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Nach tagelangem Schweigen hat sich der in Verdacht des Drogenmißbrauchs geratende stellv.
Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland Michel Friedman wieder zu Wort gemeldet.
Freilich auf eine Art und Weise, die der eine oder andere Zeitgenosse nicht ganz zu Unrecht als
„typisch jüdisch“ bezeichnen würde. So äußert sich Friedman keineswegs zu den Schuldwürfen,
sondern beschwert sich beider Berliner Staatsanwaltschaft über die angebliche
Unverhältnismäßigkeit des bisherigen juristischen Vorgehens gegen seine Person. Ob diese
Erklärung jedoch seiner öffentlichen Reputation förderlich ist, sei dahingestellt. Immerhin hätte man
ja erwarten können, daß er die Vorwürfe gegen ihn von A bis Z erlogen erklären würde. Dies
geschah allerdings ebenso wenig, wie eine Zurückweisung der Behauptungen, daß er in Verbindung
mit ukrainischen Menschenhändlerkreisen gestanden hat.
Auf öffentlicher Seite stellte sich nun auch - sichtlich mit Verspätung - CDU-Generalsekretär
Laurenz Meyer vor Friedman. Dieser erklärte heute gegenüber BILD, daß es für seine Partei keinen
Anlaß gebe, an Friedmans Unschuld zu zweifeln. Meyer: „Auch für Personen des öffentlichen
Lebens gelten Rechtsstaatlichkeit und das Prinzip: keine Vorverurteilung.“ Daß Friedman sich
bislang noch nicht einmal selber für unschuldig erklärt hat, scheint Meyer und den Rest der
CDU-Führung, der gleichfalls auf Pro-Friedman-Linie liegt, freilich nicht zu stören. Ob man
ebensolche Rücksichtsnahmen zelebrieren würde, wenn statt Friedman der Schwarze Peter des
Drogenverdachts auf Kanzler Schröder gefallen wäre?
Allerdings scheint man nicht überall in der CDU den Leitlinien der obersten Führung im Fall
Friedman folgen zu wollen, so verlangte bereits am vergangenen Montag der Landesvorsitzende der
JUNGEN UNION (JU) Hessens, Peter Tauber, daß Friedman seine CDU-Mitgliedschaft so
lange ruhen lassen möge, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt seien. Tauber weiter: „Sollten sich die
Vorwürfe des Drogenbesitzes bestätigen, hat Michel Friedman in unserer Partei nichts mehr zu
suchen.“ Tauber meinte, daß das Schweigen Friedmans auch der CDU schade. Auch der stellv.
Fraktionschef der CDU im Bundestag, Friedrich Merz zeigt sich Friedman gegenüber skeptisch.
So verwahrte er sich gegenüber dem Fernsehsender N24, daß man Friedman immer wieder als
CDU-Politiker bezeichne. Merz: „Ich lese da immer wieder, Friedman sei CDU-Politiker. Das ist
natürlich falsch, er war mal zwei Jahre Mitglied des Bundesvorstandes der CDU und ist danach
nicht wiedergewählt worden“. Seitdem soll Friedman lediglich einfaches CDU-Mitglied gewesen
sein. Dies ist sicherlich durchaus möglich, allerdings sagt ein einfaches Parteimitgliedsbuch noch
lange nichts darüber aus, wie die tatsächliche Macht des Mitglieds in der Partei tatsächlich
beschaffen ist. Denn bekanntlich ist Macht nicht zwangsläufig an politische Staatsämter gebunden.
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