--><font size="5">Zahl der Pleiten ist so hoch wie nie </font>
Immer mehr Privatleute mĂĽssen Gang zum Insolvenzrichter antreten
Zunahme bei Firmen flacht ab
Wiesbaden - Die Wirtschaftskrise hat die Gesamtzahl der Pleiten von Unternehmen und Privatleuten in Deutschland auf einen neuen Höchststand getrieben. Während im ersten Quartal die Zahl der privaten Insolvenzen weiter rasant angestiegen ist, hat sich jedoch die Steigerung der Firmenpleiten etwas verlangsamt."Bei den Unternehmensinsolvenzen ist eine Bodenbildung zu erkennen. Die Lage beruhigt sich etwas", erklärte ein Sprecher des Statistischen Bundesamtes bei der Vorlage der Zahlen in Wiesbaden.
Insgesamt verzeichnete das Bundesamt im ersten Vierteljahr 24 378 Insolvenzen. Das bedeutet eine Zunahme von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei den Unternehmenspleiten betrug die Steigerung gut neun Prozent und bei den Insolvenzen der übrigen Schuldner - vor allem Verbraucher und ehemalige Selbstständige - sogar gut 42 Prozent.
Die Pleitespirale dreht sich bei den Privathaushalten offenbar immer schneller. Währenddessen zeichnet sich bei den Unternehmen eine Beruhigung ab: Im März gab es den Angaben der Wiesbadener Statistiker zufolge 8412 Insolvenzen, darunter 3396 von Unternehmen und 2639 von Verbrauchern. Dies war gegenüber März 2002 bei der Gesamtzahl ein Plus von 19 Prozent. Bei den Unternehmensinsolvenzen bedeuten die Zahlen eine Steigerung von gut sechs Prozent und bei den reinen Verbraucherinsolvenzen eine Steigerung von 62 Prozent.
Mit 9747 Firmenpleiten verzeichneten die Wiesbadener Statistiker im ersten Quartal 2003 den zweithöchsten derartigen Wert. Die anderen 14 631 Insolvenzen entfielen auf die so genannten übrigen Schuldner. Diese Zahl schlüsselt sich laut Bundesamt folgendermaßen auf: In 7603 Fällen waren Verbraucher betroffen, das waren knapp 70 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. In 5471 Fällen ging es um ehemals selbstständig Tätige - ein Plus von über 84 Prozent. Die hohen Steigerungsraten bei den privaten Pleiten erklärte Bundesamt-Sprecher Jürgen Angele mit"dem hohen Rückstau" verschuldeter Verbraucher und der Folge der Rechtsänderung von Ende 2001, die auch natürlichen Personen das Anmelden von Insolvenzen ermöglicht habe.
Bei 960 Insolvenzen im ersten Vierteljahr waren den Angaben zufolge natürliche Personen als Gesellschafter und Ähnliche betroffen (minus 57 Prozent) und 597 Nachlässe (plus zwei Prozent). Die Gesamthöhe der offenen Forderungen wurde von den Gerichten mit mindestens 11,7 Mrd. Euro beziffert - gegenüber 9,9 Mrd. Euro im ersten Quartal 2002 (plus 18,2 Prozent).
Angesichts der alarmierenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes forderte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carl-Ludwig Thiele, ein Vorziehen der Steuerreform von 2005 auf 2004. Dies könne der schwachen Konjunktur frische Impulse geben. Im ersten Quartal hätten mehr als 15 000 Arbeitgeber Insolvenz angemeldet, erklärte Thiele und fügte hinzu:"Geht man davon aus, dass bei einer Insolvenz eines Unternehmens oder eines Selbstständigen im Schnitt mehr als zehn Arbeitsplätze verloren gehen, sind allein hierdurch mehr als 150 000 Bürger arbeitslos geworden." AP
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