutes Stück weiter unten driftete die Numismatik in die Automatik ab. Ich knüpfe mal an folgende Phantasie von SchlauFuchs an:
>Vollautomation der Welt?
>Wie automatisiere ich Dienstleistungen?
>
>Wenn du dieses Forum benutzt, benutzt du schon so eine automatisierte >Dienstleistung. Nur noch Bruchteile von menschlicher arbeitszeit sind
>erforderlich, um zigtausende von Diskussionsforen zu bedienen.
>
>In zehn jahren hast du einen Kühlschrank der automatisch die Eier bestellt. Die >Waschmaschine bestellt automatisch nen Handwerker, wenn sie leckt.
>Wo hab ich vor 'ner Weile gelesen, daß in der vollglobalisierten Welt nur noch >10% der arbeitsfähigen Menschen als Arbeitskräfte wirklich gebraucht würden?
>
>Ich sag mal, die Möglichkeiten sind warhaft gigantisch. Wenn bei Vollautomation >jeder 95% Freizeit hat, usw. usw.
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Das regt sich doch tatsächlich eine Stimme in mir, dass das Szenario nicht gehen kann. Der Intellekt klappert hinter her und versucht herauszufinden, wo denn einer der sicher mehreren Haken sei. Er probiert´s mal mit dem hier:
Wenn der Strom aus der Steckdose kommt und die Info aus dem PC/Internet - tja dann ist alles ganz leicht - im doppelten Sinne: kaum Mühe, kaum bewegte Massen.
Schaut ich mir aber den Strom an, wie er in die Steckdose kommt, dann geht´s schon los: Kupferleitungen, unterirdisch oder auf Masten verlegt, Keramikisolatoren,... die ganze Infrastruktur bis zum Kraftwerk. Das Kraftwerk selbst ist ein Produkt in einem riesigen Spinnennetz von Vorarbeiten, Forschungen, Zulieferern, Entsorgern etc. vom Materialumsatz ganz zu schweigen. Selbst ein Solarkraftwerk ist da kein Leichtgewicht.
Bei den fossilen und atomaren Brennstoffen werden - bis sie im Brennstoffbunker sind - gigantische Mengen an Erde bewegt.
Kurzum: Um den masselosen Strom in der Küche zu haben, der den Kühlschrank kühlt und ihn Eier bestellen lässt, werden jede Menge Kilogramm tatsächlicher Masse umgedreht und verheizt. Und dann ist da auch noch der Bau des Kühlschranks, der dann wie der PC nicht mehr alle 10 sondern alle 3 Jahre erneuert werden muss um die neuesten Umwelt- und Internetstandards zu erfüllen.
Ach ja - und wie kommen eigentlich die Eier vom Getreidefeld über den Hühnermagen und die Eierpappe bis in meinen Kühlschrank?
Ich habe die dumpfe Ahnung, dass je weniger wir uns bewegen desto mehr lassen wir bewegen! Und diese Dumpfheit wird zur glasklaren Gewissheit werden, sobald wir an den Massebegrenzungen unsere kleinen Erde anecken. Sei es nun das CO2, sei es das Palladium, sei es das Erdöl oder der Regenwald, das Kupfer, das Getreide, die Fischbestände...
Das alles ist noch ganz plump auf´s physikalische begrenzt. Den"eierlegenden Vollmilch-Kühlschrank" (kurz EK) gibt´s nur gegen"massive" Opfer.
Entweder kommen dann auf jeden EK, der automatisch Eier bestellt, kommen 100 Menschen, die sich das nie werden leisten können. Oder die 101 teilen sich den EK. Oder so ähnlich oder auch anders.
Irgendwie bin ich froh, dass es bis zur Vollautomaton nicht kommen wird...
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Georg
23.10.2000, 23:45
@ buckfish
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re: Automatisierung, welch ein Tunnel... |
blick!
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>Das regt sich doch tatsächlich eine Stimme in mir, dass das Szenario nicht gehen kann. Der Intellekt klappert hinter her und versucht herauszufinden, wo denn einer der sicher mehreren Haken sei. Er probiert´s mal mit dem hier:
>Wenn der Strom aus der Steckdose kommt und die Info aus dem PC/Internet - tja dann ist alles ganz leicht - im doppelten Sinne: kaum Mühe, kaum bewegte Massen.
>Schaut ich mir aber den Strom an, wie er in die Steckdose kommt, dann geht´s schon los: Kupferleitungen, unterirdisch oder auf Masten verlegt, Keramikisolatoren,... die ganze Infrastruktur bis zum Kraftwerk. Das Kraftwerk selbst ist ein Produkt in einem riesigen Spinnennetz von Vorarbeiten, Forschungen, Zulieferern, Entsorgern etc. vom Materialumsatz ganz zu schweigen. Selbst ein Solarkraftwerk ist da kein Leichtgewicht.
