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Freddie Mac droht ein Bilanzskandal
Bessere Aufsicht gefordert
kk. New York, 19. Juni
Der sich bei dem halbstaatlichen Hypotheken-Refinanzierer Freddie Mac abzeichnende Bilanzskandal scheint umfangreicher zu sein als bisher gedacht. Dies behauptet jedenfalls das «Wall Street Journal». Nach einem Bericht des Blatts könnte das Unternehmen gezwungen sein, seine bereits veröffentlichten Ergebnisse um bis zu 3 Mrd. $ zu korrigieren. Eine Quelle nennt die Zeitung für ihre Angaben freilich nicht. Freddie Mac hat bisher nur mitgeteilt, die Korrekturen seien «substanziell». Angeblich sollen durch die Berichtigungen die Gewinne der vergangenen drei Jahre höher ausfallen als bisher angenommen, während die zukünftigen Ergebnisse tendenziell belastet werden. Dies scheint mit dem Verdacht zu korrespondieren, Freddie Mac könnte die sogenannte Keksdosen-Methode angewendet haben. Darunter versteht man die Anlage versteckter bilanzieller Reserven, mit denen Ertragsrückgänge maskiert werden können. Ist ein derartiges Vorgehen bereits bei anderen Unternehmen äusserst bedenklich, so gibt es bei Freddie Mac aufgrund der zentralen Position am Markt für private Immobilienfinanzierungen zusätzliche Gefahren. So könnten «Cookie-Jar»-Reserven aufziehende Probleme verschleiern, die zu systemischen Risiken führen. Damit würde eine rasche Reaktion der Aufsichtsbehörden zur Vermeidung grösserer Schäden erschwert.
Unterdessen mehren sich in Washington die Stimmen, die eine genaue Untersuchung der Vorfälle und eine Verschärfung der Aufsicht über Freddie Mac fordern. So hat der Vorsitzende des Bankenausschuss des Senats, Richard Shelby, angekündigt, es werde eine Serie von Hearings geben. Die Diskussion einer möglichen Änderungen der Gesetze, die Freddie Mac und sein grösseres Pendant Fannie Mae betreffen, werde ein wichtiger Teil der Anhörungen sein. Richard Baker, republikanischer Abgeordneter, kündigte an, einen Gesetzentwurf einzubringen, mit dem eine neue Aufsichtsbehörde für die Hypotheken-Refinanzierer geschaffen werden soll. Auch Baker, gegenwärtig der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses, kündigte eine Reihe von Hearings an. Freddie Mac hatte am 6. Juni sein gesamtes Spitzenmanagement ausgetauscht, nachdem die zuständige Aufsichtsbehörde Office of Federal Housing Enterprise Oversight (OFHEO) schwere Vorwürfe erhoben hatte.
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