>Bei den fossilen und atomaren Brennstoffen werden - bis sie im Brennstoffbunker sind - gigantische Mengen an Erde bewegt.
>Kurzum: Um den masselosen Strom in der Küche zu haben, der den Kühlschrank kühlt und ihn Eier bestellen lässt, werden jede Menge Kilogramm tatsächlicher Masse umgedreht und verheizt. Und dann ist da auch noch der Bau des Kühlschranks, der dann wie der PC nicht mehr alle 10 sondern alle 3 Jahre erneuert werden muss um die neuesten Umwelt- und Internetstandards zu erfüllen.
>Ach ja - und wie kommen eigentlich die Eier vom Getreidefeld über den Hühnermagen und die Eierpappe bis in meinen Kühlschrank?
>Ich habe die dumpfe Ahnung, dass je weniger wir uns bewegen desto mehr lassen wir bewegen! Und diese Dumpfheit wird zur glasklaren Gewissheit werden, sobald wir an den Massebegrenzungen unsere kleinen Erde anecken. Sei es nun das CO2, sei es das Palladium, sei es das Erdöl oder der Regenwald, das Kupfer, das Getreide, die Fischbestände...
>Das alles ist noch ganz plump auf´s physikalische begrenzt. Den"eierlegenden Vollmilch-Kühlschrank" (kurz EK) gibt´s nur gegen"massive" Opfer.
>Entweder kommen dann auf jeden EK, der automatisch Eier bestellt, kommen 100 Menschen, die sich das nie werden leisten können. Oder die 101 teilen sich den EK. Oder so ähnlich oder auch anders.
>Irgendwie bin ich froh, dass es bis zur Vollautomaton nicht kommen wird...
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Es wird genauso leicht, wie es leichter geworden ist keine Pferde mehr zu halten und anzuspannen um von A nach B zu kommen.
So einfach ist das... und heutzutage fährt jeder Auto! Nicht nur eine Minderheit. Weil der Markt sich durch Massenproduktion entwickelt hat.
Das wichtigste wird sein und ist es heutzutage also JETZT, die natürlichen Ressourcen, unseren Ursprung zu erhalten (Wieviel Erholungwert hatte ein Leben in den Braunkohlegebieten der ehem. DDR. Was nützt es, irgend ein exotisches Walfleisch zu essen, auf dessen Geschmack die Japaner gerade wieder mal gekommen sind (es gibt soo viele andere kulinarische Genüsse), und in Zukunft vitalisierende Forschungserkentnisse über das Leben dieser Geschöpfe zu VERPASSEN
(Also bediene man sich nur der Ressourcen, die vom Menschen für den Menschen gemacht sind. Im Gegensatz dazu entwickeln die Japaner gerade ein effizientes Solarkraftwert, welches den Output von 3 Atommeilern erreicht - das ist ein Ziel, geradezu minimalistisch, gegen einen sprechenden Kühlschrank zu wettern).
Thanks for listening.
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SchlauFuchs
24.10.2000, 09:19
@ buckfish
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Re: Warum die Vollautomation wohl nicht funktioniert? Die Masse macht´s! |
>Ein gutes Stück weiter unten driftete die Numismatik in die Automatik ab. Ich knüpfe mal an folgende Phantasie von SchlauFuchs an:
>>Vollautomation der Welt?
>>Wie automatisiere ich Dienstleistungen?
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>>Wenn du dieses Forum benutzt, benutzt du schon so eine automatisierte >Dienstleistung. Nur noch Bruchteile von menschlicher arbeitszeit sind
>>erforderlich, um zigtausende von Diskussionsforen zu bedienen.
>>
>>In zehn jahren hast du einen Kühlschrank der automatisch die Eier bestellt. Die >Waschmaschine bestellt automatisch nen Handwerker, wenn sie leckt.
>>Wo hab ich vor 'ner Weile gelesen, daß in der vollglobalisierten Welt nur noch >10% der arbeitsfähigen Menschen als Arbeitskräfte wirklich gebraucht würden?
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>>Ich sag mal, die Möglichkeiten sind warhaft gigantisch. Wenn bei Vollautomation >jeder 95% Freizeit hat, usw. usw.
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>Das regt sich doch tatsächlich eine Stimme in mir, dass das Szenario nicht gehen kann. Der Intellekt klappert hinter her und versucht herauszufinden, wo denn einer der sicher mehreren Haken sei. Er probiert´s mal mit dem hier:
>Wenn der Strom aus der Steckdose kommt und die Info aus dem PC/Internet - tja dann ist alles ganz leicht - im doppelten Sinne: kaum Mühe, kaum bewegte Massen.
>Schaut ich mir aber den Strom an, wie er in die Steckdose kommt, dann geht´s schon los: Kupferleitungen, unterirdisch oder auf Masten verlegt, Keramikisolatoren,... die ganze Infrastruktur bis zum Kraftwerk. Das Kraftwerk selbst ist ein Produkt in einem riesigen Spinnennetz von Vorarbeiten, Forschungen, Zulieferern, Entsorgern etc. vom Materialumsatz ganz zu schweigen. Selbst ein Solarkraftwerk ist da kein Leichtgewicht.
>Bei den fossilen und atomaren Brennstoffen werden - bis sie im Brennstoffbunker sind - gigantische Mengen an Erde bewegt.
>Kurzum: Um den masselosen Strom in der Küche zu haben, der den Kühlschrank kühlt und ihn Eier bestellen lässt, werden jede Menge Kilogramm tatsächlicher Masse umgedreht und verheizt. Und dann ist da auch noch der Bau des Kühlschranks, der dann wie der PC nicht mehr alle 10 sondern alle 3 Jahre erneuert werden muss um die neuesten Umwelt- und Internetstandards zu erfüllen.
>Ach ja - und wie kommen eigentlich die Eier vom Getreidefeld über den Hühnermagen und die Eierpappe bis in meinen Kühlschrank?
>Ich habe die dumpfe Ahnung, dass je weniger wir uns bewegen desto mehr lassen wir bewegen! Und diese Dumpfheit wird zur glasklaren Gewissheit werden, sobald wir an den Massebegrenzungen unsere kleinen Erde anecken. Sei es nun das CO2, sei es das Palladium, sei es das Erdöl oder der Regenwald, das Kupfer, das Getreide, die Fischbestände...
>Das alles ist noch ganz plump auf´s physikalische begrenzt. Den"eierlegenden Vollmilch-Kühlschrank" (kurz EK) gibt´s nur gegen"massive" Opfer.
>Entweder kommen dann auf jeden EK, der automatisch Eier bestellt, kommen 100 Menschen, die sich das nie werden leisten können. Oder die 101 teilen sich den EK. Oder so ähnlich oder auch anders.
>Irgendwie bin ich froh, dass es bis zur Vollautomaton nicht kommen wird...
Du berücksichtigst aber nicht, daß, nachdem wir mal die Entwicklungskosten (Ingenieurstunden) und die Anschaffung/Umrüstung der Maschinen bezahlt haben, die laufenden Produktionskosten für den Kühlschrank gerade mal die Materialkosten für den EK und die Wartungskosten für die Maschinerie ausmachen, sowie die Transportkosten zum Kunden, die unter Vollautomation praktisch nur noch die Wartungskosten des LKWs und die Energiekosten von A nach B ausmachen. Rüsten wir den LKW mit Solarzellen aus, wirds noch günstiger.
Der Haken in der Vollautomation ist nicht, wer kann es sich leisten und wer nicht, sondern, wer trägt noch zur Gesellschaft bei und wer nicht, und in welchem Leistungsrahmen mißt man es?
Angenommen, es gelänge uns tatsächlich, Roboter zu bauen, die automatisch ein Getreidefeld beackern und abernten, Hühner in Legebatterien zu versorgen, Schweine in Massentierhaltung zu pflegen (sag mal, dort herrscht doch auch schon eine hohe Automation, blos ohne KI!) Und die Kosten für Lebensmittel fallen gegen Null. Angenommen, der soziale Hausbau und die Produktion der Baustoffe würde weiter automatisiert (Roboter ziehen lotrechte Wände und Decken hoch... Ich denke so weit sind wir da nicht mehr von entfernt).
Angenommen also, unsere gesamte 'Urschuld' uns gegenüber würde kostenlos gedeckt, oder die Kosten sind so gering, daß eine Person vielleicht noch 5 Wochenstunden arbeiten muß, um es zu finanzieren, (bzw. auf eine Arbeitswoche kommen 7 Wochen Freizeit), dann werden die Leute die Wahl haben, sich in den 7 Wochen kreativ oder sportlich zu betätigen, oder wohltätig zu sein oder oder oder - wenn sie lieber zu den asozialen Kreisen gehören wollen, können sich mit Alkohol zukippen und 7 Wochen lang Delirius tremens haben. Da sehe ich eher das Problem, unsere Bevölkerung, die auf egoistische Leistungsgesellschaft getrimmt ist, wieder zu einem Volk der Dichter und Denker umzuerziehen. Das ist, wie einem Hamster das Laufrad wegzunehmen, der dreht durch.
ciao!
Kai
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